Elfmeter für Leverkusen?

Um dem Ganzen etwas mehr Sachlichkeit zu verleihen, laß ich jetzt mal jegliche Polemik weg.

Ausgangssituation: Der Ball läuft aus der Hälfte der Leverkusener über den Mittelkreis über Brandt nach rechts zu Jedvaj, der ihn auf den  linken Flügel zu Drmic spielt. Gleichzeitig läuft Kießling vom Mittelkreis zum Strafraum und wird, nach dem Inui das bemerkt, von diesem auf der inneren Seite begleitet. Drmic spielt den Ball kurz vor Erreichen der Strafraumhöhe etwas nach vorne quer in den Strafraum. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich Inui und Kießling fast auf gleicher Höhe, Kießling rechts von Inui näher zum Ball. Der Ball kommt etwas in den Rücken von Kießling. Dies zwingt ihn, seinen Lauf abzustoppen und mit einer Drehung nach innen gegen die Laufrichtung zu versuchen, den Ball anzunehmen. Inui nimmt diese Bewegung Kießlings wahr, stoppt seinen Lauf fast gleichzeitig ab, und greift im Abstoppen nach Kießlings Trikot, bekommt dieses zu fassen und zieht daran. Die Dreh- und Stoppbewegung Kießlings geht in eine Fallbewegung über und Kießling landet mit dem Kopf Richtung Tor auf seinem Rücken. Als Kießling den Boden berührt, ist die Spannung des Trikots deutlich zu sehen, Inui läßt los und reißt beide Hände nach oben, um anzudeuten, daß er mit dem Fall nichts zu tun hat. SR und SRA haben die ganze Zeit vollen Einblick auf die Spielszene.

In dem bislang Geschriebenen sehe ich zwei Varianten einer Erklärung, wie es zu Kießlings Fall kommt. Ich habe noch eine dritte hinzugefügt und wundere mich, wieso die nicht durch 1wurf oder syntex00 ins Auge gefaßt wurden.

Variante 1 (rolli und toni21):
Kießlings Aktion ist vom Bewegungsablauf extrem anspruchsvoll, weil es eine hohe Labilität des Systems verursacht. Kießling dreht in der Stoppbewegung den Körper gegen die Laufrichtung. Um die Kraft, die nötig ist, aus seiner Vorwärtsbewegung eine Stopp- und Drebewegung zu machen, zu übertragen, muß er sein linkes Bein nach rechts setzen, um den Körper zu drehen, um anschließend mit rechts den Ball zu stoppen zu können. Dabei trifft er auf Inuis Fuß und wird dadurch in dieser Bewegung gestört, der Fuß rutscht auf dem Rasen leicht weg, er verliert die Kontrolle über die eingeleiteten Bewegungen und stürzt. Er hat während dieser Bewegung spätestens ab dem Moment, wo er mit dem Fuß wegrutscht, keine Möglichkeit mehr, die Kontrolle über den Körper zu behalten, das Ziehen Inuis setzt erst ein, als Kießling schon im Fallen ist. Eigentlicher Auslöser ist, daß der Ball in seinen Rücken gespielt wird und er so zu diesem Bewegungsablauf gezwungen wird.

Variante 2 (1wurf und syntex00):
Ein Zusammentreffen des linken Fußes von Kießling mit dem rechten Fuß Inuis findet nicht statt, oder wenn, dann nicht störend. Inui greift in die Drehbewegung mit dem Ziehen des Trikots ein und nutzt das Bewegungsmoment, Kießling mit dem Ziehen zu Fall zu bringen. Das Ziehen ist die Ursache für das Fallen. Kießling hatte bis zum Ziehen Inuis die volle Kontrolle über seinen Körper.

Variante 3:
Ein Zusammentreffen der Füße findet statt und destabilisiert Kießlings Gleichgewicht erheblich, aber Kießling hat noch die Möglichkeit, die Kontrolle über die Bewegung zu behalten. Der labile Gleichgewichtszustand während der anspruchsvollen Bewegung bedarf nur eines minimalen Ziehens, um unkontrollierbar zu werden und das Ziehen nimmt Kießling die letzte Chance, seine Bewegung wieder unter Kontrolle zu bringen.

Ich sehe Variante 1 als Ursache und erkenne in der GIF und in den Bewegtbildern nicht, daß Kießling nach dem Wegrutschen noch eine Chance hat, den Fall zu verhindern. Plausibel wird das für mich auch dadurch, daß direkt nach der Szene Kießling zwar merkt, daß da was gewesen ist und deshalb auch fragend nach dem Schiedsrichter blickt, vielleicht auch wegen der Zuschauerreaktion (Spieler der Heimmannschaft kommt im Strafraum zu Fall, allgemeines Aufschreien), aber keine wirklichen Proteste macht und auch dem Schiedsrichter gegenüber nicht zum Ausdruck bringt, daß er gehalten worden sei. Die Proteste, die von anderen Spielern kommen, hören auch gleich wieder auf und Bellarabi, der zum Schiri läuft, ist mit dessen Erklärung auch sofort zufrieden.

Zur Beurteilung reichen die eingestellten Bewegt-Gifs und Einzelbilder alleine nicht, sondern man muß auch die Entstehung der Szene vorher mitberücksichtigen. Unter dem Aspekt kann man höchstens noch Variante 3 als Erklärung ins Auge fassen.

Variante 2 kann man nur sehen, wenn man sich alleine auf die Bewegt-Gifs und die Einzelbilder konzentriert und die Bewegung des Körperschwerpunktes Kießlings nicht berücksichtigt.



Mehr werde ich zu der Szene nicht mehr schreiben, es kann sich jeder sein eigenes Bild machen.