Umgang mit Kopfverletzungen

Ich wollte mal ganz allgemein dazu eine Diskussion anstoßen. Hat mich ja gewundert, dass nach der Aussage Rizzolis gestern zu Kramer noch niemand dazu ein Thema aufgemacht hat.

Also anscheinend war Kramer ja nach seinem Zusammenprall so sehr verwirrt, dass er nicht wusste, in welchem Spiel er sich gerade befindet. und den Schiedsrichter fragte, ob das das Finale sei.

Ich für meinen Teil finde es unverantwortlich von der medizinischen Abteilung, ihn überhaupt wieder aufs Feld zu lassen. er ist da auch nicht der erste Fall. Allein bei der WM gabs da noch mehrere ähnliche Fälle. Gehirnerschütterungen sind ernsthafte Verletzungen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten.

http://en.wikipedia.org/wiki/Second-impact_syndrome

Im Sinne der Vermeidung von Langzeitfolgen, müsste sogar über Kopfbälle diskutiert werden, aber das wird wohl schwer zu vermitteln sein. Wie sollte das auch aussehen? Kopfballverbot und indirekter Freistoß bei Zuwiderhandlung? Helmpflicht? Leichter sollte ein Einsehen sein, dass bei solchen Fällen wie Kramer der Spieler besser geschützt werden muss. Der Spieler der gerade eine Gehirnerschütterung erlitten hat, darf da nicht derjenige sein, der entscheiden darf, ob er weiterspielen kann. Da halte ich den Vorschlag eines "Ringarztes" für sinnvoll.

http://www.stern.de/sport/fussball/wm-2014/news/nach-kramer-zusammenprall-umgang-der-fifa-mit-kopfverletzungen-ist-inakzeptabel-2124681.html

Meinungen?

Das Thema hat mich auch schon beschäftigt.

In den amerikanischen Medien wurde das bei dieser WM weitaus kritischer diskutiert, da die dort vom Amercan Football viel höher sensibilisiert sind (da ist z.B. eine Klage ehem. Spieler und der Spielergewerkschaft gegen die NFL zu Kopftraumata anhängig).

Dort gibt es seit mehreren Jahren bei jedem Spiel einen von der Liga gestellten Arzt, der bei einer möglichen Concussion (= Gehirnerschütterung) den betreffenden Spieler Schnelltests unterzieht. sollte einer von diesen negativ ausfallen, darf(!) der Spieler nicht mehr weiterspielen, auch wenn es ihm 5 Min. später wieder blendend gehen sollte. Dort ist also in solchen Fällen ein ziemlich strenges Protokoll aktiv.

Zur konkreten Szene:
Wie schon erwähnt gab es davon bei dieser WM mehrere Szenen, so auch (glaube ich) Mascherano mit einem Kopftreffer in einem vorigen Spiel, bei dem ich auch dachte, dass er nicht weitermachen könne. Auch Higuain im Finale wurde hart getroffen. Soweit man das aus der Ferne beurteilen konnte sahen diese beiden optisch wieder recht fit aus, als sie wieder ins Spiel kamen.

Bei Kramer allerdings meinte ich schon am TV erkennen zu können, dass er nicht Herr aller seiner Sinne war. Er sah doch deutlich mitgenommen und recht verwirrt aus, was sich ja im Nachhinein auch bestätigt hat. Ihn dann in einem solchen Zustand noch fast 15Min(?) spielen zu lassen ist aber unverantwortlich und hätte bei einem weiteren Zusammenprall böse Folgen haben können. Selbst Kopfbälle sind in einem solchen Zustand hochriskant.

Mit American Football kann man das aber nur bedingt vergleichen. Da ist der Gewichtsunterschied zwischen Spielern wesentlich größer, was den Aufprall umso fataler macht. Da hilft ein Helm auch nicht mehr viel.

Klassicherweise stehen ja auf den Innenverteidigerpositionen die massigsten Typen (z.B. Boateng & Hummels je 90 kg), im American Football gibt es aber ein paar Defense/Offense Line Kerle (Guards, Centers) die wiegen mal locker 150 kg. Deren einzige Aufgabe besteht aber halt auch darin, die Gegner schlichtweg zu blocken. Im Gegensatz dazu sind die Wide Receiver oft Leichtgewichte, dafür können die auch rennen wir Ursain Bolt. American Football ist generell ein viel spezialisierterer Sport.

Ich stimme aber generell zu, dass man Spieler mit derartigen Kopfverletzungen, auch gegen ihren Willen, nicht mehr weiterspielen lassen sollte.

Gesundheit wird im Fußball doch allgemein eher klein geschrieben. Letzte WM gab es doch auch eine FIFA Studie die besagte das  über 1/3 der Spieler bei der untersuchten Junioren WM permanent Schmerzmittel zu sich nahmen, Experten warnten damals vor Nierenschäden als Folge des Medikamentenmissbrauches. Viele Spieler nahmen die Mittel anscheinend sogar präventiv. Eine Praxis die man auch aus dem Ausdauersport kennt. Grundsätzlich muss man sich fragen welcher Arzt sowas unterstützen kann.