ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV

 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #1


22.04.2017 18:26


hrub
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1. FC Nürnberg-Fan1. FC Nürnberg-Fan

hrub
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Ein finanzaffiner und technisch versierter Russe soll die drei Sprengsätze am BVB Bus gezündet haben, um mit einer Put-Spekulation aus 78.000 Euro ein Vermögen zu machen. Die Comdirect hatte bereits den Kauf der entsprechenden Put-Optionen an die Behörden gemeldet. Ich habe versucht, die in der Presse genannten Fakten zu prüfen, doch ergeben sich nach meiner Prüfung mehr Fragen als Antworten. Was viele nicht wissen: Mit Put-Optionen ist die Gewinnchance, anders als bei Call-Optionen, begrenzt. Sollte die zugrunde liegende Aktie auf Null fallen, fällt der maximale Gewinn an. Mehr gibt's dann nicht mehr. Bei Call-Optionen kann der Kurs der Aktie zumindest theoretisch ins Unendliche steigen, der Call somit um ein Vielfaches davon.

Zwei Put-Optionsscheine fallen dabei ins Auge: WKN DG7MN4 und DG7MN5, beide herausgegeben von der DZ Bank mit einem Basispreis von 3,60 bzw. 4,00 Euro und einer Laufzeit bis Mitte Juni. Der Basispreis ist also weit weg vom aktuellen Kurs bei 5,57 Euro und die Restlaufzeit ist extrem kurz. Dadurch ist der Hebel sehr groß, ein Kurseinbruch hätte diesen Schein umgehend vervielfacht.

Der Preis beider so fern von der Realität liegenden Optionsscheine ist am Tag des Anschlags bereits deutlich vor dem Anschlagszeitpunkt (19:16 Uhr) stark angesprungen, ohne dass eine entsprechende Bewegung in der Aktie selbst zu sehen war. Um 11:30 Uhr war der Put DG7MN4 von 0,01 auf 0,12 Euro gesprungen. Der Put DG7MN5 sprang um 16:30 Uhr von 0,18 auf 0,59 Euro.

Zum Glück ist der Anschlag fehlgeschlagen. In der Presse kursieren nun die wildesten Zahlen und ich kann es nicht lassen, einmal selber ein wenig nachzurechnen.

Wenn der Attentäter die 78.000 Euro in den Put mit Basispreis 4,00 Euro gesteckt hätte, zum Preis von 0,59 Euro das Stück, hätte er 132.203 Put-Scheine dafür bekommen. Wäre der BVB in Folge des Anschlags Pleite gegangen, hätte er daraus 527.491 Euro gemacht. Seinen Einsatz hätte er versechsfacht.

Wenn der Attentäter die 78.000 Euro in den Put mit Basispreis 3,60 Euro gesteckt hätte, zum Preis von 0,12 Euro das Stück, hätte er 650.000 Puts bekommen. Diese hätten im Falle einer Pleite des BVB einen Wert von 3,59 Euro das Stück gehabt, der Attentäter hätte dadurch also 2,33 Mio. Euro verdienen können.

Je nachdem, wieviele Puts von der einen oder anderen Sorte er tatsächlich abnahm, wäre meiner Kalkulation zufolge sein maximaler Gewinn irgendwo zwischen 500.000 Euro und 2.333.000 Euro.

Nun haben wir in den Pressemeldungen einige Zahlen, die immer wieder zitiert werden: Er habe 15.000 Put-Optionen gekauft und hätte damit 3,9 Mio. Euro verdienen können (http://www.focus.de/politik/deutschland/bvb-anschlag-im-news-ticker-polizei-nimmt-tatverdaechtigen-fest-er-wollte-die-bvb-aktie-manipulieren_id_6999732.html). Prüfen wir das mal nach:

Meiner Kalkulation zufolge könnte er 15.000 Put-Optionen mit Laufzeit bis Juni und einem Hebel von 1:10 zu einem Preis von 5,20 Euro das Stück kaufen, Basispreis 5,46 Euro. Er hätte dann die 78.000 Euro eingesetzt. Geht die Aktie nun auf Null, dann erhält er 5,46 Euro je Put-Option, multipliziert mit dem Hebel von 10, also 5,46 * 15.000 * 10 = 819.000 Euro.

Ich komme einfach nicht auf die 3,9 Mio. Euro, die kursieren. Ich will hoffen, das der Unsinn, der hier verbreitet wird, von der Presse erzeugt wurde und nicht von der Kriminalpolizei. Noch mehr hoffe ich, dass zumindest den Spielern eine plausiblere Erklärung präsentiert wird, denn nur mit einer befriedigenden Erklärung besteht die Möglichkeit, dass sie den Schock überwinden. Vorerst, und das haben die beiden Championsleague-Spiele leider gezeigt, werden die offenen Fragen in den Köpfen der Spieler eine Belastung sowohl für deren Privatleben als auch deren Leistungsfähigkeit darstellen. Die Spieler haben auch weiterhin die Unterstützung und Solidarität aller Bundesliga-Fans, gleich welcher Mannschaft, verdient. Ich wünsche ihnen alles Gute.

 



Nicht immer ist der Schiedsrichter schuld, wenn der Glubb verliert. Manchmal liegt die Schuld auch beim Linienrichter.


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22.04.2017 18:38


creative
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In der Presse stand doch auch irgendwas, das ihm der Anschlag gar nichts gebracht hätte, da er nicht gewonnen hätte. 
Habe das leider nicht weiter verfolgt. Kannst du dazu auch was sagen?

Aber eigentlich ist es mir schon zu wider, wie man aus reiner Geldgier auf so eine hirnverblödete Idee kommen kann.



Kämpfen und Siegen! #Wehrle Raus! #Adrion Raus! #Raus mit Claus!!!!!!!!!!! #FCFairPlay Raus!


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 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #3


23.04.2017 20:42


hrub
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@creative

Zitat von creative
In der Presse stand doch auch irgendwas, das ihm der Anschlag gar nichts gebracht hätte, da er nicht gewonnen hätte. 
Habe das leider nicht weiter verfolgt. Kannst du dazu auch was sagen?
Nein, dazu kann ich nichts sagen. Welchen Optionsschein er für welchen Basispreis kaufte, weiß ich nicht. Ich konnte nur die theoretischen Möglichkeiten nachvollziehen. Auch wäre es ja erst einmal nur ein Buchgewinn. Der Täter müsste ja auch noch genau den passenden Moment der Veräußerung erfasst haben.

Zitat von creative
Aber eigentlich ist es mir schon zu wider, wie man aus reiner Geldgier auf so eine hirnverblödete Idee kommen kann.
Ja, leider ist Habgier neben Eifersucht der häufigste Grund für schlimmste Verbrechen.



Nicht immer ist der Schiedsrichter schuld, wenn der Glubb verliert. Manchmal liegt die Schuld auch beim Linienrichter.


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 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #4


23.04.2017 20:56






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Ohne mir die Daten selbst angeguckt zu haben, der OS ist nicht fix am Aktienkurs gebunden, sondern richtet sich selbstständig an Angebot und Nachfrage. Du hast ja nun festgestellt, dass der Kurs bereits vor dem Anschlag gestiegen ist. Ich gehe davon aus, dass dies daran liegt, dass er da zu dem Zeitpunkt gekauft hat, die Nachfrage ist demnach hoch und dadurch steigt unabhängig von der Aktie der Preis des OS.
Die 3,9 Mio Euro sind natürlich typisch Presse, es ist, wie du richtig festgestellt hast, der maximal mögliche Gewinn. Der entsteht, wenn die Aktie auf 0 fallen würde. Dies bekommt man mit einem Anschlag niemals hin, es bleiben ja weiterhin Werte vorhanden, bspw. das Stadion, die Marke etc.
Natürlich ist der maximal mögliche Gewinn bei einem call höher, in der Theorie unbegrenzt, aber es ist nicht so leicht zu manipulieren, nicht umsonst gibt es nur Shortattacken und keine "Longattacken". Als Beispiel siehe Ströer, Wirecard oder zuletzt Aurelius. Hier wurde der Kurs der Aktien massiv gedrückt um über Leerverkäufe einen hohen Gewinn zu erwirtschaften. Was auch funktionierte, trotz offensichtlicher Fehler der "Researchunternehmen" wie Gotham City Research.
Deswegen bin ich bei Put-Optionen und Leerverkäufen äußerst kritisch, die bieten die Möglichkeit der Marktmanipulation. Mit Calls bin ich selbst auch schon rein, bspw. nach dem Dieselgate, der Hebel ist da einfach wesentlich interessanter, aber bei Puts habe ich mich schon moralisch nicht getraut.



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 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #5


23.04.2017 21:14


dermade


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@hrub

Zitat von hrub
Noch mehr hoffe ich, dass zumindest den Spielern eine plausiblere Erklärung präsentiert wird, denn nur mit einer befriedigenden Erklärung besteht die Möglichkeit, dass sie den Schock überwinden.

Was? Es ist wichtig zu wissen, wieviel Geld der Attentäter hätte verdienen können, für die Traumabewältigung?

Die plausible Erklärung ist, er wollte Geld verdienen mit einer fallenden BVB-Aktie.

Ob er damit 10000€ oder 10000000€ gewonnen hätte, ist doch wurscht.



"Mehrere Ausrufezeichen, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. Sicheres Zeichen für einen kranken Geist." - Terry Pratchett, „Eric“


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24.04.2017 05:27


creative
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@hrub

Zitat von hrub
Zitat von creative
In der Presse stand doch auch irgendwas, das ihm der Anschlag gar nichts gebracht hätte, da er nicht gewonnen hätte. 
Habe das leider nicht weiter verfolgt. Kannst du dazu auch was sagen?
Nein, dazu kann ich nichts sagen. Welchen Optionsschein er für welchen Basispreis kaufte, weiß ich nicht. Ich konnte nur die theoretischen Möglichkeiten nachvollziehen. Auch wäre es ja erst einmal nur ein Buchgewinn. Der Täter müsste ja auch noch genau den passenden Moment der Veräußerung erfasst haben.

Zitat von creative
Aber eigentlich ist es mir schon zu wider, wie man aus reiner Geldgier auf so eine hirnverblödete Idee kommen kann.
Ja, leider ist Habgier neben Eifersucht der häufigste Grund für schlimmste Verbrechen.


Ok trotzdem danke.



Kämpfen und Siegen! #Wehrle Raus! #Adrion Raus! #Raus mit Claus!!!!!!!!!!! #FCFairPlay Raus!


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 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #7


24.04.2017 10:09


svenex
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@hrub

Zitat von hrub
Ich komme einfach nicht auf die 3,9 Mio. Euro, die kursieren. Ich will hoffen, das der Unsinn, der hier verbreitet wird, von der Presse erzeugt wurde und nicht von der Kriminalpolizei.

Da sind dem Anschein nach ziemlich viel verschiedene Zahlen im Umlauf, die dann auch noch unterschiedlich interpretiert wurden.

Am Freitag gab es einen SP.on Artikel, in dem es hieß, dass für ca. 7000,- EUR 4x15.000 Put-Scheine + 5.000 = 65.000 erstanden wurden. Da fehlten mir aber noch einiges zur vermeintlichen Höhe des Verbraucherkredits:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/borussia-dortmund-so-wollte-der-mutmassliche-attentaeter-sergej-w-gewinne-machen-a-1144247.html

Den Verbraucherkredit in Höhe von 78.000 EUR wurde wohlmöglich von NRW Innenminister Jäger in Umlauf gebracht, ich habe vorher auch nur von einer Höhe von 40.000 EUR gelesen.

Vielleicht klärt dieser Artikel ein wenig auf, es scheint sich jedoch zu bestätigen, dass die 3,9 Millionen eine Milchmädchenrechnung sind/waren:

http://www.bildblog.de/89003/ging-es-beim-anschlag-auf-den-bvb-wirklich-um-millionen-euro/



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 ZUM SPRENGSTOFFANSCHLAG AUF DEN BVB UND DESSEN MOTIV  - #8


24.04.2017 11:25


revolution0815


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@hrub
sehr interessant, das mal von einem echten finanzexperten zu lesen. die rechnung von dir ist sehr gut nachvollziehbar und war für mich als spekulantin ein echter mehrwert. es zeigt mal wieder deutlich, wie viele unwissende amateure gerade im finanzbereich in der medienwelt die bevölkerung für dumm verkaufen.

@dermade
ja, ist es und es ist gar nicht wurscht! um erlebtes aufzuarbeiten, muss man viele ansätze berücksichtigen (psychologie 2. semester). dazu gehört das motiv einer tat. und dazu gehören details zum motiv. alleine schon für die angstbewältigung, es könne wieder etwas passieren, ist es ein unterschied, ob es um 10.000 oder 10.000.000 € geht. wenn in der medienwelt völlig falsche zahlen rumschwirren, suggeriert das doch, was man mit so einer geschichte "verdienen" kann (stichwort nachahmer). zur volksverdummung kommt in diesem fall also auch noch falsche vorbeugung. deine plausible erklärung alleine gesehen wäre nicht ausreichend, da damit suggeriert wird, dass einige börsianer morgen wieder so ne tat begehen, weil es sich ja laut presse so lohnt. viele jungs würden dann in zukunft ungern für eine kapitalgesellschaft spielen wollen.



smileys gibt es bei mir nicht. der mensch sollte schon selbst erkennen, ob ich etwas formal oder ernst meine.


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