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15.08.2014 17:27 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de / FAZ

„Bei der WM wurde zu wenig getan“

Schiri-Boss Fandel über das Turnier in Brasilien, das Freistoßspray und ausrastende Trainer.

Fandel
Quelle: GettyImages
Herbert Fandel, im Bild bei einer Schiedsrichtertagung im Juli 2012, leitete 247 Bundesliga-Spiele und zwei Europapokal-Finals.

Herbert Fandel (50), Chef der DFB-Schiedsrichterkommission, hat in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am Freitag Stellung zu aktuellen Themen genommen, die Fans und Referees vor dem Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga beschäftigen. Auch die WM hat Fandel nachhaltig unter die Lupe genommen.

Mehr als 400 Szenen, so verriet der Champions-League-Final-Schiedsrichter von 2007 (AC Mailand – FC Liverpool), hätten er und sein Team zur Verwendung als Lehrmaterial aus den 64 Spielen in Brasilien verwenden können. „Mit Szenen von fremden Schiedsrichtern lässt sich manches besser erklären“, so Fandel zum Lerneffekt dieser Aktion.

Die in der vergangenen Bundesliga-Saison oft heftig diskutierte Handspiel-Auslegung, so Fandel, habe bei der Weltmeisterschaft keine große Rolle gespielt, zumal dies ja „klar und deutlich in der Auslegung der Schiedsrichter geregelt“ sei. Fandel erklärte in der FAZ: „Im Zentrum des Handspiels steht immer die Absicht. Das war immer so und wird immer so bleiben. Wenn ein Spieler bewusst zum Ball greift oder den Ball festhält, dann ist es ein Handspiel. Die Auslegung der Absicht ist nun präzisiert worden durch die Formulierung der unnatürlichen Handhaltung. Wenn man im Zweikampf beide Hände über dem Kopf hat oder mit den Armen die Körperfläche bewusst vergrößert um einen Schuss aufzuhalten, dann ist das eindeutig ein absichtliches Handspiel.“

Dass die Schiedsrichter nach Meinung von vielen Kritikern beim WM-Turnier in Brasilien zu viel durchgehen ließen und mit dieser wenig restriktiven Spielleitung auch die schwere Verletzung von Stars wie Neymar in Kauf nahmen, war nach Ansicht des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Fandels für die Entwicklung des Spiels nicht förderlich. Fandel: „Die Schiedsrichter haben allzu häufig die regeltechnisch notwendigen Konsequenzen nicht ausgesprochen. Zwingend notwendige Grenzen wurden nicht gesetzt. Das hat mich sehr gestört. Vor allem, weil während des Turniers nicht nachgebessert wurde.“ Auch bei der bei der WM zu beobachtenden Inflation an taktischen Fouls muss nach Meinung des Schiedsrichter-Obmannes stärker eingegriffen werden. „Der Schiedsrichter muss diese taktischen Fouls ahnden“, so seine Forderung, „da wurde bei der WM eindeutig zu wenig getan.“

Herbert Fandel, der als aktiver Referee am 2. Juni 2007 beim EM-Qualifikationsspiel Dänemark – Schweden (3:3) in Kopenhagen von einem Fan tätlich angegriffen wurde, sprach im FAZ-Interview auch über seinen Meinungsumschwung in Sachen Freistoßspray. Dieses Hilfsmittel für die Schiedsrichter wurde am Wochenbeginn bei der Liga-Versammlung der DFL überraschend doch für die neue Bundesliga-Saison eingeführt. „Ich war vorher sehr skeptisch“, räumte Fandel in dem Gespräch ein, „aber das Freistoßspray hat sich während der WM hervorragend bewährt, deshalb arbeiten wir in Deutschland an diesem Thema.“

Wohl aber anders als in anderen europäischen Top-Ligen nicht schnell genug. Ein konkreter Einführungstermin für das Spray in Liga eins und zwei steht noch nicht fest. Fandel dazu. „Unser Präsident und auch ich haben schon während der WM klar signalisiert, dass wir der Einführung nicht im Wege stehen werden, wenn die Profivereine das Spray wollen. Über den Zeitpunkt sind wir in der Schiedsrichter-Kommission allerdings etwas überrascht. Eigentlich hatten wir in unseren Gesprächen mit den Beteiligten festgelegt, dass wir das Spray nach der Winterpause einführen. Ohne diese Eile. So hätten wir genügend Zeit gehabt, die Einführung sachgerecht zu planen und unsere Schiedsrichter im Wintertrainingslager zu schulen.“

Fandel beklagte in dem Interview aber auch den mangelnden Respekt gegenüber den Schiedsrichtern – und wertet das Verhalten von ausrastenden Trainern und Spielern als falsches Signal für die Amateurligen: „Es muss allen Beteiligten bei allen Emotionen klar sein, dass die Bundesligaspiele Außenwirkung haben bis hinunter in die Kreisklasse und den Jugendfußball. Gerade deshalb suchen wir den Kontakt mit den Verantwortlichen der Vereine, um sie dafür zu sensibilisieren.“ Auch Ex-FIFA-Schiedsrichter Florian Meyer hatte im Frühjahr in einem WahreTabelle-Interview den oftmals rüden Umgang mit den Referees kritisiert: „Der Mensch hinter dem Schiedsrichter wird gern vergessen“. (cge / FAZ).

Mehr zum Thema:
Fandel: „Freistoßspray ist kein Allheilmittel“

Fandel: Mehr Respekt für Referees

 

Herbert Fandel (50), Chef der DFB-Schiedsrichterkommission, hat in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am Freitag Stellung zu aktuellen Themen genommen, die Fans und Referees vor dem Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga beschäftigen. Auch die WM hat Fandel nachhaltig unter die Lupe genommen.

Mehr als 400 Szenen, so verriet der Champions-League-Final-Schiedsrichter von 2007 (AC Mailand – FC Liverpool), hätten er und sein Team zur Verwendung als Lehrmaterial aus den 64 Spielen in Brasilien verwenden können. „Mit Szenen von fremden Schiedsrichtern lässt sich manches besser erklären“, so Fandel zum Lerneffekt dieser Aktion.

Die in der vergangenen Bundesliga-Saison oft heftig diskutierte Handspiel-Auslegung, so Fandel, habe bei der Weltmeisterschaft keine große Rolle gespielt, zumal dies ja „klar und deutlich in der Auslegung der Schiedsrichter geregelt“ sei. Fandel erklärte in der FAZ: „Im Zentrum des Handspiels steht immer die Absicht. Das war immer so und wird immer so bleiben. Wenn ein Spieler bewusst zum Ball greift oder den Ball festhält, dann ist es ein Handspiel. Die Auslegung der Absicht ist nun präzisiert worden durch die Formulierung der unnatürlichen Handhaltung. Wenn man im Zweikampf beide Hände über dem Kopf hat oder mit den Armen die Körperfläche bewusst vergrößert um einen Schuss aufzuhalten, dann ist das eindeutig ein absichtliches Handspiel.“

Dass die Schiedsrichter nach Meinung von vielen Kritikern beim WM-Turnier in Brasilien zu viel durchgehen ließen und mit dieser wenig restriktiven Spielleitung auch die schwere Verletzung von Stars wie Neymar in Kauf nahmen, war nach Ansicht des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Fandels für die Entwicklung des Spiels nicht förderlich. Fandel: „Die Schiedsrichter haben allzu häufig die regeltechnisch notwendigen Konsequenzen nicht ausgesprochen. Zwingend notwendige Grenzen wurden nicht gesetzt. Das hat mich sehr gestört. Vor allem, weil während des Turniers nicht nachgebessert wurde.“ Auch bei der bei der WM zu beobachtenden Inflation an taktischen Fouls muss nach Meinung des Schiedsrichter-Obmannes stärker eingegriffen werden. „Der Schiedsrichter muss diese taktischen Fouls ahnden“, so seine Forderung, „da wurde bei der WM eindeutig zu wenig getan.“

Herbert Fandel, der als aktiver Referee am 2. Juni 2007 beim EM-Qualifikationsspiel Dänemark – Schweden (3:3) in Kopenhagen von einem Fan tätlich angegriffen wurde, sprach im FAZ-Interview auch über seinen Meinungsumschwung in Sachen Freistoßspray. Dieses Hilfsmittel für die Schiedsrichter wurde am Wochenbeginn bei der Liga-Versammlung der DFL überraschend doch für die neue Bundesliga-Saison eingeführt. „Ich war vorher sehr skeptisch“, räumte Fandel in dem Gespräch ein, „aber das Freistoßspray hat sich während der WM hervorragend bewährt, deshalb arbeiten wir in Deutschland an diesem Thema.“

Wohl aber anders als in anderen europäischen Top-Ligen nicht schnell genug. Ein konkreter Einführungstermin für das Spray in Liga eins und zwei steht noch nicht fest. Fandel dazu. „Unser Präsident und auch ich haben schon während der WM klar signalisiert, dass wir der Einführung nicht im Wege stehen werden, wenn die Profivereine das Spray wollen. Über den Zeitpunkt sind wir in der Schiedsrichter-Kommission allerdings etwas überrascht. Eigentlich hatten wir in unseren Gesprächen mit den Beteiligten festgelegt, dass wir das Spray nach der Winterpause einführen. Ohne diese Eile. So hätten wir genügend Zeit gehabt, die Einführung sachgerecht zu planen und unsere Schiedsrichter im Wintertrainingslager zu schulen.“

Fandel beklagte in dem Interview aber auch den mangelnden Respekt gegenüber den Schiedsrichtern – und wertet das Verhalten von ausrastenden Trainern und Spielern als falsches Signal für die Amateurligen: „Es muss allen Beteiligten bei allen Emotionen klar sein, dass die Bundesligaspiele Außenwirkung haben bis hinunter in die Kreisklasse und den Jugendfußball. Gerade deshalb suchen wir den Kontakt mit den Verantwortlichen der Vereine, um sie dafür zu sensibilisieren.“ Auch Ex-FIFA-Schiedsrichter Florian Meyer hatte im Frühjahr in einem WahreTabelle-Interview den oftmals rüden Umgang mit den Referees kritisiert: „Der Mensch hinter dem Schiedsrichter wird gern vergessen“. (cge / FAZ).

Mehr zum Thema:
Fandel: „Freistoßspray ist kein Allheilmittel“

Fandel: Mehr Respekt für Referees

 

15.08.2014 20:17


18604life


1860 München-Fan1860 München-Fan


Mitglied seit: 30.11.2013

Aktivität:
Beiträge: 1123

@ kennet1000

Zitat von kennet1000
Fandel: „Die Schiedsrichter haben allzu häufig die regeltechnisch notwendigen Konsequenzen nicht ausgesprochen. Zwingend notwendige Grenzen wurden nicht gesetzt. Das hat mich sehr gestört. Vor allem, weil während des Turniers nicht nachgebessert wurde.“


Wenn das alles schon im Juli so weiter gegeben wurde, hat es Peter Gagelmann wahrscheinlich nicht mitbekommen oder er hatte an dieser Veranstaltung nicht teilgenommen.
Ansonsten lassen sich die hier im Forum bereits angesprochenen Szenen, die auch er im Supercup nicht zu ahnden wusste, nicht erklären.


Wenn ich an die 2. Halbzeit des Lautern-60-Spiels denke, hat der Dankart da auch einiges verpasst.


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15.08.2014 18:00


kennet1000
kennet1000

Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 16.03.2008

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Beiträge: 12629

Fandel: „Die Schiedsrichter haben allzu häufig die regeltechnisch notwendigen Konsequenzen nicht ausgesprochen. Zwingend notwendige Grenzen wurden nicht gesetzt. Das hat mich sehr gestört. Vor allem, weil während des Turniers nicht nachgebessert wurde.“


Wenn das alles schon im Juli so weiter gegeben wurde, hat es Peter Gagelmann wahrscheinlich nicht mitbekommen oder er hatte an dieser Veranstaltung nicht teilgenommen.
Ansonsten lassen sich die hier im Forum bereits angesprochenen Szenen, die auch er im Supercup nicht zu ahnden wusste, nicht erklären.


Hier meine "Wer bin ich" Signatur, für diejenigen, für die es enorm wichtig ist, dies analysieren zu müssen.


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