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22.05.2013 12:08 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Die Entscheidung des Jahres

Johannes Gründel erklärt in Schieds­richterball auf WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Dr. Drees / Dortmund
Quelle: GettyImages
Schiedsrichter Dr. Jochen Drees nimmt den scheinbaren 2:2-Ausgleich für Borussia Dortmund zurück. Rechts: Sein Assistent Benjamin Brand, der den Referee um Rücksprache gebeten hatte.

Johannes Gründel
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Es war die wohl wichtigste Entscheidung der abgelaufenen Bundesliga-Saison: Am Samstag erzielte Borussia Dortmund durch Marcel Schmelzer in der Nachspielzeit den Ausgleich gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Dadurch war Hoffenheim direkt abgestiegen und Düsseldorf bekam die Chance, in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern doch noch die Klasse zu halten. Doch dann rief Schiedsrichterassistent Benjamin Brand seinen Chef Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) mit den Worten „Wir müssen reden!“ zu sich an die Seitenlinie.

Was gab es zu bereden? Beim Schuss von Schmelzer stand Robert Lewandowski im Abseits, wie Brand wusste. Was der 23-jährige Zweitliga-Schiedsrichter nicht erkennen konnte, war, ob der Pole im strafbaren („aktiven“) Abseits stand oder nicht. Das wiederum konnte Dr. Jochen Drees, der am Samstag sein 100. Spiel in der ersten Bundesliga leitete, erkennen. Lewandowski machte eine Bewegung zum Ball und griff aktiv ins Spielgeschehen ein, weil Hoffenheims Keeper Koen Casteels immer damit rechnen musste, dass der Dortmunder noch an den Ball kommt und sich selbst zum Torschützenkönig krönt.

Das allerdings kann Brand von seiner Position aus nicht sehen. Wenn man nur den Seiteneinblick hat, kann man nicht immer genau sehen, ob ein Spieler nur wenige Zentimeter oder gleich einige Meter von der Schussbahn entfernt steht. Noch schwieriger ist das übrigens in Fällen, in denen der Stürmer im Sichtfeld des Torhüters steht. Da muss die Zusammenarbeit im Gespann funktionieren, andernfalls ist die richtige Entscheidung reine Glückssache. Der Unterfranke Brand erkannte richtig, dass mit dem Treffer etwas nicht stimmt. Doch nur auf Verdacht die Fahne zu heben, geht natürlich nicht. Nicht in einem normalen Spiel und erst recht nicht in einem Spiel, in dem es um so viel geht. Der Abstieg, Fernsehgelder in Millionenhöhe, Arbeitsplätze, im Extremfall sogar ganze Existenzen hingen von dieser Entscheidung ab. Brand war sich dessen bewusst und verzichtete sowohl auf das offene Fahnenzeichen als auch auf den obligatorischen kurzen Sprint in Richtung der Mittellinie, der dem Schiedsrichter anzeigen soll, dass der Assistent gegen den Treffer nichts einzuwenden hat. Stattdessen rief er Dr. Drees, der in dieser Saison trotz Verletzung im Sommer meiner Meinung nach die besten Leistungen der Bundesliga-Schiedsrichter abgeliefert hat, zu sich, um die Szene in aller Ruhe aufbereiten können. Nach kurzer Rücksprache war klar: Das Tor war irregulär. So wurde dann auch richtigerweise entschieden.

Ich ziehe meinen Hut vor dieser mutigen Entscheidung. Mutig nicht nur, weil sie den Zorn von 80.000 Zuschauern im Hexenkessel Signal-Iduna-Park mit sich brachte. Mutig nicht nur, weil Drees schon zwei Elfmeter und einen Platzverweis gegen den BVB verhängt hatte und das somit schon die vierte wichtige (und richtige) Entscheidung gegen das Heimteam war. Mutig vor allem, weil sich Drees und Brand der Tragweite dieser Entscheidung völlig bewusst waren. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, was für ein Druck da auf den beiden gelastet haben muss. In dieser Situation sich die Ruhe zu nehmen und die ursprüngliche, klar falsche Entscheidung zurückzunehmen, ist aller Ehren wert. Chapeau, meine Herren!

Es war die wohl wichtigste Entscheidung der abgelaufenen Bundesliga-Saison: Am Samstag erzielte Borussia Dortmund durch Marcel Schmelzer in der Nachspielzeit den Ausgleich gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Dadurch war Hoffenheim direkt abgestiegen und Düsseldorf bekam die Chance, in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern doch noch die Klasse zu halten. Doch dann rief Schiedsrichterassistent Benjamin Brand seinen Chef Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) mit den Worten „Wir müssen reden!“ zu sich an die Seitenlinie.

Was gab es zu bereden? Beim Schuss von Schmelzer stand Robert Lewandowski im Abseits, wie Brand wusste. Was der 23-jährige Zweitliga-Schiedsrichter nicht erkennen konnte, war, ob der Pole im strafbaren („aktiven“) Abseits stand oder nicht. Das wiederum konnte Dr. Jochen Drees, der am Samstag sein 100. Spiel in der ersten Bundesliga leitete, erkennen. Lewandowski machte eine Bewegung zum Ball und griff aktiv ins Spielgeschehen ein, weil Hoffenheims Keeper Koen Casteels immer damit rechnen musste, dass der Dortmunder noch an den Ball kommt und sich selbst zum Torschützenkönig krönt.

Das allerdings kann Brand von seiner Position aus nicht sehen. Wenn man nur den Seiteneinblick hat, kann man nicht immer genau sehen, ob ein Spieler nur wenige Zentimeter oder gleich einige Meter von der Schussbahn entfernt steht. Noch schwieriger ist das übrigens in Fällen, in denen der Stürmer im Sichtfeld des Torhüters steht. Da muss die Zusammenarbeit im Gespann funktionieren, andernfalls ist die richtige Entscheidung reine Glückssache. Der Unterfranke Brand erkannte richtig, dass mit dem Treffer etwas nicht stimmt. Doch nur auf Verdacht die Fahne zu heben, geht natürlich nicht. Nicht in einem normalen Spiel und erst recht nicht in einem Spiel, in dem es um so viel geht. Der Abstieg, Fernsehgelder in Millionenhöhe, Arbeitsplätze, im Extremfall sogar ganze Existenzen hingen von dieser Entscheidung ab. Brand war sich dessen bewusst und verzichtete sowohl auf das offene Fahnenzeichen als auch auf den obligatorischen kurzen Sprint in Richtung der Mittellinie, der dem Schiedsrichter anzeigen soll, dass der Assistent gegen den Treffer nichts einzuwenden hat. Stattdessen rief er Dr. Drees, der in dieser Saison trotz Verletzung im Sommer meiner Meinung nach die besten Leistungen der Bundesliga-Schiedsrichter abgeliefert hat, zu sich, um die Szene in aller Ruhe aufbereiten können. Nach kurzer Rücksprache war klar: Das Tor war irregulär. So wurde dann auch richtigerweise entschieden.

Ich ziehe meinen Hut vor dieser mutigen Entscheidung. Mutig nicht nur, weil sie den Zorn von 80.000 Zuschauern im Hexenkessel Signal-Iduna-Park mit sich brachte. Mutig nicht nur, weil Drees schon zwei Elfmeter und einen Platzverweis gegen den BVB verhängt hatte und das somit schon die vierte wichtige (und richtige) Entscheidung gegen das Heimteam war. Mutig vor allem, weil sich Drees und Brand der Tragweite dieser Entscheidung völlig bewusst waren. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, was für ein Druck da auf den beiden gelastet haben muss. In dieser Situation sich die Ruhe zu nehmen und die ursprüngliche, klar falsche Entscheidung zurückzunehmen, ist aller Ehren wert. Chapeau, meine Herren!

23.05.2013 16:07


kennet1000
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@ Rüpel

Zitat von Rüpel

Ich nehme am Besten alles zurück und behaupte das Gegenteil.



Das verlangt doch niemand.  ;O)


Hier meine "Wer bin ich" Signatur, für diejenigen, für die es enorm wichtig ist, dies analysieren zu müssen.


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23.05.2013 15:59


Rüpel
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Rüpel
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?


Ich nehme am Besten alles zurück und behaupte das Gegenteil.


Allergiehinweis: Voranstehender Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten! Falls sie keine Ironie vertragen, kontaktieren Sie bitte umgehend Ihren Hausarzt. Den interessiert das bestimmt genauso sehr wie mich. Danke!


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23.05.2013 13:42


kennet1000
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Mitglied seit: 16.03.2008

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@ Rüpel

Also mal ganz ehrlich: Du solltest vielleicht mal an einer anderen Stelle am Kopf kratzen, vielleicht erkennst du dann den Unterschied zwischen "ich sehe keinen Grund es respektvoller zu bewerten" und " es soll aber jeder selbst entscheiden, ob er das so machen muss oder nicht".
Man kann sich aber auch anstellen Rüpel!

Das du mit meiner Meinung ein wahrscheinlich größeres Problem zu haben scheinst, als ich mit deiner, ist mir doch schon aufgefallen.
Wenn du Dinge, die ich personlich als normal empfinde, als mutig und mit besonderem Respekt gewürdigt wissen möchtest, dann kannst du das doch so machen.
Du darfst dich halt nur nicht wundern, wenn es auch andere Meinungen dazu gibt.

Den Bezug auf Vereine hast du doch gezogen:
Scharmützel mit Teilen der Dortmunder Anhängerschaft


und mir, wenn auch mit einem Augenzwinkern, etwas die Objektivität abgesprochen.
Darauf habe ich mich bezogen, als ich meinte, es ginge mir nicht um Vereine, sondern lediglich um die Entscheidung.
Verstehst du deine und meine Kommentare nicht im Kontext oder was ist mit dir los?


Hier meine "Wer bin ich" Signatur, für diejenigen, für die es enorm wichtig ist, dies analysieren zu müssen.


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