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17.06.2016 23:41 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Brychs EM-Debüt

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
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Brych / Wales
Quelle: Imago Sportfoto
Keine Diskussionen! Schiedsrichter Dr. Felix Brych ließ sich nach dem abseitsverdächtigen 1:1 für England auch von den walisischen Stars Gareth Bale (l.) und Aaron Ramsey nicht beeinflussen...

Johannes Gründel
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Am Donnerstag war es so weit: Dr. Felix Brych kam zu seinem EM-Debüt. Und dann gleich bei der „Battle of Britain“, England gegen Wales (2:1) – ein immenser Vertrauensbeweis seitens des UEFA-Schiedsrichterkomitees um Schiedsrichterlegende (und seit neustem Selfie- und Werbestar der UEFA), Pierluigi Collina. Zugleich aber auch ein immenser Druck: Angesichts der starken Schiedsrichterleistungen bislang bei der EM kann ein schwerer Fehler schon das Ende der Finalträume bedeuten – unabhängig vom Abschneiden der Mannschaft.

Ex-Schiedsrichter Urs Meier und ZDF-Haudegen Bela Rethy waren sich sicher, einen solchen schweren Fehler entdeckt zu haben: In der 32. Minute der Partie in Lens spielte Ben Davies den Ball im eigenen Torraum unzweifelhaft mit der Hand. Auch in der Halbzeitanalyse waren sich die ZDF-Experten einig, dass es hätte Elfmeter geben müssen. Einzig Oliver Kahn meldete leise Zweifel an: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Absicht war“. Leider wurde dieser berechtigte Einwand von Kahns Namensvetter Oliver Welke direkt abgebügelt mit den Worten: „Darauf kommt es nicht an. Die Hand geht zum Ball“. Das ist falsch: Genau und nur darauf kommt es an! Einzig und alleine absichtliches Handspiel ist strafbar. Dass die Bewegung des Arms zum Ball ein starkes Indiz für Absicht ist, stimmt. Hier liegt aber eine atypische Szene vor: Davies versucht den Ball zu köpfen, verfehlt ihn aber und trifft ihn außerhalb seines Blickfeldes mit dem Arm. Bei einer Rückbesinnung auf die Kernfrage „Absicht oder nicht?“ kommt man unweigerlich zu der Frage: Wie kann eine Ballberührung außerhalb des Blickfeldes, nachdem der Spieler versucht hat, den Ball zu köpfen, absichtliches Handspiel sein? Gar nicht! Vollkommen korrekt entschieden also, hier keinen Elfmeter für die Engländer zu verhängen.

Vollkommen korrekt entschieden – von wem eigentlich? Nicht von Brych, der keine freie Sicht hat. Nein, von Bastian Dankert. Der Bundesliga-Referee seines Zeichens bei diesem Spiel als Torrichter im Einsatz, hat diese Entscheidung getroffen.

Doch auch sein Gegenüber, Marco Fritz, stand Dankert in nichts nach: Auch er traf eine wichtige Entscheidung vollkommen korrekt: Vor dem 1:1 der Engländer stand Torschütze Vardy unzweifelhaft und deutlich im Abseits. Allein, der Ball kam vom Waliser Ashley Williams. Wenn der Ball vom Gegner absichtlich (nicht notwendig: kontrolliert) gespielt wurde, gibt es kein Abseits. Eine knifflige Entscheidung, für die ich vor dem Fernseher zwei Wiederholungen gebraucht habe. Marco Fritz hat es in Originalgeschwindigkeit gesehen und zusammen mit Bastian Dankert gezeigt, dass die Torrichter auch bei Nutzung der Torlinientechnologie doch eine gewisse Daseinsberechtigung haben. Großer Lob gebührt hier auch dem Assistenten Stefan Lupp, der nicht die Fahne stumpf hochgerissen hat, sondern sich der Problematik, woher der Ball kam, bewusst war – vielleicht auch den Kontakt selbst gesehen hat – und damit seinen Chef nicht in die Bredouille gebracht hat, ihn überstimmen zu müssen.

Felix Brych und sein Team konnten sich mit dieser Leistung für weitere, höhere Aufgaben empfehlen. Es mag nicht die Leistung mit den wenigsten Fehlern bei diesem Turnier gewesen sein. Aber es war die Leistung mit den meisten korrekten wichtigen Entscheidungen („crucial decisions“ im UEFA-Jargon). Deshalb mag mancher auch so weit gehen und es aufgrund der wichtigen Entscheidungen als die bislang beste Leistung des Turniers bezeichnen. Das ist kein zwingender Schluss – von der Hand zu weisen ist er aber auch nicht. So oder so: Eine gelungene EM-Premiere des Deutschen!

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Ex-Schiedsrichter Urs Meier und ZDF-Haudegen Bela Rethy waren sich sicher, einen solchen schweren Fehler entdeckt zu haben: In der 32. Minute der Partie in Lens spielte Ben Davies den Ball im eigenen Torraum unzweifelhaft mit der Hand. Auch in der Halbzeitanalyse waren sich die ZDF-Experten einig, dass es hätte Elfmeter geben müssen. Einzig Oliver Kahn meldete leise Zweifel an: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Absicht war“. Leider wurde dieser berechtigte Einwand von Kahns Namensvetter Oliver Welke direkt abgebügelt mit den Worten: „Darauf kommt es nicht an. Die Hand geht zum Ball“. Das ist falsch: Genau und nur darauf kommt es an! Einzig und alleine absichtliches Handspiel ist strafbar. Dass die Bewegung des Arms zum Ball ein starkes Indiz für Absicht ist, stimmt. Hier liegt aber eine atypische Szene vor: Davies versucht den Ball zu köpfen, verfehlt ihn aber und trifft ihn außerhalb seines Blickfeldes mit dem Arm. Bei einer Rückbesinnung auf die Kernfrage „Absicht oder nicht?“ kommt man unweigerlich zu der Frage: Wie kann eine Ballberührung außerhalb des Blickfeldes, nachdem der Spieler versucht hat, den Ball zu köpfen, absichtliches Handspiel sein? Gar nicht! Vollkommen korrekt entschieden also, hier keinen Elfmeter für die Engländer zu verhängen.

Vollkommen korrekt entschieden – von wem eigentlich? Nicht von Brych, der keine freie Sicht hat. Nein, von Bastian Dankert. Der Bundesliga-Referee seines Zeichens bei diesem Spiel als Torrichter im Einsatz, hat diese Entscheidung getroffen.

Doch auch sein Gegenüber, Marco Fritz, stand Dankert in nichts nach: Auch er traf eine wichtige Entscheidung vollkommen korrekt: Vor dem 1:1 der Engländer stand Torschütze Vardy unzweifelhaft und deutlich im Abseits. Allein, der Ball kam vom Waliser Ashley Williams. Wenn der Ball vom Gegner absichtlich (nicht notwendig: kontrolliert) gespielt wurde, gibt es kein Abseits. Eine knifflige Entscheidung, für die ich vor dem Fernseher zwei Wiederholungen gebraucht habe. Marco Fritz hat es in Originalgeschwindigkeit gesehen und zusammen mit Bastian Dankert gezeigt, dass die Torrichter auch bei Nutzung der Torlinientechnologie doch eine gewisse Daseinsberechtigung haben. Großer Lob gebührt hier auch dem Assistenten Stefan Lupp, der nicht die Fahne stumpf hochgerissen hat, sondern sich der Problematik, woher der Ball kam, bewusst war – vielleicht auch den Kontakt selbst gesehen hat – und damit seinen Chef nicht in die Bredouille gebracht hat, ihn überstimmen zu müssen.

Felix Brych und sein Team konnten sich mit dieser Leistung für weitere, höhere Aufgaben empfehlen. Es mag nicht die Leistung mit den wenigsten Fehlern bei diesem Turnier gewesen sein. Aber es war die Leistung mit den meisten korrekten wichtigen Entscheidungen („crucial decisions“ im UEFA-Jargon). Deshalb mag mancher auch so weit gehen und es aufgrund der wichtigen Entscheidungen als die bislang beste Leistung des Turniers bezeichnen. Das ist kein zwingender Schluss – von der Hand zu weisen ist er aber auch nicht. So oder so: Eine gelungene EM-Premiere des Deutschen!

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16.04.2024 13:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten

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09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

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Am 27. Bundesliga-Spieltag gab es einige strittige Szenen, die zu insgesamt vier Korrekturen in vier Partien geführt haben. In zwei Begegnungen sorgte dies für einem anderen Ausgang. Sowohl RB Leipzig als auch der FC Augsburg hätten in ihren Heimspielen anstelle eines Unentschiedens einen Sieg eingefahren. Glück hatte zudem Borussia Dortmund im Topspiel gegen den FC Bayern. 27. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Leipzig mühte sich am Samstagnachmittag zu einem 0:0 gegen Mainz 05, dabei hätte es nach Ansicht der WahreTabelle-Community in der 61. Minute einen Elfmeter für die Sachsen geben müss...

21.03.2024 12:31 Uhr | Quelle: dpa Siebert über VAR: „Weniger Tätlichkeiten und Schwalben im Strafraum“

Schiedsrichter mit klarer Meinung

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Nach Meinung von Schiedsrichter Daniel Siebert wird der Video-Assistent nie 100-prozentige Gerechtigkeit bringen. „Das war vielleicht die zu hohe Erwartung. Das aber kann er nicht leisten. Weil die Vereine, Spieler und Fans die meisten Szenen, die im Graubereich liegen, zu ihren Gunsten auslegen werden. So haben wir immer zwei Parteien und ein Ungleichgewicht in der Beurteilung“, sagte Siebert der „Berliner Zeitung“. In der Bundesliga wurde der VAR in der Saison 2017/2018 eingeführt. In der 2. Bundesliga etablierte er sich zwei Jahre später. Insgesamt habe der Videobeweis den Fußball fairer gemacht, befand Siebert vor allem mit Blick auf „faktische Situationen“ wie Abseits. „Es gibt kein Tor mehr ...

14.02.2024 08:35 Uhr | Quelle: dpa Wirbel um aberkanntes Leipzig-Tor gegen Real Madrid: „Es war kein Abseits, es war kein Foul“

Sesko traf nach 97 Sekunden 

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Ein Tor nach 97 Sekunden im Achtelfinale der Champions League, Traumstart gegen Real Madrid – doch der Treffer von Benjamin Sesko für RB Leipzig zählte nicht. Zum großen Unverständnis von Sportdirektor Rouven Schröder. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung. Es wäre mit dem 1:0 ein ganz anderes Spiel geworden“, schimpfte der 48-Jährige.  Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto entschied in der Szene auf Abseits und wurde auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den N...