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04.09.2015 15:59 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Die Ampel ist komplett – Ist das auch gut so?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.  

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Kreitlein
Quelle: Imago Sportfoto
FIFA-Schiedsrichter Rudolf Kreitlein (m.) gilt als einer der „Erfinder“ der Gelben und Roten Karten. Bei der WM 1966 in England war er Favorit für das Finale, wurde nach dem Sprung der DFB-Elf ins Endspiel allerdings durch den Schweizer Gottfried Dienst e

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Schiedsrichter Rudolf Kreitlein aus Stuttgart hatte beim WM-Viertelfinale 1966 zwischen England und Argentinien ein hitziges Spiel zu pfeifen, bei dem er etliche Argentinier verwarnte und Antonio Rattín des Feldes verweisen musste. Damals gab es jedoch noch keine Signalkarten, sodass die Verwarnungen und Platzverweise mündlich bzw. durch Gesten ausgesprochen werden mussten – eine willkommene Gelegenheit für die Argentinier, so zu tun, als hätten sie das „tapfere Schneiderlein“, wie der 2012 verstorbene Ex-Referee Kreitlein später genannt wurde, nicht verstanden. Auf dem Rückweg vom hitzigen Spiel, nach dem er trotz Polizeischutzes von einem argentinischen Fan gegen das Schienbein getreten worden war, kam ihm dann im Stau eine Idee: Beim Blick auf die Gelben und Roten Lichter einer Ampel – so die Legende – erkannte er, dass diese beiden Farben weltweit als „Vorsicht!“ und „Jetzt hast Du es übertrieben!“ verstanden werden. Umgehend schlug er den zuständigen Gremien die Einführung einer Gelben und Roten Karte zur Signalisierung einer Verwarnung oder eines Platzverweises vor. Da die Gremien zu dieser Zeit schneller mahlten als heutzutage, konnten die Bunten Kartons bereits bei der WM 1970 eingesetzt werden.

Ob dies so tatsächlich stattgefunden hat oder doch nur eine Anekdote wie der Newton’sche Apfel ist, soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. Festzustellen bleibt: Die Ampel ist unvollständig. Es fehlt noch grün. Das soll sich jedoch ändern.

Der italienische Fußballverband (Federazione Italiana Giuoco Calcio) hat die Einführung einer Grünen Karte für die Serie B beschlossen. Diese soll bei Fairplay zum Einsatz kommen und eine Belohnung für den Empfänger sein. Beispielsweise bekommt ein Spieler die Grüne Karte, wenn er den Ball bei einer Verletzung ins Aus spielt. In der Diskussion ist auch, die Grüne Karte Trainern oder Fans zuzusprechen. Monatlich oder jährlich soll auf dieser Basis ein Spieler für sein Fairplay eine Belohnung – welcher Gestalt auch immer – erhalten.

Ich bin hinsichtlich dieser Idee skeptisch. Im Profifußball kann man Spieler nicht mittels einer Grünen Karte zum Fairplay erziehen. Dafür ist zu viel Geld im Spiel. Viel mehr muss es Teil der Grundeinstellung des jeweiligen Spielers sein. Auch Fairplay-Preise sind vielleicht schön fürs Image und Wandregal, erhöhen aber den Marktwert nicht und bringen dem Spieler in seiner Karriere nicht viel.

Im Amateurbereich gab es in der Vergangenheit die Aktion „Fair ist mehr“, in deren Rahmen die Schiedsrichter auf den Spielberichtsbögen besonders faire Aktionen eintragen mussten. In rund 1.000 Einsätzen habe ich es genau einmal erlebt, dass dieses Feld eingetragen werden musste: Ein Jugendspieler gestand nach langem Zureden, ein Tor mit der Hand erzielt zu haben. Auch von anderen Schiedsrichtern habe ich keine Geschichten gehört, wonach dieses Feld mal mit Inhalten gefüllt werden musste. Im Gegenteil: Bei Schiedsrichter-Neulings-Lehrgängen wurde sogar gesagt: „Das ist das Feld für besonders faire Aktionen. Da müsst Ihr eh nie etwas eintragen.“ Folgerichtig verschwand das Feld auch bei der Umstellung auf den elektronischen Spielbericht.

Wenn es schon im Amateurbereich, wo noch keinen Unsummen im Spiel sind, keinen nennenswerten Anreize zum Fairplay gibt, dann wird dies im Profibereich erst Recht nicht viel bewirken. Selbst die Möglichkeit über die Fairplay-Wertung in die Europa League einzuziehen, hat keine Mannschaft dazu bewogen, als Saisonziel den Gewinn des Fairplay-Preises auszugeben. Nach Europa kommt man als Underdog doch lieber über den DFB-Pokal als über Fairplay.

Dennoch befürworte ich die Einführung der Grünen Karte als Testprojekt. Es ist nämlich besser, durch wiederholte Grüne Karten während des Spiels an das Fairplay, welches oftmals in Vergessenheit gerät, zu erinnern, als gar nichts zu tun. Man darf aber halt auch nicht zu viel von der vollständigen Ampel erwarten. Schließlich führen Grüne Ampeln auch nicht automatisch dazu, dass sich jeder an die Verkehrsregeln hält…

FIFA-Schiedsrichter Rudolf Kreitlein (m.) gilt als einer der „Erfinder“ der Gelben und Roten Karten. Bei der WM 1966 in England war er Favorit für das Finale, wurde nach dem Sprung der DFB-Elf ins Endspiel allerdings durch den Schweizer Gottfried Dienst ersetzt.


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Ob dies so tatsächlich stattgefunden hat oder doch nur eine Anekdote wie der Newton’sche Apfel ist, soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. Festzustellen bleibt: Die Ampel ist unvollständig. Es fehlt noch grün. Das soll sich jedoch ändern.

Der italienische Fußballverband (Federazione Italiana Giuoco Calcio) hat die Einführung einer Grünen Karte für die Serie B beschlossen. Diese soll bei Fairplay zum Einsatz kommen und eine Belohnung für den Empfänger sein. Beispielsweise bekommt ein Spieler die Grüne Karte, wenn er den Ball bei einer Verletzung ins Aus spielt. In der Diskussion ist auch, die Grüne Karte Trainern oder Fans zuzusprechen. Monatlich oder jährlich soll auf dieser Basis ein Spieler für sein Fairplay eine Belohnung – welcher Gestalt auch immer – erhalten.

Ich bin hinsichtlich dieser Idee skeptisch. Im Profifußball kann man Spieler nicht mittels einer Grünen Karte zum Fairplay erziehen. Dafür ist zu viel Geld im Spiel. Viel mehr muss es Teil der Grundeinstellung des jeweiligen Spielers sein. Auch Fairplay-Preise sind vielleicht schön fürs Image und Wandregal, erhöhen aber den Marktwert nicht und bringen dem Spieler in seiner Karriere nicht viel.

Im Amateurbereich gab es in der Vergangenheit die Aktion „Fair ist mehr“, in deren Rahmen die Schiedsrichter auf den Spielberichtsbögen besonders faire Aktionen eintragen mussten. In rund 1.000 Einsätzen habe ich es genau einmal erlebt, dass dieses Feld eingetragen werden musste: Ein Jugendspieler gestand nach langem Zureden, ein Tor mit der Hand erzielt zu haben. Auch von anderen Schiedsrichtern habe ich keine Geschichten gehört, wonach dieses Feld mal mit Inhalten gefüllt werden musste. Im Gegenteil: Bei Schiedsrichter-Neulings-Lehrgängen wurde sogar gesagt: „Das ist das Feld für besonders faire Aktionen. Da müsst Ihr eh nie etwas eintragen.“ Folgerichtig verschwand das Feld auch bei der Umstellung auf den elektronischen Spielbericht.

Wenn es schon im Amateurbereich, wo noch keinen Unsummen im Spiel sind, keinen nennenswerten Anreize zum Fairplay gibt, dann wird dies im Profibereich erst Recht nicht viel bewirken. Selbst die Möglichkeit über die Fairplay-Wertung in die Europa League einzuziehen, hat keine Mannschaft dazu bewogen, als Saisonziel den Gewinn des Fairplay-Preises auszugeben. Nach Europa kommt man als Underdog doch lieber über den DFB-Pokal als über Fairplay.

Dennoch befürworte ich die Einführung der Grünen Karte als Testprojekt. Es ist nämlich besser, durch wiederholte Grüne Karten während des Spiels an das Fairplay, welches oftmals in Vergessenheit gerät, zu erinnern, als gar nichts zu tun. Man darf aber halt auch nicht zu viel von der vollständigen Ampel erwarten. Schließlich führen Grüne Ampeln auch nicht automatisch dazu, dass sich jeder an die Verkehrsregeln hält…

FIFA-Schiedsrichter Rudolf Kreitlein (m.) gilt als einer der „Erfinder“ der Gelben und Roten Karten. Bei der WM 1966 in England war er Favorit für das Finale, wurde nach dem Sprung der DFB-Elf ins Endspiel allerdings durch den Schweizer Gottfried Dienst ersetzt.


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