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18.09.2014 12:29 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Die Tücken der Technik

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Schiri-Headset
Quelle: GettyImages
Technik, die nicht immer begeistert: Das Schiedsrichter-Headset.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Die Technik, sie ist Segen und Fluch gleichermaßen. Das gilt auch für Schiedsrichter. Dabei stehen dem Schiedsrichtergespann mehrere technische Hilfsmittel zur Verfügung: Die Auswechseltafel des Vierten Offiziellen, die Funkfahnen der Assistenten und natürlich das Headset-System. All diese technischen Mittel helfen dem Gespann, können aber auch wie ein Bumerang zurückkommen.

Am wenigsten dramatisch ist es, wenn die Auswechseltafel kaputt geht oder falsch bedient wird. Der Vierte Offizielle blamiert sich zwar bis auf die Knochen, wenn die Nummer 9 auf der Ein- und Auswechselseite steht, mehr aber kann nicht passieren. Demgegenüber steht die Zeitersparnis, die sich durch eine flexible Eingabemöglichkeit ergibt, im Vergleich zum Heraussuchen und Hochhalten manueller Tafeln.

Im Amateurbereich sind die Funkfahnen das einzige verbreitete technische System. In erster Linie verhindern sie, dass der Schiedsrichter ein Fahnenzeichen übersieht. Zudem kann der Schiedsrichter mit dem Blick länger auf dem Zweikampf bleiben, weil er bei Abseitssituationen nicht mehr sofort zum Assistenten hinausschauen muss. Doch es gibt noch einen weiteren, gewichtigen Vorteil: Man kann sie auch zur Kommunikation im Gespann verwenden, genauer gesagt für Entscheidungshilfen durch den Assistenten. Wenn dieser einen Freistoß oder Elfmeter sehen will, „piepst“ er. Wenn er eine Gelbe Karte sehen will, gibt er ein weiteres, kurzes Signal. Hat er eine Rote Karte gesehen, gibt er „Dauerfeuer“. Dann weiß der Schiedsrichter genau, wie der Assistent die Situation bewertet hat. Gleichzeitig kann er aber, weil das Zeichen des Assistenten versteckt kommt, immer noch nach seiner eigenen Wahrnehmung entscheiden, ohne dass ihn ein offenes Fahnenzeichen faktisch dieser Möglichkeit beraubt.

Probleme können auftreten, wenn das System ausfällt oder man sich zu sehr drauf verlässt. In diesem Fall kann man Fahnenzeichen übersehen. Noch schlimmer aber ist es, wenn der Schiedsrichter bei der Zweikampfbeurteilung und Kartenbewertung nur noch auf das Piepsen des Empfängers baut.

Apropos Empfänger: Dass dieser nicht immer hält, konnte Christian Dingert am Freitag in Leverkusen erfahren. Der junge FIFA-Referee war jedoch vorbereitet – er lief in der zweiten Hälfte der Partie zwischen Bayer 04 und Werder Bremen (3:3/WahreTabelle.de berichtete) mit einer Kapitänsbinde über dem Empfänger auf, die er sich eben für genau solche Fälle angeschafft hatte. So oder so ähnlich agieren viele Schiedsrichter – ich selbst befestige meinen Empfänger beispielsweise immer mit Sicherheitsnadeln am Trikot.
Das letzte technische System im Gespann sind die Headsets. Die Vorteile dürften selbsterklärend sein. Ein Nachteil ist die Kommunikation selbst aber auch schon – es droht eine Ablenkung durch die Gespräche. Im Film Referees at Work gibt es eine Stelle, an der Massimo Busacca seinen Vierten Offiziellen Ivan Bebek leicht gereizt anfährt: „Don’t talk for nothing!“

Davon abgesehen gibt es natürlich Probleme, wenn das Headset ausfällt. So geschehen beim Vierten Offiziellen in der Partie zwischen Frankfurt und Augsburg (0:1), Patrick Ittrich. Dieser erkannte als einziger im Schiedsrichtergespann von Manuel Gräfe das elfmeterwürdige Foulspiel von Dominik Kohr gegen den Frankfurter Stürmer Vaclav Kadlec, konnte es aber seinem Chef nicht mitteilen. Eine bittere Situation, in erster Linie natürlich für Eintracht Frankfurt. Die Hessen wurden aufgrund dieser technischen Panne um eine hervorragende Chance zum Führungstreffer gebracht. Aber es war auch bitter für den Schiedsrichter, der sich selbst wohl am meisten über diesen Fehler ärgern dürfte. Von Patrick Ittrich hier zu erwarten, auf das Feld zu stürmen, ist zu viel: Der junge Kollege steht geschätzte 70 Meter von der Situation entfernt, kann sich also nicht absolut sicher sein. Wenn er aber aufs Feld rennt, nimmt er Gräfe faktisch die Möglichkeit, das Spiel doch weiterlaufen zu lassen, falls dieser den Zweikampf gesehen und als regelkonform bewertet haben sollte. Nicht auszudenken, was los wäre, sollte sich der Elfmeter als falsch erweisen!

Dennoch sollte man sich für den Fall eines technischen Defekts absichern. Sinnvoll wäre ein Fahnenstock, wie ihn die Torrichter haben, in Griffnähe des Vierten Offiziellen, dass dieser im Notfall schnell piepsen kann. So hätte man sich die Fehlentscheidung am Sonntag erspart.

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Am wenigsten dramatisch ist es, wenn die Auswechseltafel kaputt geht oder falsch bedient wird. Der Vierte Offizielle blamiert sich zwar bis auf die Knochen, wenn die Nummer 9 auf der Ein- und Auswechselseite steht, mehr aber kann nicht passieren. Demgegenüber steht die Zeitersparnis, die sich durch eine flexible Eingabemöglichkeit ergibt, im Vergleich zum Heraussuchen und Hochhalten manueller Tafeln.

Im Amateurbereich sind die Funkfahnen das einzige verbreitete technische System. In erster Linie verhindern sie, dass der Schiedsrichter ein Fahnenzeichen übersieht. Zudem kann der Schiedsrichter mit dem Blick länger auf dem Zweikampf bleiben, weil er bei Abseitssituationen nicht mehr sofort zum Assistenten hinausschauen muss. Doch es gibt noch einen weiteren, gewichtigen Vorteil: Man kann sie auch zur Kommunikation im Gespann verwenden, genauer gesagt für Entscheidungshilfen durch den Assistenten. Wenn dieser einen Freistoß oder Elfmeter sehen will, „piepst“ er. Wenn er eine Gelbe Karte sehen will, gibt er ein weiteres, kurzes Signal. Hat er eine Rote Karte gesehen, gibt er „Dauerfeuer“. Dann weiß der Schiedsrichter genau, wie der Assistent die Situation bewertet hat. Gleichzeitig kann er aber, weil das Zeichen des Assistenten versteckt kommt, immer noch nach seiner eigenen Wahrnehmung entscheiden, ohne dass ihn ein offenes Fahnenzeichen faktisch dieser Möglichkeit beraubt.

Probleme können auftreten, wenn das System ausfällt oder man sich zu sehr drauf verlässt. In diesem Fall kann man Fahnenzeichen übersehen. Noch schlimmer aber ist es, wenn der Schiedsrichter bei der Zweikampfbeurteilung und Kartenbewertung nur noch auf das Piepsen des Empfängers baut.

Apropos Empfänger: Dass dieser nicht immer hält, konnte Christian Dingert am Freitag in Leverkusen erfahren. Der junge FIFA-Referee war jedoch vorbereitet – er lief in der zweiten Hälfte der Partie zwischen Bayer 04 und Werder Bremen (3:3/WahreTabelle.de berichtete) mit einer Kapitänsbinde über dem Empfänger auf, die er sich eben für genau solche Fälle angeschafft hatte. So oder so ähnlich agieren viele Schiedsrichter – ich selbst befestige meinen Empfänger beispielsweise immer mit Sicherheitsnadeln am Trikot.
Das letzte technische System im Gespann sind die Headsets. Die Vorteile dürften selbsterklärend sein. Ein Nachteil ist die Kommunikation selbst aber auch schon – es droht eine Ablenkung durch die Gespräche. Im Film Referees at Work gibt es eine Stelle, an der Massimo Busacca seinen Vierten Offiziellen Ivan Bebek leicht gereizt anfährt: „Don’t talk for nothing!“

Davon abgesehen gibt es natürlich Probleme, wenn das Headset ausfällt. So geschehen beim Vierten Offiziellen in der Partie zwischen Frankfurt und Augsburg (0:1), Patrick Ittrich. Dieser erkannte als einziger im Schiedsrichtergespann von Manuel Gräfe das elfmeterwürdige Foulspiel von Dominik Kohr gegen den Frankfurter Stürmer Vaclav Kadlec, konnte es aber seinem Chef nicht mitteilen. Eine bittere Situation, in erster Linie natürlich für Eintracht Frankfurt. Die Hessen wurden aufgrund dieser technischen Panne um eine hervorragende Chance zum Führungstreffer gebracht. Aber es war auch bitter für den Schiedsrichter, der sich selbst wohl am meisten über diesen Fehler ärgern dürfte. Von Patrick Ittrich hier zu erwarten, auf das Feld zu stürmen, ist zu viel: Der junge Kollege steht geschätzte 70 Meter von der Situation entfernt, kann sich also nicht absolut sicher sein. Wenn er aber aufs Feld rennt, nimmt er Gräfe faktisch die Möglichkeit, das Spiel doch weiterlaufen zu lassen, falls dieser den Zweikampf gesehen und als regelkonform bewertet haben sollte. Nicht auszudenken, was los wäre, sollte sich der Elfmeter als falsch erweisen!

Dennoch sollte man sich für den Fall eines technischen Defekts absichern. Sinnvoll wäre ein Fahnenstock, wie ihn die Torrichter haben, in Griffnähe des Vierten Offiziellen, dass dieser im Notfall schnell piepsen kann. So hätte man sich die Fehlentscheidung am Sonntag erspart.

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