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20.04.2016 17:49 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Ein Spiel in München

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Vidal
Quelle: Imago Sportfoto
Nur Fliegen ist schöner: Bayerns Arturo Vidal (m.) hebt gegen den Bremer Janek Sternberg ab, Schiedsrichter Tobias Stieler (nicht im Bild) gibt Elfmeter – die Fehlentscheidung im ersten DFB-Pokal-Halbfinale war perfekt.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Das Dienstagsspiel im Halbfinale des DFB-Pokals schlug hohe Wellen. Auslöser war eine Schwalbe von Münchens Chilene Arturo Vidal, die den Elfmeter zum 2:0 nach sich zog.

Die Szene ist rasch erklärt: Werders Janek Sternberg flog mit hohem Risiko im Tiefflug in den Zweikampf, traf Arturo Vidal jedoch nicht. Dieser sprang jedoch hoch und fiel, als wäre er aus den Angeln gehoben worden. Kaum am Boden angekommen, blickte der Chilene direkt zum Schiedsrichter und – sah den Erfolg seines Strebens. Es gab Elfmeter, den Thomas Müller zum entscheidenden 2:0 verwandelte.

Schiedsrichter Tobias Stieler (34, Hamburg) ist hier leider auf eine Schwalbe hineingefallen. Es gab keinen Kontakt zwischen Sternberg und Vidal. Auch die Behauptung, Vidal habe keinen Elfmeter schinden, sondern sich lediglich schützen wollen, überzeugt nicht. In diesem Fall hätte Vidal nach dem Sturz nicht direkt zum Schiedsrichter geschaut. Auch hätte er dann den Schiedsrichter darüber informieren können, dass er nicht getroffen wurde.

Stieler selbst ist hier kein ernsthafter Vorwurf zu machen. In Originalgeschwindigkeit sieht das Einsteigen Sternbergs ob seiner hohen Geschwindigkeit wie ein Foul aus. Auch hat er keine völlig freie Sicht, da ihm Sambou Yatabaré im entscheidenden Moment ins Blickfeld lief. Der Gesamtablauf sieht jedoch nach einem klaren Foul aus.

Besonders pikant wird die Szene dadurch, dass zu Beginn der Woche eine Studie veröffentlicht wurde, nach der es tatsächlich einen „Bayern-Bonus“ gäbe. Diese Studie entspricht jedoch nicht ansatzweise wissenschaftlichen Mindeststandards. Der Datensatz, auf den man sich stützt, wurde nicht veröffentlicht. Darüber hinaus wurden keine Angaben darüber gemacht, wer die Szenen als „falsch“, „richtig“ und „strittig“ kategorisiert hat. Aber wen kümmert schon wissenschaftliche Methodik, wenn man öffentlich Verschwörungstheorien verbreiten kann?

Wenn man die Sache differenzierter betrachtet, fällt eine Szene in der 24. Minute ins Auge: Bremens Clemens Fritz grätschte in Kingsley Coman, traf zunächst den Ball, anschließend aber den Münchner mit offener Sohle oberhalb des Schuhrands. Das ist ein gesundheitsgefährdendes Einsteigen und damit ein grobes Foul. Hier hätte es Rot statt Gelb geben müssen. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass Fritz zunächst den Ball getroffen hat, die Gesundheitsgefährdung ist gegeben und auf diese kommt es ausschließlich an. Also haben beide Teams von je einem schwerwiegenden Fehler des Schiedsrichtergespanns profitiert.

Am meisten ärgern wird sich jedoch Tobias Stieler selbst über seinen Fehler. Wer seine Karriere verfolgt, weiß, dass er selbstkritisch ist und stets bemüht, Fehler abzustellen. Diese beiden Fehlentscheidungen haben leider eine sonst gute Gesamtleistung zunichte gemacht. Aber das ist das Los der Schiedsrichter: Am Ende interessiert sich niemand für die 88 guten Minuten, wenn ein oder zwei schwerwiegender Fehler dabei war. Manuel Gräfe kann seit dem Relegationsrückspiel 2015 davon ein sehr lautes Lied singen…

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Schiedsrichter Tobias Stieler (34, Hamburg) ist hier leider auf eine Schwalbe hineingefallen. Es gab keinen Kontakt zwischen Sternberg und Vidal. Auch die Behauptung, Vidal habe keinen Elfmeter schinden, sondern sich lediglich schützen wollen, überzeugt nicht. In diesem Fall hätte Vidal nach dem Sturz nicht direkt zum Schiedsrichter geschaut. Auch hätte er dann den Schiedsrichter darüber informieren können, dass er nicht getroffen wurde.

Stieler selbst ist hier kein ernsthafter Vorwurf zu machen. In Originalgeschwindigkeit sieht das Einsteigen Sternbergs ob seiner hohen Geschwindigkeit wie ein Foul aus. Auch hat er keine völlig freie Sicht, da ihm Sambou Yatabaré im entscheidenden Moment ins Blickfeld lief. Der Gesamtablauf sieht jedoch nach einem klaren Foul aus.

Besonders pikant wird die Szene dadurch, dass zu Beginn der Woche eine Studie veröffentlicht wurde, nach der es tatsächlich einen „Bayern-Bonus“ gäbe. Diese Studie entspricht jedoch nicht ansatzweise wissenschaftlichen Mindeststandards. Der Datensatz, auf den man sich stützt, wurde nicht veröffentlicht. Darüber hinaus wurden keine Angaben darüber gemacht, wer die Szenen als „falsch“, „richtig“ und „strittig“ kategorisiert hat. Aber wen kümmert schon wissenschaftliche Methodik, wenn man öffentlich Verschwörungstheorien verbreiten kann?

Wenn man die Sache differenzierter betrachtet, fällt eine Szene in der 24. Minute ins Auge: Bremens Clemens Fritz grätschte in Kingsley Coman, traf zunächst den Ball, anschließend aber den Münchner mit offener Sohle oberhalb des Schuhrands. Das ist ein gesundheitsgefährdendes Einsteigen und damit ein grobes Foul. Hier hätte es Rot statt Gelb geben müssen. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass Fritz zunächst den Ball getroffen hat, die Gesundheitsgefährdung ist gegeben und auf diese kommt es ausschließlich an. Also haben beide Teams von je einem schwerwiegenden Fehler des Schiedsrichtergespanns profitiert.

Am meisten ärgern wird sich jedoch Tobias Stieler selbst über seinen Fehler. Wer seine Karriere verfolgt, weiß, dass er selbstkritisch ist und stets bemüht, Fehler abzustellen. Diese beiden Fehlentscheidungen haben leider eine sonst gute Gesamtleistung zunichte gemacht. Aber das ist das Los der Schiedsrichter: Am Ende interessiert sich niemand für die 88 guten Minuten, wenn ein oder zwei schwerwiegender Fehler dabei war. Manuel Gräfe kann seit dem Relegationsrückspiel 2015 davon ein sehr lautes Lied singen…

Mehr zum Thema:

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Schiedsrichterball: Fair – Unfair – Unsinn?

Schiedsrichterball: Mehr als nur das Regelwerk

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab! 

Sollten absichtlich in Kauf genommenen Sperren nachträglich via TV-Beweis zurücknehmbar sein oder sollen „Gelb-Schummler“ künftig härter vom DFB bestraft werden?

01.05.2016 21:48


Wasabi[Wolf]


Bor. Dortmund-FanBor. Dortmund-Fan


Mitglied seit: 21.01.2012

Aktivität:
Beiträge: 694

Gut geschrieben

ich wollte doch mit meinem Letzten Post besonder auf die sache von @Hagi01 eingehen der ja unbedingt einen SR, besonders einen aus der Buli oder jemanden wie Krug da als "beratend" oder awas auch immer dabei, aber sehr schön das du die Englische Liga rein bringst, da würde ich gerne wissen was ein Krug zu sagen hätte? (Tippe auf 0,0000000  % ).

Dein Beispiel ist übrigens Top (ist ernst gemeint und soll auf jedenfall Bitte als Lob aufgefasst werden). Ich glaube ich habe nicht gesagt (oder zumindest sollte es nicht so rüberkommen) das ich diese Stufie als absolute wahrheit sehe oder so. Du spricht hier was an was sehr wichtig ist, das ist die Linie und die auslegung der SR, ja die ist nicht immer gleich und das macht den fussball auch ein wenig interresant, aber die Linie hier ist ja auch wären eines Spieles nicht gleich also das darf man den SR wohl seites der WT auch nicht zum vorwurf machen

Aber hier sich hinstellen und sagen das nur SR, besonders Lehrwarte die mit Int. fussball sowas von rein garnichtsmehr zu tun haben die EINZIGEN sind die sowas beurteilen dürfen, das ist in meinen augen schlicht weg Flasch!


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30.04.2016 16:53


DonkeyShot


1860 München-Fan1860 München-Fan


Mitglied seit: 15.02.2015

Aktivität:
Beiträge: 452

Wäre mal interessant die Studie zu lesen, denn ein (Anfangs-)Kapitel sollte sich mit der Methodik auseinandersetzen, sonst ist sie wahrlich arbiträr und letztlich gänzlich wissenschaftlich obsolet.
Wer meldet sich nun bei Frau Angelika Werner?
Freiwillige vor!


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30.04.2016 16:28


dermade


Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 30.01.2009

Aktivität:
Beiträge: 1870

@wasabi[wolf]

Zitat von wasabi[wolf]
Naja, da hat jemand nicht wirklich aufgepasst, es gibt genug Studien die das nicht offen legen und dennoch als Korrekt angesehen werdem

Äh, nein? Keine Studie, die nicht ihre Methodik offenlegt wird als korrekt oder überhaupt nur diskutierbar angesehen. Vielleicht unter irgendwelchen Scharlatanen, wenn sie ein "Studie" die die Wirksamkeit vom Homoöpathie oder ähnlichem "belegt". Aber nicht im Wissenschaftsbetrieb. Reproduzierbarkeit ist da ein unabdingbarer Teil von wissenschaftlichen Versuchen. Und reproduzieren kann ich nur etwas, das überhaupt bekannt ist.
 


"Mehrere Ausrufezeichen, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. Sicheres Zeichen für einen kranken Geist." - Terry Pratchett, „Eric“


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