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14.03.2014 11:35 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Eine Frage der Erreichbarkeit

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Gagelmann / Freiburg-BVB
Quelle: GettyImages
Der Streitfall von Freiburg: Bedrängt von BVB-Abwehrspieler Marcel Schmelzer und Freiburgs Julian Schuster zeigt Schiedsrichter Peter Gagelmann (l.) Dortmunds griechischem Innenverteidiger Sokratis (r.) die Gelbe Karte.

Johannes Gründel
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Kurz vor der Halbzeit des Sonntagsspiels zwischen dem SC Freiburg und Borussia Dortmund (0:1) grätschte BVB-Innenverteidiger Sokratis als letzter Mann Freiburgs Philipp Zulechner in die Parade, wobei der SC-Stürmer fiel. Schiedsrichter Peter Gagelmann zeigte dem griechischen Nationalspieler die Gelbe Karte. Dies nahm SC-Trainer Christian Streich zum Anlass, einigen Schiedsrichtern bewusste Fehlentscheidungen zu unterstellen und die Motivation dafür in seiner Person zu sehen.

Dabei lag Peter Gagelmann hier völlig richtig. Lediglich eine kleine Nuance, die aber nicht entscheidend ist, lässt sich anhand der Bilder nicht genau klären: Unklar bleibt, ob Sokratis Zulechner berührt hat oder nicht. Für die Frage, ob das Spiel unterbrochen werden muss oder nicht, ist das allerdings unerheblich. Sokratis hat nicht mehr unter Kontrolle, wohin er mit seiner Grätsche fliegt. Das ist auch ohne Berührung gefährliches Spiel und somit mindestens ein indirekter Freistoß. Gab es eine solche, wird daraus ein Kontaktvergehen, das einen direkten Freistoß nach sich zieht. Das Spiel muss aber in beiden Fällen aufgrund des regelwidrigen Einsatzes unterbrochen werden. Peter Gagelmann nahm einen Kontakt wahr und verhängte daher einen direkten Freistoß. Das ist durchaus so üblich, dass die Schiedsrichter in der Praxis bei Unklarheiten den direkten Freistoß wählen. Der macht weniger Schwierigkeiten und ist auch der Regelfall für einen Freistoß.

Anlass für Christian Streichs Aufregung war aber nicht der Freistoßpfiff. Der Trainer erkannte in dieser Szene eine Notbremse, da Sokratis angeblich letzter Mann war, und forderte mit den Worten „Also Rot. Für solche Fälle gibt es eine Regel“ den Platzverweis. In einem Punkt hat er Recht: Für solche Fälle gibt es tatsächlich eine Regel. Die lautet aber nicht: „Ein Spieler wird des Feldes verwiesen, wenn er als letzter Mann foult“, sondern „Ein Spieler wird des Feldes verwiesen, wenn er eines der folgenden Vergehen begeht: Vereiteln einer offensichtlichen Torchance für einen auf sein Tor zulaufenden Gegenspieler durch ein Vergehen, das mit Freistoß oder Strafstoß zu ahnden ist“. Der letzte Mann ist nur eines der Bewertungskriterien, anhand deren der Schiedsrichter eine offensichtliche Torchance erkennt. Weitere Kriterien sind die Position auf dem Feld, die Ballkontrolle des Spielers und der Zug zum Tor. Hier ist allerdings der Fall so gelagert, dass sich Zulechner den Ball zu weit vorgelegt hatte. Er hätte den Ball voraussichtlich nicht mehr erwischt. Und die Formulierung „offensichtliche Torchance“ zeigt, dass realistisch begründete Zweifel eine Notbremse ausschließen. Schließlich ist die Torchance dann nicht mehr „offensichtlich“. Die Gelbe Karte wegen taktischen Foulspiels, also „Verhindern einer guten Torchance“ zu geben, ist dagegen korrekt. Allerdings ist hier die Übersetzung unglücklich gewählt: Im englischen Originaltext heißt es „Stopping a promising attack“. Meiner Meinung nach ist diese Formulierung auch treffender, besonders für das Unterbinden von Kontern ist sie in solchen Fällen korrekt. So auch hier. Das Foulspiel an sich war auch nicht hart genug, um per se eine Rote Karte zu rechtfertigen. Sokratis‘ Einsteigen war eher rücksichtslos als übermäßig hart.

Christian Streich, den ich für einen brillanten Trainer halte, sollte sich überlegen, ob er sich in dieser Form in der Öffentlichkeit äußern sollte oder ob er seiner Mannschaft damit nicht einen Bärendienst erweist. Zum einen verschwendet er damit Energie, die er für eine Aufarbeitung der eigenen Fehler nutzen könnte, zum anderen wird sich der Schiedsrichter, der Freiburg nächsten Sonntag in Frankfurt pfeifen wird, Wolfgang Stark, sicherlich nicht gerne vorwerfen lassen, vor Streichs Schimpftirade zu kuschen. Im äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass diese Aussage weitere Entscheidungen beeinflussen sollte, könnte sie auch dazu führen, dass der Schiedsrichter im Zweifel gegen Freiburg entscheidet...

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Dabei lag Peter Gagelmann hier völlig richtig. Lediglich eine kleine Nuance, die aber nicht entscheidend ist, lässt sich anhand der Bilder nicht genau klären: Unklar bleibt, ob Sokratis Zulechner berührt hat oder nicht. Für die Frage, ob das Spiel unterbrochen werden muss oder nicht, ist das allerdings unerheblich. Sokratis hat nicht mehr unter Kontrolle, wohin er mit seiner Grätsche fliegt. Das ist auch ohne Berührung gefährliches Spiel und somit mindestens ein indirekter Freistoß. Gab es eine solche, wird daraus ein Kontaktvergehen, das einen direkten Freistoß nach sich zieht. Das Spiel muss aber in beiden Fällen aufgrund des regelwidrigen Einsatzes unterbrochen werden. Peter Gagelmann nahm einen Kontakt wahr und verhängte daher einen direkten Freistoß. Das ist durchaus so üblich, dass die Schiedsrichter in der Praxis bei Unklarheiten den direkten Freistoß wählen. Der macht weniger Schwierigkeiten und ist auch der Regelfall für einen Freistoß.

Anlass für Christian Streichs Aufregung war aber nicht der Freistoßpfiff. Der Trainer erkannte in dieser Szene eine Notbremse, da Sokratis angeblich letzter Mann war, und forderte mit den Worten „Also Rot. Für solche Fälle gibt es eine Regel“ den Platzverweis. In einem Punkt hat er Recht: Für solche Fälle gibt es tatsächlich eine Regel. Die lautet aber nicht: „Ein Spieler wird des Feldes verwiesen, wenn er als letzter Mann foult“, sondern „Ein Spieler wird des Feldes verwiesen, wenn er eines der folgenden Vergehen begeht: Vereiteln einer offensichtlichen Torchance für einen auf sein Tor zulaufenden Gegenspieler durch ein Vergehen, das mit Freistoß oder Strafstoß zu ahnden ist“. Der letzte Mann ist nur eines der Bewertungskriterien, anhand deren der Schiedsrichter eine offensichtliche Torchance erkennt. Weitere Kriterien sind die Position auf dem Feld, die Ballkontrolle des Spielers und der Zug zum Tor. Hier ist allerdings der Fall so gelagert, dass sich Zulechner den Ball zu weit vorgelegt hatte. Er hätte den Ball voraussichtlich nicht mehr erwischt. Und die Formulierung „offensichtliche Torchance“ zeigt, dass realistisch begründete Zweifel eine Notbremse ausschließen. Schließlich ist die Torchance dann nicht mehr „offensichtlich“. Die Gelbe Karte wegen taktischen Foulspiels, also „Verhindern einer guten Torchance“ zu geben, ist dagegen korrekt. Allerdings ist hier die Übersetzung unglücklich gewählt: Im englischen Originaltext heißt es „Stopping a promising attack“. Meiner Meinung nach ist diese Formulierung auch treffender, besonders für das Unterbinden von Kontern ist sie in solchen Fällen korrekt. So auch hier. Das Foulspiel an sich war auch nicht hart genug, um per se eine Rote Karte zu rechtfertigen. Sokratis‘ Einsteigen war eher rücksichtslos als übermäßig hart.

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