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01.10.2015 23:18 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Regeltheorie und Praxis

Kolumne: Johannes Gründel bei WahreTabelle über das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Union / MSV
Quelle: Imago Sportfoto
Christopher Trimmel (vorn) verschießt den Foulelfmeter für Union Berlin, Victor Obinna (hinten, ganz links) war allerdings zu früh in den Strafraum gelaufen...

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Es lief die 74. Minute im Zweitliga-Spiel zwischen Union Berlin und dem MSV Duisburg. Beim Stand von 3:1 für die „Eisernen“ wurde der Berliner Dennis Daube von Nico Klotz an der seitlichen Strafraumgrenze gefoult. Schiedsrichter Sören Storks, in seinem zweiten Zweitliga-Spiel, deutet sofort auf den Punkt und verwarnt den Übeltäter. Diese Entscheidung war korrekt und sehr gut, da man als Schiedsrichter doch dazu neigt, solche knappen Situationen außerhalb des Strafraums zu verlegen. Da der Velener aber sehr gut stand, konnte er zweifelsfrei erkennen, dass das Foul ca. fünf Zentimeter innerhalb des Strafraums stattfand.

Interessant wird es aber erst bei der Ausführung des Strafstoßes: Duisburgs Victor Obinna befand sich schon vor der Freigabe des Balles ca. einen Meter innerhalb des Teilkreises und damit deutlich in der verbotenen Zone. Dazu lief der Stürmer auch zu früh weiter hinein, sodass er im Moment des Schusses ca. zweieinhalb bis drei Meter zu nahe am Ball war. Es kam, wie es kommen musste: Duisburgs Torwart, Michael Ratajczak, wehrte den Ball ab und Obinna, ob seines Frühstarts bevorteilt, schlug den Ball ins Seitenaus.
Streng genommen liegt hier ein technischer Fehler des Schiedsrichters vor: Ein Strafstoß ist erst freizugeben, wenn der Torhüter sich auf der Linie befindet und sich alle Spieler, außer ihm und dem Schützen, hinter dem Ball und außerhalb der „verbotenen Zone“ aufhalten. Hier muss sich Storks den Vorwurf einer Unkonzentriertheit gefallen lassen.

Doch selbst wenn man Obinnas privilegierte Startposition ausklammert, stellt sich die Frage, ob der Elfmeter hätte wiederholt werden müssen. Der Grundgedanke der Regeln ist hier einfach: Der Mannschaft, die bei der Ausführung gegen die Regeln verstößt, sind die Regeln nicht gewogen. Läuft ein Angreifer zu früh in den Strafraum und der Schütze trifft, so wird der Elfmeter wiederholt. Andernfalls gibt es einen indirekten Freistoß für die verteidigende Mannschaft – Bei Abstoß oder Ballkontrolle des Torwarts: Vorteil. Läuft ein Verteidiger zu früh in den Strafraum und der Stürmer trifft, zählt das Tor. Andernfalls wird der Elfmeter wiederholt. Laufen beide Teams in den Strafraum, wird der Elfmeter wiederholt. Soweit zur Regeltheorie, nach der der Elfmeter als hätte wiederholt werden müssen.

In der Praxis hat es sich jedoch eingebürgert, solche Vergehen nur zu bestrafen, wenn es zu dreist wird. Beliebtes Beispiel in Lehrabenden ist eine Szene, in der die einlaufenden Spieler sogar den Schützen überholen. Das kann der Schiedsrichter dann beim besten Willen nicht tolerieren. In Berlin war das ein Grenzfall. Für eine Wiederholung spricht, dass nicht nur Obinna zu früh einlief, sondern auch Ratajczak schon einen Meter vor der Linie stand. Dagegen spricht, dass er faktisch nur einen Meter innerhalb des Strafraums stand und ein Berliner, Damir Kreilach, den Teilkreis ebenfalls ca. zweieinhalb Meter betreten hatte. Da er aber zentraler stand, war er noch nicht im Strafraum. Auch hat sich niemand am Verhalten der beiden gestört. Daher war es entsprechend der common practice bei Strafstößen sinnvoll, mit Einwurf fortzusetzen und den Strafstoß nicht zu wiederholen.

Diese common practice hat sich eingebürgert, da die Schiedsrichter nicht zu pedantisch sein wollen. Wie es anders aussehen kann, kann man am Beispiel eines Torhüters, der es nicht lange genug auf der Torlinie aushält, auf einem großen Videoportal sehen, wenn man „The Portland Timbers PK Against DC United“ sucht. Regeltechnisch korrekt lässt der Schiedsrichter den Strafstoß zweimal wiederholen, weil der Torhüter knapp einen Meter zu weit vor dem Tor steht. Als er sich dann bei dritten Mal nur minimal zu früh bewegt, kann er den Ball nicht halten. Aus der reinen Regeltheorie kann man dem Gespann hier keinen Vorwurf machen. Dennoch ist das nicht das, was man als Fußballfan sehen möchte. Es bleibt immer die ungeschriebene Regel 18, der gesunde Menschenverstand, zu beachten.

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Interessant wird es aber erst bei der Ausführung des Strafstoßes: Duisburgs Victor Obinna befand sich schon vor der Freigabe des Balles ca. einen Meter innerhalb des Teilkreises und damit deutlich in der verbotenen Zone. Dazu lief der Stürmer auch zu früh weiter hinein, sodass er im Moment des Schusses ca. zweieinhalb bis drei Meter zu nahe am Ball war. Es kam, wie es kommen musste: Duisburgs Torwart, Michael Ratajczak, wehrte den Ball ab und Obinna, ob seines Frühstarts bevorteilt, schlug den Ball ins Seitenaus.
Streng genommen liegt hier ein technischer Fehler des Schiedsrichters vor: Ein Strafstoß ist erst freizugeben, wenn der Torhüter sich auf der Linie befindet und sich alle Spieler, außer ihm und dem Schützen, hinter dem Ball und außerhalb der „verbotenen Zone“ aufhalten. Hier muss sich Storks den Vorwurf einer Unkonzentriertheit gefallen lassen.

Doch selbst wenn man Obinnas privilegierte Startposition ausklammert, stellt sich die Frage, ob der Elfmeter hätte wiederholt werden müssen. Der Grundgedanke der Regeln ist hier einfach: Der Mannschaft, die bei der Ausführung gegen die Regeln verstößt, sind die Regeln nicht gewogen. Läuft ein Angreifer zu früh in den Strafraum und der Schütze trifft, so wird der Elfmeter wiederholt. Andernfalls gibt es einen indirekten Freistoß für die verteidigende Mannschaft – Bei Abstoß oder Ballkontrolle des Torwarts: Vorteil. Läuft ein Verteidiger zu früh in den Strafraum und der Stürmer trifft, zählt das Tor. Andernfalls wird der Elfmeter wiederholt. Laufen beide Teams in den Strafraum, wird der Elfmeter wiederholt. Soweit zur Regeltheorie, nach der der Elfmeter als hätte wiederholt werden müssen.

In der Praxis hat es sich jedoch eingebürgert, solche Vergehen nur zu bestrafen, wenn es zu dreist wird. Beliebtes Beispiel in Lehrabenden ist eine Szene, in der die einlaufenden Spieler sogar den Schützen überholen. Das kann der Schiedsrichter dann beim besten Willen nicht tolerieren. In Berlin war das ein Grenzfall. Für eine Wiederholung spricht, dass nicht nur Obinna zu früh einlief, sondern auch Ratajczak schon einen Meter vor der Linie stand. Dagegen spricht, dass er faktisch nur einen Meter innerhalb des Strafraums stand und ein Berliner, Damir Kreilach, den Teilkreis ebenfalls ca. zweieinhalb Meter betreten hatte. Da er aber zentraler stand, war er noch nicht im Strafraum. Auch hat sich niemand am Verhalten der beiden gestört. Daher war es entsprechend der common practice bei Strafstößen sinnvoll, mit Einwurf fortzusetzen und den Strafstoß nicht zu wiederholen.

Diese common practice hat sich eingebürgert, da die Schiedsrichter nicht zu pedantisch sein wollen. Wie es anders aussehen kann, kann man am Beispiel eines Torhüters, der es nicht lange genug auf der Torlinie aushält, auf einem großen Videoportal sehen, wenn man „The Portland Timbers PK Against DC United“ sucht. Regeltechnisch korrekt lässt der Schiedsrichter den Strafstoß zweimal wiederholen, weil der Torhüter knapp einen Meter zu weit vor dem Tor steht. Als er sich dann bei dritten Mal nur minimal zu früh bewegt, kann er den Ball nicht halten. Aus der reinen Regeltheorie kann man dem Gespann hier keinen Vorwurf machen. Dennoch ist das nicht das, was man als Fußballfan sehen möchte. Es bleibt immer die ungeschriebene Regel 18, der gesunde Menschenverstand, zu beachten.

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