Newsansicht

WahreTabelle 1.Bundesliga >> WahreTabelle 2.Bundesliga >>
13.10.2014 10:52 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball Spezial: Reichlich umtriebig…

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Polen / Deutschland
Quelle: GettyImages
Das portugiesischen Schiedsrichtergespann um Pedro Proenca (m.) stellt sich vor dem Spiel Polen - Deutschland (2:0) in Warschau mit beiden Teams zum offiziellen Kampagnenfoto gegen Rassismus.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Bei Deutschlands erster Qualifikationsniederlage seit sieben Jahren gibt es sicherlich reichlich zu analysieren. Wer ist schuld an den Gegentoren? Wieso konnte die DFB-Elf ihre Chancen nicht nutzen? Hätte Bundestrainer Jogi Löw früher wechseln sollen? Doch dem aufmerksamen Zuschauer, so mancher davon auch in der WahreTabelle-Redaktion, ist auch etwas anderes aufgefallen, das sich allerdings außerhalb des Feldes abspielte: Der Vierte Offizielle Luis Campos spulte an der Seitenlinie gefühlt mehr Kilometer herunter als so mancher Spieler am Platz.

Dies ist reichlich ungewöhnlich, allerdings zugleich auch ein Erkennungszeichen des portugiesischen Hauptschiedsrichters Pedro Proenca. Auch Deutschlands Spitzen-Schiedsrichter Dr. Felix Brych durfte diese Übung bereits exerzieren: Beim Eröffnungsspiel des Confederation Cups 2013 lief der Bayer an der Seitenlinie auf und ab, dass selbst David Odonkor neidisch geworden wäre...

Dahinter steht ein relativ einfacher Gedanke: Ein Vierter Offizieller, der sich an der Seitenlinie mitbewegt, kann den Schiedsrichter deutlich besser bei Entscheidungen unterstützen als ein starr zwischen den Trainerbänken positionierter Vertreter. Der vierte Mann hat die Möglichkeit, sich so zu positionieren, dass er freie Sicht hat, nahe genug am Spielgeschehen ist und dem Schiedsrichter-Gespann somit einen Blickwinkel mehr für die Entscheidungsfindung zur Verfügung steht. Wenn dann auch noch das Headset funktioniert, kann diese Zusammenarbeit spiel(mit)entscheidende Fehlentscheidungen verhindern. Zudem kann der Vierte Mann durch gezielte Ansprachen an die Spieler präventiv eingreifen.

Diese Vorteile sind gut greifbar – warum also ist der Portugiese, der 2012 das EURO- und das Champions League-Finale leitete, der einzige Schiedsrichter mit so offensichtlich aktiver Unterstützung? Zum einen schaut ein Roadrunner an der Seitenlinie ziemlich ungewohnt aus. Zum anderen funktioniert das natürlich nur bei den richtigen Trainern: So etwas geht nicht, wenn Trainer wie Jürgen Klopp, Christian Streich oder Thomas Tuchel in den Coachingzonen stehen und den Vierten Offiziellen bei gefühlt jeder Entscheidung attackieren. Dieser muss dann Präsenz zeigen, um seiner Hauptaufgabe als Blitzableiter im Gespann gerecht zu werden. Auch wäre ich als Trainer ziemlich genervt, wenn ein als Vierter Offizieller bezeichneter Hampelmann alle paar Sekunden durch meinen Bereich rennt. Das kann bei manchen Trainern die Aggressivität Richtung Gespann steigern.

Wie man hier sieht, gibt es durchaus einleuchtende Vorteile, allerdings auch Nachteile, die vor allem aber abhängig vom Typ der beiden Trainer sind. Bei den richtigen Übungsleitern – oder nach einer Etablierungsphase – ist das also eine lohnenswerte Überlegung. Schade, dass sie bislang nur Pedro Proenca einleuchtet.

Apropos Proenca: Dieser Mann bringt deutschen Teams offenbar kein Glück. Bei 18 Spielen mit deutscher Beteiligung, die der Finanzdirektor leitete, gab es nur fünf Siege (1x BVB, 3x HSV, 1x U21-Nationalelf), während neun Spiele verloren wurden. Unter anderem das „Finale dahoam“ der Bayern gegen den FC Chelsea.

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Von Verwechselungen und Überraschungen

Schiedsrichterball: Die Tücken der Technik

Schiedsrichterball: Von Vorschlägen für Laufwege

Bei Deutschlands erster Qualifikationsniederlage seit sieben Jahren gibt es sicherlich reichlich zu analysieren. Wer ist schuld an den Gegentoren? Wieso konnte die DFB-Elf ihre Chancen nicht nutzen? Hätte Bundestrainer Jogi Löw früher wechseln sollen? Doch dem aufmerksamen Zuschauer, so mancher davon auch in der WahreTabelle-Redaktion, ist auch etwas anderes aufgefallen, das sich allerdings außerhalb des Feldes abspielte: Der Vierte Offizielle Luis Campos spulte an der Seitenlinie gefühlt mehr Kilometer herunter als so mancher Spieler am Platz.

Dies ist reichlich ungewöhnlich, allerdings zugleich auch ein Erkennungszeichen des portugiesischen Hauptschiedsrichters Pedro Proenca. Auch Deutschlands Spitzen-Schiedsrichter Dr. Felix Brych durfte diese Übung bereits exerzieren: Beim Eröffnungsspiel des Confederation Cups 2013 lief der Bayer an der Seitenlinie auf und ab, dass selbst David Odonkor neidisch geworden wäre...

Dahinter steht ein relativ einfacher Gedanke: Ein Vierter Offizieller, der sich an der Seitenlinie mitbewegt, kann den Schiedsrichter deutlich besser bei Entscheidungen unterstützen als ein starr zwischen den Trainerbänken positionierter Vertreter. Der vierte Mann hat die Möglichkeit, sich so zu positionieren, dass er freie Sicht hat, nahe genug am Spielgeschehen ist und dem Schiedsrichter-Gespann somit einen Blickwinkel mehr für die Entscheidungsfindung zur Verfügung steht. Wenn dann auch noch das Headset funktioniert, kann diese Zusammenarbeit spiel(mit)entscheidende Fehlentscheidungen verhindern. Zudem kann der Vierte Mann durch gezielte Ansprachen an die Spieler präventiv eingreifen.

Diese Vorteile sind gut greifbar – warum also ist der Portugiese, der 2012 das EURO- und das Champions League-Finale leitete, der einzige Schiedsrichter mit so offensichtlich aktiver Unterstützung? Zum einen schaut ein Roadrunner an der Seitenlinie ziemlich ungewohnt aus. Zum anderen funktioniert das natürlich nur bei den richtigen Trainern: So etwas geht nicht, wenn Trainer wie Jürgen Klopp, Christian Streich oder Thomas Tuchel in den Coachingzonen stehen und den Vierten Offiziellen bei gefühlt jeder Entscheidung attackieren. Dieser muss dann Präsenz zeigen, um seiner Hauptaufgabe als Blitzableiter im Gespann gerecht zu werden. Auch wäre ich als Trainer ziemlich genervt, wenn ein als Vierter Offizieller bezeichneter Hampelmann alle paar Sekunden durch meinen Bereich rennt. Das kann bei manchen Trainern die Aggressivität Richtung Gespann steigern.

Wie man hier sieht, gibt es durchaus einleuchtende Vorteile, allerdings auch Nachteile, die vor allem aber abhängig vom Typ der beiden Trainer sind. Bei den richtigen Übungsleitern – oder nach einer Etablierungsphase – ist das also eine lohnenswerte Überlegung. Schade, dass sie bislang nur Pedro Proenca einleuchtet.

Apropos Proenca: Dieser Mann bringt deutschen Teams offenbar kein Glück. Bei 18 Spielen mit deutscher Beteiligung, die der Finanzdirektor leitete, gab es nur fünf Siege (1x BVB, 3x HSV, 1x U21-Nationalelf), während neun Spiele verloren wurden. Unter anderem das „Finale dahoam“ der Bayern gegen den FC Chelsea.

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Von Verwechselungen und Überraschungen

Schiedsrichterball: Die Tücken der Technik

Schiedsrichterball: Von Vorschlägen für Laufwege

13.10.2014 14:34


carbonero
carbonero

1. FC Köln-Fan1. FC Köln-Fan


Mitglied seit: 09.01.2013

Aktivität:
Beiträge: 904

Ich habe das Spiel und damit auch das Stellungsspiel von Campos leider nicht gesehen. Ich frage mich aber, ob es wirklich sinnvoll sein kann, die Arbeit - oder zumindest den Arbeitsplatz - des Vierten Offiziellen von den Trainern abhängig zu machen?
Weiteres geschultes Augenpaar, dass das Spielgeschehen aus einem anderen Blickwinkel beobachtet und sich bemerkbar machen kann, bei ruhigen Trainern beziehungsweise Prellbock zwischen zwei "emotionalen" Trainern und "Blitzableiter", wenn es draußen zur Sache geht? Ich weiß nicht...


 Beitrag melden  Zitieren  Antworten


16.04.2024 13:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten

Mehrere strittige Szenen im Fokus

Harm-Osmers-2024-1043762546h_1713265747.jpg

Erstmals seit dem 17. Spieltag hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Ergebniskorrektur durch die WT-Community gegeben. Dennoch wurden vier strittige Szenen diskutiert, von denen zwei beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen (5:0) stattgefunden haben. 29. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick In beiden Fällen waren sich die Mitglieder des Kompetenzteams sowie die WT-User uneins. Jeweils mit einer knappen Mehrheit hätten die User den Elfmeter, der zum 1:0 führte, nicht gepfiffen und das 2:0, bei dem eine Abseitsstellung thematisiert wurde, nicht zählen lassen. Die KT-Mitglieder stärkten jedoch S...

09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

Zwei Fehlentscheidungen im Fokus

Trimmel-Christopher-2023-2024-Union-Berlin-1043359099h_1712674162.jpg

Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...

02.04.2024 11:19 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 27. Spieltag: Leipzig und Augsburg um Sieg gebracht – Rot für Ryerson

Vier Fehlentscheidungen im Fokus

Julian Ryerson im Zweikampf mit Jamal Musiala

Am 27. Bundesliga-Spieltag gab es einige strittige Szenen, die zu insgesamt vier Korrekturen in vier Partien geführt haben. In zwei Begegnungen sorgte dies für einem anderen Ausgang. Sowohl RB Leipzig als auch der FC Augsburg hätten in ihren Heimspielen anstelle eines Unentschiedens einen Sieg eingefahren. Glück hatte zudem Borussia Dortmund im Topspiel gegen den FC Bayern. 27. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Leipzig mühte sich am Samstagnachmittag zu einem 0:0 gegen Mainz 05, dabei hätte es nach Ansicht der WahreTabelle-Community in der 61. Minute einen Elfmeter für die Sachsen geben müss...

21.03.2024 12:31 Uhr | Quelle: dpa Siebert über VAR: „Weniger Tätlichkeiten und Schwalben im Strafraum“

Schiedsrichter mit klarer Meinung

Siebert_Daniel_0046665044h_1684828628.jpg

Nach Meinung von Schiedsrichter Daniel Siebert wird der Video-Assistent nie 100-prozentige Gerechtigkeit bringen. „Das war vielleicht die zu hohe Erwartung. Das aber kann er nicht leisten. Weil die Vereine, Spieler und Fans die meisten Szenen, die im Graubereich liegen, zu ihren Gunsten auslegen werden. So haben wir immer zwei Parteien und ein Ungleichgewicht in der Beurteilung“, sagte Siebert der „Berliner Zeitung“. In der Bundesliga wurde der VAR in der Saison 2017/2018 eingeführt. In der 2. Bundesliga etablierte er sich zwei Jahre später. Insgesamt habe der Videobeweis den Fußball fairer gemacht, befand Siebert vor allem mit Blick auf „faktische Situationen“ wie Abseits. „Es gibt kein Tor mehr ...

14.02.2024 08:35 Uhr | Quelle: dpa Wirbel um aberkanntes Leipzig-Tor gegen Real Madrid: „Es war kein Abseits, es war kein Foul“

Sesko traf nach 97 Sekunden 

Sesko-Benjamin-2023-2024-RB-Leipzig-1040560563h_1707896218.jpg

Ein Tor nach 97 Sekunden im Achtelfinale der Champions League, Traumstart gegen Real Madrid – doch der Treffer von Benjamin Sesko für RB Leipzig zählte nicht. Zum großen Unverständnis von Sportdirektor Rouven Schröder. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung. Es wäre mit dem 1:0 ein ganz anderes Spiel geworden“, schimpfte der 48-Jährige.  Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto entschied in der Szene auf Abseits und wurde auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den N...