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13.06.2014 21:57 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball Spezial: Und los geht’s…

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der WM.

Johannes Gründel
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Nishimura / BRA-HRV
Quelle: GettyImages
Schiedsrichter Yuichi Nishimura aus Japan (l.) geriet im Eröffnungsspiel Brasilien - Kroatien (3:1) ins Kreuzfeuer der Kritik.

Johannes Gründel
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Endlich: Die WM hat begonnen. Leider gingen direkt die Diskussionen los, bei denen der Schiedsrichter im Mittelpunkt steht. Yuichi Nishimura, Referee aus Japan bei seinem zweiten WM-Turnier, wurde dabei zur Reizfigur.

Grund ist der Elfmeter, den er im Eröffnungsspiel Brasilien - Kroatien (3:1) nach 71 Minuten beim Stand von 1:1 zugunsten der Gastgeber verhängt. Zu dieser Szene gibt es natürlich keine zwei Meinungen. Es war eine Fehlentscheidung. Und gleich beginnen wieder in diversen Foren und sozialen Netzwerken die Verschwörungstheorien, gefolgt von den Überlegungen, warum bei der WM Schiedsrichter selbst aus so genannten fußballerischen Entwicklungsländern pfeifen. Dabei würde vieles entschärft werden, wenn man sich nur einmal überlegte, wie es denn zu dieser Fehlentscheidung kam.

Nishimura steht so, dass er – wie Referee-Legende Urs Meier im ZDF richtig angemerkt hatte – keinerlei Seiteneinblick hat. Das ist ein Resultat des modernen Stellungsspiels, das die FIFA von ihren Schiedsrichtern sehen will. Abweichen von der konservativen Diagonale hin zum sogenannten „Diagonalkanal“. Dadurch steht man dann näher an der Situation, was die Akzeptanz der Entscheidung sicherlich erhöht. Leider muss der Seiteneinblick darunter leiden, was die Fehlerquote ebenfalls erhöht.

Nishimura schaut deshalb frontal auf den Zweikampf. Dabei sieht er, dass Lovren den Arm an Freds Schulter hat und dieser so fällt, als wäre er zu Boden gerissen worden. Wobei ich anmerken möchte, dass ich schon lange keine so gut ausgeführte Schwalbe mehr gesehen habe...

Tja, nun muss Nishimura eine Entscheidung treffen. Entweder „Elfmeter“ oder „Weiterspielen“ – beides sind in ihrer Intensität gleichwertige Entscheidungen. Aus seiner Sicht sieht es dann eben – mangels Seiteneinblick (Womit erneut gezeigt wäre, warum der Blickwinkel viel wichtiger ist als die Distanz zum Spielgeschehen) – so aus, als wäre Fred gefoult worden. Das hat nichts damit zu tun, dass andernfalls in Brasilien wieder Unruhen ausbrechen könnten. Das ist schlicht eine Fehlentscheidung, die Nishimura selbst wohl am allermeisten ärgern dürfte. Denn vor diesem Spiel war er noch ein heißer Kandidat für ein Halbfinale, vor allem falls es dort zu einem europäisch-südamerikanischen Duell kommen sollte. Jetzt wird er nach einem weiteren Gruppenspiel wohl vorzeitig heimfahren müssen.

Die Kritik an der politischen Nominierung der Schiedsrichter ist im Kern berechtigt. Bei einer WM müssen die besten Schiedsrichter der Welt pfeifen. Andererseits wären nur Europäer und Südamerikaner dann doch zu viel des Guten. Und man kommt in Bredouille mit der Kontinentalverbandsregelung, wonach bei interkontinentalen Spielen der Schiedsrichter aus einem unbeteiligten Kontinent kommen muss (Ausnahme: Finale). Allerdings ist die Kritik hier im konkreten Fall unberechtigt. Zum einen kann diese Entscheidung genauso auch einem europäischen Schiedsrichter passieren, da es eben ein Indizienpfiff war, der auf einen ungünstigen Blickwinkel basiert.

Zum anderen aber gehört Nishimura (ebenso wie der Usbeke Irmatov) zur Weltspitze und ist ein besserer Schiedsrichter als einige seiner europäischen Kollegen, die in Brasilien mit dabei sind. Dass er zu den Besten seines Fachs gehört, hat er bei der WM 2010 gezeigt, als er seine vier Spiele so gut geleitet hat, dass er mit einer Nominierung als vierter Offizieller im Finale im Gespann von Howard Webb (England) belohnt wurde.

Was er kann, hat er auch in den anderen Entscheidungen des Spiels größtenteils angedeutet: Neymar nicht mit Rot vom Platz zu stellen, war in Ordnung und für das Spiel besser. Eine – durchaus gut vertretbare, aber nicht zwingende – Rote Karte hätte wohl dafür gesorgt, dass das Spiel sich in eine Treterei verwandelt hätte. Sie hätte auch nicht in die Linie des Japaners gepasst, da er mit den Karten wohltuend sparsam umgegangen ist. Wenige Minuten vor der Szene mit Neymar hatte er ja auch einen Kroaten für den Armeinsatz im gegnerischen Gesicht nur ermahnt. Das Bild war in sich stimmig.

Ebenso korrekt war es, dem vermeintlichen 2:2 von Olic die Anerkennung zu verweigern. Im Torraum ist der Keeper ja bekanntlich unantastbar und so wie der Wolfsburger Stürmer Cesar hier anspringt, wäre das wohl sogar außerhalb ein Foul gewesen.

Leider hat sich Nishimura mit dem Elfmeter in der 71. Minute eine bis dahin eigentlich gute Leistung kaputt gemacht. Und so diskutiert man heute nur über den Schiedsrichter und nicht darüber, dass das Spiel für ein Eröffnungsspiel (gerade in der ersten Halbzeit) ziemlich unterhaltsam war. Oder über den Gänsehautmoment, als die Kapelle aufgehört hat, die brasilianische Hymne zu spielen und ein ganzes Stadion, inklusive der Spieler, einfach weiter gesungen hat.

Hoffen wir – auch nach der Nachmittagspartie vom Freitag mit Mexiko gegen Kamerun (1:0) –, dass die Diskussionen in den nächsten Spielen sich wieder dahingehend zurückverlagern und die Schiedsrichter in diesem Turnier keine entscheidende Rolle spielen.

Mehr zum Thema:

WM: Schiedsrichter-Diskussion nach Eröffnungsspiel

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Nishimura steht so, dass er – wie Referee-Legende Urs Meier im ZDF richtig angemerkt hatte – keinerlei Seiteneinblick hat. Das ist ein Resultat des modernen Stellungsspiels, das die FIFA von ihren Schiedsrichtern sehen will. Abweichen von der konservativen Diagonale hin zum sogenannten „Diagonalkanal“. Dadurch steht man dann näher an der Situation, was die Akzeptanz der Entscheidung sicherlich erhöht. Leider muss der Seiteneinblick darunter leiden, was die Fehlerquote ebenfalls erhöht.

Nishimura schaut deshalb frontal auf den Zweikampf. Dabei sieht er, dass Lovren den Arm an Freds Schulter hat und dieser so fällt, als wäre er zu Boden gerissen worden. Wobei ich anmerken möchte, dass ich schon lange keine so gut ausgeführte Schwalbe mehr gesehen habe...

Tja, nun muss Nishimura eine Entscheidung treffen. Entweder „Elfmeter“ oder „Weiterspielen“ – beides sind in ihrer Intensität gleichwertige Entscheidungen. Aus seiner Sicht sieht es dann eben – mangels Seiteneinblick (Womit erneut gezeigt wäre, warum der Blickwinkel viel wichtiger ist als die Distanz zum Spielgeschehen) – so aus, als wäre Fred gefoult worden. Das hat nichts damit zu tun, dass andernfalls in Brasilien wieder Unruhen ausbrechen könnten. Das ist schlicht eine Fehlentscheidung, die Nishimura selbst wohl am allermeisten ärgern dürfte. Denn vor diesem Spiel war er noch ein heißer Kandidat für ein Halbfinale, vor allem falls es dort zu einem europäisch-südamerikanischen Duell kommen sollte. Jetzt wird er nach einem weiteren Gruppenspiel wohl vorzeitig heimfahren müssen.

Die Kritik an der politischen Nominierung der Schiedsrichter ist im Kern berechtigt. Bei einer WM müssen die besten Schiedsrichter der Welt pfeifen. Andererseits wären nur Europäer und Südamerikaner dann doch zu viel des Guten. Und man kommt in Bredouille mit der Kontinentalverbandsregelung, wonach bei interkontinentalen Spielen der Schiedsrichter aus einem unbeteiligten Kontinent kommen muss (Ausnahme: Finale). Allerdings ist die Kritik hier im konkreten Fall unberechtigt. Zum einen kann diese Entscheidung genauso auch einem europäischen Schiedsrichter passieren, da es eben ein Indizienpfiff war, der auf einen ungünstigen Blickwinkel basiert.

Zum anderen aber gehört Nishimura (ebenso wie der Usbeke Irmatov) zur Weltspitze und ist ein besserer Schiedsrichter als einige seiner europäischen Kollegen, die in Brasilien mit dabei sind. Dass er zu den Besten seines Fachs gehört, hat er bei der WM 2010 gezeigt, als er seine vier Spiele so gut geleitet hat, dass er mit einer Nominierung als vierter Offizieller im Finale im Gespann von Howard Webb (England) belohnt wurde.

Was er kann, hat er auch in den anderen Entscheidungen des Spiels größtenteils angedeutet: Neymar nicht mit Rot vom Platz zu stellen, war in Ordnung und für das Spiel besser. Eine – durchaus gut vertretbare, aber nicht zwingende – Rote Karte hätte wohl dafür gesorgt, dass das Spiel sich in eine Treterei verwandelt hätte. Sie hätte auch nicht in die Linie des Japaners gepasst, da er mit den Karten wohltuend sparsam umgegangen ist. Wenige Minuten vor der Szene mit Neymar hatte er ja auch einen Kroaten für den Armeinsatz im gegnerischen Gesicht nur ermahnt. Das Bild war in sich stimmig.

Ebenso korrekt war es, dem vermeintlichen 2:2 von Olic die Anerkennung zu verweigern. Im Torraum ist der Keeper ja bekanntlich unantastbar und so wie der Wolfsburger Stürmer Cesar hier anspringt, wäre das wohl sogar außerhalb ein Foul gewesen.

Leider hat sich Nishimura mit dem Elfmeter in der 71. Minute eine bis dahin eigentlich gute Leistung kaputt gemacht. Und so diskutiert man heute nur über den Schiedsrichter und nicht darüber, dass das Spiel für ein Eröffnungsspiel (gerade in der ersten Halbzeit) ziemlich unterhaltsam war. Oder über den Gänsehautmoment, als die Kapelle aufgehört hat, die brasilianische Hymne zu spielen und ein ganzes Stadion, inklusive der Spieler, einfach weiter gesungen hat.

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