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02.02.2017 15:19 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Von Potential in Abwehraktionen

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
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LEV / MGB
Quelle: Imago Sportfoto / Archivbild
Lars Stindl bejubelt seinen Treffer zum 1:2-Anschluss für Borussia Mönchengladbach. Im Hintergrund: Schiedsrichter Deniz Aytekin, der mit seinem Gespann in dieser kniffligen Situation auf Tor entschied.

Johannes Gründel
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Auch nach 122 Erstliga-Spielen erlebt man noch etwas Neues. Schiedsrichter Deniz Aytekin (Oberasbach) leitete am vergangenen Samstag zum ersten Mal in seiner Profikarriere ein Aufeinandertreffen zwischen Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Man kann ihm bescheinigen, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat.

Eine Szene bedarf dabei aber einer näheren Betrachtung – unglücklicherweise war das aber eine Schlüsselszene, nämlich Mönchengladbachs 1:2-Anschlusstreffer. Ein Distanzschuss wird außerhalb des Strafraums abgeblockt und fliegt als Bogenlampe zum zuvor Abseitsstehenden Lars Stindl. Das ist zunächst eine alltägliche Abseitsszene. Besonders wurde die Situation deshalb, weil Leverkusens Jonathan Tah mehrere Möglichkeiten verstreichen ließ, die Bogenlampe zu klären, bevor der Ball zu Stindl kam. Sport1 nahm dies zum Anlass von einer „eindeutigen neuen Spielsituation“ zu sprechen. Doch ist das wirklich so?

Dass eine neue Spielsituation die Abseitsstellung auflöst, ist ja allgemein bekannt. Was aber genau eine neue Spielsituation ist, ist – so bekommt man jedenfalls den Eindruck – ein Stück weit willkürlich. Das stimmt aber nicht. Im Regelwerk wird explizit definiert, dass eine neue Spielsituation dann vorliegt, wenn ein gegnerischer Spieler den Ball absichtlich spielt – mit Ausnahme einer absichtlichen Abwehraktion. Als Abwehraktion wird die Abwehr eines Balles, der ins oder sehr nah ans Tor geht. Deshalb spricht der DFB auch lieber von einer „Torabwehraktion“, die sich dadurch auszeichnet, dass sie vergleichbar mit einer Torwartaktion ist. Dabei ist die Formulierung „ins oder sehr nah ans Tor“ missverständlich. Auch vor dem Strafraum kann ein Ball „ins oder sehr nah ans Tor“ gehen. Anknüpfungspunkt ist nicht Abstand zwischen Torlinie und Aktion, sondern der vermeintliche Einschlagspunkt.

Der Leverkusener Verteidiger wirft sich hier in einen Torschuss. Das ist mehr ein Abblocken als ein absichtliches Spielen. Damit liegt eine (Tor)Abwehraktion vor und gerade keine neue Spielsituation. So weit, so gut. Doch was ist mit Tahs Zögern? Ändert das etwas an der Situation? Auch hier reicht ein Blick ins Regelwerk, wo „den Ball absichtlich spielt“ steht. Das setzt eine irgendwie geartete Berührung voraus. Diese muss zwar seit 2013 nicht mehr kontrolliert erfolgen, aber sie muss eben erfolgen. Tah aber berührt den Ball nicht. Somit stellt auch dies keine neue Spielsituation dar.

Nach Sichtung der Fernsehbilder ist die Situation also tatsächlich eindeutig. Aber eben keine neue Spielsituation. Schiedsrichterassistent Christian Dietz hat vermutlich die Abseitsstellung nicht als solche erkannt. Das ist durchaus nachvollziehbar, angesichts dessen, dass es sich nur um ein paar Zentimeter handelt und in der ganzen Situation viele Bewegungen kreuz und quer erfolgten. Ärgerlich ist es aber natürlich trotzdem.

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Dass eine neue Spielsituation die Abseitsstellung auflöst, ist ja allgemein bekannt. Was aber genau eine neue Spielsituation ist, ist – so bekommt man jedenfalls den Eindruck – ein Stück weit willkürlich. Das stimmt aber nicht. Im Regelwerk wird explizit definiert, dass eine neue Spielsituation dann vorliegt, wenn ein gegnerischer Spieler den Ball absichtlich spielt – mit Ausnahme einer absichtlichen Abwehraktion. Als Abwehraktion wird die Abwehr eines Balles, der ins oder sehr nah ans Tor geht. Deshalb spricht der DFB auch lieber von einer „Torabwehraktion“, die sich dadurch auszeichnet, dass sie vergleichbar mit einer Torwartaktion ist. Dabei ist die Formulierung „ins oder sehr nah ans Tor“ missverständlich. Auch vor dem Strafraum kann ein Ball „ins oder sehr nah ans Tor“ gehen. Anknüpfungspunkt ist nicht Abstand zwischen Torlinie und Aktion, sondern der vermeintliche Einschlagspunkt.

Der Leverkusener Verteidiger wirft sich hier in einen Torschuss. Das ist mehr ein Abblocken als ein absichtliches Spielen. Damit liegt eine (Tor)Abwehraktion vor und gerade keine neue Spielsituation. So weit, so gut. Doch was ist mit Tahs Zögern? Ändert das etwas an der Situation? Auch hier reicht ein Blick ins Regelwerk, wo „den Ball absichtlich spielt“ steht. Das setzt eine irgendwie geartete Berührung voraus. Diese muss zwar seit 2013 nicht mehr kontrolliert erfolgen, aber sie muss eben erfolgen. Tah aber berührt den Ball nicht. Somit stellt auch dies keine neue Spielsituation dar.

Nach Sichtung der Fernsehbilder ist die Situation also tatsächlich eindeutig. Aber eben keine neue Spielsituation. Schiedsrichterassistent Christian Dietz hat vermutlich die Abseitsstellung nicht als solche erkannt. Das ist durchaus nachvollziehbar, angesichts dessen, dass es sich nur um ein paar Zentimeter handelt und in der ganzen Situation viele Bewegungen kreuz und quer erfolgten. Ärgerlich ist es aber natürlich trotzdem.

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