indirekter Freistoß für den HSV?

Die Hamburger flanken von Linksaußen in den Strafraum, wo ein Berliner den Ball zum Keeper zurückköpft.
Dieser lässt ihn auf Kniehöhe mit der Hand abprallen und nimmt ihr kurze Zeit später erneut mit der Hand auf.
Der Schiedsrichter macht nichts und das Spiel läuft normal weiter.

Hier die Regel dazu:
„Hat der Torwart den Ball bereits mit den Händen kontrolliert und gibt den Ball frei, in dem er ihn beispielsweise mit dem Fuß dribbelt, so darf er den Ball nicht mehr aufnehmen. Das reine Prellen eines Balles gilt nicht als Freigabe.“

Der Torwart hat den Ball meiner Meinung nach mit der Hand kontrolliert nach vorne abprallen lassen, bevor er ihn mit der Hand erneut aufgenommen hat.
Demnach für mich indirekter Freistoß für den HSV!

bei der szene dachte ich mir auch, da muss er vorsichtig sein. dieses abprallen von ihm war schon mehr kontrolliert als bloßes abprallen

(Disclaimer: Ich habe die Szene nicht gesehen, und kommentiere hier ausschließlich auf Grundlage der oben gewählten Darstellung)

Zitat von patpap1990
Der Torwart hat den Ball meiner Meinung nach mit der Hand kontrolliert nach vorne abprallen lassen, bevor er ihn mit der Hand erneut aufgenommen hat.

Genau hier würde ich nicht mit dir übereinstimmen, da die gewählte Formulierung in den Regeln darauf hindeutet, dass ein einfaches Abprallen nicht in die Kategorie des "Kontrollierens" fällt, sondern hierfür eine unmittelbare und exklusive Kontrolle des Spielgeräts erfordert (im Sinne von: Festhalten des Balles). Das wird insbesondere dadurch deutlich, dass im Regeltext ausdrücklich noch ein "... und gibt den Ball frei" nachgeschoben ist. Es fällt mir schwer davon auszugehen, dass ein einfaches Abprallen einer gleichzeitigen Kontrolle und Freigabe entspricht...

Von daher wäre mit der Entscheidung "weiterlaufen lassen" in meinen Augen alles richtig gemacht.

Zitat von hannesz
(Disclaimer: Ich habe die Szene nicht gesehen, und kommentiere hier ausschließlich auf Grundlage der oben gewählten Darstellung)

Zitat von patpap1990
Der Torwart hat den Ball meiner Meinung nach mit der Hand kontrolliert nach vorne abprallen lassen, bevor er ihn mit der Hand erneut aufgenommen hat.

Genau hier würde ich nicht mit dir übereinstimmen, da die gewählte Formulierung in den Regeln darauf hindeutet, dass ein einfaches Abprallen nicht in die Kategorie des "Kontrollierens" fällt, sondern hierfür eine unmittelbare und exklusive Kontrolle des Spielgeräts erfordert (im Sinne von: Festhalten des Balles). Das wird insbesondere dadurch deutlich, dass im Regeltext ausdrücklich noch ein "... und gibt den Ball frei" nachgeschoben ist. Es fällt mir schwer davon auszugehen, dass ein einfaches Abprallen einer gleichzeitigen Kontrolle und Freigabe entspricht...

Von daher wäre mit der Entscheidung "weiterlaufen lassen" in meinen Augen alles richtig gemacht.

Die Szene habe ich ebenfalls nicht gesehen, daher gilt meine Antwort nur deinen theoretischen Ausführungen.
Selbstverständlich ist ein absichtliches Abprallen des Balles als Ballkontrolle anzusehen. Der SR muss unterscheiden, ob es ein unvermeidliches Abprallen in Folge einer Abwehraktion war (konnte den Ball nicht festhalten) oder ob es ihm ohne Weiteres möglich gewesen wäre, den Ball dauerhaft festzuhalten (im Sinne von: Er hätte die Ballkontrolle ohne Probleme herstellen können)

Zitat von flemming
Selbstverständlich ist ein absichtliches Abprallen des Balles als Ballkontrolle anzusehen. 

Stimmt, so formuliert es auch der DFB im Regelwerk:

Fußball-Regeln 2017/2018, S. 64
Der Torhüter kontrolliert den Ball in den Händen, wenn er
- den Ball mit beiden Händen festhält oder ihn mit einer Hand gegen eine Oberfläche hält (z. B. am Boden, gegen den eigenen Körper) oder mit einem Teil der Hand oder des Arms berührt, es sei denn, der Ball springt versehentlich vom Torhüter ab oder der Torhüter hat den Ball abgewehrt,
- den Ball in der ausgestreckten, offenen Hand hält,
- den Ball auf den Boden prellt oder diesen in die Luft wirft.

Da ich die Szene nicht gesehen habe kann ich nicht einschätzen, ob die Torhüteraktion -- also selbst mit viel gutem Willen -- als Abwehraktion gewertet werden könnte.

Darüber hinaus frage ich mich gerade, woher patpap1990s Regelzitat kommt -- zumindest nicht aus dem aktuell gültigen Regelwerk des DFB... die aktuelle Formulierung zum Thema "Indirekter Freistoß" bezüglich Fehlverhalten von Torwarten lautet nämlich wie folgt:

Fußball-Regeln 2017/2018, S. 64
Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Torhüter innerhalb des Strafraums eines der folgenden Vergehen begeht:
- Er den Ball mehr als sechs Sekunden lang in den Händen kontrolliert, bevor er ihn freigibt.
- Er berührt den Ball mit den Händen nach:
  + der Freigabe und vor der Berührung durch einen anderen Spieler,
  + einem absichtlichen Rückpass eines Mitspielers zum Torhüter,
  + einem direkt zugespielten Einwurf eines Mitspielers.

Zitat von hannesz

Zitat von flemming
Selbstverständlich ist ein absichtliches Abprallen des Balles als Ballkontrolle anzusehen. 

Stimmt, so formuliert es auch der DFB im Regelwerk:

Fußball-Regeln 2017/2018, S. 64
Der Torhüter kontrolliert den Ball in den Händen, wenn er
- den Ball mit beiden Händen festhält oder ihn mit einer Hand gegen eine Oberfläche hält (z. B. am Boden, gegen den eigenen Körper) oder mit einem Teil der Hand oder des Arms berührt, es sei denn, der Ball springt versehentlich vom Torhüter ab oder der Torhüter hat den Ball abgewehrt,
- den Ball in der ausgestreckten, offenen Hand hält,
- den Ball auf den Boden prellt oder diesen in die Luft wirft.

Da ich die Szene nicht gesehen habe kann ich nicht einschätzen, ob die Torhüteraktion -- also selbst mit viel gutem Willen -- als Abwehraktion gewertet werden könnte.

Darüber hinaus frage ich mich gerade, woher patpap1990s Regelzitat kommt -- zumindest nicht aus dem aktuell gültigen Regelwerk des DFB...

...wikipedia...