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17.06.2015 13:29 Uhr | Quelle: WahreTabelle/Weser-Kurier

„Der Schiedsrichter kann nie der Held sein“

Bundesliga: Peter Gagelmann über die öffentliche Wahrnehmung der Referees.

Gagelmann / Pokal-Halbfinale
Quelle: Imago Sportfoto / Archivbild
28. April 2015: Im Pokal-Halbfinale mit dem FC Bayern (mit Rafinha, vorn) und Borussia Dortmund hatte Peter Gagelmann (r.) als Referee keinen leichten Stand...

Die Partie 1. FC Köln – VfL Wolfsburg (2:2) am 34. Spieltag der Saison 2014/2015 war das letzte von 214 Spielen für Peter Gagelmann als Schiedsrichter in der Bundesliga. Der 47-jährige Referee aus Bremen erreichte gemeinsam mit Thorsten Kinhöfer (Herne) die Altersgrenze und wird ab der nächsten Spielzeit nicht mehr im Oberhaus pfeifen. In einem Interview mit der Zeitung Weser-Kurier (Mittwochsausgabe) gab der gebürtige Bremer über die öffentliche Wahrnehmung der Referees, den stetig steigenden Druck auf den 23. Mann in den Medien – und er gab sich skeptisch gegenüber technischen Hilfsmitteln.

In seiner letzten Saison war Gagelmann insbesondere durch seine Spielleitung im Pokal-Halbfinale FC Bayern München – Borussia Dortmund (1:3 n. E.) in die Kritik geraten, weil er den Münchnern einen klaren Handelfmeter verweigert hatte (WahreTabelle berichtete). Dass es ihm angesichts des nahenden Karriere-Endes leichter gefallen wäre, diese Spitzen wegzugstecken, verneinte Gagelmann im Weser-Kurier: „Mit dem Aufhören hat das nichts zu tun. Sonst hätte man mich nicht nominiert für dieses Spiel. Ich hatte immer den Anspruch, bis zum letzten Pfiff das Beste zu geben. So ein Fehler ist super ärgerlich. Da geht man nicht zur Tagesordnung über.“ Zu der Szene mit dem nicht geahndeten Handspiel von Dortmunds Marcel Schmelzer, mit der man Gagelmann wohl weit über seine Schiedsrichterlaufbahn hinaus in Verbindung bringen wird, stellte er klar: „Weder ich konnte es sehen noch mein Assistent noch der vierte Offizielle. Leider gibt es manchmal solche Situationen. Hätte ich hinterm Tor gestanden, hätte ich gesehen, wie der Arm rausging.“

Die Schiedsrichter gerieten im Verlauf einer turbulenten Saison auch ungewollt in den Fokus. Etwa, als Werder-Manager Thomas Eichin vor dem Duell mit Rekordmeister Bayern behauptete, die Referees würden „zu viel vor den Münchnern kuschen“. Auch DFL-Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug (58) hatte diesen „Bayern-Bonus“ in einem Exklusiv-Interview mit WahreTabelle im April 2015 aufgegriffen und ins Reich der Fabel verbannt: „Wir behandeln jeden Klub gleich. Alles andere wird von außen hinein interpretiert. Schiedsrichter können es sich nicht leisten, bei Klubs Unterschiede zu machen.“

Gagelmann dazu: „Die Medien nehmen so etwas dankbar auf, der Druck erhöht sich automatisch. Thorsten Kinhöfer (leitete das Rückspiel Bremen – FC Bayern, d. Red.) hatte aus meiner Sicht eine fantastische Leistung hingelegt. Festgemacht wurde sie aber an der Frage, ob ein Halten im Strafraum hätte geahndet werden müssen oder nicht. Das finde ich sehr schade. Es gibt da große Unterschiede zu den Bewertungen von Spielern.“ Gagelmann glaubt gar, dass „der Schiedsrichter nie der Held eines Spiels“ werden kann. „Wir sind ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Aber wir wollen uns nicht wichtig nehmen. Wir wollen am besten die sein, die gar nicht wahrgenommen werden. Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die unpopulär sind. Aber aus Sicht des Schiedsrichters mussten sie sein.“

Technische Hilfsmittel wie etwa die ab Saisonstart 2015/2016 in der Bundesliga eingeführte Torlinientechnik sind für Gagelmann mehr „Schlagwörter ohne komplettes Konzept“ denn echte Hilfe-Tools. Der DFB-Pokalfinal-Referee von 2012 sieht vor allem einem Videobeweis oder einem „Oberschiedsrichter“, wie im vergangenen Jahr in den Niederlanden in einem Feldversuch eingesetzt, als unausgereift an: „Da gibt es noch so viele ungeklärte Fragen. Ich habe zum Beispiel eine knifflige Strafraumsituation: Ich unterbreche das Spiel. Aber im Ü-Wagen sitzt jemand, der sagt, nee, war nichts, kein Strafstoß. Wie geht’s dann weiter? Gebe ich dann Schiedsrichterball im Strafraum? Was meinen Sie, was dann los ist. (…) Wenn wir jetzt wieder das Rad zurückdrehen und viele Unterbrechungen haben, ist es nicht das, was die Zuschauer sehen wollen.“ (cge / wk).
 

Mehr zum Thema:
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WahreTabelle-Schiedsrichter-Serie (1): Gagelmann, Kinhöfer, Weiner: Routiniers mit großer Karriere

Die Partie 1. FC Köln – VfL Wolfsburg (2:2) am 34. Spieltag der Saison 2014/2015 war das letzte von 214 Spielen für Peter Gagelmann als Schiedsrichter in der Bundesliga. Der 47-jährige Referee aus Bremen erreichte gemeinsam mit Thorsten Kinhöfer (Herne) die Altersgrenze und wird ab der nächsten Spielzeit nicht mehr im Oberhaus pfeifen. In einem Interview mit der Zeitung Weser-Kurier (Mittwochsausgabe) gab der gebürtige Bremer über die öffentliche Wahrnehmung der Referees, den stetig steigenden Druck auf den 23. Mann in den Medien – und er gab sich skeptisch gegenüber technischen Hilfsmitteln.

In seiner letzten Saison war Gagelmann insbesondere durch seine Spielleitung im Pokal-Halbfinale FC Bayern München – Borussia Dortmund (1:3 n. E.) in die Kritik geraten, weil er den Münchnern einen klaren Handelfmeter verweigert hatte (WahreTabelle berichtete). Dass es ihm angesichts des nahenden Karriere-Endes leichter gefallen wäre, diese Spitzen wegzugstecken, verneinte Gagelmann im Weser-Kurier: „Mit dem Aufhören hat das nichts zu tun. Sonst hätte man mich nicht nominiert für dieses Spiel. Ich hatte immer den Anspruch, bis zum letzten Pfiff das Beste zu geben. So ein Fehler ist super ärgerlich. Da geht man nicht zur Tagesordnung über.“ Zu der Szene mit dem nicht geahndeten Handspiel von Dortmunds Marcel Schmelzer, mit der man Gagelmann wohl weit über seine Schiedsrichterlaufbahn hinaus in Verbindung bringen wird, stellte er klar: „Weder ich konnte es sehen noch mein Assistent noch der vierte Offizielle. Leider gibt es manchmal solche Situationen. Hätte ich hinterm Tor gestanden, hätte ich gesehen, wie der Arm rausging.“

Die Schiedsrichter gerieten im Verlauf einer turbulenten Saison auch ungewollt in den Fokus. Etwa, als Werder-Manager Thomas Eichin vor dem Duell mit Rekordmeister Bayern behauptete, die Referees würden „zu viel vor den Münchnern kuschen“. Auch DFL-Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug (58) hatte diesen „Bayern-Bonus“ in einem Exklusiv-Interview mit WahreTabelle im April 2015 aufgegriffen und ins Reich der Fabel verbannt: „Wir behandeln jeden Klub gleich. Alles andere wird von außen hinein interpretiert. Schiedsrichter können es sich nicht leisten, bei Klubs Unterschiede zu machen.“

Gagelmann dazu: „Die Medien nehmen so etwas dankbar auf, der Druck erhöht sich automatisch. Thorsten Kinhöfer (leitete das Rückspiel Bremen – FC Bayern, d. Red.) hatte aus meiner Sicht eine fantastische Leistung hingelegt. Festgemacht wurde sie aber an der Frage, ob ein Halten im Strafraum hätte geahndet werden müssen oder nicht. Das finde ich sehr schade. Es gibt da große Unterschiede zu den Bewertungen von Spielern.“ Gagelmann glaubt gar, dass „der Schiedsrichter nie der Held eines Spiels“ werden kann. „Wir sind ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Aber wir wollen uns nicht wichtig nehmen. Wir wollen am besten die sein, die gar nicht wahrgenommen werden. Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die unpopulär sind. Aber aus Sicht des Schiedsrichters mussten sie sein.“

Technische Hilfsmittel wie etwa die ab Saisonstart 2015/2016 in der Bundesliga eingeführte Torlinientechnik sind für Gagelmann mehr „Schlagwörter ohne komplettes Konzept“ denn echte Hilfe-Tools. Der DFB-Pokalfinal-Referee von 2012 sieht vor allem einem Videobeweis oder einem „Oberschiedsrichter“, wie im vergangenen Jahr in den Niederlanden in einem Feldversuch eingesetzt, als unausgereift an: „Da gibt es noch so viele ungeklärte Fragen. Ich habe zum Beispiel eine knifflige Strafraumsituation: Ich unterbreche das Spiel. Aber im Ü-Wagen sitzt jemand, der sagt, nee, war nichts, kein Strafstoß. Wie geht’s dann weiter? Gebe ich dann Schiedsrichterball im Strafraum? Was meinen Sie, was dann los ist. (…) Wenn wir jetzt wieder das Rad zurückdrehen und viele Unterbrechungen haben, ist es nicht das, was die Zuschauer sehen wollen.“ (cge / wk).
 

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09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

Zwei Fehlentscheidungen im Fokus

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Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...

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21.03.2024 12:31 Uhr | Quelle: dpa Siebert über VAR: „Weniger Tätlichkeiten und Schwalben im Strafraum“

Schiedsrichter mit klarer Meinung

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Nach Meinung von Schiedsrichter Daniel Siebert wird der Video-Assistent nie 100-prozentige Gerechtigkeit bringen. „Das war vielleicht die zu hohe Erwartung. Das aber kann er nicht leisten. Weil die Vereine, Spieler und Fans die meisten Szenen, die im Graubereich liegen, zu ihren Gunsten auslegen werden. So haben wir immer zwei Parteien und ein Ungleichgewicht in der Beurteilung“, sagte Siebert der „Berliner Zeitung“. In der Bundesliga wurde der VAR in der Saison 2017/2018 eingeführt. In der 2. Bundesliga etablierte er sich zwei Jahre später. Insgesamt habe der Videobeweis den Fußball fairer gemacht, befand Siebert vor allem mit Blick auf „faktische Situationen“ wie Abseits. „Es gibt kein Tor mehr ...

14.02.2024 08:35 Uhr | Quelle: dpa Wirbel um aberkanntes Leipzig-Tor gegen Real Madrid: „Es war kein Abseits, es war kein Foul“

Sesko traf nach 97 Sekunden 

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Ein Tor nach 97 Sekunden im Achtelfinale der Champions League, Traumstart gegen Real Madrid – doch der Treffer von Benjamin Sesko für RB Leipzig zählte nicht. Zum großen Unverständnis von Sportdirektor Rouven Schröder. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung. Es wäre mit dem 1:0 ein ganz anderes Spiel geworden“, schimpfte der 48-Jährige.  Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto entschied in der Szene auf Abseits und wurde auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den N...

07.02.2024 09:51 Uhr | Quelle: WahreTabelle 20. Spieltag: BVB-Niederlage in Heidenheim – Schlotterbeck foult im eigenen Strafraum

Eine Korrektur im Fokus

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Borussia Dortmund kam am 20. Spieltag beim 1. FC Heidenheim nicht über ein 0:0 hinaus. Geht es nach der WT-Community, hätte der Aufsteiger gegen den BVB sogar gewinnen müssen. Grund hierfür ist demnach ein nicht gegebener Elfmeter für Heidenheim in der Schlussphase. 20. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Die User diskutierten über ein vermeintliches Foul von Nico Schlotterbeck an Stefan Schimmer im BVB-Strafraum. Schiedsrichter Bastian Dankert ahndete die Szene nicht, was 74,1 Prozent der User sowie fünf von sieben Mitgliedern aus dem Kompetenzteam als Fehler einstuften – sie hä...