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01.08.2019 17:49 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Regeländerungen 2019/20 III: Abstöße, Mauerstellen und Seitenwahl im Fokus

Neue Form des Zeitspiels und Unterschiede beim Trinken…

Johannes Gründel
Johannes Gründel
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Quelle: imago images
Freistöße, wie den von Marcelo Diaz in der Relegation 2015 gegen den KSC, wird es ab dieser Saison nicht mehr geben

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Die Handspielregel und die grundlegenden Umwälzungen waren nicht die einzigen Neuerungen in diesem Sommer. Manche der weiteren Regeländerungen sind eher marginal, andere werden das Spiel merklich verändern. Doch der Reihe nach:

 

Änderungen bei Auswechslungen

Wie schon in Teil 1 angekündigt, war eines der Ziele der Regeländerungen, das Spiel attraktiver, also dynamischer und fairer, zu machen. Hierfür müssen ausgewechselte Spieler das Feld am nächstmöglichen Punkt verlassen, es sei denn der Schiedsrichter erteilt – beispielsweise wegen einer Verletzung oder aus Sicherheitsgründen – eine andere Weisung. Damit ist bei konsequenter Umsetzung einem Zeitspiel ein Riegel vorgeschoben: Oftmals haben sich Spieler bei knapper Führung direkt vor ihrer Auswechslung möglichst weit weg vom Wechselbereich bewegt, um dann langsam über das komplette Feld zu traben. Jetzt müssen die Spieler in die Nähe zum Anstoßpunkt, um den längstmöglichen Weg zu bekommen – und der ist nur noch halb so lang wie bisher. Im Amateurbereich könnte das aber, gerade in Spielen ohne Gespann, schwierig werden, weil man als Schiedsrichter den ausgewechselten Spieler erst suchen muss und dann auf den kürzesten Weg hinweisen. Hier bleibt abzuwarten, wie die Regel umgesetzt wird.

 

Abstöße und Freistöße

In dieselbe Zielrichtung stoßen die Änderungen bei Abstößen und Freistößen im eigenen Strafraum: Diese müssen in Zukunft nicht mehr den Strafraum verlassen, um im Spiel zu sein. Der Ball ist schon im Spiel, wenn er (mit dem Fuß) gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Gegenspieler müssen sich bei der Ausführung aber weiterhin außerhalb des Strafraums befinden und (bei Freistößen) zusätzlich den Mindestabstand von 9,15 Meter einhalten. Wenn sich ein Angreifer noch innerhalb des Strafraums befindet, darf er den Verteidiger erst anlaufen, wenn dieser den Ball berührt hat. Dadurch kann der Ab- oder Freistoß kurz ausgeführt werden und das Spiel wird dynamischer. Auch wird dadurch ein – zugegebenermaßen eher selten genutzter – Zeitspieltrick unterbunden: Der Abstoß konnte ausgeführt und vom Verteidiger knapp innerhalb des Strafraums angenommen werden, wodurch der Abstoß wiederholt werden musste. Das gehört nun der Vergangenheit an.

 

Neue Form des Zeitspiels?

Dafür könnte sich eine neue Möglichkeit eröffnen: Der Torwart kann beim Ab- oder Freistoß einen Mitspieler direkt neben ihm anchippen und der spielt den Ball dann mit dem Knie zurück, sodass der Torwart den Ball in die Hand nehmen kann, ggf. auch erst, wenn er angelaufen wird. Allerdings ist das nach meinem Dafürhalten eine Umgehung der Rückpassregel, sodass es im Moment des Rückpasses mit dem Knie o.Ä. einen indirekten Freistoß für die Angreifer und Gelb gegen den Verteidiger geben müsste, unabhängig davon, ob der Torwart den Ball dann in die Hand nimmt oder nicht. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das seitens der Verbände auch so gesehen wird. Vermutlich muss die Szene erstmal vorkommen, damit wir Klarheit bekommen.

 

Mauer ohne Gegenspieler und die neue Seitenwahl

Die Attraktivität soll auch dadurch gesteigert werden, dass „Kindergarten“-Situationen unterbunden werden sollen: Zunächst darf der Torhüter beim Strafstoß Torpfosten, Querlatte oder Tornetz nicht berühren, zum anderen müssen Angreifer in Zukunft einen Meter Abstand von der Mauer halten, bis der Ball im Spiel ist, also mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt hat. Voraussetzung ist, dass die Mauer von mindestens drei Spielern gebildet wird. Verstößt ein Angreifer gegen diese Regel im Moment der Freistoßausführung, gibt es einen indirekten Freistoß gegen die angreifende Mannschaft, aber keine Verwarnung.

In die Richtung Dynamisierung des Spiels geht auch eine für den TV- und vor allem den Stadionzuschauer eher unauffällige Änderung: Bei der Platzwahl hat der siegreiche Kapitän in Zukunft die Wahl zwischen Seitenwahl und dem Ball. So mancher Zuschauer und Amateurfußballer wird sich gerade fragen: „Das war mal anders?“. Ja, bislang hatte der Sieger des Münzwurfs die Seitenwahl und der Verlierer hatte Anstoß in der ersten Halbzeit. Durch die Neuregelung sind nun eintrainierte Anstoßvarianten ein klein wenig attraktiver – Grüße gehen an dieser Stelle raus an den FC Augsburg und den FC Bayern München. (Frühestes Eigentor der BuLi-Geschichte)

 

Unwesentliche Neuerungen und die umstrittene Strafstoßänderung

Im Sinne des Fairplay darf in Zukunft der Strafstoßschütze auf dem Feld bleiben, auch wenn er kurz behandelt wurde. Damit wird der Trend von 2016 fortgesetzt, als geregelt wurde, dass gefoulte Spieler bei kurzer Behandlung auf dem Feld bleiben dürfen, wenn sie bei einem Foul verletzt wurden, das eine Gelbe Karte nach sich zog.

Die weiteren Regeländerungen sind eher marginal. So können Unterziehleibchen in Zukunft bei gemusterten Ärmeln in eine der beiden Farben des Musters sein. Klargestellt wurde, dass eine Entscheidungsänderung bei einer Szene, die zwischen der letzten Spielfortsetzung und dem Halbzeit-/Abpfiff passiert ist, nur erfolgen darf, bis der Schiedsrichter das Spielfeld verlassen hat, es sei denn, er verlässt das Spielfeld für eine Ansprache oder um Spieler zurückzuholen. Gemeint sind Situationen wie der berüchtigte Halbzeit-Strafstoß bei Mainz gegen Freiburg (zum Bericht).

 

Dauer bei Trinkpausen und Abstand beim Einwurf

Regeldogmatisch wird in Zukunft zwischen Trinkpausen, die maximal eine Minute dauern dürfen, und Abkühlpausen (cooling breaks), die zwischen 90 Sekunden und drei Minuten dauern dürfen, unterschieden. Da eine Minute für Trinkpausen utopisch kurz war, werden wir in Zukunft wohl nur noch Abkühlpausen sehen. Klargestellt wurde zudem, dass eine Verwarnung wegen übertriebenem Torjubel unabhängig davon ist, ob das Tor zählt oder nicht. Gerade in Zeiten des Videoassistenten ist das eine durchaus praxisrelevante Klarstellung. Weniger praxisrelevant ist wohl die Klarstellung, dass der Abstand beim Einwurf (zwei Meter) nicht von dem Punkt, bei dem der Spieler steht, sondern von der Seitenlinie gemessen wird.

Torhüter müssen in Zukunft beim Strafstoß (nur) noch mit dem Teil eines Fußes auf oder senkrecht über der Torlinie sein. Dadurch wird den Torhütern in der Regeltheorie entgegengekommen, da sie sich zur Verkürzung des Winkels nach vorne bewegen müssen. In der Praxis erweist sich diese Regeländerung, wie die Erfahrung der Frauen-WM zeigt, als Bumerang für die Torhüter: Während früher über kleinere Verstöße hinweggesehen wurde, wird die Neuregelung jetzt (im Rahmen der Vorteilsbestimmung) diedeutlich strenger geahndet: Wenn der Strafstoß nicht verwandelt wurde, wurde er – ggf. nach Videocheck – wiederholt und die Torhüterin verwarnt. Es bleibt abzuwarten, wie eng der DFB die Neuregelung sieht.

 

Bayrischer Fußballverband will strenger gegen Unsportlichkeiten vorgehen
Bemerkenswert ist zudem noch eine Anweisung auf dem Gebiet des Bayerischen Fußballverbandes: Hier sollen Unsportlichkeiten und Disziplinlosigkeiten in Zukunft deutlich strenger geahndet werden. Wenn ein Spieler bei gegnerischer Spielfortsetzung den Ball aufgreift und wegträgt, soll er verwarnt werden. In anderen Fällen der Verhinderung einer schnellen Ausführung muss eine Verwarnung dann zwingend erfolgen, wenn dadurch ein aussichtsreicher Angriff verhindert wird. In anderen Fällen behält der Schiedsrichter weiterhin Ermessensspielraum, darf die Situationen aber nicht mehr ignorieren. Auch bei heftigen Reklamationen, vor allem bei entsprechender Außenwirkung (Lautstärke, Gestik, Lauf des Torwarts weit aus dem Tor), soll eine strengere Ahndung erfolgen. Diese Anweisung wurde zuvor mehrfach gegenüber Vereinen und Öffentlichkeit kommuniziert. Die Erfahrung der ersten Wochen und der Saisonvorbereitung zeigt, dass die Mannschaften diese Anweisung gut finden. Und gleich am 1. Spieltag der Regionalliga Bayern musste Schiedsrichter Markus Pflaum einen Spieler zunächst wegen Ballwegschießens verwarnen und wenige Minuten später für das Ausführen eines Freistoßes vor Pfiff mit Gelb-Rot vom Platz stellen. Der BFV stellte anschließend öffentlich klar, dass diese Entscheidungen genauso gewünscht sind – auch BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Rainer Koch teilte das entsprechende Video auf Facebook (zum Video).

 

Erst in Bayern und dann beim DFB?

Warum ist das für diese Kolumne, die sich normalerweise nicht mit Anweisungen einzelner Landesverbände beschäftigt, relevant? Das hat zwei Gründe: Zum einen gab es bei der U20-WM eine ähnliche Anweisung, vor allem hinsichtlich des Ballaufgreifens, sodass hier entsprechende Einflüsse auf Deutschland möglich sein können. Zum anderen können positive Erfahrungen in Bayern dazu führen, dass der DFB diese Anweisung übernimmt. Funktionieren kann das aber nur, wenn es mit entsprechender Kommunikation gegenüber Vereinen und Öffentlichkeit vorbereitet wird, wie das seitens des BFV geschehen ist.

 

Schiedsrichterball: Regeländerungen 2019/20 I – Handspiel im Fokus

 

Regeländerungen 2019/20 Teil II: Strafenkatalog für Trainer im Fokus

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Regeländerungen vor allem die Attraktivität des Spiels erhöhen sollen. Das ist den Regelhütern größtenteils gelungen, teilweise sind sie aber etwas über das Ziel hinausgeschossen, v.a. bei der Neuregelung des Schiedsrichterballs. Die neue Handspielregel ist bei näherer Betrachtung vor allem eine Festschreibung der schon gängigen Praxis, sodass man die Hoffnungen hier nicht allzu hoch hängen sollte. Die Transparenz konnte erhöht werden, aber realistischerweise werden uns die emotional geführten Diskussionen auch weiterhin erhalten bleiben. So auch Unklarheiten – egal ob beim Handspiel oder in anderen Bereichen –, sodass wir die gelebte Praxis abwarten müssen und uns der Diskussionsstoff definitiv nicht ausgehen wird.

Die Handspielregel und die grundlegenden Umwälzungen waren nicht die einzigen Neuerungen in diesem Sommer. Manche der weiteren Regeländerungen sind eher marginal, andere werden das Spiel merklich verändern. Doch der Reihe nach:

 

Änderungen bei Auswechslungen

Wie schon in Teil 1 angekündigt, war eines der Ziele der Regeländerungen, das Spiel attraktiver, also dynamischer und fairer, zu machen. Hierfür müssen ausgewechselte Spieler das Feld am nächstmöglichen Punkt verlassen, es sei denn der Schiedsrichter erteilt – beispielsweise wegen einer Verletzung oder aus Sicherheitsgründen – eine andere Weisung. Damit ist bei konsequenter Umsetzung einem Zeitspiel ein Riegel vorgeschoben: Oftmals haben sich Spieler bei knapper Führung direkt vor ihrer Auswechslung möglichst weit weg vom Wechselbereich bewegt, um dann langsam über das komplette Feld zu traben. Jetzt müssen die Spieler in die Nähe zum Anstoßpunkt, um den längstmöglichen Weg zu bekommen – und der ist nur noch halb so lang wie bisher. Im Amateurbereich könnte das aber, gerade in Spielen ohne Gespann, schwierig werden, weil man als Schiedsrichter den ausgewechselten Spieler erst suchen muss und dann auf den kürzesten Weg hinweisen. Hier bleibt abzuwarten, wie die Regel umgesetzt wird.

 

Abstöße und Freistöße

In dieselbe Zielrichtung stoßen die Änderungen bei Abstößen und Freistößen im eigenen Strafraum: Diese müssen in Zukunft nicht mehr den Strafraum verlassen, um im Spiel zu sein. Der Ball ist schon im Spiel, wenn er (mit dem Fuß) gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Gegenspieler müssen sich bei der Ausführung aber weiterhin außerhalb des Strafraums befinden und (bei Freistößen) zusätzlich den Mindestabstand von 9,15 Meter einhalten. Wenn sich ein Angreifer noch innerhalb des Strafraums befindet, darf er den Verteidiger erst anlaufen, wenn dieser den Ball berührt hat. Dadurch kann der Ab- oder Freistoß kurz ausgeführt werden und das Spiel wird dynamischer. Auch wird dadurch ein – zugegebenermaßen eher selten genutzter – Zeitspieltrick unterbunden: Der Abstoß konnte ausgeführt und vom Verteidiger knapp innerhalb des Strafraums angenommen werden, wodurch der Abstoß wiederholt werden musste. Das gehört nun der Vergangenheit an.

 

Neue Form des Zeitspiels?

Dafür könnte sich eine neue Möglichkeit eröffnen: Der Torwart kann beim Ab- oder Freistoß einen Mitspieler direkt neben ihm anchippen und der spielt den Ball dann mit dem Knie zurück, sodass der Torwart den Ball in die Hand nehmen kann, ggf. auch erst, wenn er angelaufen wird. Allerdings ist das nach meinem Dafürhalten eine Umgehung der Rückpassregel, sodass es im Moment des Rückpasses mit dem Knie o.Ä. einen indirekten Freistoß für die Angreifer und Gelb gegen den Verteidiger geben müsste, unabhängig davon, ob der Torwart den Ball dann in die Hand nimmt oder nicht. Allerdings bleibt abzuwarten, ob das seitens der Verbände auch so gesehen wird. Vermutlich muss die Szene erstmal vorkommen, damit wir Klarheit bekommen.

 

Mauer ohne Gegenspieler und die neue Seitenwahl

Die Attraktivität soll auch dadurch gesteigert werden, dass „Kindergarten“-Situationen unterbunden werden sollen: Zunächst darf der Torhüter beim Strafstoß Torpfosten, Querlatte oder Tornetz nicht berühren, zum anderen müssen Angreifer in Zukunft einen Meter Abstand von der Mauer halten, bis der Ball im Spiel ist, also mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt hat. Voraussetzung ist, dass die Mauer von mindestens drei Spielern gebildet wird. Verstößt ein Angreifer gegen diese Regel im Moment der Freistoßausführung, gibt es einen indirekten Freistoß gegen die angreifende Mannschaft, aber keine Verwarnung.

In die Richtung Dynamisierung des Spiels geht auch eine für den TV- und vor allem den Stadionzuschauer eher unauffällige Änderung: Bei der Platzwahl hat der siegreiche Kapitän in Zukunft die Wahl zwischen Seitenwahl und dem Ball. So mancher Zuschauer und Amateurfußballer wird sich gerade fragen: „Das war mal anders?“. Ja, bislang hatte der Sieger des Münzwurfs die Seitenwahl und der Verlierer hatte Anstoß in der ersten Halbzeit. Durch die Neuregelung sind nun eintrainierte Anstoßvarianten ein klein wenig attraktiver – Grüße gehen an dieser Stelle raus an den FC Augsburg und den FC Bayern München. (Frühestes Eigentor der BuLi-Geschichte)

 

Unwesentliche Neuerungen und die umstrittene Strafstoßänderung

Im Sinne des Fairplay darf in Zukunft der Strafstoßschütze auf dem Feld bleiben, auch wenn er kurz behandelt wurde. Damit wird der Trend von 2016 fortgesetzt, als geregelt wurde, dass gefoulte Spieler bei kurzer Behandlung auf dem Feld bleiben dürfen, wenn sie bei einem Foul verletzt wurden, das eine Gelbe Karte nach sich zog.

Die weiteren Regeländerungen sind eher marginal. So können Unterziehleibchen in Zukunft bei gemusterten Ärmeln in eine der beiden Farben des Musters sein. Klargestellt wurde, dass eine Entscheidungsänderung bei einer Szene, die zwischen der letzten Spielfortsetzung und dem Halbzeit-/Abpfiff passiert ist, nur erfolgen darf, bis der Schiedsrichter das Spielfeld verlassen hat, es sei denn, er verlässt das Spielfeld für eine Ansprache oder um Spieler zurückzuholen. Gemeint sind Situationen wie der berüchtigte Halbzeit-Strafstoß bei Mainz gegen Freiburg (zum Bericht).

 

Dauer bei Trinkpausen und Abstand beim Einwurf

Regeldogmatisch wird in Zukunft zwischen Trinkpausen, die maximal eine Minute dauern dürfen, und Abkühlpausen (cooling breaks), die zwischen 90 Sekunden und drei Minuten dauern dürfen, unterschieden. Da eine Minute für Trinkpausen utopisch kurz war, werden wir in Zukunft wohl nur noch Abkühlpausen sehen. Klargestellt wurde zudem, dass eine Verwarnung wegen übertriebenem Torjubel unabhängig davon ist, ob das Tor zählt oder nicht. Gerade in Zeiten des Videoassistenten ist das eine durchaus praxisrelevante Klarstellung. Weniger praxisrelevant ist wohl die Klarstellung, dass der Abstand beim Einwurf (zwei Meter) nicht von dem Punkt, bei dem der Spieler steht, sondern von der Seitenlinie gemessen wird.

Torhüter müssen in Zukunft beim Strafstoß (nur) noch mit dem Teil eines Fußes auf oder senkrecht über der Torlinie sein. Dadurch wird den Torhütern in der Regeltheorie entgegengekommen, da sie sich zur Verkürzung des Winkels nach vorne bewegen müssen. In der Praxis erweist sich diese Regeländerung, wie die Erfahrung der Frauen-WM zeigt, als Bumerang für die Torhüter: Während früher über kleinere Verstöße hinweggesehen wurde, wird die Neuregelung jetzt (im Rahmen der Vorteilsbestimmung) diedeutlich strenger geahndet: Wenn der Strafstoß nicht verwandelt wurde, wurde er – ggf. nach Videocheck – wiederholt und die Torhüterin verwarnt. Es bleibt abzuwarten, wie eng der DFB die Neuregelung sieht.

 

Bayrischer Fußballverband will strenger gegen Unsportlichkeiten vorgehen
Bemerkenswert ist zudem noch eine Anweisung auf dem Gebiet des Bayerischen Fußballverbandes: Hier sollen Unsportlichkeiten und Disziplinlosigkeiten in Zukunft deutlich strenger geahndet werden. Wenn ein Spieler bei gegnerischer Spielfortsetzung den Ball aufgreift und wegträgt, soll er verwarnt werden. In anderen Fällen der Verhinderung einer schnellen Ausführung muss eine Verwarnung dann zwingend erfolgen, wenn dadurch ein aussichtsreicher Angriff verhindert wird. In anderen Fällen behält der Schiedsrichter weiterhin Ermessensspielraum, darf die Situationen aber nicht mehr ignorieren. Auch bei heftigen Reklamationen, vor allem bei entsprechender Außenwirkung (Lautstärke, Gestik, Lauf des Torwarts weit aus dem Tor), soll eine strengere Ahndung erfolgen. Diese Anweisung wurde zuvor mehrfach gegenüber Vereinen und Öffentlichkeit kommuniziert. Die Erfahrung der ersten Wochen und der Saisonvorbereitung zeigt, dass die Mannschaften diese Anweisung gut finden. Und gleich am 1. Spieltag der Regionalliga Bayern musste Schiedsrichter Markus Pflaum einen Spieler zunächst wegen Ballwegschießens verwarnen und wenige Minuten später für das Ausführen eines Freistoßes vor Pfiff mit Gelb-Rot vom Platz stellen. Der BFV stellte anschließend öffentlich klar, dass diese Entscheidungen genauso gewünscht sind – auch BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Rainer Koch teilte das entsprechende Video auf Facebook (zum Video).

 

Erst in Bayern und dann beim DFB?

Warum ist das für diese Kolumne, die sich normalerweise nicht mit Anweisungen einzelner Landesverbände beschäftigt, relevant? Das hat zwei Gründe: Zum einen gab es bei der U20-WM eine ähnliche Anweisung, vor allem hinsichtlich des Ballaufgreifens, sodass hier entsprechende Einflüsse auf Deutschland möglich sein können. Zum anderen können positive Erfahrungen in Bayern dazu führen, dass der DFB diese Anweisung übernimmt. Funktionieren kann das aber nur, wenn es mit entsprechender Kommunikation gegenüber Vereinen und Öffentlichkeit vorbereitet wird, wie das seitens des BFV geschehen ist.

 

Schiedsrichterball: Regeländerungen 2019/20 I – Handspiel im Fokus

 

Regeländerungen 2019/20 Teil II: Strafenkatalog für Trainer im Fokus

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Regeländerungen vor allem die Attraktivität des Spiels erhöhen sollen. Das ist den Regelhütern größtenteils gelungen, teilweise sind sie aber etwas über das Ziel hinausgeschossen, v.a. bei der Neuregelung des Schiedsrichterballs. Die neue Handspielregel ist bei näherer Betrachtung vor allem eine Festschreibung der schon gängigen Praxis, sodass man die Hoffnungen hier nicht allzu hoch hängen sollte. Die Transparenz konnte erhöht werden, aber realistischerweise werden uns die emotional geführten Diskussionen auch weiterhin erhalten bleiben. So auch Unklarheiten – egal ob beim Handspiel oder in anderen Bereichen –, sodass wir die gelebte Praxis abwarten müssen und uns der Diskussionsstoff definitiv nicht ausgehen wird.

31.10.2020 17:34


Zanci


Arminia Bielefeld-FanArminia Bielefeld-Fan


Mitglied seit: 04.05.2019

Aktivität:
Beiträge: 51

Zum Thema Wechsel und der kürzeste Weg.

Schöne Sachen wird aber überhaupt nicht bestraft wenn nicht der kürzeste Weg genutzt wird. Hier erwarte ich eine Änderung. Wozu sonst diese Anpassung?


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