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05.03.2020 14:36 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Darf ich Sie mal unterbrechen?

Die Beleidigungen gegen Hopp aus der Sicht des Schiedsrichters

Johannes Gründel
Johannes Gründel
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Quelle: imago images
Bayerns Pavard, Hernandez und Goretzka unterhalten sich mit Hoffenheim-Torwart Baumann und schieben sich dabei den Ball zu

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Wer am vergangenen Wochenende Profifußball geguckt hat, dürfte ganz schön überrascht worden sein, gab es doch zahlreiche Unterbrechungen aufgrund von Fehlverhalten seitens einiger Fans. Den Beginn – und zugleich unrühmlichen Höhepunkt – machte das Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern München, das zweimal unterbrochen wurde, am Rande eines Abbruchs stand und am Ende in Standfußball mündete, der so manchen Ticker-Textroboter überforderte. Doch auch in verschiedenen anderen Stadien fanden die Schmähplakate Nachahmer, was wiederum zu entsprechend vielen Unterbrechungen führte. Vorab: Zu diesem Thema könnte man einige Kolumnen füllen, insbesondere zum eigentlichen Motiv der Fangruppierungen, nämlich dem Umgang mit Kollektivstrafen und ihrem allgemeinen Bild vom DFB. Dies würde hier aber den Rahmen sprengen, daher werde ich mich auf den Bereich beschränken, in dem ich mich auch entsprechend gut auskenne: Wie ist das Ganze aus Schiedsrichtersicht zu beurteilen?

Was besagt der Dreistufenplan?

Die meisten Fußballfans sahen sich in der Berichterstattung mit einem neuen Wort konfrontiert, dem „Dreistufenplan“. Dieser sieht als Reaktion für massives Zuschauerfehlverhalten ein dreistufiges Vorgehen vor. Beim ersten Vorfall wird das Spiel unterbrochen, die Mannschaften sammeln sich im Mittelfeld und das Spiel wird erst fortgesetzt, wenn die Störung beseitigt ist. Beim zweiten Vorfall verlassen die Akteure das Feld und begeben sich in den Kabinentrakt, um klarzumachen, dass das Spiel kurz vor dem Abbruch steht. Bei einem dritten Vorfall kommt es in der Regel zum Abbruch.

Wofür wurde der Dreistufenplan gemacht?

Der Dreistufenplan zielte ursprünglich nicht auf beleidigende Plakate ab, sondern wurde für Pyro-Vorfälle erdacht und auf diskriminierende Äußerungen ausgeweitet. Im DFB-Bereich zeigen die letzten Jahre aber, dass gerade bei Pyrotechnik der Dreistufenplan alles andere als konsequent umgesetzt wurde. Und auch bei rassistischen Vorfällen fehlte oftmals die entsprechende Vorgehensweise in der Praxis. Stattdessen kam das Thema nun bei Beleidigungen gegen Hopp auf. Wer einen Hang zu Verschwörungstheorien hat, sieht darin den Schutz des „reichen, alten, weißen Mannes“. Das wird der Sache aber nicht gerecht.

Warum jetzt?

Der DFB wurde durch zwei Vorfälle aufgerüttelt. Zum einen gab es die rassistischen Beleidigungen gegen Herthas Jordan Torunarigha auf Schalke, zum anderen wurde nur wenige Tage nach dem Anschlag von Hanau, bei dem Deutschland und die Welt brutal vor Augen geführt bekam, wie aus Worte Taten werden können, das Konterfei von Dietmar Hopp in einem Fadenkreuz präsentiert. Diese beiden Vorfälle waren ein deutliches Warnsignal für den DFB, der beschloss zu reagieren. Hinzu kommt eine Frage des Timings: In der vergangenen Woche fand einer der Stützpunkte für die Schiedsrichter der Bundesligen statt. Dort stand im Lichte dieser Ereignisse ein Aspekt groß auf der Tagesordnung: Der Dreistufenplan. Eine entsprechende Schulung der Schiedsrichter fand dementsprechend dort statt und deren Erkenntnisse wurden am Wochenende umgesetzt.

Überreaktionen als menschlich nachvollziehbare Folge

Nach dieser Schulung setzten aber auch menschliche Reflexe ein: Wer ein eigenes Versäumnis auszubügeln versucht, neigt zu Überkompensationen und Überreaktionen. Davor sind auch Schiedsrichter im Profibereich nicht gefeit. Besonders deutlich wurde dies in der Saison 2008/2009. Dort hielt vor der Saison Uli Hoeneß einen Vortrag über das Thema „Erwartungen an den Schiedsrichter“ und wies darauf hin, Halten im Strafraum stärker zu ahnden. Die Folgen waren vogelwilde und überzogene Strafstoßentscheidungen, bis der DFB beim nächsten Stützpunkt die Schiedsrichter wieder „einfing“ und nach und nach Normalität einkehrte. Auch im Zusammenhang mit dem Dreistufenplan kam es zu Überreaktionen. So wurde bei Union Berlin gegen Wolfsburg ein Plakat mit der Aufschrift „Fick Dich, DFB!“ Grund für Stufe 1 (es folgte später auch noch ein Fadenkreuz-Plakat samt Beleidigung und damit Stufe 2). Einem Plakat in Meppen mit dem Gedicht „Hat der Dietmar genug Kohle wird zu seinem Schutz und Wohle von Leuten deren Wort nichts wert mal wieder jemand ausgesperrt“ kann man nicht einmal eine entsprechende Unsachlichkeit, sondern höchstens einen schlechten Reim und fehlende Kommata vorwerfen. Dennoch wurde auch hier Stufe 1 ausgelöst. Hinsichtlich beider Fälle hat der DFB schon verlautbaren lassen, dass hier eine Unterbrechung nicht als angemessen bewertet wird – und das zu Recht: Es handelt sich hierbei um legitime Meinungsäußerungen, die keinen Menschen in seiner Ehre attackieren.

Und was ist mit Rassismus?

Einer der häufigsten Einwände gegen das Vorgehen am vergangenen Wochenende war, dass in der Vergangenheit bei rassistischen Vorfällen nicht entsprechend reagiert wird. Das aber ist kein gutes Argument: Zum einen führt vergangenes Fehlverhalten nicht dazu, dass man dieses Fehlverhalten in der Zukunft auch weiter durchziehen sollte. Fehler sollte man korrigieren und nicht weiter fortsetzen! Zum anderen stimmt die Aussage in dieser Pauschalität auch nicht. Oft wird auf den Fall Torunarigha verwiesen. Dabei ist richtig, dass es hier zu keiner Unterbrechung kam. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass das Schiedsrichtergespann diesen Vorfall in der Situation gar nicht mitbekommen hatte, sondern erst im Nachhinein davon erfuhr. Hätte das Team um Harm Osmers die Rufe gehört, hätte es Phase 1 ausgelöst. So wie es einige Tage später Katrin Rafalski beim Drittligaspiel zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers tat. Dort wurde Leroy Kwadwo rassistisch beleidigt, Rafalski unterbrach das Spiel, veranlasste eine Stadiondurchsage und kümmerte sich um den beleidigten Würzburger. Das alles ging allerdings im berechtigten Jubel über die anschließenden Reaktionen der Zuschauer unter, die den Täter identifizierten, dem Sicherheitspersonal zeigten und damit eine rasche Ahndung sicherstellten.

Wo zieht man die Grenzen?

In einem Punkt sollten sich alle Beteiligten einig sein: Rassismus und sonstige Diskriminierung darf zu keinem Zeitpunkt toleriert werden. Hier ist ein Vorgehen nach dem Dreistufenplan sinnvoll. Auch dürfte sich eine breite Zustimmung hinsichtlich Fadenkreuze erzielen lassen: Egal, ob das symbolisch oder ernst gemeint ist – es schaut aus, wie ein Mordaufruf und hat daher weder im Stadion noch sonst irgendwo in der Gesellschaft etwas zu suchen. Doch was ist mit Beleidigungen? Hier wird es schwierig eine angemessene Grenze zu ziehen. Ich kann es gut nachvollziehen, dass bei den „Hurensohn“-Beleidigungen gegen Hopp die Grenze als überschritten betrachtet wurde. Persönlich fand ich das Zeichen, das gesetzt wurde, auch gut, weil ich diesen Hass-Emotionen im Fußball noch nie etwas abgewinnen konnte. Im bürgerlichen Leben drücke ich einem ehemals großen Traditionsverein, der mehrere Meistertitel und Pokalsiege auf dem Briefkopf stehen hat, die Daumen und verstehe nicht so ganz, warum man dort Abneigung gegenüber den deutlich kleineren Nachbarverein braucht – es gibt so viele positive Aspekte des eigenen Vereins, mit denen man sich identifizieren kann. Das mag aber auch eine Frage der eigenen Lebensphilosophie sein und gewisse Abneigungen und Frotzeleien sind ohne Zweifel Teil der Fußballkultur und der Erfolgsgeschichte unseres Lieblingssports. Umgekehrt tue ich mich schwer, eine sinnvolle Grenze zu benennen? Sind „Timo Werner ist ein Hurensohn“-Gesänge Grund für eine Unterbrechung? Was ist mit den bekannten Rufen, wenn der gegnerische Torwart einen Abstoß ausführt? Diese richten sich ja nicht gegen die Person des Torwarts selbst, sondern nur gegen das Trikot, das er trägt. Was ist mit „Schieber“-Rufen gegen den Schiedsrichter? Und was ist, wenn diese Rufe in Augsburg erfolgen, wo Julian Schieber unter Vertrag steht?

Gelassenheit auf allen Seiten und Dialog

Die Grenzziehung ist schwierig, bis unmöglich. Hier wird es spannend zu beobachten, wie die Schiedsrichter in Zukunft reagieren werden. Der DFB-Pokal unter der Woche zeigt schon, dass eine so strikte Vorgehensweise wie vergangene Woche zu Recht nicht erwünscht ist. Mich würde aber nicht überraschen, wenn es früher oder später zu einem Spielabbruch kommen würde, weil eine Fangruppierung nach Stufe 2 eben nicht aufhört, sondern es auf Stufe 3 anlegt. Unterbrechungen und Abbrüche können aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein und führen nicht zu einer Befriedung zwischen den Fronten. Hier kann nur ein konstruktiver Dialog, der von allen Seiten mit der notwendigen Gelassenheit, Kompromissbereitschaft, Selbstkritik und Sachlichkeit geführt wird, helfen. Dabei helfen weder Trotzreaktionen und gezielt unsachliche Plakate noch medienwirksame Forderungen nach Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen noch Pauschalisierungen und Kollektivstrafen. Nur gemeinsam können DFB und Fangruppierungen einen Ausweg aus dem Dilemma finden, andernfalls fährt sich der Konflikt fest. Und das ist ganz sicher nicht im Sinne des Fußballs.

Wer am vergangenen Wochenende Profifußball geguckt hat, dürfte ganz schön überrascht worden sein, gab es doch zahlreiche Unterbrechungen aufgrund von Fehlverhalten seitens einiger Fans. Den Beginn – und zugleich unrühmlichen Höhepunkt – machte das Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern München, das zweimal unterbrochen wurde, am Rande eines Abbruchs stand und am Ende in Standfußball mündete, der so manchen Ticker-Textroboter überforderte. Doch auch in verschiedenen anderen Stadien fanden die Schmähplakate Nachahmer, was wiederum zu entsprechend vielen Unterbrechungen führte. Vorab: Zu diesem Thema könnte man einige Kolumnen füllen, insbesondere zum eigentlichen Motiv der Fangruppierungen, nämlich dem Umgang mit Kollektivstrafen und ihrem allgemeinen Bild vom DFB. Dies würde hier aber den Rahmen sprengen, daher werde ich mich auf den Bereich beschränken, in dem ich mich auch entsprechend gut auskenne: Wie ist das Ganze aus Schiedsrichtersicht zu beurteilen?

Was besagt der Dreistufenplan?

Die meisten Fußballfans sahen sich in der Berichterstattung mit einem neuen Wort konfrontiert, dem „Dreistufenplan“. Dieser sieht als Reaktion für massives Zuschauerfehlverhalten ein dreistufiges Vorgehen vor. Beim ersten Vorfall wird das Spiel unterbrochen, die Mannschaften sammeln sich im Mittelfeld und das Spiel wird erst fortgesetzt, wenn die Störung beseitigt ist. Beim zweiten Vorfall verlassen die Akteure das Feld und begeben sich in den Kabinentrakt, um klarzumachen, dass das Spiel kurz vor dem Abbruch steht. Bei einem dritten Vorfall kommt es in der Regel zum Abbruch.

Wofür wurde der Dreistufenplan gemacht?

Der Dreistufenplan zielte ursprünglich nicht auf beleidigende Plakate ab, sondern wurde für Pyro-Vorfälle erdacht und auf diskriminierende Äußerungen ausgeweitet. Im DFB-Bereich zeigen die letzten Jahre aber, dass gerade bei Pyrotechnik der Dreistufenplan alles andere als konsequent umgesetzt wurde. Und auch bei rassistischen Vorfällen fehlte oftmals die entsprechende Vorgehensweise in der Praxis. Stattdessen kam das Thema nun bei Beleidigungen gegen Hopp auf. Wer einen Hang zu Verschwörungstheorien hat, sieht darin den Schutz des „reichen, alten, weißen Mannes“. Das wird der Sache aber nicht gerecht.

Warum jetzt?

Der DFB wurde durch zwei Vorfälle aufgerüttelt. Zum einen gab es die rassistischen Beleidigungen gegen Herthas Jordan Torunarigha auf Schalke, zum anderen wurde nur wenige Tage nach dem Anschlag von Hanau, bei dem Deutschland und die Welt brutal vor Augen geführt bekam, wie aus Worte Taten werden können, das Konterfei von Dietmar Hopp in einem Fadenkreuz präsentiert. Diese beiden Vorfälle waren ein deutliches Warnsignal für den DFB, der beschloss zu reagieren. Hinzu kommt eine Frage des Timings: In der vergangenen Woche fand einer der Stützpunkte für die Schiedsrichter der Bundesligen statt. Dort stand im Lichte dieser Ereignisse ein Aspekt groß auf der Tagesordnung: Der Dreistufenplan. Eine entsprechende Schulung der Schiedsrichter fand dementsprechend dort statt und deren Erkenntnisse wurden am Wochenende umgesetzt.

Überreaktionen als menschlich nachvollziehbare Folge

Nach dieser Schulung setzten aber auch menschliche Reflexe ein: Wer ein eigenes Versäumnis auszubügeln versucht, neigt zu Überkompensationen und Überreaktionen. Davor sind auch Schiedsrichter im Profibereich nicht gefeit. Besonders deutlich wurde dies in der Saison 2008/2009. Dort hielt vor der Saison Uli Hoeneß einen Vortrag über das Thema „Erwartungen an den Schiedsrichter“ und wies darauf hin, Halten im Strafraum stärker zu ahnden. Die Folgen waren vogelwilde und überzogene Strafstoßentscheidungen, bis der DFB beim nächsten Stützpunkt die Schiedsrichter wieder „einfing“ und nach und nach Normalität einkehrte. Auch im Zusammenhang mit dem Dreistufenplan kam es zu Überreaktionen. So wurde bei Union Berlin gegen Wolfsburg ein Plakat mit der Aufschrift „Fick Dich, DFB!“ Grund für Stufe 1 (es folgte später auch noch ein Fadenkreuz-Plakat samt Beleidigung und damit Stufe 2). Einem Plakat in Meppen mit dem Gedicht „Hat der Dietmar genug Kohle wird zu seinem Schutz und Wohle von Leuten deren Wort nichts wert mal wieder jemand ausgesperrt“ kann man nicht einmal eine entsprechende Unsachlichkeit, sondern höchstens einen schlechten Reim und fehlende Kommata vorwerfen. Dennoch wurde auch hier Stufe 1 ausgelöst. Hinsichtlich beider Fälle hat der DFB schon verlautbaren lassen, dass hier eine Unterbrechung nicht als angemessen bewertet wird – und das zu Recht: Es handelt sich hierbei um legitime Meinungsäußerungen, die keinen Menschen in seiner Ehre attackieren.

Und was ist mit Rassismus?

Einer der häufigsten Einwände gegen das Vorgehen am vergangenen Wochenende war, dass in der Vergangenheit bei rassistischen Vorfällen nicht entsprechend reagiert wird. Das aber ist kein gutes Argument: Zum einen führt vergangenes Fehlverhalten nicht dazu, dass man dieses Fehlverhalten in der Zukunft auch weiter durchziehen sollte. Fehler sollte man korrigieren und nicht weiter fortsetzen! Zum anderen stimmt die Aussage in dieser Pauschalität auch nicht. Oft wird auf den Fall Torunarigha verwiesen. Dabei ist richtig, dass es hier zu keiner Unterbrechung kam. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass das Schiedsrichtergespann diesen Vorfall in der Situation gar nicht mitbekommen hatte, sondern erst im Nachhinein davon erfuhr. Hätte das Team um Harm Osmers die Rufe gehört, hätte es Phase 1 ausgelöst. So wie es einige Tage später Katrin Rafalski beim Drittligaspiel zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers tat. Dort wurde Leroy Kwadwo rassistisch beleidigt, Rafalski unterbrach das Spiel, veranlasste eine Stadiondurchsage und kümmerte sich um den beleidigten Würzburger. Das alles ging allerdings im berechtigten Jubel über die anschließenden Reaktionen der Zuschauer unter, die den Täter identifizierten, dem Sicherheitspersonal zeigten und damit eine rasche Ahndung sicherstellten.

Wo zieht man die Grenzen?

In einem Punkt sollten sich alle Beteiligten einig sein: Rassismus und sonstige Diskriminierung darf zu keinem Zeitpunkt toleriert werden. Hier ist ein Vorgehen nach dem Dreistufenplan sinnvoll. Auch dürfte sich eine breite Zustimmung hinsichtlich Fadenkreuze erzielen lassen: Egal, ob das symbolisch oder ernst gemeint ist – es schaut aus, wie ein Mordaufruf und hat daher weder im Stadion noch sonst irgendwo in der Gesellschaft etwas zu suchen. Doch was ist mit Beleidigungen? Hier wird es schwierig eine angemessene Grenze zu ziehen. Ich kann es gut nachvollziehen, dass bei den „Hurensohn“-Beleidigungen gegen Hopp die Grenze als überschritten betrachtet wurde. Persönlich fand ich das Zeichen, das gesetzt wurde, auch gut, weil ich diesen Hass-Emotionen im Fußball noch nie etwas abgewinnen konnte. Im bürgerlichen Leben drücke ich einem ehemals großen Traditionsverein, der mehrere Meistertitel und Pokalsiege auf dem Briefkopf stehen hat, die Daumen und verstehe nicht so ganz, warum man dort Abneigung gegenüber den deutlich kleineren Nachbarverein braucht – es gibt so viele positive Aspekte des eigenen Vereins, mit denen man sich identifizieren kann. Das mag aber auch eine Frage der eigenen Lebensphilosophie sein und gewisse Abneigungen und Frotzeleien sind ohne Zweifel Teil der Fußballkultur und der Erfolgsgeschichte unseres Lieblingssports. Umgekehrt tue ich mich schwer, eine sinnvolle Grenze zu benennen? Sind „Timo Werner ist ein Hurensohn“-Gesänge Grund für eine Unterbrechung? Was ist mit den bekannten Rufen, wenn der gegnerische Torwart einen Abstoß ausführt? Diese richten sich ja nicht gegen die Person des Torwarts selbst, sondern nur gegen das Trikot, das er trägt. Was ist mit „Schieber“-Rufen gegen den Schiedsrichter? Und was ist, wenn diese Rufe in Augsburg erfolgen, wo Julian Schieber unter Vertrag steht?

Gelassenheit auf allen Seiten und Dialog

Die Grenzziehung ist schwierig, bis unmöglich. Hier wird es spannend zu beobachten, wie die Schiedsrichter in Zukunft reagieren werden. Der DFB-Pokal unter der Woche zeigt schon, dass eine so strikte Vorgehensweise wie vergangene Woche zu Recht nicht erwünscht ist. Mich würde aber nicht überraschen, wenn es früher oder später zu einem Spielabbruch kommen würde, weil eine Fangruppierung nach Stufe 2 eben nicht aufhört, sondern es auf Stufe 3 anlegt. Unterbrechungen und Abbrüche können aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein und führen nicht zu einer Befriedung zwischen den Fronten. Hier kann nur ein konstruktiver Dialog, der von allen Seiten mit der notwendigen Gelassenheit, Kompromissbereitschaft, Selbstkritik und Sachlichkeit geführt wird, helfen. Dabei helfen weder Trotzreaktionen und gezielt unsachliche Plakate noch medienwirksame Forderungen nach Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen noch Pauschalisierungen und Kollektivstrafen. Nur gemeinsam können DFB und Fangruppierungen einen Ausweg aus dem Dilemma finden, andernfalls fährt sich der Konflikt fest. Und das ist ganz sicher nicht im Sinne des Fußballs.

07.03.2020 08:33


Tttrdd


Eintr. Frankfurt-FanEintr. Frankfurt-Fan


Mitglied seit: 05.03.2020

Aktivität:
Beiträge: 439

Wie heuchlerisch alle sind, wurde ja gleich am Dienstag deutlich. Da gab es exakt die gleiche Wortwahl gegen Manuel Neuer und passiert ist nichts. 

Vor allem seitens der Schalker, die ja bei jeglichen Beleidigungen direkt jedes Spiel abbrechen wollten. Aber auf einmal war "Hurensohn" situativ und völlig in Ordnung


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05.03.2020 18:09


ArchieGreen
ArchieGreen

Preußen Münster-FanPreußen Münster-Fan


Mitglied seit: 05.03.2019

Aktivität:
Beiträge: 758

Richtig gut, am Besten gefällt mir der Part mit der positiven Lebensphilosophie!


VAR abschaffen - sofort!


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