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19.07.2016 13:11 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Das beste Team bei der EM

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Clattenburg / Collina
Quelle: Imago Sportfoto
Letzte taktische Details: UEFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina, Referee Mark Clattenburg (m.) und sein Vierter Offizieller, Viktor Kassai, vor dem EM-Finale am 11. Juli 2016 in St. Denis.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Als Mark Clattenburg das Finale bei der EURO 2016 abpfiff, dürfte nicht nur Millionen Portugiesen ein Stein vom Herzen gefallen sein, sondern auch UEFA-Schiedsrichterboss Pierluigi Collina. Die Schiedsrichter haben beim Turnier eine gute Leistung gezeigt. Medial gab es kaum Kritik an Schiedsrichterentscheidungen, grobe Schnitzer gab es nicht und auch die Spieler akzeptierten die Pfiffe.

Doch woran lag es, dass das Schiedsrichterteam das am meisten überzeugende bei dieser Europameisterschaft war? Bei näherer Betrachtung kann man fünf Eckpunkte für die niedrige Fehlerquote der Unparteiischen und die hohe Akzeptanz ihrer Entscheidungen ausmachen.

Erstens: Die Vorbereitung. Die Schiedsrichter haben sich gezielter als bei bisherigen Turnieren auf die einzelnen Mannschaften vorbereitet. Hierfür hatten sie einen eigenen Videoanalysten, der die typischen Spielzüge und taktischen Raffinessen einer Mannschaft herausgearbeitet hat. Damit konnte man seine eigenen Laufwege entsprechend anpassen und in den meisten Situationen ideal stehen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Zweitens: die klare Linie. Die Vorgabe an die Referees: Großzügig in der Zweikampfbeurteilung, strikt gegenüber taktischen Fouls. Das ist im Sinne der Mannschaften, die bekanntlich bei schnellen Kontern ziemlich effizient sind. Daher fiel es den Spielern auch nicht schwer, diese Linie zu akzeptieren.

Drittens: die Kommunikation. Die Schiedsrichter haben viel mit den Spielern geredet. Diese Gespräche haben schon im Vorfeld einiges an Feuer aus der Partie genommen. Wenn die Spieler merken, dass die Schiedsrichter aktiv das Gespräch suchen, senkt das die Wahrscheinlichkeit, dass die Spieler ihrem Ärger irgendwie Luft machen.

Viertens: die viel gescholtene Regelung zu Gelbsperren. Dadurch, dass man bereits nach der zweiten Verwarnung gesperrt war, konnten sich die Spieler keine Gelbe Karte für Undiszipliniertheiten leisten. Schließlich kann es immer passieren, dass man noch ein taktisches Foul machen muss, was dann eine völlig unnötige Sperre nach sich zieht. Deshalb konnte man im Halbfinale und Endspiel wieder mehr Undiszipliniertheiten, insbesondere meckernde Spieler sehen. Ein plastisches Beispiel dafür ist die Gelbe Karte gegen Mesut Özil, als dieser im Halbfinale gegen Frankreich den Ball auf die Tribüne drosch.

Der größte Faktor für die hohe Akzeptanz war aber die niedrige Fehlerquote selbst. Die Schiedsrichter haben den Spielern kaum Gründe zum Meckern gegeben, was natürlich dazu führte, dass diese sich auch weniger beschwert haben.

Insgesamt können die Schiedsrichter sehr zufrieden mit den Turnierleistungen sein. Das sieht man schon daran, dass es bei diesem Turnier rekordverdächtige fünf Schiedsrichter gab, denen man die Leitung des Endspiels ohne Sorge zutrauen konnte: Björn Kuipers aus den Niederlanden, Viktor Kassai aus Ungarn (pfiff u. a. das Eröffnungsspiel Frankreich – Rumänien und den Viertelfinal-Hit Deutschland-Italien), dem italienischen WM-Final-Referee Nicola Rizzoli, Jonas Eriksson aus Schweden und EM-Final-Schiedsrichter Mark Clattenburg aus England.

Eine besseres Luxusproblem dürfte sich Pierluigi Collina kaum vorstellen können. Von der Auswahl des besten Selfies aus der während der EM dauerhaft gezeigten TV-Werbung vielleicht mal abgesehen…

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Sinnfreie Verschwörungstheorien

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Schiedsrichterball: Aufstiegs-Verschwörung?

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!

Sollten absichtlich in Kauf genommenen Sperren nachträglich via TV-Beweis zurücknehmbar sein oder sollen „Gelb-Schummler“ künftig härter vom DFB bestraft werden?

Als Mark Clattenburg das Finale bei der EURO 2016 abpfiff, dürfte nicht nur Millionen Portugiesen ein Stein vom Herzen gefallen sein, sondern auch UEFA-Schiedsrichterboss Pierluigi Collina. Die Schiedsrichter haben beim Turnier eine gute Leistung gezeigt. Medial gab es kaum Kritik an Schiedsrichterentscheidungen, grobe Schnitzer gab es nicht und auch die Spieler akzeptierten die Pfiffe.

Doch woran lag es, dass das Schiedsrichterteam das am meisten überzeugende bei dieser Europameisterschaft war? Bei näherer Betrachtung kann man fünf Eckpunkte für die niedrige Fehlerquote der Unparteiischen und die hohe Akzeptanz ihrer Entscheidungen ausmachen.

Erstens: Die Vorbereitung. Die Schiedsrichter haben sich gezielter als bei bisherigen Turnieren auf die einzelnen Mannschaften vorbereitet. Hierfür hatten sie einen eigenen Videoanalysten, der die typischen Spielzüge und taktischen Raffinessen einer Mannschaft herausgearbeitet hat. Damit konnte man seine eigenen Laufwege entsprechend anpassen und in den meisten Situationen ideal stehen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Zweitens: die klare Linie. Die Vorgabe an die Referees: Großzügig in der Zweikampfbeurteilung, strikt gegenüber taktischen Fouls. Das ist im Sinne der Mannschaften, die bekanntlich bei schnellen Kontern ziemlich effizient sind. Daher fiel es den Spielern auch nicht schwer, diese Linie zu akzeptieren.

Drittens: die Kommunikation. Die Schiedsrichter haben viel mit den Spielern geredet. Diese Gespräche haben schon im Vorfeld einiges an Feuer aus der Partie genommen. Wenn die Spieler merken, dass die Schiedsrichter aktiv das Gespräch suchen, senkt das die Wahrscheinlichkeit, dass die Spieler ihrem Ärger irgendwie Luft machen.

Viertens: die viel gescholtene Regelung zu Gelbsperren. Dadurch, dass man bereits nach der zweiten Verwarnung gesperrt war, konnten sich die Spieler keine Gelbe Karte für Undiszipliniertheiten leisten. Schließlich kann es immer passieren, dass man noch ein taktisches Foul machen muss, was dann eine völlig unnötige Sperre nach sich zieht. Deshalb konnte man im Halbfinale und Endspiel wieder mehr Undiszipliniertheiten, insbesondere meckernde Spieler sehen. Ein plastisches Beispiel dafür ist die Gelbe Karte gegen Mesut Özil, als dieser im Halbfinale gegen Frankreich den Ball auf die Tribüne drosch.

Der größte Faktor für die hohe Akzeptanz war aber die niedrige Fehlerquote selbst. Die Schiedsrichter haben den Spielern kaum Gründe zum Meckern gegeben, was natürlich dazu führte, dass diese sich auch weniger beschwert haben.

Insgesamt können die Schiedsrichter sehr zufrieden mit den Turnierleistungen sein. Das sieht man schon daran, dass es bei diesem Turnier rekordverdächtige fünf Schiedsrichter gab, denen man die Leitung des Endspiels ohne Sorge zutrauen konnte: Björn Kuipers aus den Niederlanden, Viktor Kassai aus Ungarn (pfiff u. a. das Eröffnungsspiel Frankreich – Rumänien und den Viertelfinal-Hit Deutschland-Italien), dem italienischen WM-Final-Referee Nicola Rizzoli, Jonas Eriksson aus Schweden und EM-Final-Schiedsrichter Mark Clattenburg aus England.

Eine besseres Luxusproblem dürfte sich Pierluigi Collina kaum vorstellen können. Von der Auswahl des besten Selfies aus der während der EM dauerhaft gezeigten TV-Werbung vielleicht mal abgesehen…

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Sinnfreie Verschwörungstheorien

Schiedsrichterball: Brychs EM-Debüt

Schiedsrichterball: Aufstiegs-Verschwörung?

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!

Sollten absichtlich in Kauf genommenen Sperren nachträglich via TV-Beweis zurücknehmbar sein oder sollen „Gelb-Schummler“ künftig härter vom DFB bestraft werden?

20.07.2016 12:41


Loomer
Loomer

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Mitglied seit: 06.04.2014

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@don_riddle

Zitat von don_riddle
Zitat von Loomer
...und sobald die nationalen Ligen und Europapokale losgehen, steig wieder das Niveau.

Ich bin ja sowieso eher ein Freund einer nicht so harten Spielweise und daher fand ich das bei der EM auch ziemlich schlecht, dass viel laufen gelassen wurde und gelbe Karten lange auf sich warten ließen. Gott sei Dank wird daran nicht festgehalten, da es sich mMn nicht bewährt hat.



Fandest du aufgrund deiner Präferenzen das Niveau bei der EM schlechter als im Ligaalltag?


Ja!
Bzw. jein! "Schlechter" ist da das falsche Wort.
"Anders auf eine Weise, welche ich falsch finde" trifft es wohl eher!
Schlechter würde ja bedeuten, dass die Schiedsrichter durch diese Linie eine schlechte Leistung abgeliefert haben.
Aber wenn das für das Turnier so vorgegeben war, dann war ja in meinen Augen nicht die Leistun, sondern die Vorgabe schlecht!
Deswegen fand ich die Leistung wohl genau so wenig "schlechter", wie Du sie "besser" fandest.
Ich fand die Vorgabe schlechter, Du sie besser


Die schönste Nebensache der Welt!


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20.07.2016 08:10


don_riddle
don_riddle

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don_riddle
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@Loomer

Zitat von Loomer
...und sobald die nationalen Ligen und Europapokale losgehen, steig wieder das Niveau.

Ich bin ja sowieso eher ein Freund einer nicht so harten Spielweise und daher fand ich das bei der EM auch ziemlich schlecht, dass viel laufen gelassen wurde und gelbe Karten lange auf sich warten ließen. Gott sei Dank wird daran nicht festgehalten, da es sich mMn nicht bewährt hat.



Fandest du aufgrund deiner Präferenzen das Niveau bei der EM schlechter als im Ligaalltag?


KT 2010 - 2021


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19.07.2016 20:07


Loomer
Loomer

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Mitglied seit: 06.04.2014

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...und sobald die nationalen Ligen und Europapokale losgehen, steig wieder das Niveau.

Ich bin ja sowieso eher ein Freund einer nicht so harten Spielweise und daher fand ich das bei der EM auch ziemlich schlecht, dass viel laufen gelassen wurde und gelbe Karten lange auf sich warten ließen. Gott sei Dank wird daran nicht festgehalten, da es sich mMn nicht bewährt hat.




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