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19.10.2017 15:56 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Das Wetter wird schlechter…

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Szenen.

Jablonski_Sven_DresdenFCING
Quelle: Imago Sportfoto
Schiedsrichter Sven Jablonski (m.) gab in der Zweitliga-Partie Dynamo Dresden - FC Ingolstadt einen umstrittenen Elfmeter...

…so konnte man das am vergangenen Samstag in der 2. Liga zumindest vermuten, wenn man sah, wie tief eine Schwalbe in Dresden flog. Dynamos Niklas Kreuzer ging im – ach was: ohne – Zweikampf mit Ingolstadts Marcel Gaus zu Boden, ohne dass es eine Berührung zwischen den beiden Kontrahenten gab. Schiedsrichter Sven Jablonski (27, Bremen), so schreibt man gerne, „fiel drauf rein“, gab also den ungerechtfertigten Strafstoß für die SGD. Diese Formulierung legt den Eindruck eines unfähigen Schiedsrichters nahe. Dabei wird jedoch unterschätzt, wie immens wichtig die Rolle der Perspektive ist:

Da die Kameras in Dresden den optimalen Seiteneinblick hatten, konnte man eindeutig sehen, dass es keine Berührung gab. Diesen Einblick hatte der Schiedsrichter aber nicht. Jablonski stand, wo er in dieser Situation als Schiedsrichter stehen muss. Gegenüber vom Assistenten im Strafraum. Zuvor kam der Ball von der gegenüberliegenden Grundlinie, weshalb er in den Strafraum einrücken musste. Dadurch schaute er frontal auf die Situation und ihm fehlte die maßgebliche Tiefe. Damit konnte er nicht erkennen, wo der Fuß genau war. Da der Bewegungsablauf von Kreuzer perfekt gemacht war, musste Jablonski davon ausgehen, dass es unten einen Treffer gab. Ohne die Seiteneinsicht hatte er keine Chance, die Schwalbe als solche zu erkennen. Gespiegelt gilt dasselbe für seinen Assistenten, Thomas Gorniak, der beinahe auf der verlängerten Linie zwischen Jablonski und dem Zweikampf stand, also genauso wenig Tiefe hatte. Ein Torrichter hätte hier den idealen Standort gehabt und (böse Zungen würden sagen: ausnahmsweise…) zur korrekten Entscheidung einen wichtigen Beitrag leisten können. Aber den gibt es ja in Deutschland (zu Recht) nicht. Wer sich bewusstmachen will, wie sehr die Perspektive täuschen kann, möge sich einfach mal das berühmte Foto von Oliver Kahns Kung-Fu-Tritt gegen Stéphane Chapuisat anschauen. Aufgrund der Schärfeverhältnisse kann man schon erahnen, was das Video später offenbaren wird: Oliver Kahn segelt doch deutlich am Dortmunder vorbei. Diese Schärfeverhältnisse, wie sie ein Fotograf hinbekommt, hat man als Schiedsrichter auf dem Platz mit menschlichem Auge natürlich nicht – und erst Recht nicht bei wenigen Zentimetern Abstand zwischen den Füßen.

Die auch für einen Strafstoß heftigen Reaktionen der Ingolstädter können durchaus zum Grübeln anregen, ob der Elfer wirklich richtig war. Daraufhin kann man ihn aber nicht mehr zurücknehmen. Wenn ein Schiedsrichter aufgrund heftiger Reklamationen seine Entscheidung ändert, ist das eine Einladung für jeden Spieler im weiteren Spielverlauf, alles und jedes mit heftigen Reklamationen zu kommentieren. Das wären dann für Jablonski sehr lange weitere 62 Spielminuten geworden. Nun mag man einwenden: Aber er hätte doch zumindest Kreuzer fragen können, ob es ein Foul war. Aber mal ganz ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler, der zuvor noch eine Schwalbe gemacht hat, den Strafstoß aktiv gefordert hat und dazu keinerlei erkennbare Reue zeigt, einen Fehler zugibt, ist doch äußerst gering. Mit jeder Frage, vor allem wenn am Ende dann keine veränderte Entscheidung steht, verliert der Schiedsrichter an Autorität, weil ab sofort die Spieler zu ihm kommen und ihn auffordern: „Frag doch wieder nach“. Außerdem würde er seine Aufgabe, die Zweikampfbewertung, an den Spieler delegieren und damit weitere Regelverstöße, nämlich eine Lüge, provozieren. Daher nehmen die Schiedsrichter Abstand davon, bei Spielern aktiv nachzufragen, wenn sie nicht davon ausgehen, dass der Spieler dann die Fehlentscheidung eingesteht.

Schwalben sind ein Ärgernis im Fußball. Vor allem, weil sie bei guter Ausführung schwer für den Schiedsrichter zu erkennen sind, wenn er nicht den perfekten Blickwinkel hat. Aber man darf nie vergessen: Der Schiedsrichter ist hier das erste Opfer und zugleich Werkzeug des Angreifers. Sofern sich aber – und jetzt kann der Begriff auch in dieser Kolumne nicht vermieden werden – der Videobeweis durchsetzen wird, wird dieses Ärgernis auf kurz oder lang zumindest aus den Profiligen verschwinden. Das macht Hoffnung.

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Da die Kameras in Dresden den optimalen Seiteneinblick hatten, konnte man eindeutig sehen, dass es keine Berührung gab. Diesen Einblick hatte der Schiedsrichter aber nicht. Jablonski stand, wo er in dieser Situation als Schiedsrichter stehen muss. Gegenüber vom Assistenten im Strafraum. Zuvor kam der Ball von der gegenüberliegenden Grundlinie, weshalb er in den Strafraum einrücken musste. Dadurch schaute er frontal auf die Situation und ihm fehlte die maßgebliche Tiefe. Damit konnte er nicht erkennen, wo der Fuß genau war. Da der Bewegungsablauf von Kreuzer perfekt gemacht war, musste Jablonski davon ausgehen, dass es unten einen Treffer gab. Ohne die Seiteneinsicht hatte er keine Chance, die Schwalbe als solche zu erkennen. Gespiegelt gilt dasselbe für seinen Assistenten, Thomas Gorniak, der beinahe auf der verlängerten Linie zwischen Jablonski und dem Zweikampf stand, also genauso wenig Tiefe hatte. Ein Torrichter hätte hier den idealen Standort gehabt und (böse Zungen würden sagen: ausnahmsweise…) zur korrekten Entscheidung einen wichtigen Beitrag leisten können. Aber den gibt es ja in Deutschland (zu Recht) nicht. Wer sich bewusstmachen will, wie sehr die Perspektive täuschen kann, möge sich einfach mal das berühmte Foto von Oliver Kahns Kung-Fu-Tritt gegen Stéphane Chapuisat anschauen. Aufgrund der Schärfeverhältnisse kann man schon erahnen, was das Video später offenbaren wird: Oliver Kahn segelt doch deutlich am Dortmunder vorbei. Diese Schärfeverhältnisse, wie sie ein Fotograf hinbekommt, hat man als Schiedsrichter auf dem Platz mit menschlichem Auge natürlich nicht – und erst Recht nicht bei wenigen Zentimetern Abstand zwischen den Füßen.

Die auch für einen Strafstoß heftigen Reaktionen der Ingolstädter können durchaus zum Grübeln anregen, ob der Elfer wirklich richtig war. Daraufhin kann man ihn aber nicht mehr zurücknehmen. Wenn ein Schiedsrichter aufgrund heftiger Reklamationen seine Entscheidung ändert, ist das eine Einladung für jeden Spieler im weiteren Spielverlauf, alles und jedes mit heftigen Reklamationen zu kommentieren. Das wären dann für Jablonski sehr lange weitere 62 Spielminuten geworden. Nun mag man einwenden: Aber er hätte doch zumindest Kreuzer fragen können, ob es ein Foul war. Aber mal ganz ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler, der zuvor noch eine Schwalbe gemacht hat, den Strafstoß aktiv gefordert hat und dazu keinerlei erkennbare Reue zeigt, einen Fehler zugibt, ist doch äußerst gering. Mit jeder Frage, vor allem wenn am Ende dann keine veränderte Entscheidung steht, verliert der Schiedsrichter an Autorität, weil ab sofort die Spieler zu ihm kommen und ihn auffordern: „Frag doch wieder nach“. Außerdem würde er seine Aufgabe, die Zweikampfbewertung, an den Spieler delegieren und damit weitere Regelverstöße, nämlich eine Lüge, provozieren. Daher nehmen die Schiedsrichter Abstand davon, bei Spielern aktiv nachzufragen, wenn sie nicht davon ausgehen, dass der Spieler dann die Fehlentscheidung eingesteht.

Schwalben sind ein Ärgernis im Fußball. Vor allem, weil sie bei guter Ausführung schwer für den Schiedsrichter zu erkennen sind, wenn er nicht den perfekten Blickwinkel hat. Aber man darf nie vergessen: Der Schiedsrichter ist hier das erste Opfer und zugleich Werkzeug des Angreifers. Sofern sich aber – und jetzt kann der Begriff auch in dieser Kolumne nicht vermieden werden – der Videobeweis durchsetzen wird, wird dieses Ärgernis auf kurz oder lang zumindest aus den Profiligen verschwinden. Das macht Hoffnung.

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Diese News betrifft folgende Spiele:




Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Sven Jablonski Name : Sven Jablonski
Geburtsdatum: 13.04.1990
Ort: Bremen

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Sven Jablonski
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02.04.2024 11:19 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 27. Spieltag: Leipzig und Augsburg um Sieg gebracht – Rot für Ryerson

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Julian Ryerson im Zweikampf mit Jamal Musiala

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