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04.10.2019 17:18 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Eine Premiere

Der erste Trainer in der Bundesligageschichte wurde mit einer Gelb-Roten Karte des Innenraums verwiesen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
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Quelle: imago images
Sandro Schwarz erhält die Gelb-Rote Karte

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Am vergangenen Samstag war es so weit: Der erste Trainer in der Bundesliga wurde mit einer Gelb-Roten Karte aus dem Innenraum verwiesen. Es traf Mainz-Trainer Sandro Schwarz, der sich im Nachhinein dahingehend äußerte, er habe bestimmt irgendwas gesagt. Wahrscheinlich sei sein Gesichtsausdruck ausschlaggebend gewesen.

Ganz so harmlos war die Aktion allerdings nicht. Vielmehr bewahrheitet sich hier die Erfahrung, dass Statements der betroffenen Personen im Nachhinein häufig deutlich harmloser klingen als es in Wirklichkeit war, weil man sich entweder unwissend gibt oder wesentliche Aspekte (bewusst oder unbewusst) weglässt.

Auch am Samstag in Mainz gestaltete sich der Fall nicht so harmlos wie im späteren Statement dargestellt: Dass Schwarz „irgendetwas“ gesagt hat, ist für die Gelb-Rote Karte genauso unerheblich wie sein Gesichtsausdruck. Schwarz war in eindeutig erkennbarer konfrontativer Absicht auf das Feld gelaufen, um den Schiedsrichter zur Rede zu stellen, und hatte anschließend sarkastisch applaudiert. Beide Vergehen sind mindestens verwarnungswürdig.

Wenn die Aggressivität über das Maß des Respektlosen hinausgeht, wäre das unerlaubte Betreten sogar an sich schon feldverweis- und damit rotwürdig gewesen. Das ergibt sich aus den Klarstellungen zum Regelwerk, die die Bundesliga-Schiedsrichter im Sommertrainingslager in Grassau erarbeitet haben. Blieb es dagegen, wie hier, „nur“ bei respektlosem Verhalten, ist die Verwarnung für das unerlaubte Betreten richtig.

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Partie schon abgepfiffen war oder nicht: Bochums Ex-Trainer Robin Dutt sah vor einigen Wochen für eine hitzige Diskussion mit Schiedsrichter Christian Dingert nach Abpfiff die Gelbe Karte. Hier konnte man anhand der Reaktionen von Dingert und vor allem seinem Assistenten Christian Gittelmann erkenne, dass sich Dutt offenbar in der Wortwahl vergriffen hatte, sodass es nicht bei einem sachlichen Umgangston geblieben ist. Ein solcher wäre nach den Klarstellungen der Bundesliga-Schiedsrichter zu akzeptieren gewesen.

Im Fall von Schwarz war durch das ganze Auftreten aber klar, dass dieser nicht auf einen sachlichen Umgangston aus war. Gelb-Rot für das höhnische Klatschen ist dann ebenfalls zwingend. Dass beides innerhalb einer Szene passierte, ist ebenfalls egal: Zwei separate verwarnungswürdige Vergehen werden zu Gelb-Rot aufsummiert.

Der Zeitpunkt – der erste Innenraumverweis erst am sechsten Spieltag – zeigt derweil, dass die Befürchtungen der Trainer zu Saisonbeginn unbegründet waren: Die Schiedsrichter warten nicht auf kleine Vergehen, nur um gleich die Keule der Gelben oder gar Roten Karte auszupacken. Die Schiedsrichter gehen das Thema viel mehr entspannt und mit dem notwendigen Feingefühl an.

Schwarz wäre für sein Verhalten auch in der vergangenen Saison aus dem Innenraum verwiesen worden, damals jedoch natürlich ohne Zeigen der Signalkarten. Infolgedessen wären Diskussionen aufgekommen, ob Schwarz Schiedsrichter Brych beleidigt habe oder warum er wegen einer Situation auf die Tribüne muss. Die Einführung der Signalkarten hat hier die Transparenz erheblich erhöht: Nun ist klar, dass Schwarz sich zwei separate Vergehen geleistet hatte, die beide von Brych mit Gelb geahndet wurden und sich daher zu einem Innenraumverweis aufsummierten.

Diese Erhöhung der Transparenz war auch der Zweck der Einführung der Signalkarten gegen Trainer. Die Verbände haben ihren Schiedsrichtern explizit mitgegeben, dass sich der Maßstab für einen Innenraumverweis nicht verändern und das Gespräch weiterhin Mittel der Wahl sein muss. Kurz: Die Schiedsrichter sollen also agieren wie zuvor, sie sollen lediglich ihr Verhalten durch Zeigen der jeweiligen Signalkarte im Sinne der Transparenz nach Außen besser kommunizieren. Die Erfahrungen der ersten Wochen zeigen: Die Schiedsrichter im Profibereich setzen dies auch so um.

Eine Sache ist jedoch neu: Schwarz darf am kommenden Wochenende das Spiel nicht im Innenraum verfolgen, sondern ist gesperrt. Das bedeutet, dass er von 30 Minuten vor dem Spiel bis 30 Minuten nach dem Spiel weder den Innenraum noch die Katakomben des Stadions betreten darf. Zudem darf er keinen Kontakt zur Mannschaft aufnehmen, was auch mittelbaren Kontakt umfasst, beispielsweise über den Co-Trainer oder einen „Mützenmann“, wie von José Mourinho seinerzeit angeblich praktiziert wurde.

Das Coaching in Paderborn müssen also die Co-Trainer eigenständig vollführen. Man darf gespannt sein, wie das abläuft. In der letzten Saison wäre Schwarz höchstwahrscheinlich nach diesem Verhalten nicht gesperrt worden. Hier wirkt sich die Regeländerung also nicht nur im Sinne einer erhöhten Transparenz, sondern auch inhaltlich auf das Spiel aus. Diese Auswirkung beinhaltet aber das Potential, die Disziplin am Spielfeldrand zu erhöhen. Emotionen sind allerdings weiterhin zulässig und wünschenswert – solange die Grenzen von Anstand und gegenseitigem Respekt eingehalten werden.

Am vergangenen Samstag war es so weit: Der erste Trainer in der Bundesliga wurde mit einer Gelb-Roten Karte aus dem Innenraum verwiesen. Es traf Mainz-Trainer Sandro Schwarz, der sich im Nachhinein dahingehend äußerte, er habe bestimmt irgendwas gesagt. Wahrscheinlich sei sein Gesichtsausdruck ausschlaggebend gewesen.

Ganz so harmlos war die Aktion allerdings nicht. Vielmehr bewahrheitet sich hier die Erfahrung, dass Statements der betroffenen Personen im Nachhinein häufig deutlich harmloser klingen als es in Wirklichkeit war, weil man sich entweder unwissend gibt oder wesentliche Aspekte (bewusst oder unbewusst) weglässt.

Auch am Samstag in Mainz gestaltete sich der Fall nicht so harmlos wie im späteren Statement dargestellt: Dass Schwarz „irgendetwas“ gesagt hat, ist für die Gelb-Rote Karte genauso unerheblich wie sein Gesichtsausdruck. Schwarz war in eindeutig erkennbarer konfrontativer Absicht auf das Feld gelaufen, um den Schiedsrichter zur Rede zu stellen, und hatte anschließend sarkastisch applaudiert. Beide Vergehen sind mindestens verwarnungswürdig.

Wenn die Aggressivität über das Maß des Respektlosen hinausgeht, wäre das unerlaubte Betreten sogar an sich schon feldverweis- und damit rotwürdig gewesen. Das ergibt sich aus den Klarstellungen zum Regelwerk, die die Bundesliga-Schiedsrichter im Sommertrainingslager in Grassau erarbeitet haben. Blieb es dagegen, wie hier, „nur“ bei respektlosem Verhalten, ist die Verwarnung für das unerlaubte Betreten richtig.

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Partie schon abgepfiffen war oder nicht: Bochums Ex-Trainer Robin Dutt sah vor einigen Wochen für eine hitzige Diskussion mit Schiedsrichter Christian Dingert nach Abpfiff die Gelbe Karte. Hier konnte man anhand der Reaktionen von Dingert und vor allem seinem Assistenten Christian Gittelmann erkenne, dass sich Dutt offenbar in der Wortwahl vergriffen hatte, sodass es nicht bei einem sachlichen Umgangston geblieben ist. Ein solcher wäre nach den Klarstellungen der Bundesliga-Schiedsrichter zu akzeptieren gewesen.

Im Fall von Schwarz war durch das ganze Auftreten aber klar, dass dieser nicht auf einen sachlichen Umgangston aus war. Gelb-Rot für das höhnische Klatschen ist dann ebenfalls zwingend. Dass beides innerhalb einer Szene passierte, ist ebenfalls egal: Zwei separate verwarnungswürdige Vergehen werden zu Gelb-Rot aufsummiert.

Der Zeitpunkt – der erste Innenraumverweis erst am sechsten Spieltag – zeigt derweil, dass die Befürchtungen der Trainer zu Saisonbeginn unbegründet waren: Die Schiedsrichter warten nicht auf kleine Vergehen, nur um gleich die Keule der Gelben oder gar Roten Karte auszupacken. Die Schiedsrichter gehen das Thema viel mehr entspannt und mit dem notwendigen Feingefühl an.

Schwarz wäre für sein Verhalten auch in der vergangenen Saison aus dem Innenraum verwiesen worden, damals jedoch natürlich ohne Zeigen der Signalkarten. Infolgedessen wären Diskussionen aufgekommen, ob Schwarz Schiedsrichter Brych beleidigt habe oder warum er wegen einer Situation auf die Tribüne muss. Die Einführung der Signalkarten hat hier die Transparenz erheblich erhöht: Nun ist klar, dass Schwarz sich zwei separate Vergehen geleistet hatte, die beide von Brych mit Gelb geahndet wurden und sich daher zu einem Innenraumverweis aufsummierten.

Diese Erhöhung der Transparenz war auch der Zweck der Einführung der Signalkarten gegen Trainer. Die Verbände haben ihren Schiedsrichtern explizit mitgegeben, dass sich der Maßstab für einen Innenraumverweis nicht verändern und das Gespräch weiterhin Mittel der Wahl sein muss. Kurz: Die Schiedsrichter sollen also agieren wie zuvor, sie sollen lediglich ihr Verhalten durch Zeigen der jeweiligen Signalkarte im Sinne der Transparenz nach Außen besser kommunizieren. Die Erfahrungen der ersten Wochen zeigen: Die Schiedsrichter im Profibereich setzen dies auch so um.

Eine Sache ist jedoch neu: Schwarz darf am kommenden Wochenende das Spiel nicht im Innenraum verfolgen, sondern ist gesperrt. Das bedeutet, dass er von 30 Minuten vor dem Spiel bis 30 Minuten nach dem Spiel weder den Innenraum noch die Katakomben des Stadions betreten darf. Zudem darf er keinen Kontakt zur Mannschaft aufnehmen, was auch mittelbaren Kontakt umfasst, beispielsweise über den Co-Trainer oder einen „Mützenmann“, wie von José Mourinho seinerzeit angeblich praktiziert wurde.

Das Coaching in Paderborn müssen also die Co-Trainer eigenständig vollführen. Man darf gespannt sein, wie das abläuft. In der letzten Saison wäre Schwarz höchstwahrscheinlich nach diesem Verhalten nicht gesperrt worden. Hier wirkt sich die Regeländerung also nicht nur im Sinne einer erhöhten Transparenz, sondern auch inhaltlich auf das Spiel aus. Diese Auswirkung beinhaltet aber das Potential, die Disziplin am Spielfeldrand zu erhöhen. Emotionen sind allerdings weiterhin zulässig und wünschenswert – solange die Grenzen von Anstand und gegenseitigem Respekt eingehalten werden.

Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Dr. Felix Brych Name : Dr. Felix Brych
Geburtsdatum: 03.08.1975
Ort: München

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Dr. Felix Brych
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