Newsansicht

WahreTabelle 1.Bundesliga >> WahreTabelle 2.Bundesliga >>
09.02.2018 19:07 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Eins nach dem anderen

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Aytekin_Deniz_BerlinHOFF
Quelle: Imago Sportfoto
Schiedsrichter Deniz Aytekin erklärt den Berlinern um Niklas Strark (2. v. l.) im Spiel gegen 1899 Hoffenheim (1:1) seine Elfmeterentscheidung.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Eine komplexe Situation hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin (39, Oberasbach) am vergangenen Wochenende in Berlin zu bewerten. Der Ball kam zu Herthas Niklas Stark, der ihn im eigenen Strafraum kontrolliert stoppte. Nun wurde er von Hoffenheims Schulz angegriffen, der bei der Ballabgabe hinter der Torauslinie (und damit im Abseits) stand und sich zwischen den Ball und den überraschten Herthaner schieben kann. Starks Versuch, den Ball zu spielen, resultierte dann in einem Foul und einem Strafstoßpfiff.

Doch war dieser auch korrekt? Das Foul an sich war eindeutig, aber lag zuvor vielleicht eine strafbare Abseitsstellung des Hoffenheimers vor? Hierfür muss man unbedingt chronologisch vorgehen, um die Situation richtig zu bewerten. Zunächst ist zu prüfen, wie Schulz ins Toraus geraten ist. Ist er nämlich mit dem Ziel ins Aus gelaufen, sich einer Abseitsstellung zu entziehen, darf er das Feld erst wieder mit Genehmigung des Schiedsrichters betreten. In diesem Fall also ein unerlaubtes Betreten vor, das mit einem Freistoß für Hertha und einer Verwarnung zu ahnden wäre. Schaut man sich die Situation in voller Länge an, bemerkt man, dass Schulz im Zuge des normalen Spielgeschehens über die Torauslinie geraten ist. Eine Szene, die jeden Spieltag zig Mal vorkommt. Ein bewusstes Verlassen zum Entziehen der Abseitsstellung würde auch gar keinen Sinn ergeben, da es überflüssig wäre. Um nicht strafbar einzugreifen, muss man das Feld nicht verlassen. Es genügt, wenn man kein Merkmal des strafbaren Eingreifens erfüllt, was bei passivem Verhalten abseits des Spielgeschehens regelmäßig der Fall ist. Aus diesem Grund kommt ein solches unerlaubtes Verlassen in der Praxis auch quasi nie vor.

Wenn man nun festgestellt hat, dass Schulz das Spielfeld verlassen und wieder betreten durfte, stellt sich die Frage, ob anschließend ein strafbares Eingreifen vorlag. Auch hier hilft ein chronologisches Vorgehen. Als Stark den Ball stoppt, entsteht nämlich eine neue Spielsituation, da jedes absichtliche Spielen – wozu auch kontrolliertes Stoppen des Balles gehört –, das keine Torabwehraktion darstellt, eben eine solche neue Spielsituation begründet und damit den Zusammenhang zwischen Ballabgabe und allem späteren Geschehen unterbricht. Heißt im Klartext: Alles, was nach der Ballannahme von Niklas Stark geschieht, ist vollkommen unerheblich. Entscheidend ist nur, ob Schulz zuvor strafbar ins Spiel eingreift. Vereinfacht (und unter Ausblendung verschiedener, hier irrelevanter Sondersituationen) greift ein zuvor abseitsstehender Spieler dann strafbar ins Spielgeschehen ein, wenn er den Ball berührt, wenn er dem Torwart die Sicht versperrt oder einen Zweikampf um den Ball führt. All das geschieht vor der kontrollierten Ballannahme von Stark nicht. Schulz ist zu diesem Zeitpunkt noch ca. drei Meter entfernt – aus drei Metern Entfernung kann man keinen Zweikampf führen. Stark könnte bestenfalls durch Schulz‘ Anwesenheit irritiert oder zu einer Aktion gezwungen worden sein. Das erscheint angesichts von Starks Aussage nach dem Spiel, er habe Schulz gar nicht wahrgenommen aber zum einen zweifelhaft. Zum anderen ist es aber auch unerheblich, da das bloße Irritieren oder Zwingen zu einer Aktion seit 2013 für ein strafbares Eingreifen nicht mehr ausreicht. Die Abseitsstellung von Schulz war also nicht strafbar und anschließend irrelevant. Der Strafstoßpfiff war vollkommen richtig.

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Ein Tritt ins Unglück

Schiedsrichterball: Noch auf der Linie?

Schiedsrichterball: Der Blick zurück

Eine komplexe Situation hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin (39, Oberasbach) am vergangenen Wochenende in Berlin zu bewerten. Der Ball kam zu Herthas Niklas Stark, der ihn im eigenen Strafraum kontrolliert stoppte. Nun wurde er von Hoffenheims Schulz angegriffen, der bei der Ballabgabe hinter der Torauslinie (und damit im Abseits) stand und sich zwischen den Ball und den überraschten Herthaner schieben kann. Starks Versuch, den Ball zu spielen, resultierte dann in einem Foul und einem Strafstoßpfiff.

Doch war dieser auch korrekt? Das Foul an sich war eindeutig, aber lag zuvor vielleicht eine strafbare Abseitsstellung des Hoffenheimers vor? Hierfür muss man unbedingt chronologisch vorgehen, um die Situation richtig zu bewerten. Zunächst ist zu prüfen, wie Schulz ins Toraus geraten ist. Ist er nämlich mit dem Ziel ins Aus gelaufen, sich einer Abseitsstellung zu entziehen, darf er das Feld erst wieder mit Genehmigung des Schiedsrichters betreten. In diesem Fall also ein unerlaubtes Betreten vor, das mit einem Freistoß für Hertha und einer Verwarnung zu ahnden wäre. Schaut man sich die Situation in voller Länge an, bemerkt man, dass Schulz im Zuge des normalen Spielgeschehens über die Torauslinie geraten ist. Eine Szene, die jeden Spieltag zig Mal vorkommt. Ein bewusstes Verlassen zum Entziehen der Abseitsstellung würde auch gar keinen Sinn ergeben, da es überflüssig wäre. Um nicht strafbar einzugreifen, muss man das Feld nicht verlassen. Es genügt, wenn man kein Merkmal des strafbaren Eingreifens erfüllt, was bei passivem Verhalten abseits des Spielgeschehens regelmäßig der Fall ist. Aus diesem Grund kommt ein solches unerlaubtes Verlassen in der Praxis auch quasi nie vor.

Wenn man nun festgestellt hat, dass Schulz das Spielfeld verlassen und wieder betreten durfte, stellt sich die Frage, ob anschließend ein strafbares Eingreifen vorlag. Auch hier hilft ein chronologisches Vorgehen. Als Stark den Ball stoppt, entsteht nämlich eine neue Spielsituation, da jedes absichtliche Spielen – wozu auch kontrolliertes Stoppen des Balles gehört –, das keine Torabwehraktion darstellt, eben eine solche neue Spielsituation begründet und damit den Zusammenhang zwischen Ballabgabe und allem späteren Geschehen unterbricht. Heißt im Klartext: Alles, was nach der Ballannahme von Niklas Stark geschieht, ist vollkommen unerheblich. Entscheidend ist nur, ob Schulz zuvor strafbar ins Spiel eingreift. Vereinfacht (und unter Ausblendung verschiedener, hier irrelevanter Sondersituationen) greift ein zuvor abseitsstehender Spieler dann strafbar ins Spielgeschehen ein, wenn er den Ball berührt, wenn er dem Torwart die Sicht versperrt oder einen Zweikampf um den Ball führt. All das geschieht vor der kontrollierten Ballannahme von Stark nicht. Schulz ist zu diesem Zeitpunkt noch ca. drei Meter entfernt – aus drei Metern Entfernung kann man keinen Zweikampf führen. Stark könnte bestenfalls durch Schulz‘ Anwesenheit irritiert oder zu einer Aktion gezwungen worden sein. Das erscheint angesichts von Starks Aussage nach dem Spiel, er habe Schulz gar nicht wahrgenommen aber zum einen zweifelhaft. Zum anderen ist es aber auch unerheblich, da das bloße Irritieren oder Zwingen zu einer Aktion seit 2013 für ein strafbares Eingreifen nicht mehr ausreicht. Die Abseitsstellung von Schulz war also nicht strafbar und anschließend irrelevant. Der Strafstoßpfiff war vollkommen richtig.

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball: Ein Tritt ins Unglück

Schiedsrichterball: Noch auf der Linie?

Schiedsrichterball: Der Blick zurück

Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Deniz Aytekin Name : Deniz Aytekin
Geburtsdatum: 21.07.1978
Ort: Oberasbach

Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Deniz Aytekin
Name : Deniz Aytekin
Geburtsdatum: 21.07.1978
Ort: Oberasbach

16.04.2024 13:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten

Mehrere strittige Szenen im Fokus

Harm-Osmers-2024-1043762546h_1713265747.jpg

Erstmals seit dem 17. Spieltag hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Ergebniskorrektur durch die WT-Community gegeben. Dennoch wurden vier strittige Szenen diskutiert, von denen zwei beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen (5:0) stattgefunden haben. 29. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick In beiden Fällen waren sich die Mitglieder des Kompetenzteams sowie die WT-User uneins. Jeweils mit einer knappen Mehrheit hätten die User den Elfmeter, der zum 1:0 führte, nicht gepfiffen und das 2:0, bei dem eine Abseitsstellung thematisiert wurde, nicht zählen lassen. Die KT-Mitglieder stärkten jedoch S...

09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

Zwei Fehlentscheidungen im Fokus

Trimmel-Christopher-2023-2024-Union-Berlin-1043359099h_1712674162.jpg

Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...

02.04.2024 11:19 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 27. Spieltag: Leipzig und Augsburg um Sieg gebracht – Rot für Ryerson

Vier Fehlentscheidungen im Fokus

Julian Ryerson im Zweikampf mit Jamal Musiala

Am 27. Bundesliga-Spieltag gab es einige strittige Szenen, die zu insgesamt vier Korrekturen in vier Partien geführt haben. In zwei Begegnungen sorgte dies für einem anderen Ausgang. Sowohl RB Leipzig als auch der FC Augsburg hätten in ihren Heimspielen anstelle eines Unentschiedens einen Sieg eingefahren. Glück hatte zudem Borussia Dortmund im Topspiel gegen den FC Bayern. 27. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Leipzig mühte sich am Samstagnachmittag zu einem 0:0 gegen Mainz 05, dabei hätte es nach Ansicht der WahreTabelle-Community in der 61. Minute einen Elfmeter für die Sachsen geben müss...

21.03.2024 12:31 Uhr | Quelle: dpa Siebert über VAR: „Weniger Tätlichkeiten und Schwalben im Strafraum“

Schiedsrichter mit klarer Meinung

Siebert_Daniel_0046665044h_1684828628.jpg

Nach Meinung von Schiedsrichter Daniel Siebert wird der Video-Assistent nie 100-prozentige Gerechtigkeit bringen. „Das war vielleicht die zu hohe Erwartung. Das aber kann er nicht leisten. Weil die Vereine, Spieler und Fans die meisten Szenen, die im Graubereich liegen, zu ihren Gunsten auslegen werden. So haben wir immer zwei Parteien und ein Ungleichgewicht in der Beurteilung“, sagte Siebert der „Berliner Zeitung“. In der Bundesliga wurde der VAR in der Saison 2017/2018 eingeführt. In der 2. Bundesliga etablierte er sich zwei Jahre später. Insgesamt habe der Videobeweis den Fußball fairer gemacht, befand Siebert vor allem mit Blick auf „faktische Situationen“ wie Abseits. „Es gibt kein Tor mehr ...

14.02.2024 08:35 Uhr | Quelle: dpa Wirbel um aberkanntes Leipzig-Tor gegen Real Madrid: „Es war kein Abseits, es war kein Foul“

Sesko traf nach 97 Sekunden 

Sesko-Benjamin-2023-2024-RB-Leipzig-1040560563h_1707896218.jpg

Ein Tor nach 97 Sekunden im Achtelfinale der Champions League, Traumstart gegen Real Madrid – doch der Treffer von Benjamin Sesko für RB Leipzig zählte nicht. Zum großen Unverständnis von Sportdirektor Rouven Schröder. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung. Es wäre mit dem 1:0 ein ganz anderes Spiel geworden“, schimpfte der 48-Jährige.  Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto entschied in der Szene auf Abseits und wurde auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den N...