- Aktuell 38 Themen zum 25. Spieltag der 1. Bundesliga ++ 10 strittige Szenen ++ Topthema: Nagelsmann ++
- Aktuell 5 Themen zum 25. Spieltag der 2. Bundesliga ++ 2 strittige Szenen ++ Topthema: Rote Karte Ess... ++
Newsansicht
Schiedsrichterball: Er kommt, er kommt...
Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.


Seit letzter Woche ist es beschlossene Sache. Der Videobeweis wird in der Saison 2017/1018 „online“ getestet, also mit Verbindung zwischen Videoassistenten und Schiedsrichtern. Wenn er sich bewährt, wird er auf Dauer nicht mehr wegzudenken aus dem Fußball sein. Doch was erwartet uns eigentlich? Was kann der Videobeweis leisten und was nicht?
Einen Einblick konnte man schon am vergangenen Mittwoch bekommen. Beim Halbfinale der Klub-WM zwischen Atlético Nacional und Kashima Antlers gab Schiedsrichter Viktor Kassai zum ersten Mal auf internationaler Ebene einen Strafstoß infolge des Videobeweises. Zuvor gab es solche Entscheidungen nur in der amerikanischen MLS.
Zunächst fällt auf: Die Entscheidung kann einige Zeit dauern. Zwischen dem Foul und der Ausführung des Strafstoßes lagen am Mittwoch 4:15 Minuten. Das ist immens. Hier die genaue Zeittafel (nach Spielminuten sortiert):
27:50: Das Foul geschieht
28:37: Das Spiel ist das nächste Mal unterbrochen (Ball im Aus)
29:01: Viktor Kassai sperrt den Einwurf und signalisiert, dass die Videoassistenten etwas sagen
29:37: Viktor Kassai joggt in Richtung Bildschirm
29:51: Der Referee kommt beim Bildschirm an und betrachtet die Szene
30:07: Kassai deutet auf den Punkt und signalisiert damit: Strafstoß
30:26: Der Unparteiische – mittlerweile im Strafraum angelangt – ist umringt von protestierenden Atlético-Spielern und signalisiert immer wieder, dass die Entscheidung nach Videobeweis gefallen ist.
31:44: Der letzte Atlético-Spieler (Torwart ausgenommen) hat den Strafraum verlassen
32:05: Der Strafstoß wird ausgeführt – und verwandelt.
Besonders auffällig sind zwei Posten: Zwischen Spielunterbrechung und Betrachtung der Szene durch Kassai vergehen 50 Sekunden und fast eineinhalb Minuten gehen durch Reklamationen verloren. Das sind insgesamt fast 2:20 Minuten, die größtenteils hätten gespart werden können. Die Vorgänge müssen in der Testphase optimiert werden und die Spieler müssen Entscheidungen nach dem Videobeweis ohne Widerspruch akzeptieren. Der Schiedsrichter hat schließlich die Szene im Video gesehen – Was gibt es da noch an der Entscheidung zu meckern? Dahingehend bin ich aber recht optimistisch, dass sich das mit der Zeit einspielen wird. Andere Spiele haben gezeigt, dass Video-Entscheidungen größtenteils ohne Proteste hingenommen werden, weil bei den Spielern das Vertrauen in die Schiedsrichter, eine Situation mit Videobeweis korrekt zu entscheiden, vorhanden ist.
Die Frage ist, wie lange dieses Vertrauen halten wird. Der Videobeweis wird vor allem eines zeigen: Entscheidungen sind selten schwarz oder weiß, sondern meistens Grauentscheidungen. In der postfaktischen Zeit, in der viele nur das akzeptieren, was ihre eigene vorgefasste Meinung untermauert, werden hierbei schnell Verschwörungstheorien entstehen und die Schiedsrichter werden sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen: „Jetzt haben die schon Videos und können es immer noch nicht richtig entscheiden!“. Der Dunning-Kruger-Effekt, nach dem sich (vereinfacht gesprochen) die Kompetenz umgekehrt proportional zur Selbstüberschätzung verhält, wird gnadenlos zuschlagen, weil ein Teil der Fans nicht akzeptieren kann, dass es nicht DIE EINE richtige Entscheidung gibt. Auch das zeigt die Kassai-Szene: Es scheint, als stünde der gefoulte Spieler zum Zeitpunkt des Freistoßes im Abseits. Aber wird er vor dem Foul schon aktiv, indem er einen Zweikampf um den Ball führt? Dafür spricht sein „Schlenker“, mit dem er versucht, den Verteidiger weg zu blocken – sofern der Ball zu diesem Zeitpunkt schon im Spiel war. Dagegen sprich die weite Distanz zum Ball. Hier ist beides vertretbar, sodass der Strafstoß tatsächlich nicht zwingend war.
Gleichzeitig wird es immer Szenen geben, in denen auch der Videobeweis nicht zweifelsfrei auflösen kann, was überhaupt geschehen ist. Die im TV eingeblendeten Wiederholungen lassen nicht zweifelsfrei sagen, ob der gefoulte Spieler im Abseits stand oder nicht. Noch besser ist aber als Beispiel hier der aberkannte Treffer des 1. FSV Mainz 05 in Mönchengladbach am vergangenen Sonntag. Hier lässt sich auch mit Superzeitlupe nicht eindeutig klären, ob nun Yann Sommer oder Pablo de Blasis zuerst am Ball war.
Doch auch die Schiedsrichter müssen sich umstellen. Wenn die meisten Entscheidungen mit dem Videobeweis aufgelöst werden können, kommt es auf einmal nicht mehr vorrangig darauf an, eine niedrige Fehlerquote in Strafraumszenen zu haben, und andere Qualitäten rücken in den Fokus, nämlich die Spielkontrolle. Wie wichtig diese ist, konnte man am vergangenen Freitag beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Hoffenheim sehen, als Christian Dingert das Spiel völlig entglitten ist. Auf einmal werden andere Schiedsrichtertypen gefragt sein. Marco Fritz, der als ein Schiedsrichter mit einem herausragenden Spielmanagement gilt, aber dem hin und wieder einige schwere Fehler passieren, wurde in den vergangenen Jahren konsequent bei der Vergabe von Topspielen ignoriert. Erst seit der Saison 2015/2016 bekommt er immer wieder Topspiele (gipfelnd im Pokalfinale). Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass der DFB diese Entwicklung erkannt hat und sich darauf vorbereitet.
Die Testphase wird zeigen, ob sich der Videobeweis bewährt oder nicht. Er wird die Fehler zweifelsohne reduzieren. Dennoch wird er nicht in der Lage sein, alle Szenen eindeutig aufzulösen. Die Abläufe müssen optimiert werden, damit nicht bei jeder Überprüfung zwischen Szene und Spielfortsetzung über vier Minuten vergehen. Wenn das gelingt, kann der Videobeweis nur noch an überzogenen Erwartungen und dem daraus resultierenden Erwachen scheitern, wenn Fans und Vereine merken, dass eine Vielzahl der Entscheidungen nicht eindeutig, sondern Grauentscheidungen sind. Wenn diese Erkenntnis ihren Weg in die Köpfe aller Beteiligten findet und von diesen auch verinnerlicht wird, hat der Videobeweis den Fußball immens verbessert – nicht nur im Profibereich, auch im Amateurbereich wird dann die Akzeptanz umstrittener Entscheidungen steigen. Diese Chance bietet der Videobeweis. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich diese Hoffnung bewahrheitet oder es ein böses Erwachen gibt…
Schiedsrichterball: Im Winter fliegen die Schwalben tief
Schiedsrichterball: Elegant zurückgefaustet
Schiedsrichterball Spezial: Relevanter Regelverstoß in Rostow?
Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!
- 26.03.2023 14:39 Uhr Aytekin lobt Stach und Petersen für Einsatz als Referees: „Andere Perspektive bekommen“
- 21.03.2023 15:14 Uhr Freiburgs Petersen vor Leitung von Bezirksliga-Spiel: „Muss erst mal eine Checkliste ausdrucken“
- 20.03.2023 12:25 Uhr Stieler über VAR-Chaos in Leverkusen: „Schiedsrichter-Seele weint etwas“ – Kritik von Gräfe
- 17.03.2023 12:40 Uhr Streich über Zeitspiel von Juventus: „Warum wird das nicht gemacht wie im Handball?“
- 14.03.2023 17:35 Uhr Berichte: Profis Stach und Petersen pfeifen Bezirksliga-Spiel – Unterstützung von Aytekin
- 08.03.2023 15:35 Uhr BVB kritisiert Schiedsrichter Makkelie nach umstrittenem Elfmeter: „Sehr arroganter Mensch“
Aktion für Schiedsrichter-Amt

Beim gelungenen Start der DFB-Kampagne „Jahr der Schiris“ gab nur das Outfit von Anton Stach Anlass zur leisen Kritik. In pinkfarbenen Fußballschuhen absolvierte der Profi von Mainz 05 am Samstag seine Premiere als Referee und gestand danach schmunzelnd: „Mir wurde vor dem Spiel gesagt, dass das gar nicht geht. Da musste ich mich entschuldigen.“ Community: Hier im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Abgesehen von Stachs verpatzter Schuhwahl gab es nur Lob für den Mittelfeldspieler und den Freiburger Stürmer Nils Petersen, die beim rheinhessischen Bezirksligaspiel VfR Nierstein gegen TSV Mommenheim (6:0) jeweils eine Halbzeit lang in die für sie ungew...
Aktion für Schiedsrichter-Amt

Vor seinem zweiten Auftritt als Schiedsrichter sieht Fußballprofi Nils Petersen vom SC Freiburg großes Steigerungspotenzial bei seiner Leistung und denkt dabei auch an ein simples Hilfsmittel. „Das eine Mal war im Kindesalter, als ich ein F-Jugend-Spiel leiten sollte, weil niemand vor Ort war. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich bis heute nie mehr Schiedsrichter war: Weil ich nicht einmal eine Uhr dabeihatte und zur Halbzeit gepfiffen habe, als sich der erste Zuschauer beschwert hat“, sagte der 34-Jährige mit einem Augenzwinkern. Community: Hier im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Der frühere Nationalspieler und Mainz-Profi Anton Stach sollen am Sams...
Zwei Entscheidungen korrigiert

Nach seinem wohl kuriosesten Einsatz als Schiedsrichter war Tobias Stieler hin- und hergerissen. „Die Schiedsrichter-Seele weint zwar etwas, aber die Fußball-Welt kann, denke ich, zufrieden sein“, sagte der 41-Jährige, der beim 2:1 von Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern am Sonntag für ein Kuriosum gesorgt hatte. Ex-Referee Manuel Gräfe äußerte indes Kritik. 25. Spieltag: Alle strittigen Szenen in der Übersicht Stieler hatte nach Aktionen der Bayern-Verteidiger Benjamin Pavard und Dayot Upamecano jeweils dem gefoulten Amine Adli wegen vermeintlicher Schwalben Gelb gegeben. Beide Male nahm er die Karte ...
Freiburg-Trainer verärgert

Nach dem Aus im Achtelfinale der Europa League hat Trainer Christian Streich vom SC Freiburg kritisiert, dass das Zeitspiel der Spieler von Juventus Turin nicht geahndet wurde. „Eine Mannschaft, die gefoult wird, hat einen Nachteil“, sagte er nach dem 0:2 (0:1) im Rückspiel gegen den italienischen Rekordmeister. „Bei einem Foul sollte keiner den Ball berühren dürfen. Wer es tut, kriegt die Gelbe Karte. Es wird alles sanktioniert, das aber nicht – international und in der Bundesliga auch. Das ist mir vollständig rätselhaft.“ Community: Hier im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Streich wünschte sich eine Anpassung des Regelwerks. &bdqu...
Aktion für Schiedsrichter-Amt

Die beiden Profis Anton Stach und Nils Petersen werden Medienberichten zufolge am 25. März ein Spiel der Bezirksliga Rheinhessen als Schiedsrichter leiten. Bei der Partie im rheinland-pfälzischen Nierstein zwischen dem gastgebenden VfR Nierstein gegen die TSV Mommenheim (15 Uhr) werden nach Informationen der „Allgemeinen Zeitung“ der Mainzer Stach und Petersen vom SC Freiburg jeweils eine Halbzeit lang pfeifen. Unterstützt werden sie an der Seitenlinie vom Bundesliga-Referee Deniz Aytekin. Community: Hier im Forum über Schiedsri...