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20.09.2016 16:49 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Kniffeliges beim Strafstoß

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Chicharito / Frankfurt
Quelle: Imago Sportfoto
Die vermutlich spielentscheidende Szene in Frankfurt: Leverkusens Stürmer Chicharito (m.) wurde bei der Ausführung eines Elfmeters von einem Laserpointer geblendet – und verschoss.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Es war die 86. Minute in der Commerzbank Arena zu Frankfurt. Leverkusens Julian Brandt drang in den Strafraum der Eintracht ein und wurde dabei, so jedenfalls sah es Schiedsrichter Christian Dingert (36, Lebecksmühle), gefoult. Um die auf diesen Zweikampf folgenden Verwicklungen nachzuvollziehen, soll im weiteren Verlauf davon ausgegangen werden, dass tatsächlich ein Foul von Timothy Chandler vorlag.

Die erste Verwicklung bildet – ein besseres Timing kann man sich als Kolumnist gar nicht wünschen – den nahtlosen Übergang zum Thema des letztwöchigen Schiedsrichterballs. Da der Angriff von Timothy Chandler ballorientiert und nicht ausschließlich gegnerorientiert war, griff in dieser Situation die neue Notbremsenregelung. Das Foul geschah im Strafraum, sodass die ballorientierte Notbremse nur noch mit Gelb zu ahnden ist. Diese Situation zeigt aber auch zugleich, warum es nun umso wichtiger ist, dass der Schiedsrichter nach der Frage „Foul oder nicht?“ direkt die Frage stellt „Innerhalb oder außerhalb?“. Bislang konnte man diese Entscheidung aufgrund der Spielruhe notfalls hinter die Entscheidung über die persönliche Strafe anstellen. Nach der neuen Notbremsenregelung sind aber die Spielfortsetzung und die persönliche Strafe miteinander verknüpft, da ja die Gelbe Karte nur für ballorientierte Angriffe innerhalb des Strafraums gilt.

Die zweite Verwicklung folgte beim Strafstoß. Chicharito wurde bei der Ausführung von einem Laserpointer geblendet. Das stellt einen Einfluss von außen dar, bei dem der Strafstoß wiederholt werden muss. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das Schiedsrichtergespann das Blenden überhaupt wahrnimmt. Nun kann man es sich einfach machen und sagen: „Die sind zu viert, einer muss das sehen!“

In vielen Szenen stimmt das tatsächlich. Beim Elfmeter stand Chicharito – im Gesicht geblendet – jedoch mit dem Rücken zum Vierten Offiziellen und dem entfernten Schiedsrichterassistenten. Beide hatten also schon von vornherein keine Chance, das gebündelte Grünlicht zu erkennen. Blieben also nur noch der Schiedsrichter und der nahe Schiedsrichterassistent. Doch beide haben beim Strafstoß administrative Aufgaben zu übernehmen. Beim Schiedsrichterassistenten sind dies etwa die Fragen: „Bewegt sich der Torwart zu früh von der Linie?“ und – außer in der 1. Bundesliga dank der Torlinientechnologie: „War der Ball hinter der Linie“ Der Schiedsrichter hat zu bedenken: „Täuscht der Schütze unsportlich?“, „Läuft ein Spieler (deutlich) zu früh in den Strafraum bzw. Teilkreis?“ Bei diesen genannten Punkten bleibt kaum Gelegenheit, noch darauf zu achten, ob der Schütze von einem Laserpointer geblendet wurde oder nicht. Der Blick in das Gesicht des Schützen ist für den Torwart essentiell, für das Schiedsrichtergespann hingegen nur unnötige Ablenkung, vor allem wenn man sich vor Augen führt, wie selten in Deutschland Spieler beim Strafstoß geblendet werden.

Zu guter Letzt noch die dritte Verwicklung – eine administrative Aufgabe für den Schiedsrichter nach dem Elfmeter. Diese hat Christian Dingert aufmerksam gemeistert und er hat damit viele Zuschauer mit einem Fragezeichen im Gesicht zurückgelassen. Der Ball sprang vom Pfosten zurück zu Chicharito, der ihn nochmal spielte. Das stellt eine Doppelberührung dar, sodass zurecht auf indirekten Freistoß für die Hessen entschieden wurde. Bei allen Spielfortsetzungen, ausgenommen dem Schiedsrichterball, darf der ausführende Spieler den Ball erst ein zweites Mal berühren, wenn er von einem anderen Spieler berührt wurde oder das Spiel unterbrochen war. Sinn der Regelung ist, dass der Spieler durch den Mauerabstand schon einen Vorteil hat, im Ausgleich dafür aber nicht losdribbeln darf – ein Gedanke, der sich durch nahezu alle Ballsportarten durchzieht. Das gilt dann dementsprechend auch für einen Pfostenschuss beim Frei- oder relevanter eben bei jenem Strafstoß. Natürlich ist das nicht die Situation, die die Regel ursprünglich vor Augen hatte. Allerdings darf man von der Regel nicht verlangen, für jede seltene Sonderkonstellation eine adäquate Antwort zu haben – der Erfolg des Fußballspiels fußt eben gerade auf dem relativ einfachen und eingängigen Regelwerk.

Diesen zu riskieren für Sondersituationen, die auf Profiebene weltweit vielleicht zehnmal im Jahr vorkommen und auch noch auf dem Unvermögen des vermeintlich ungerecht benachteiligten Spielers basieren, wäre ein unangemessenes Risiko. Wie die Elfmetersituation in der Commerzbank Arena zeigt, gibt es auch ohne solche Sonderregelungen genügend Verwicklungen.

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Die zweite Verwicklung folgte beim Strafstoß. Chicharito wurde bei der Ausführung von einem Laserpointer geblendet. Das stellt einen Einfluss von außen dar, bei dem der Strafstoß wiederholt werden muss. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das Schiedsrichtergespann das Blenden überhaupt wahrnimmt. Nun kann man es sich einfach machen und sagen: „Die sind zu viert, einer muss das sehen!“

In vielen Szenen stimmt das tatsächlich. Beim Elfmeter stand Chicharito – im Gesicht geblendet – jedoch mit dem Rücken zum Vierten Offiziellen und dem entfernten Schiedsrichterassistenten. Beide hatten also schon von vornherein keine Chance, das gebündelte Grünlicht zu erkennen. Blieben also nur noch der Schiedsrichter und der nahe Schiedsrichterassistent. Doch beide haben beim Strafstoß administrative Aufgaben zu übernehmen. Beim Schiedsrichterassistenten sind dies etwa die Fragen: „Bewegt sich der Torwart zu früh von der Linie?“ und – außer in der 1. Bundesliga dank der Torlinientechnologie: „War der Ball hinter der Linie“ Der Schiedsrichter hat zu bedenken: „Täuscht der Schütze unsportlich?“, „Läuft ein Spieler (deutlich) zu früh in den Strafraum bzw. Teilkreis?“ Bei diesen genannten Punkten bleibt kaum Gelegenheit, noch darauf zu achten, ob der Schütze von einem Laserpointer geblendet wurde oder nicht. Der Blick in das Gesicht des Schützen ist für den Torwart essentiell, für das Schiedsrichtergespann hingegen nur unnötige Ablenkung, vor allem wenn man sich vor Augen führt, wie selten in Deutschland Spieler beim Strafstoß geblendet werden.

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