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02.10.2013 20:16 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Schiri, Ihr wechselt!

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Fußball-Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Peter Sippel
Quelle: GettyImages
Peter Sippel, hier beim Pokalspiel in Sinsheim mit 1899 Hoffenheim und Energie Cottbus, kam in Frankfurt unverhofft als Vierter Offizieller zu einer neuen Aufgabe.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Am Samstagabend dauerte die Halbzeitpause im Topspiel Eintracht Frankfurt - Hamburger SV (2:2) etwas länger als die üblichen 15 Minuten. Während sich die 50.700 Zuschauer in Frankfurt fragten, was da los war, erlebte der Unparteiische Thorsten Kinhöfer (Herne) in der Kabine den Albtraum eines jeden Schiedsrichters. Sein Assistent Detlef Scheppe meldete ihm, dass er sich eine Zerrung zugezogen habe und deshalb nicht mehr weitermachen könne. Im Amateurbereich - und bis vor zehn Jahren auch in der Bundesliga -  wäre jetzt Chaos ausgebrochen. Man hätte im Stadion per Durchsage nach anwesenden und geprüften Schiedsrichtern suchen und anschließend den geeignetsten Kameraden auswählen müssen.

Zum Glück gibt es in der Bundesliga aber den Vierten Offiziellen, der in solchen Fällen einspringt. Hier war es Peter Sippel, der mit seinen 43 Jahren noch einmal die Fahne in die Hand nehmen und über Abseits entscheiden durfte. Das Problem an der Sache: Peter Sippel pfeift seit November 1998, also seit fast 15 Jahren, in der ersten Bundesliga. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass er seitdem zumindest kein höherklassiges Spiel mehr als Assistent bestritten hat.

Schiedsrichter und Schiedsrichterassistent sind aber zwei grundverschiedene Disziplinen. Zum einen sind die Bewegungsabläufe ganz andere, muss man doch jetzt nicht mehr in Spielnähe, sondern auf Höhe des vorletzten Abwehrspielers bleiben. Zum anderen muss man auch auf ganz andere Dinge achten: Mit den Abseitsentscheidungen hat der Hauptschiedsrichter ja im Prinzip nichts am Hut und die Foulanzeigen eines Assistenten pro Halbzeit lassen sich meist an einer Hand abzählen. Nichtsdestotrotz hatte Peter Sippel sichtlich Spaß an dieser Aufgabe. Er kommunizierte viel mit den Spielern sowie mit den Gespannskollegen und zeigte eine nahezu perfekte Leistung.

Lediglich einen einzigen Fehler konnte das geübte Auge entdecken: Beim 2:2-Ausgleich der Hamburger verzichtete Sippel auf den obligatorischen kurzen Sprint in Richtung der Mittellinie, um dem Schiedsrichter zu zeigen, dass der Treffer aus seiner Sicht regulär war. Doch ich bin mir sicher: Wenn er das nächste Mal in diese Situation kommt, wird er auch das beherzigen. Nur sollte diese Situation nicht wieder 15 Jahre auf sich warten lassen, schließlich erreicht der Unterfranke schon in drei Jahren die Altersgrenze, ab der er nicht mehr in der Bundesliga pfeifen darf.

Doch, wenn eine Sache schief läuft, muss man immer auf weitere Schwierigkeiten vorbereitet sein. Denn: Was wäre passiert, wenn sich in Frankfurt noch ein Gespannsmitglied verletzt hätte? In Welt- und Europa-meisterschaftsspielen hätte man hier keine Probleme. In diesem Fall wird neben dem Vierten Offiziellen nämlich immer noch ein Ersatz-Schiedsrichterassistent eingeteilt, ebenso wie in Europapokal-Finals. In der Bundesliga gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man hat in der Halbzeitpause bereits reagiert und einen Ersatzmann kurzfristig einberufen. Da dieser aus der Nähe kommen muss, wäre hier beispielsweise Tobias Welz aus Wiesbaden eine mögliche Alternative gewesen, der erst am Montag in Fürth pfeifen musste. Oder man hätte die oben beschriebene, althergebrachte Suche per Schiedsrichterruf im Stadion durchgeführt.

Wie auch immer: Das Spiel wäre deshalb jedenfalls nicht abgebrochen worden. The show must go on...

Am Samstagabend dauerte die Halbzeitpause im Topspiel Eintracht Frankfurt - Hamburger SV (2:2) etwas länger als die üblichen 15 Minuten. Während sich die 50.700 Zuschauer in Frankfurt fragten, was da los war, erlebte der Unparteiische Thorsten Kinhöfer (Herne) in der Kabine den Albtraum eines jeden Schiedsrichters. Sein Assistent Detlef Scheppe meldete ihm, dass er sich eine Zerrung zugezogen habe und deshalb nicht mehr weitermachen könne. Im Amateurbereich - und bis vor zehn Jahren auch in der Bundesliga -  wäre jetzt Chaos ausgebrochen. Man hätte im Stadion per Durchsage nach anwesenden und geprüften Schiedsrichtern suchen und anschließend den geeignetsten Kameraden auswählen müssen.

Zum Glück gibt es in der Bundesliga aber den Vierten Offiziellen, der in solchen Fällen einspringt. Hier war es Peter Sippel, der mit seinen 43 Jahren noch einmal die Fahne in die Hand nehmen und über Abseits entscheiden durfte. Das Problem an der Sache: Peter Sippel pfeift seit November 1998, also seit fast 15 Jahren, in der ersten Bundesliga. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass er seitdem zumindest kein höherklassiges Spiel mehr als Assistent bestritten hat.

Schiedsrichter und Schiedsrichterassistent sind aber zwei grundverschiedene Disziplinen. Zum einen sind die Bewegungsabläufe ganz andere, muss man doch jetzt nicht mehr in Spielnähe, sondern auf Höhe des vorletzten Abwehrspielers bleiben. Zum anderen muss man auch auf ganz andere Dinge achten: Mit den Abseitsentscheidungen hat der Hauptschiedsrichter ja im Prinzip nichts am Hut und die Foulanzeigen eines Assistenten pro Halbzeit lassen sich meist an einer Hand abzählen. Nichtsdestotrotz hatte Peter Sippel sichtlich Spaß an dieser Aufgabe. Er kommunizierte viel mit den Spielern sowie mit den Gespannskollegen und zeigte eine nahezu perfekte Leistung.

Lediglich einen einzigen Fehler konnte das geübte Auge entdecken: Beim 2:2-Ausgleich der Hamburger verzichtete Sippel auf den obligatorischen kurzen Sprint in Richtung der Mittellinie, um dem Schiedsrichter zu zeigen, dass der Treffer aus seiner Sicht regulär war. Doch ich bin mir sicher: Wenn er das nächste Mal in diese Situation kommt, wird er auch das beherzigen. Nur sollte diese Situation nicht wieder 15 Jahre auf sich warten lassen, schließlich erreicht der Unterfranke schon in drei Jahren die Altersgrenze, ab der er nicht mehr in der Bundesliga pfeifen darf.

Doch, wenn eine Sache schief läuft, muss man immer auf weitere Schwierigkeiten vorbereitet sein. Denn: Was wäre passiert, wenn sich in Frankfurt noch ein Gespannsmitglied verletzt hätte? In Welt- und Europa-meisterschaftsspielen hätte man hier keine Probleme. In diesem Fall wird neben dem Vierten Offiziellen nämlich immer noch ein Ersatz-Schiedsrichterassistent eingeteilt, ebenso wie in Europapokal-Finals. In der Bundesliga gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man hat in der Halbzeitpause bereits reagiert und einen Ersatzmann kurzfristig einberufen. Da dieser aus der Nähe kommen muss, wäre hier beispielsweise Tobias Welz aus Wiesbaden eine mögliche Alternative gewesen, der erst am Montag in Fürth pfeifen musste. Oder man hätte die oben beschriebene, althergebrachte Suche per Schiedsrichterruf im Stadion durchgeführt.

Wie auch immer: Das Spiel wäre deshalb jedenfalls nicht abgebrochen worden. The show must go on...

04.10.2013 10:53


Hagi01
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Hagi01
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@ carbonero

Zitat von carbonero
Zitat von Stormfalco
In CL oder EL Spielen hätte man auch noch die Torrichter nehmen können.


Stimmt, wie läuft denn das dann ab? Rückt einer der Torrichter auf zum Assistenten an der Seite? Wenn ja, welcher von beiden? Oder rückt der Vierte (oder hier dann Sechste) Offizielle direkt nach?

Der Vierte Offizielle ersetzt den verletzten SR/A.


Ceterum censeo bellum esse finiendum ☮️


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04.10.2013 09:48


carbonero
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@ Stormfalco

Zitat von Stormfalco
In CL oder EL Spielen hätte man auch noch die Torrichter nehmen können.


Stimmt, wie läuft denn das dann ab? Rückt einer der Torrichter auf zum Assistenten an der Seite? Wenn ja, welcher von beiden? Oder rückt der Vierte (oder hier dann Sechste) Offizielle direkt nach?


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03.10.2013 11:50


Stormfalco
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Stormfalco
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In CL oder EL Spielen hätte man auch noch die Torrichter nehmen können.


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