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WM: Video-Beweis „in 99,3 Prozent der Fälle richtig“
FIFA zieht positive Bilanz – und präsentiert O-Ton zum deutschen WM-Aus
Ungeachtet aller Beschwerden und weltweiter Debatten hat der umstrittene Videobeweis seine Bewährungsprobe bei der Fußball-WM in Russland aus Sicht der FIFA bestanden. Die Premiere der Technik habe die Zahl der richtigen Entscheidungen angeblich auf ein Maximum von 99,3 Prozent gesteigert, rechnete Ex-Referee Pierluigi Collina als Chef der FIFA-Schiedsrichterkommission am Freitag in Moskau vor. Ohne das Einschreiten der Video-Assistenten hätte es ansonsten bei strittigen Szenen während der Vorrunde nur 95 Prozent korrekte Entscheidungen gegeben.
„Das System der Video-Assistenten bedeutet keine Perfektion, es kann weiter falsche Einschätzungen geben“, sagte der 58-jährige WM-Finalreferee von 2002 aus Italien.
Welche zwei oder drei Szenen falsch bewertet wurden, wollte Collina allerdings nicht erklären. Auch nicht, ob der deutsche Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München) bei seinem bislang einzigen WM-Auftritt in Russland mit seiner heiß diskutierten Entscheidung, keinen Elfmeter für Serbien gegen die Schweiz zu geben, richtig lag. Der Referee macht sich Hoffnungen auf einen weiteren Einsatz in der K.o.-Runde, bislang hat der Weltverband das Feld der 35 Schiedsrichter noch nicht verkleinert.
Andererseits wurde Brych für die ersten vier Achtelfinals am Samstag und Sonntag nicht nominiert. Während der 48 Gruppenspiele seien 17 Vorfälle als offizieller Videobeweis untersucht worden, 14 Entscheidungen wurden dabei geändert. Dies geschah entweder, indem sich der Schiedsrichter die Szene am Spielfeldrand erneut anschaute oder die Video-Assistenten direkt einen klaren Hinweis gaben.
Insgesamt gab es 335 strittige Szenen, die die Video-Assistenten überprüften, wie Collina berichtete. Die Vielzahl dieser Vorfälle wurde durch sogenannte stille Überprüfungen geklärt, ohne dass der Schiedsrichter auf dem Rasen sich die Szene am Spielfeldrand noch einmal anschaute. Die Video-Assistenten sind dabei in Funkkontakt zum Referee auf dem Platz. „Wir sollten keine Angst davor haben, er ist jetzt da, und wenn der Videobeweis es möglich macht, die Anzahl der Fehler zu reduzieren oder sie zu korrigieren, dann ist das gut“, äußerte sich auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps am Freitag vor dem Achtelfinale gegen Argentinien positiv.
Mehrere Verbände wie Brasilien hatten sich bei der FIFA über die Anwendung des Videobeweises beschwert. Diverse Szenen wie ein nicht gegebenes Foulspiel bei einer Attacke von Jérôme Boateng im Vorrundenspiel gegen Schweden sorgten für Debatten.
Als Beispiel für eine zurecht korrigierte Entscheidung führte der Fußball-Weltverband eine Szene von der 0:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Südkorea vor. Vor dem ersten Gegentreffer hatte Schiedsrichter Mark Geiger aus den USA fälschlicherweise auf Abseits entscheiden.
Die FIFA veröffentlichte dabei das Tondokument des folgenden Dialogs aus dem Videoraum mit dem Referee. Video-Assistent: „Die deutsche Nummer Acht spielt klar den Ball, kein Abseits, Tor für Südkorea.“ Schiedsrichter Geiger: „Okay, soll ich mir die Szene noch mal anschauen?“ – Video-Assistent: Nein, aber wenn du willst...“ Anschließend schaute sich Geiger die Szene selbst am Spielfeldrand an und gab das Tor.
Collina wollte weitere Änderungen am Video-System nicht ausschließen. „Es gibt immer wieder Vorschläge», sagte der Italiener auf die Frage, ob die Teams beispielsweise wie in anderen Sportarten den Videobeweis aktiv anfordern könnten. «Man sollte es analysieren, Vor- und Nachteile abwägen.“ (cge / Mit Material von dpa)
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