Die Fußball-Bundesliga hat ein neues ,,Phantom-Tor"! 19 Jahre nachdem Bayern Münchens Thomas Helmer gegen den 1. FC Nürnberg (2:1) am 23. April 1994 den Ball am Tor vorbei stolperte und für ,,Die Torheit des Jahres" (RAN) sorgte, verursachte am Freitagabend ein anderer ,,Nicht-Treffer" bei 1899 Hoffenheim - Bayer Leverkusen (1:2) Riesen-Wirbel und Fassungslosigkeit. Der vorübergehende Sprung der Bayer-Elf an die Tabellenspitze geriet zur Fußnote.

Was war passiert? Die 70. Minute in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim: Nach einer Ecke von links durch Gonzalo Castro köpft Bayer-Torjäger Stefan Kießling den Ball ans Außennetz. Die Kugel trudelt hinter das Tor und durch ein Loch im Tornetz ins Gehäuse. FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych, der im Strafraum eigentlich gut zum Ball steht, gibt den Treffer zum 0:2.

Es war dies die klarste Fehlentscheidung des Schiedsrichters aus München in dieser Partie. In der 36. Minute hatte Brych ein klares Tor für Hoffenheim durch Kevin Volland nicht anerkannt. Neun Minuten vor dem Spielende gab er einen fragwürdigen Foul-Elfmeter für die Kraichgauer nach einem Foul von Roberto Hilbert an Roberto Firmino. Der Brasilianer verschoss den Strafstoß, den SKY-Kommentator Marcus Lindemann als ,,Konzessionsentscheidung" ansah, allerdings im Duell mit Leverkusens Keeper Bernd Leno.

Das ,,Phantom-Tor" von Kießling sorgte neben den anderen strittigen Szenen am Freitagabend für den meisten Diskussionsstoff bei der Fußball-Community WahreTabelle.de. Vor allem Kießling, der den Schiedsrichter im Sinne des Fair Play nicht auf seine Fehlentscheidung hinwies, geriet in den Fokus der Nutzer. ,,Da stehen vier Offizielle auf dem Rasen und keiner sieht so was!", schimpfte GloryRedDays, ,,ein katastrophaler Wahrnehmungsfehler. Das Gespann verdient sich heute eine astreine Sechs! Und Kießling ist einfach nur peinlich. Sieht klar, dass der Ball vorbei geht, schlägt die Arme über dem Kopf zusammen und lässt sich dann als vermeintlicher Torschütze bejubeln. Hier wurde das Fair Play mit Füßen getreten. Gut, dass so ein Spieler nicht bei uns in der Nationalmannschaft spielt." Nutzer kosh schrieb: ,,Also sogar in der Gruppenliga werden kurz vor Anpfiff und vor Beginn der zweiten Halbzeit die Netze überprüft. In der Bundesliga anscheinend nicht. Insgesamt wirklich eine skandalöse Partie mit mindestens zwei gravierenden Fehlentscheidungen." TripleX erinnerte in seinem Kommentar an das ,,Phantom-Tor" von Thomas Helmer und an die ,,Tatsachenentscheidung" des damals in München leitenden Schiedsrichters Hans-Joachim Osmers (46): ,,Bin extrem skeptisch ob das ein Wiederholungsspiel geben wird. Was war eigentlich die Begründung bei Helmer damals? Tatsachenentscheidung bleibt ja Tatsachenentscheidung oder?"

Die Hoffenheimer wollen in jedem Fall gegen die Spielwertung protestieren. 1899-Manager Alexander Rosen nach dem Spiel bei SKY: ,,Es gibt keine zwei Meinungen über diese Szene. Wir werden definitiv Protest einlegen." Bayer-Sportdirektor Rudi Völler fast beschwichtigend: ,,Uns ist es natürlich auch unangenehm, wenn so ein Tor gegeben wird. So wollen wir nicht gewinnen, aber wir können ja nichts dafür. Es hat mich allerdings überrascht, warum die Hoffenheimer nichts gesagt haben."

Stefan Kießling im SKY-Stadiontalk: ,,Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie der Ball reingegangen ist. Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass ich überrascht war und dass ich es nicht gesehen habe." Hoffenheims Kapitän Andreas Beck: ,,Als Sportler wünsche ich mir natürlich ein Wiederholungsspiel." Stichwort Neuansetzung: Die Partie FC Bayern - Nürnberg wurde 1994 nach dem ,,Phantom-Tor" von Thomas Helmer und einer Protestnote des 1. FCN wiederholt. Die Münchner gewannen mit 5:0. (cger).