Kolumne: Schiedsrichterball
Schiedsrichterball: Der Schutzmané

Wer am Dienstag das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Inter Mailand geschaut hat, dürfte sich vermutlich schon in der Anfangsphase gewundert haben. Münchens Sadio Mané blockte einen vollwuchtigen Schuss mit dem Arm, den er vor das Gesicht hielt. Schiedsrichter Ivan Kruzliak wurde an den Monitor geschickt, entschied zur großen Überraschung vieler aber auf Eckstoß.
Damit geriet ein als wahr empfundener Mythos ins Wanken: Bisher war man sich doch einig, dass es keine Schutzhand gebe, also ein Handspiel, mit dem das Gesicht geschützt wird, strafbar sei. Das ist ein Satz, den man ganz häufig hört und der sicherlich auch viel Wahres hat – aber nicht vollumfänglich stimmt. Doch von vorne: Wenn ein Spieler ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Spielraum oder Fingerspitzengefühl?

Es zeichnet angeblich einen guten Schiedsrichter aus, wenn er es hat, ist aber bei näherer Betrachtung ein fragewürdiges Konstrukt: Das sogenannte Fingerspitzengefühl. Es wird gerne gefordert, wenn ein Schiedsrichter einen Spieler vom Platz stellt, und gelobt, wenn er es nicht tut. Oder auch kritisiert, er habe dann „zu viel Fingerspitzengefühl“ gezeigt. So waren auch die Stimmen nach dem Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Bezugspunkt der Diskussion war ein Foul des bereits verwarnten Jude Bellingham kurz vor der Halbzeit gegen Alphonso Davies, das Deniz Aytekin nicht ahndete (aufgrund des Vorteils auch nicht mit einem Freistoß) und damit – je nachdem, wen man fragt – entweder perfektes oder zu viel ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Ein VAR-Vorschlag

Es gibt Wochen, da tue ich mir als Kolumnist schwer, ein Thema zu finden, weil es am vergangenen Wochenende kaum schiedsrichterbezogene Themen und/oder die wenigen, die es gibt, entweder heißer gekocht werden als gegessen oder schon von vielen Seiten durchgekaut wurden (Schöne Grüße an dieser Stelle nach Mönchengladbach!). An sich ist das ja ein gutes Zeichen. Kaum schiedsrichterbezogene Themen bedeutet, dass es auch kaum Aufreger gab, die Schiedsrichter also nicht aufgefallen sind – und unauffällige Schiedsrichter sind bekanntlich die besten Schiedsrichter. Doch irgendwie muss ich die Kolumne ja füllen und das idealerweise, anders als in der Weird-Al-Parodie „(This song’s just) ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Schritt für Schritt

Manchmal muss man sich zwischen all den Abseits- und Handspielaufregern dieser Saison auch einmal Zeit zur Entschleunigung nehmen. Manchmal muss man sich auch einfach mal Gedanken über eine etwas leichtere und eindeutigere Problematik machen. Manchmal muss man sich nur mit einer Szene einer Notbremse beschäftigen. Dankenswerterweise hat sich Mainz‘ Alexander Hack erbarmt, für genau eine solche Szene zu sorgen. Im Spiel bei der TSG Hoffenheim hielt er seinen Gegenspieler Georginio Rutter über rund sechs Meter Distanz fest und brachte ihn damit als letzter Mann zu Fall. Schiedsrichter Daniel Schlager entschied auf Freistoß für Mainz und verwies Hack des Feldes, korrigierte sich dann aber nach einer Intervention von Videoassistent Tobias Welz. Die ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Gute Intentionen (?)

31. Minute im Dortmunder Signal-Iduna-Park: Marius Wolf flankt in die Mitte, doch der Ball kommt nicht sonderlich weit, da dieser nach wenigen Metern von Ozan Kabak abgeblockt wird. Das Pikante daran: Das Spielgerät berührte den Arm des Verteidigers. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigte jedoch nicht auf den Punkt, der Videoassistent Christian Dingert überprüfte die Szene zwar, schritt aber nicht ein.
Das verwunderte viele Fans und Siebert erklärte sich später im Interview: Er habe gute Sicht auf diese aus Schiedsrichterperspektive erwartbare Szene gehabt. Kabak habe die Arme hinter dem Rücken verschränkt und damit zunächst alles getan, um ein Handspiel zu verhindern. Zwar sei die Hand dann ein wenig rausgegangen, aber nur um die ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Mit Pfiff

Die vergangene Woche war für Gäste-Trainer bei Spielen mit Beteiligung des 1. FC Köln keine gute, oder eher eine bunte. Zunächst sah am Donnerstag Steffen Baumgart im Conference-League-Duell mit MOL Fehérvár FC die Ampelkarte, ehe es ihm am Sonntag der Stuttgarter Pellegrino Matarazzo gleichtat. Er hatte gegen eine Werbebande getreten, um seinen Unmut über die Leistung von Schiedsrichter Harm Osmers auszudrücken. Dieser hatte nämlich ein (kleines) Gerangel um einen Einwurf mittels Fünffachpfiff aufzulösen versucht.
Während die Stuttgarter Spieler davon ausgingen, dass der Ball gesperrt war, führte der „Effzeh“ den Einwurf schnell aus und kam so zu einer Großchance. Dies brachte Matarazzo so ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Aller guten Dinge sind drei

Es scheint so etwas wie das Leitthema des Saisonbeginns zu sein: Mögliche Abseitsvergehen in der Nähe des Torhüters. Am 1. Spieltag gab es das aberkannte Tor der Schalker in Köln, weil Maya Yoshida zwischen Ball und Torhüter in der verbotenen Zone stand. Am 2. Spieltag zählte das 3:1 der Dortmunder in Freiburg, obwohl sich Youssoufa Moukoko im Abseits befand und sich aktiv in die Schussbahn begab – eine Fehlentscheidung, wie auch der DFB im Nachhinein kommunizierte. Am Wochenende zählte dann der Ausgleich der Kölner in Frankfurt nach minutenlanger Überprüfung, obwohl sich Florian Dietz im Abseits befand und der Ball ebenfalls knapp an seinem Fuß vorbeiflog. Nachvollziehbarerweise war das Geschrei groß. Anlass genug ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: So richtig aktiv

In der 88. Minute im Duell zwischen dem SC Freiburg und dem BVB erzielte Marius Wolf ein Tor. Der Jubel der Gäste war groß – schließlich war es das entscheidende 1:3. Ähnlich groß war aber auch der Ärger auf der Gegenseite. Denn zum Zeitpunkt des Schusses befand sich Youssoufa Moukoko im Abseits. Dabei lief er in die Schussbahn und ließ den Ball in unmittelbarer Nähe von Torhüter Mark Flekken hinter sich ins Tor passieren. Von bloßer Passivität kann hier keine Rede sein. Doch entgegen dem gängigen Sprachgebrauch des „aktiven Abseits“ ist nicht jedes Aktivwerden ein Abseitsvergehen. War das Verhalten von Moukoko also strafbar oder nicht?
Schiedsrichterball: Zentimeterarbeit

Es war bereits die Nachspielzeit im Dortmunder Westfalenstadion, als Felix Brych in die „Review Area“ ging und mit einem „Geschenk“ in Form der Roten Karte für Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky zurückkam. Was war passiert? Der Finne in den Diensten der „Werkself“ beging ein Vergehen, das verkürzt gerne als „Handspiel außerhalb des Strafraums“ bezeichnet wird und bei dem man instinktiv auch schon an eine Rote Karte denkt. Dabei war die Entstehung allerdings äußerst kurios: Ein langer Schlag auf Marco Reus geriet zu weit und war eigentlich leichte Beute für Hradecky. Doch dieser verschätzte sich etwas und fing den Ball vor dem durchgelaufenen Reus – zwar mit den Füßen ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball: Der in der Mauer muss weg!

Große Verwirrung im Nordderby: Werder Bremen hatte dank eines schönen Freistoßtreffers von Marvin Ducksch gegen den HSV ausgeglichen – dachte man zumindest. Doch Schiedsrichter Sascha Stegemann, der sich bereits wenige Minuten vorher aufgrund eines verweigerten Strafstoßes den Zorn der Grün-Weißen zugezogen hatte, wurde abermals zur Spaßbremse, verweigerte dem Tor die Anerkennung und verhängte einen indirekten Freistoß für die Hamburger.
Der Grund für die Aberkennung war nicht etwa ein Eingriff des Videoassistenten, wie zunächst vermutet werden konnte. Nein, der FIFA-Referee aus Niederkassel zwischen Köln und Bonn hatte bereits unmittelbar nach der Torerzielung abgepfiffen – und das zu Recht: ...
weiterlesen ...Schiedsrichterball

Johannes Gründel erklärt in Schiedsrichterball auf WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.
Er ist selbst Schiedsrichter und stellt sein Fachwissen auch als Mitglied des Kompetenzteams auf WahreTabelle.de zur Verfügung.