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08.09.2022 15:47 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Gute Intentionen (?)

Handspiel in Dortmund im Fokus

Johannes Gründel
Johannes Gründel
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Quelle: imago images
Ozan Kabak.

Johannes Gründel
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31. Minute im Dortmunder Signal-Iduna-Park: Marius Wolf flankt in die Mitte, doch der Ball kommt nicht sonderlich weit, da dieser nach wenigen Metern von Ozan Kabak abgeblockt wird. Das Pikante daran: Das Spielgerät berührte den Arm des Verteidigers. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigte jedoch nicht auf den Punkt, der Videoassistent Christian Dingert überprüfte die Szene zwar, schritt aber nicht ein.

Das verwunderte viele Fans und Siebert erklärte sich später im Interview: Er habe gute Sicht auf diese aus Schiedsrichterperspektive erwartbare Szene gehabt. Kabak habe die Arme hinter dem Rücken verschränkt und damit zunächst alles getan, um ein Handspiel zu verhindern. Zwar sei die Hand dann ein wenig rausgegangen, aber nur um die Hand zu lösen. Dennoch habe sich die Hand näher am Körper befunden, als dass sie weggestreckt gewesen sei. Die aktive Bewegung in die Flugbahn erkläre sich durch das bewegungsbedingte Lösen des Arms. Ein Pfiff wäre allerdings genauso vom VAR aufrechterhalten gewesen. Auch war sich Siebert sicher, dass es im Falle eines Pfiffes genauso Diskussionen gäbe und er sich der entsprechenden Kritik hätte stellen müssen.

5. Spieltag: Alle strittigen Szenen und Korrekturen im Überblick

Hier zeigt sich die Kehrseite der Rückentwicklung der Handspielregel: Vor ein paar Jahren wurde die Handspielregel reformiert und der Ermessensspielraum des Schiedsrichters erheblich verringert. Die Folge war eine klarere, wenn auch inkonsistente Regel und einheitliche Entscheidungen. Dies führte jedoch nicht zu einem Nachlassen der Diskussionen, sondern nur zu einer Diskursverschiebung. Es wurde kaum darüber gesprochen, ob die Entscheidung korrekt war, viel mehr wurde die Regel stärker thematisiert und sich die Frage gestellt, ob die regelkonforme Entscheidung auch im Sinne des Fußballs war. Auch das IFAB war damit nicht glücklich und revidierte deshalb den Kurs ein Stück weit: Die Intention des vermeintlich fehlbaren Spielers gewann wieder größeres Gewicht, sodass die Handregel wieder einen Tick subjektiver wurde. Da die Schiedsrichter den Spielern aber nicht in den Kopf schauen können, folgt hieraus ein (deutlich) erweiterter Beurteilungsspielraum. Damit einher gehen wieder Diskussionen über die Regelkonformität der Entscheidung, allerdings auch gerechtere Einzelfallentscheidungen.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis werden aber weiterhin Entscheidungen stehen, die sich zwar im Graubereich befinden, allerdings nicht dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden entsprechen. So auch die Szene am Freitag, bei der weitgehende Einigkeit besteht, dass ein Strafstoß die bessere Entscheidung gewesen wäre. Das geht aus einer Abstimmung unter WT-Usern hervor. Zwar gibt das Verschränken hinter dem Körper ein gewisses „Störgefühl“ bei der Bewertung als strafbares Handspiel, da es tatsächlich gegen eine Intention, den Ball mit der Hand zu spielen, spricht. Allerdings löst Kabak diese Haltung kurz nach der (von ihm erwarteten) Flanke. Dadurch bewegt er den Ball in die Flugrichtung und das Ganze wirkt eher wie eine Spontanbewegung als Folge der Einschätzung, dass der Ball am Körper vorbeifliegt.

Hier spricht meines Erachtens mehr für die Unterstellung, dass Kabak seine ursprünglich gute Intention, ein Handspiel um jeden Preis zu vermeiden, ins Gegenteil verkehrt hat und die vom eigenen Körper abgedeckte Fläche zu maximieren – auch auf Kosten eines Handspiels. Ein Pfiff wäre hier also die bessere Entscheidung gewesen. Der bestehende Ermessensspielraum und die anschließenden Diskussionen zeigen mit Blick auf die Entwicklung der Handregel aber auch den schwierigen Spagat des Regelwerks auf, der auch beim aberkannten Tor von Philipp Hofmann deutlich wird: Soll man möglichst klare Regeln schaffen, die im Einzelfall zu unerwünschten Ergebnissen führen? Oder soll man den Schiedsrichtern mehr Ermessensspielraum einräumen, sodass die Entscheidungen aber uneinheitlich sind und auch nicht in jeder Situation der „common sense“ getroffen wird? So oder so: Das Diskussionspotential wird nicht erlöschen.

31. Minute im Dortmunder Signal-Iduna-Park: Marius Wolf flankt in die Mitte, doch der Ball kommt nicht sonderlich weit, da dieser nach wenigen Metern von Ozan Kabak abgeblockt wird. Das Pikante daran: Das Spielgerät berührte den Arm des Verteidigers. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigte jedoch nicht auf den Punkt, der Videoassistent Christian Dingert überprüfte die Szene zwar, schritt aber nicht ein.

Das verwunderte viele Fans und Siebert erklärte sich später im Interview: Er habe gute Sicht auf diese aus Schiedsrichterperspektive erwartbare Szene gehabt. Kabak habe die Arme hinter dem Rücken verschränkt und damit zunächst alles getan, um ein Handspiel zu verhindern. Zwar sei die Hand dann ein wenig rausgegangen, aber nur um die Hand zu lösen. Dennoch habe sich die Hand näher am Körper befunden, als dass sie weggestreckt gewesen sei. Die aktive Bewegung in die Flugbahn erkläre sich durch das bewegungsbedingte Lösen des Arms. Ein Pfiff wäre allerdings genauso vom VAR aufrechterhalten gewesen. Auch war sich Siebert sicher, dass es im Falle eines Pfiffes genauso Diskussionen gäbe und er sich der entsprechenden Kritik hätte stellen müssen.

5. Spieltag: Alle strittigen Szenen und Korrekturen im Überblick

Hier zeigt sich die Kehrseite der Rückentwicklung der Handspielregel: Vor ein paar Jahren wurde die Handspielregel reformiert und der Ermessensspielraum des Schiedsrichters erheblich verringert. Die Folge war eine klarere, wenn auch inkonsistente Regel und einheitliche Entscheidungen. Dies führte jedoch nicht zu einem Nachlassen der Diskussionen, sondern nur zu einer Diskursverschiebung. Es wurde kaum darüber gesprochen, ob die Entscheidung korrekt war, viel mehr wurde die Regel stärker thematisiert und sich die Frage gestellt, ob die regelkonforme Entscheidung auch im Sinne des Fußballs war. Auch das IFAB war damit nicht glücklich und revidierte deshalb den Kurs ein Stück weit: Die Intention des vermeintlich fehlbaren Spielers gewann wieder größeres Gewicht, sodass die Handregel wieder einen Tick subjektiver wurde. Da die Schiedsrichter den Spielern aber nicht in den Kopf schauen können, folgt hieraus ein (deutlich) erweiterter Beurteilungsspielraum. Damit einher gehen wieder Diskussionen über die Regelkonformität der Entscheidung, allerdings auch gerechtere Einzelfallentscheidungen.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis werden aber weiterhin Entscheidungen stehen, die sich zwar im Graubereich befinden, allerdings nicht dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden entsprechen. So auch die Szene am Freitag, bei der weitgehende Einigkeit besteht, dass ein Strafstoß die bessere Entscheidung gewesen wäre. Das geht aus einer Abstimmung unter WT-Usern hervor. Zwar gibt das Verschränken hinter dem Körper ein gewisses „Störgefühl“ bei der Bewertung als strafbares Handspiel, da es tatsächlich gegen eine Intention, den Ball mit der Hand zu spielen, spricht. Allerdings löst Kabak diese Haltung kurz nach der (von ihm erwarteten) Flanke. Dadurch bewegt er den Ball in die Flugrichtung und das Ganze wirkt eher wie eine Spontanbewegung als Folge der Einschätzung, dass der Ball am Körper vorbeifliegt.

Hier spricht meines Erachtens mehr für die Unterstellung, dass Kabak seine ursprünglich gute Intention, ein Handspiel um jeden Preis zu vermeiden, ins Gegenteil verkehrt hat und die vom eigenen Körper abgedeckte Fläche zu maximieren – auch auf Kosten eines Handspiels. Ein Pfiff wäre hier also die bessere Entscheidung gewesen. Der bestehende Ermessensspielraum und die anschließenden Diskussionen zeigen mit Blick auf die Entwicklung der Handregel aber auch den schwierigen Spagat des Regelwerks auf, der auch beim aberkannten Tor von Philipp Hofmann deutlich wird: Soll man möglichst klare Regeln schaffen, die im Einzelfall zu unerwünschten Ergebnissen führen? Oder soll man den Schiedsrichtern mehr Ermessensspielraum einräumen, sodass die Entscheidungen aber uneinheitlich sind und auch nicht in jeder Situation der „common sense“ getroffen wird? So oder so: Das Diskussionspotential wird nicht erlöschen.

Diese News betrifft folgende Spiele:




Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Daniel Siebert Name : Daniel Siebert
Geburtsdatum: 04.05.1984
Ort: Berlin

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Vierter Einsatz

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08.07.2024 11:36 Uhr | Quelle: dpa Zwayer pfeift Halbfinale zwischen Niederlande und England – Wiedersehen mit Bellingham

Vierter EM-Einsatz

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