Entscheidungsfindung

Ich frage mich immer wieder, wie ein Schiedsrichter zu seiner Entscheidung kommt. Dieses Spiel ist ein treffliches Beispiel hierfür. Beim "Wembley-Tor" war der Ball unstrittig zu mindestens 95% im Tor. Beim vermeintlichen Foul an Drmic ist ein Elfmeter und eine folgenreiche Strafe für den Spieler mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich.
Was heißt das für den SR: Er muss in diesem (kurzen) Moment pro oder contra entscheiden. Wenn er die Situation sieht (davon gehen wir aus) dann müsste er auch seine Entscheidung gemäß der höheren Wahrscheinlichkeit fällen. Dies tat er bei beiden strittigen Szenen nicht. Gilt auch hier: Im Zweifel für ...?
Meine (ganz persönliche) Erklärung ist, dass SR, ob er will oder nicht, sich dem äußeren Druck beugt. Will heißen, ist es Heim- oder Auswärtsteam (Zuschauerdruck) betroffen, ist ein Top-Verein (Bayern, BVB) beteiligt, wie urteilt mein Beobachter, wie werde ich in den Medien "zerissen" usw. Ich denke, das spielt eine große Rolle und führt letztendlich zu einer Entscheidung, die dann möglicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch ist.

Der Schiri entscheidet nicht nach Wahrscheinlichkeiten, sondern nach seiner Sicht der Dinge unter Vergleich mit den Regeln. Der Ball ist unstrittig zu 90 Prozent im Tor, aber da er nach den Regeln zu 100 Prozent im Tor sein muss, kann er auch nur dann Tor geben. Ansonsten ist es eine Fehlentscheidung und zwar eine folgenreiche und vieldiskutierte, also muss man sich da ganz sicher sein. So knapp wie das war (und ja, ich meine auch der war drin) kann man das als Mensch gar nicht sein.

Den Heim-/Auswärtseffekt gibt es, da gibt es genügend Studien zu. Die Schiris werden darauf trainiert, sowas auszublenden, aber ein Mensch kann sowas auch nicht ganz ausblenden. Manche können das besser, manche schlechter, daher gibt es immer noch typische Heimschiris, wie z.B. Weiner. Damit meine ich Schiris, die die zahlreichen Zweikämpfe im Mittelfeld im Zweifel zugunsten des Heimteams auslegen. Zumindest das hab ich bei Dingert gestern nicht gesehen.

Zitat von Die Legende lebt
Ich frage mich immer wieder, wie ein Schiedsrichter zu seiner Entscheidung kommt. Dieses Spiel ist ein treffliches Beispiel hierfür. Beim "Wembley-Tor" war der Ball unstrittig zu mindestens 95% im Tor. Beim vermeintlichen Foul an Drmic ist ein Elfmeter und eine folgenreiche Strafe für den Spieler mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich.
Was heißt das für den SR: Er muss in diesem (kurzen) Moment pro oder contra entscheiden. Wenn er die Situation sieht (davon gehen wir aus) dann müsste er auch seine Entscheidung gemäß der höheren Wahrscheinlichkeit fällen. Dies tat er bei beiden strittigen Szenen nicht. Gilt auch hier: Im Zweifel für ...?
Meine (ganz persönliche) Erklärung ist, dass SR, ob er will oder nicht, sich dem äußeren Druck beugt. Will heißen, ist es Heim- oder Auswärtsteam (Zuschauerdruck) betroffen, ist ein Top-Verein (Bayern, BVB) beteiligt, wie urteilt mein Beobachter, wie werde ich in den Medien "zerissen" usw. Ich denke, das spielt eine große Rolle und führt letztendlich zu einer Entscheidung, die dann möglicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch ist.

Zumindest bei der Entscheidung, ob er Tor gibt oder nicht, gibt es in der Tat die Regel "Im Zweifel dagegen". Ein Linienrichter/Schiedsrichter darf nur dann auf Tor entscheiden, wenn er sich zu 100% sicher ist, daß der Ball komplett hinter der Linie war, und nicht, wenn er meint "er war eher drin, als nicht".

Zitat von NeersenerBorusse
Zumindest bei der Entscheidung, ob er Tor gibt oder nicht, gibt es in der Tat die Regel "Im Zweifel dagegen". Ein Linienrichter/Schiedsrichter darf nur dann auf Tor entscheiden, wenn er sich zu 100% sicher ist, daß der Ball komplett hinter der Linie war, und nicht, wenn er meint "er war eher drin, als nicht".

Das betrifft alle Entscheidungen, nicht nur Tor oder Nicht-Tor.
Im Zweifel war es kein Handspiel.
Im Zweifel war es kein Foul.
Im Zweifel war der Ball nicht im Aus.
Im Zweifel war es kein Abseits.

Ich hatte nicht den Eindruck das er pro irgendeiner Mannschaft gepfiffen hat.
Da warn hier und da paar Sachen wo man es sich dachte, jedoch bei beiden Mannschaften.

Und wenn man dieses "Wembley-Phantom-Tor" selbst nach mehreren Stunden und mithilfe aller möglichen Hilfen nicht richtig klarstellen kann (100% entscheidung) .. wie soll der Schiedsrichter das innerhalb von der milisekunde wo der Ball aufm Boden ist schaffen?

Es ist ein unglücklicher Tag für den Schiedsrichter gewesen, aber 99% der hier anwesenden hätte es sicher nicht besser machen können.

mfg

Zitat von Die Legende lebt
Ich frage mich immer wieder, wie ein Schiedsrichter zu seiner Entscheidung kommt.

Meine (ganz persönliche) Erklärung ist, dass SR, ob er will oder nicht, sich dem äußeren Druck beugt. Will heißen, ist es Heim- oder Auswärtsteam (Zuschauerdruck) betroffen,ist ein Top-Verein (Bayern, BVB) beteiligt,  <cut>  Ich denke, das spielt eine große Rolle und führt letztendlich zu einer Entscheidung, die dann möglicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch ist.

Das ist genau der Punkt, Legende !   Das läuft so halb instintiv ab.   Die großen Verein werden vom Schiri in zweifelhaften Entscheidungen  mit größerer Wahrscheinlichkeit bevorzugt als die kleineren.    Und genau da hilft die Technik.  Die bevorzugt AUCH IM BEREICH DER MESSUNGENAUIGKEIT KEINEN.   Und das ist der entscheidende Punkt.

Und jetzt meine Frage: Warum will der DFB das nicht ?    Honi soit, qui mal y pense. 

Zitat von SV_Darmstadt_98
Und jetzt meine Frage: Warum will der DFB das nicht?

Weil der DFB sowas nicht entscheidet?

Zitat von SV_Darmstadt_98
   Honi soit, qui mal y pense. 

Google ist schon was Feines, gell?
Macht den Spruch aber auch nicht wahrer.

Mittlerweile wartet man ja schon förmlich jeden Spieltag auf einen Aufschrei aus Nürnberg.

Sicher die Entscheidungen die dieses Spiel begleiteten waren grenzwertig, aber wie es scheint keine absolut offensichtlichen Fehlentscheidungen.

Zitat von Antarex

Zitat von SV_Darmstadt_98
   Honi soit, qui mal y pense. 

Google ist schon was Feines, gell?
Macht den Spruch aber auch nicht wahrer.

Mittlerweile wartet man ja schon förmlich jeden Spieltag auf einen Aufschrei aus Nürnberg.

Sicher die Entscheidungen die dieses Spiel begleiteten waren grenzwertig, aber wie es scheint keine absolut offensichtlichen Fehlentscheidungen.

Wenn ich mir die WT so ansehe, kann ja auch kein Aufschrei aus Mönchengladbach kommen.

Zitat von LordHorst

Zitat von SV_Darmstadt_98
Und jetzt meine Frage: Warum will der DFB das nicht?

Weil der DFB sowas nicht entscheidet?

Nicht der DFB ?  Wer denn dann  ?   
Und, gibt es denn eine Meinung des DFB ?

Zitat von Antarex

Zitat von SV_Darmstadt_98
   Honi soit, qui mal y pense. 

Google ist schon was Feines, gell?
Macht den Spruch aber auch nicht wahrer.

Dann sei doch so nett  und erkläre mir, warum es der DFB nicht will.
Merci beaucoup  (ganz ohne Google   )

Zitat von SV_Darmstadt_98
Nicht der DFB ?  Wer denn dann  ?

Ich würde es mal weiter oben, bei der FIFA versuchen.

Zitat von Antarex
Mittlerweile wartet man ja schon förmlich jeden Spieltag auf einen Aufschrei aus Nürnberg.

Und dass wundert dich?

Zitat von hrub

Zitat von NeersenerBorusse
Zumindest bei der Entscheidung, ob er Tor gibt oder nicht, gibt es in der Tat die Regel "Im Zweifel dagegen". Ein Linienrichter/Schiedsrichter darf nur dann auf Tor entscheiden, wenn er sich zu 100% sicher ist, daß der Ball komplett hinter der Linie war, und nicht, wenn er meint "er war eher drin, als nicht".

Das betrifft alle Entscheidungen, nicht nur Tor oder Nicht-Tor.
Im Zweifel war es kein Handspiel.
Im Zweifel war es kein Foul.
Im Zweifel war der Ball nicht im Aus.
Im Zweifel war es kein Abseits.

Korrekt. Die Auslegungsmaxime lautet "Im Zweifel nicht Eingreifen". Siehe auch hier:http://www.wahretabelle.de/news/schiedsrichterball-im-zweifel-zweifelhafte-argumentation/5627
Und wie Die Legende lebtrichtigerweise darstellt, war der Ball "unstrittig zu mindestens 95% im Tor". Umgekehrt sind die übrigen 5% aber nicht aufzulösen, sodass der SRA, der hier die Entscheidung zu treffen hat, natürlich nicht sicher sein kann, dass der Ball drin war. Ergo muss er das Spiel weiterlaufen lassen.

Zitat von Die Legende lebt
Wenn ich mir die WT so ansehe, kann ja auch kein Aufschrei aus Mönchengladbach kommen.

Keine Ahnung was das mit Gladbach zu tun hat.

@hrub
Einerseits nicht.
Wenn man viele falsche Entscheidungen hinnehmen muss ist das wohl natürlich.

Es scheint aber mittlerweile zu einem Reflex zu werden.

Wenn ich mir die Abstimmungen und die Meinungen von diesem WE ansehe, dann stelle ich fest, dass die überwiegende Mehrheit der Nürnberger scheinbar nicht bereit ist die mittlerweile festgestellten Tatsachen zu akzeptieren.
Stattdessen suhlt man sich weiter in der Opferrolle.

Zitat von Antarex
Wenn ich mir die Abstimmungen und die Meinungen von diesem WE ansehe, dann stelle ich fest, dass die überwiegende Mehrheit der Nürnberger scheinbar nicht bereit ist die mittlerweile festgestellten Tatsachen zu akzeptieren.
Stattdessen suhlt man sich weiter in der Opferrolle.

Und das ist ein "Glubb-Fan-Problem"? Ich bin vielmehr der Auffassung, das trifft auf 18 Fangruppen in dieser unseren Bundesliga zu!

Zitat von Antarex

Zitat von Die Legende lebt
Wenn ich mir die WT so ansehe, kann ja auch kein Aufschrei aus Mönchengladbach kommen.

Keine Ahnung was das mit Gladbach zu tun hat.

Du brauchst Dir nur die aktuelle und 4 von den letzten 5 WT der letzten Jahre ansehen, und du wirst feststellen, dass die Fohlenelf so oft bevorteilt wird, dass dies mit Statistik nur schwer erklärbar ist. So gesehen werden sich Fans dieser Mannschaft weniger häufig in der Opferrolle wiederfinden.

Mag sein, aber hier fällt nur Nürnberg und Stuttgart auf.

Mag natürlich auch mit der hohen Aktivität der jeweilige Fan-Gruppen hier im Forum zusammenhängen.

Zitat von Die Legende lebt
Du brauchst Dir nur die aktuelle und 4 von den letzten 5 WT der letzten Jahre ansehen, und du wirst feststellen, dass die Fohlenelf so oft bevorteilt wird, dass dies mit Statistik nur schwer erklärbar ist. So gesehen werden sich Fans dieser Mannschaft weniger häufig in der Opferrolle wiederfinden.

Das ist starker Tobak.
Die WT misst nicht, wie sehr ein Team benachteiligt wird. Das ist unmöglich.
Nach Halbzeit 1 war ich gestern z.B. sehr unzufrieden mit Herr Dingert, da dieser sehr großzügig gepfiffen hat, während ich schon einige Gelbe Karten an eure Spieler verteilt hätte.

Ich habe nicht das Gefühl, dass Gladbach bevorteilt wird. Es gibt einige Schiedsrichter, die ich ablehnen wollen würde, weil die öfters Mist pfeiffen in unseren Spielen... v.a. in unser fast Abstiegssaison kam zu unseren unfassbaren Verletzungsproblemen noch sehr zweifelhafte Schiedsrichter-Entscheidungen... diese haben am Ende auch Frontzeck den Job gekostet und Favre die Tür geöffnet, weil ohne diese Fehler wären wir sehr gut aus der Winterpause herausgekommen und man hätte vielleicht an Frontzeck festgehalten.

Was will ich sagen.... als Fan fühlt man sich immer benachteiligt. Benachteiligung kann man auch nicht messen, da ist WT auch viel zu verinfachend und misst Situationen, die nicht zu Toren führten ja gar nicht, die aber genauso großen Einfluss auf den Spielverlauf haben. Aber irgendwas will man ja zum Diskutieren haben.
Und bei uns empfinden Favre viele als Glücksgriff. In dem Fall hatten Schiedsrichterfehler also zu was positivem geführt... sowas kann passieren... und langfristig gleicht sich eh alles aus.
Wie schwer man mit Fehlentscheidungen hadert, hängt dann nur vom aktuellem sportlichen Erfolg ab. Gewinnt Gladbach wie letztens mit 4 Toren, schenk ich mir Diskussionen um 2 falsche Abseitsentscheidungen in sehr guter Position. Verlieren wir, war der Schiri schuld.
So ist das bei allen Mannschaften.
Daher denke ich auch, die Wahrnehmung, dass grade die Mannschaften unten Pech haben, oft verzerrt sein könnte. Den erfolgreichen Mannschaften sind Fehlentscheidungen zu ihren Ungunsten halt keine Diskussion wert, solange sie Erfolg haben. Bzw den Fans.

Zitat von Die Legende lebt
Ich frage mich immer wieder, wie ein Schiedsrichter zu seiner Entscheidung kommt. Dieses Spiel ist ein treffliches Beispiel hierfür. Beim "Wembley-Tor" war der Ball unstrittig zu mindestens 95% im Tor. Beim vermeintlichen Foul an Drmic ist ein Elfmeter und eine folgenreiche Strafe für den Spieler mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich.
Was heißt das für den SR: Er muss in diesem (kurzen) Moment pro oder contra entscheiden. Wenn er die Situation sieht (davon gehen wir aus) dann müsste er auch seine Entscheidung gemäß der höheren Wahrscheinlichkeit fällen. Dies tat er bei beiden strittigen Szenen nicht. Gilt auch hier: Im Zweifel für ...?
Meine (ganz persönliche) Erklärung ist, dass SR, ob er will oder nicht, sich dem äußeren Druck beugt. Will heißen, ist es Heim- oder Auswärtsteam (Zuschauerdruck) betroffen, ist ein Top-Verein (Bayern, BVB) beteiligt, wie urteilt mein Beobachter, wie werde ich in den Medien "zerissen" usw. Ich denke, das spielt eine große Rolle und führt letztendlich zu einer Entscheidung, die dann möglicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch ist.

Du denkst irgendwie zu kurz. Zuerst zwei korrekte Absätze und dann verlierst du den Faden.
Fakt ist doch, dass die Entscheidungen so schnell kommen, dass ein Heimeffekt oder große Mannschaft Effekt gar nicht tragen kann. Die Schiedsrichter entscheiden zu 99% innerhalb der Reaktionszeit eines normalen Menschen nach was sie sehen und hören. Die Entscheidung ist in der Regel schon gefallen, bevor wer sich beschweren oder schreien kann.

Möglicherweise kannst du bei Entscheidungen, die per Kommunikation im SR Team getroffen werden, über Effekte diskutieren. Bei deinen Beispielen aber eher nicht.