Der Videoschiri - beibehalten oder abschaffen?

Ich finde den Videobeweis generell sinnvoll, weil dadurch die Mehrheit der Fehlentscheidungen verhindert werden kann. In seiner Umsetzung finde ich ihn allerdings insbesondere in zwei Punkten teilweise mangelhaft.
1. Kompetenz: Auf dem Platz gute Schiedsrichter müssen nicht zwingend auch gute Videoschiedsrichter sein. Deswegen würde ich mir wünschen, dass der VAR sich aus einem eigenen Pool an Schiedsrichtern zusammensetzt.
2. Transparenz: Für den Fernsehzuschauer werden die Entscheidungen in der Regel einigermaßen transparent aufbereitet. Für den Zuschauer im Stadion ist das leider nicht der Fall. Die Umsetzung im American Football finde ich hier gut und würde sie mir auch im Fußball wünschen, dass der Schiedsrichter kurz über die Stadionlautsprecher erklärt, warum eine Entscheidung wie getroffen wurde. Technisch sollte dies kein Problem sein.

In der jetzigen "Funktion" - bewusst in Anführungszeichen, weil der VAR eben nicht funktioniert - muss man die Sache schnellstmöglich abschaffen. 
Eine Reform wäre natürlich auch möglich, ist aber von vielen Seiten nicht gewünscht, dementsprechend sollte man sich seitens der DFL und der Schiedsrichterschaft diese wöchentliche Schmach ersparen und dem Wunsch nach einem "faireren Spiel" realistischerweise den Rücken kehren.

Ich hatte mich anfangs sehr (!) auf den VAR gefreut, da ich blauäugig an ein Ende der Ungleichbehandlung und ebenso ein Ende spielentscheidender Fehlentscheidungen geglaubt hatte. Ferner war ich auch durch die potenziell bessere Vorbeugung vor Sportbetrugsfällen, Spielverschiebungen, Wettbetrug ein großer Befürworter des VAR. 
Ich möchte hier ausdrücklich keinem Unparteiischen konkret solche Dinge unterstellen, lediglich möchte ich darauf hinweisen, dass es diese Dinge von Zeit zu Zeit gab und gibt.
Meiner Meinung würde sowas durch einen funktionierenden VAR mehr oder weniger komplett ausgemerzt werden. 

Unterm Strich die große Ernüchterung: Massig Fehlentscheidungen + bei Team A wird noch mal hingeschaut, bei Team B nicht = Ungleichbehandlung bleibt bestehen. 
Es nützt nichts, wenn die Schiedsrichter schlichtweg nicht die notwendige Fachkompetenz haben, um korrekte Entscheidungen zu fällen. 

Dass man kein "Call System" einführt, bei dem jeder Trainer pro Spiel die Möglichkeit hat eine bestimmte Anzahl an VAR-Überprüfungen zu fordern, hat für mich ein "Gschmäckle". So wären die Beteiligten Schiedsrichter bei einigen Szenen "gezwungen" hinzusehen und müssten sich dann, wenn sie auch dann immer noch falsch entscheiden, endlich mal erklären. 
Das würde letztendlich mal richtige Transparenz schaffen und die Wahrscheinlichkeit von oben genannten "Negativen Begleiterscheinungen des Fußballs" drastisch reduzieren oder gar vernichten. 

So wie es jetzt ist, ist es genau so unfair wie früher und zusätzlich sind Fehlentscheidungen noch viel schwieriger zu ertragen.

Zitat von thebrain

Punkte die meiner Meinung nach angepasst werden müssten (Anlehnungen an den American Football sind nicht zufällig, da ich der Meinung bin, dass der Booth Review dort wirklich gut funktioniert):
- Zeitlimit beim Review: meiner Meinung nach sollten 30 Sek reichen um eine Entscheidung zu treffen oder zu widerlegen. Wenn das nicht reicht, dann sollte die Entscheidung stehenbleiben, die auf dem Platz getroffen wurde. Oft dauert der Review 2 min und länger - das ist nicht tragbar und zerstört den Spielfluss und führt auch zu massiven Nachspielzeiten.
- Challenge Flag: Möglichkeiten einen VAR Review zu beantragen durch die Teams - innerhalb von 30 Sek nach Vergehen muss die Flagge geworfen sein und bei der nächsten Unterbrechnung wird überprüft. 
 

Ich bin da deutlich anderer Meinung. Zum ersten finde ich den VAR auch in der derzeitigen Ausführung gut, wobei man sich Verbesserungen auf keinen Fall verschließen darf.
Warum wird er denn so negativ gesehen? Es geht meist um "da darf er nicht eingreifen", " dass muss er doch sehen". Also um Auslegungen.
Der Herr Kohfeld hat ja auch die Abschaffung der VAR gefordert. Aber nicht, weil er was falsch gemacht hat, sondern weil ihm eine Entscheidung nicht gepasst hat. Und solche Reaktionen sind in meinen Augen echt peinlich.
Wenn man sich mal die Statistiken ansieht, dann ist es eindeutig, dass die Entscheidungen gerechter geworden sind. Die korrigierten Fehler sind deutlich höher, als verursachte Fehlentscheidungen.

Dann noch zu deinen Punkten:
-Zeitlimit: das gibt es im Football soweit ich weiß. Das wird in der Regel aber nicht eingehalten. Allein schon die Erklärung, was der Coach überprüft haben will und das herraussuchen der Bilder dauert ja schon
-Challange Flag: finde ich auch nicht gut. Im Football gibt es nach jedem Spielzug (also alle paar Sekunden) automatisch eine Unterbrechung. Beim Fussball nicht. Der von dir erwähnte Spielfluss würde hier noch viel mehr unterbrochen, weil es ja zusätzlich noch die Kommunikation mit dem Trainer und dessen Abgleich mit dem VAR geben muss.
Außerdem: "bei der nächsten Unterbrechnung wird überprüft" Die könnte 5 Minuten später sein. Sollen die 5 Minuten dann gestrichen werden? Nach den 5 Minuten könnte ja dann z.B. ein Tor für die Unterbrechung sorgen.
Oder vielleicht doch eher, dass der SR bei nächster Gelegenheit unterbricht? Dann wäre das aber eine quasi Auszeit, die dann ganz gut taktisch verwendet werden kann.

In speziellen Fällen mag das, was Du vorschlägst funktionieren. Allgemein finde ich die aktuelle Regelung aber deutlich besser.

zwei Wörter: mehr Transparenz.

Wie das 2:2 im aktuellen BL Spiel zwischen Gladbach und Hertha gezeigt hat, wurde eine schwer nachvollziehbare Entscheidung gefällt, was dazu geführt hat, dass fast das gesamte KT blind dem VAR vertraut hat ohne sich kritisch mit den Bildern auseinanderzusetzen. Wären bestenfalls schon während des Spiels aber spätestens in der Nachbetrachtung mehr Bilder veröffentlich worden, hätte man eine solche Situation nicht, so bleiben aber sowohl Zweifel an der Entscheidung als auch an der Abstimmung.
Ähnlich auch die nicht-Abseits-Entscheidung Bremen-Frankfurt, wo nicht wirklich klar war, wie die Lote gesetzt wurden.
Gibt sicherlich viele die man hier noch aufzählen könnte...

In der jetzigen Form muss man das Projekt VAR als gescheitert ansehen, da er nachweislich strittige Szenen nicht einwandfrei und besonders fehlerfrei auflösen kann.

Das einzig sinnvolle ist die Abseits Überprüfung, die darf zur Not bleiben. Aber sobald am Ende der Mennsch und nicht der Computer entscheidet, wird es immer zu Fehlern kommen. 
 

Zitat von KieferSt
Aber sobald am Ende der Mennsch und nicht der Computer entscheidet, wird es immer zu Fehlern kommen. 

Wenn man mal vergleicht, wie wieviele Fehlentscheidungen es vor der Einführung des VAR gab und wieviele es jetzt gibt, muss man sagen, das sich die Einführung gelohnt hat.
Fehler wird es immer geben nur halt nicht mehr so viele. Auch wenn man sich darüber ärgert.
Es sollte aber dennoch Anpassungen geben.