Rot für Schick?

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Kompetenzteam-Abstimmung

- Reguläre Rote Karte nicht gegeben für RB Leipzig

Schick trifft Witsel von hinten. Ist gelb ausreichend oder hätte es rot geben müssen?

KT-Abstimmung

Daumen hoch 0 x richtig entschieden

unentschieden/keine Relevanz 0 x keine Relevanz/unentschieden

Daumen runter 1 x Veto

 Rot für Schick?  - #41


21.06.2020 13:23


Niels110


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- Veto
Das ist für mich deutlich eine rote Karte.



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 Rot für Schick?  - #42


21.06.2020 14:28


Hagi01
Hagi01

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Hagi01
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@The Dazzler

Zitat von The Dazzler
Zitat von yannick811
Zitat von stesspela seminaisär
Zitat von Hagi01
Grätsche von hinten, Trefferbild beinhaltet die Stollen mitten auf der Wade. Ich sehe hier keinen Grund für Gelb. Schade, dass sich Zwayer von seiner ursprünglichen, richtigen Intention via Funk hat abbringen lassen. 


Was dann die Frage auswirft, warum der Var sich überhaupt meldet. Ist ja keine klare Fehlentscheidung gewesen...

 
Der Funkkontakt direkt nach dem Foul wird nicht mit dem VAR, sondern mit den 3 Assistenten vor Ort gewesens ein.

Aber was können die Zwayer sagen, was er nicht selbst gesehen hat? Zwayer stand 3 Meter daneben, alle anderen waren viel weiter weg.

Wie schon zwei Vorposter geschrieben haben, kann "daneben stehen" nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch sein. Ich möchte das ergänzend etwas ausführen: Wenn man nahe dran steht, hat man nur ein eingeschränktes Sichtfeld. Dabei ist die übliche Aufteilung, dass SRA auf Fußvergehen schauen und der SR sich auf den Oberkörperbereich konzentriert, weil im Oberkörperbereich mehr Spielraum da ist und der SR hier für eine möglichst passende Linie sorgen soll. Im Fußbereich dagegen ist es meistens recht deutlich. Man kriegt dann zwar im peripher Sichtfeld mit, dass da was war, meistens hat man auch einen ungefähren Eindruck, was da war. Aber die Details, auf die es ankommt, sieht man häufig nicht, v.a. das Trefferbild. Im Grund kann man das relativ gut selbst nachvollziehen, wenn man sich drei Meter neben einen Busch stellt und dabei auf die Blätter auf Kopf-/Brusthöhe schaut. Huscht dann am Boden ein Eichhörnchen vorbei, kriegt man peripher schon mit, dass sich da etwas bewegt hat, auch wo in etwa das Tier unterwegs war. Auch die grobe Farbe kann man wahrscheinlich noch sagen. Wenn es aber um die Details geht, also wie groß das Eichhörnchen war, in welchem Winkel es seinen Schwanz gehalten hat und wie viele Schritte es da unten gemacht hat, kann man mit dem Blick nach oben nicht oder nur schwer sagen. Das kann man erst sicher sagen, wenn man seinen Fokus verschoben und gen Boden gerichtet hat. Beim Eichhörnchen funktioniert das in der Regel, weil dessen Bewegung ein kontinuierlicher Vorgang über (relativ gesehen) längere Zeit ist. Beim Foul ist das nicht so: Der entscheidende Punkt, nämlich das Trefferbild, ist eine Momentaufnahme, die nicht wiederkommt und die man auch nur schwer rekonstruieren kann. Und da macht es sehr wohl einen Unterschied: Hätte Schick hier Witsel mit der oberen Seite des Schuhes und/oder im Schuhbereich getroffen, wäre das Einsteigen vermutlich nur Gelb. Wenn Zwayer also nach oben geschaut hat, konnte er das gar nicht genau sehen und hätte seine Tendenz also anhand der periphären Wahrnehmung (Grätsche von hinten, recht hohe Geschwindigkeit, Witsel zerlegt es) gebildet. Wenn dann von draußen kommt: "Felix, Trefferbild ist Gelb" o.ä., dann weckt das erhebliche Zweifel an der ersten Tendenz und wenn man zwischen Gelb und Rot schwankt, will man das Spiel in der Regel nicht durch eine (frühe) Rote Karte entscheiden - erst Recht nicht ein so wichtiges Spiel wie gestern, in dem der Kampf um Platz 2 entschieden wurde. Dieses Denken leidet unter dem rationalen Fehler, dass auch eine nicht gegebene Rote Karte eine Entscheidung mit gleichem, nur umgekehrten Einfluss auf das Spielgeschehen ist. Aber psychologisch fühlt sich das dann doch anders an und auch das Regelwerk ist darauf konzipiert, dass man sich bei Eingriffen (bzw. bei der Entscheidung zum schweren Eingriff) sicher sein muss und in Zweifelsfällen nicht eingreifen soll oder sich für die mildere Strafe entscheiden soll.
Doch auch wenn Zwayer in der Situation auf dem Fußbereich war, heißt das noch nicht, dass er die Situation richtig wahrnehmen kann. Hier läuft es dann quasi umgekehrt: Er sieht das Trefferbild, bzw. genauer: den Trefferpunkt, der für eine Rote Karte spricht. Periphär nimmt er dann auch die Richtung der Grätsche war bzw. kann sie zumindest rekonstruieren. Aber er hat keine Chance, wahrzunehmen, wie sich die Kraftentfaltung der Gesamtsituation entwickelt hat: Zieht der Spieler zurück, wirkt naturbedingt weniger Kraft auf den Trefferpunkt ein, sodass der Parameter "Volltreffer" nicht erfüllt sein könnte. Drückt er dagegen sein Bein durch, wird die Kraft über die grätschbedingte kinetische Kraft auch noch um die (durch Muskelkraft gebildete) Druckkraft erhöht. Dann kann auch ein "Streifschuss" u.U. vergleichbar mit einem Volltreffer werden. Und kommt jetzt hier von draußen "Felix, die Beine sind angewinkelt, der zieht zurück", kann das entsprechende Zweifel an der ersten Tendenz, die sich aus dem Trefferpunkt ergibt, wecken, die dann wiederum zu einer Gelben Karte führen (s.o.).
Man sieht: Wenn der SR zu nahe steht, nimmt er die Szene immer nur fragmentarisch wahr und ihm fehlt der Gesamteindruck der Szene. Diese typischen "Boah, leck"-Momente nach einem Foul, die dann in 99% der Fälle enie Rote Karte nach sich ziehen sollten (Zitat meines ehemaligen zuständigen Verbandslehrstabs-Mitglieds), kommen nur aus dem Gesamteindruck der Szene. Fehlt der, wird die Bewertung der Szene naturbedingt verschoben. Deshalb liegit die optimale Distanz für einen SR etwa bei 8-12 Metern Abstand zum Zweikampf - und viel wichtiger als die Distanz ist die Perspektive. Ich sage meinen Schiedsrichtern immer. "Perspektive schafft Entscheidung - Nähe schafft Akzeptanz". Ich kann Strafstöße mit absoluter Sicherheit von der Mittellinie entscheiden, wenn der Blickwinkel stimmt. Umgekehrt können mir aus drei Metern oder auch den optimalen 8-12 Metern Entfernung Situationen entgehen, weil die Sicht verstellt ist oder ich von vorne auf die Situation schaue und deshalb beispielsweise einen Stoß in den Rücken gar nicht wahrnehmen kann (die Spieler sind ja nicht aus Glas). Aber den Strafstoß von der Mittellinie wird mir ohne Videobilder keiner abnehmen, während das verpasste Foul aus drei Metern vermutlich zu deutlich weniger Problem führt, erst recht, wenn ich die Entscheidung gut nach außen verkaufe. Und die Perspektive von Zwayer ist auch eher ungünstig, weil er not teilweise von vorne auf den Zweikampf blickt und den optimalen Seiteneinblick nicht ganz hat. Zwar steht er nicht direkt vor Witsel, aber auch nicht in einem 90°-Winkel zur Zweikampfrichtung, sondern eher in einem 70°-Winkel. Dadurch hat er eine etwas verschobene Perspektive, was die Zweifel an der Situation noch einmal erhöht haben dürfte.
Wie man sieht - Stellungsspiel für Schiedsrichter ist eine Kunst für sich und da steckt so viel dahinter, das man als Fußballfan ohne eigene Erfahrungen damit gar nicht berücksichtigt oder auch nur wahrnimmt

Und warum sich die SRA einmischen? Das ist, wie ein Vorposter schon richtig geschrieben hat, gang und gäbe. Ich sage meinen SRA vor dem Spiel immer in der Absprache: "Wenn ich einen Spieler zu mir hole, möchte ich von Euch unaufgefordert Input, ob Ihr ermahnen, gelb oder rot geben würdet. Ich frage da nicht nach, weil das beim Spieler blöd ankommt, ich möchte den Input unaufgefordert haben. Und selbst wenn Ihr der Meinung seid, ich gebe sicher Gelb, gebt mir den Input trotzdem - Gelb, Rot, Ermahnen, was Ihr halt denkt". Das ist fester Bestandteil meiner Absprache vor dem Spiel und ähnliches kenne ich auch von nahezu allen anderen SR, bei denen ich mit Headset als SRA dabei bin (in festen Gespannen wird das schon gar nicht mehr angesprochen, weil das eh schon jeder weiß). Der Input kann Bestätigung sein oder auch dazu anregen, die Szene noch einmal vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen.

Das alles bezieht sich jetzt nur auf das Geschehen vor Ort und blendet Dankert im Schiedsrichter-Souterrain komplett aus. Hier hätte ich mir einen Eingriff bzw. eine Review-Empfehlung gewünscht, die Voraussetzungen dafür sind eigentlich ideal: Zwayer steht so nahe, dass er die Situation nicht in ihrer Gänze wahrnehmen kann. Dazu entscheidet er sich nach Impulsen von außen gegen seine ursprüngliche (und richtige!) Tendenz. Viel stärkere Anhaltspunkte für eine fehlende Wahrnehmung kann man sich wohl kaum vorstellen, wenn eine Szene im Sichtfeld des SR stattfindet. Auch würde Zwayer mit seiner eigenen, auf Rot hindeutenden Wahrnehmung "vorbelastet" in ein Review gehen, was die Wahrscheinlichkeit für eine Entscheidungskorrektur wiederum erhöht, sodass - angesichts des Gesamteindrucks der Bewegung und des Trefferbildes - davon auszugehen ist, dass er die Situation nach Sichtung der Bilder umgehend zu einer Roten Karten hin ändern würde. Das entspricht der Definition einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung. Wenn meine spekulativen Annahmen also zutreffen, wäre hier nach meinem Verständnis ein On-Field-Review erforderlich gewesen. Und verstanden hätte ihn wohl jeder, gerade angesichts der Körpersprache von Zwayer.

Edit: tl;dr: Zu nahe dran ist gefährlich, weil man die Situation nur fragmentarisch wahrnehmen kann. Dass SRA/4.OFF hier Impulse von außen geben, ist ein ganz normaler Vorgang. Ich hätte mir ein On-Field-Review gewünscht.



Ceterum censeo bellum esse finiendum ☮️


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 Rot für Schick?  - #43


21.06.2020 14:48


recklesslycalm


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- Veto
Für mich Rot. Rutscht von hinten mit offener Sohle und keiner Chance auf den Ball rein. Für mich sowieso fraglich wie Schick da überhaupt an den Ball kommen wollte. Kann man froh sein, dass nichts passiert ist... 

https://www.imagebanana.com/s/1794/3DkIbRec.html



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 Rot für Schick?  - #44


21.06.2020 14:51


BigBoymann


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@Hagi01

- Veto
Zitat von Hagi01
Zitat von The Dazzler
Zitat von yannick811
Zitat von stesspela seminaisär
Zitat von Hagi01
Grätsche von hinten, Trefferbild beinhaltet die Stollen mitten auf der Wade. Ich sehe hier keinen Grund für Gelb. Schade, dass sich Zwayer von seiner ursprünglichen, richtigen Intention via Funk hat abbringen lassen. 


Was dann die Frage auswirft, warum der Var sich überhaupt meldet. Ist ja keine klare Fehlentscheidung gewesen...

 
Der Funkkontakt direkt nach dem Foul wird nicht mit dem VAR, sondern mit den 3 Assistenten vor Ort gewesens ein.

Aber was können die Zwayer sagen, was er nicht selbst gesehen hat? Zwayer stand 3 Meter daneben, alle anderen waren viel weiter weg.

Wie schon zwei Vorposter geschrieben haben, kann "daneben stehen" nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch sein. Ich möchte das ergänzend etwas ausführen: Wenn man nahe dran steht, hat man nur ein eingeschränktes Sichtfeld. Dabei ist die übliche Aufteilung, dass SRA auf Fußvergehen schauen und der SR sich auf den Oberkörperbereich konzentriert, weil im Oberkörperbereich mehr Spielraum da ist und der SR hier für eine möglichst passende Linie sorgen soll. Im Fußbereich dagegen ist es meistens recht deutlich. Man kriegt dann zwar im peripher Sichtfeld mit, dass da was war, meistens hat man auch einen ungefähren Eindruck, was da war. Aber die Details, auf die es ankommt, sieht man häufig nicht, v.a. das Trefferbild. Im Grund kann man das relativ gut selbst nachvollziehen, wenn man sich drei Meter neben einen Busch stellt und dabei auf die Blätter auf Kopf-/Brusthöhe schaut. Huscht dann am Boden ein Eichhörnchen vorbei, kriegt man peripher schon mit, dass sich da etwas bewegt hat, auch wo in etwa das Tier unterwegs war. Auch die grobe Farbe kann man wahrscheinlich noch sagen. Wenn es aber um die Details geht, also wie groß das Eichhörnchen war, in welchem Winkel es seinen Schwanz gehalten hat und wie viele Schritte es da unten gemacht hat, kann man mit dem Blick nach oben nicht oder nur schwer sagen. Das kann man erst sicher sagen, wenn man seinen Fokus verschoben und gen Boden gerichtet hat. Beim Eichhörnchen funktioniert das in der Regel, weil dessen Bewegung ein kontinuierlicher Vorgang über (relativ gesehen) längere Zeit ist. Beim Foul ist das nicht so: Der entscheidende Punkt, nämlich das Trefferbild, ist eine Momentaufnahme, die nicht wiederkommt und die man auch nur schwer rekonstruieren kann. Und da macht es sehr wohl einen Unterschied: Hätte Schick hier Witsel mit der oberen Seite des Schuhes und/oder im Schuhbereich getroffen, wäre das Einsteigen vermutlich nur Gelb. Wenn Zwayer also nach oben geschaut hat, konnte er das gar nicht genau sehen und hätte seine Tendenz also anhand der periphären Wahrnehmung (Grätsche von hinten, recht hohe Geschwindigkeit, Witsel zerlegt es) gebildet. Wenn dann von draußen kommt: "Felix, Trefferbild ist Gelb" o.ä., dann weckt das erhebliche Zweifel an der ersten Tendenz und wenn man zwischen Gelb und Rot schwankt, will man das Spiel in der Regel nicht durch eine (frühe) Rote Karte entscheiden - erst Recht nicht ein so wichtiges Spiel wie gestern, in dem der Kampf um Platz 2 entschieden wurde. Dieses Denken leidet unter dem rationalen Fehler, dass auch eine nicht gegebene Rote Karte eine Entscheidung mit gleichem, nur umgekehrten Einfluss auf das Spielgeschehen ist. Aber psychologisch fühlt sich das dann doch anders an und auch das Regelwerk ist darauf konzipiert, dass man sich bei Eingriffen (bzw. bei der Entscheidung zum schweren Eingriff) sicher sein muss und in Zweifelsfällen nicht eingreifen soll oder sich für die mildere Strafe entscheiden soll.
Doch auch wenn Zwayer in der Situation auf dem Fußbereich war, heißt das noch nicht, dass er die Situation richtig wahrnehmen kann. Hier läuft es dann quasi umgekehrt: Er sieht das Trefferbild, bzw. genauer: den Trefferpunkt, der für eine Rote Karte spricht. Periphär nimmt er dann auch die Richtung der Grätsche war bzw. kann sie zumindest rekonstruieren. Aber er hat keine Chance, wahrzunehmen, wie sich die Kraftentfaltung der Gesamtsituation entwickelt hat: Zieht der Spieler zurück, wirkt naturbedingt weniger Kraft auf den Trefferpunkt ein, sodass der Parameter "Volltreffer" nicht erfüllt sein könnte. Drückt er dagegen sein Bein durch, wird die Kraft über die grätschbedingte kinetische Kraft auch noch um die (durch Muskelkraft gebildete) Druckkraft erhöht. Dann kann auch ein "Streifschuss" u.U. vergleichbar mit einem Volltreffer werden. Und kommt jetzt hier von draußen "Felix, die Beine sind angewinkelt, der zieht zurück", kann das entsprechende Zweifel an der ersten Tendenz, die sich aus dem Trefferpunkt ergibt, wecken, die dann wiederum zu einer Gelben Karte führen (s.o.).
Man sieht: Wenn der SR zu nahe steht, nimmt er die Szene immer nur fragmentarisch wahr und ihm fehlt der Gesamteindruck der Szene. Diese typischen "Boah, leck"-Momente nach einem Foul, die dann in 99% der Fälle enie Rote Karte nach sich ziehen sollten (Zitat meines ehemaligen zuständigen Verbandslehrstabs-Mitglieds), kommen nur aus dem Gesamteindruck der Szene. Fehlt der, wird die Bewertung der Szene naturbedingt verschoben. Deshalb liegit die optimale Distanz für einen SR etwa bei 8-12 Metern Abstand zum Zweikampf - und viel wichtiger als die Distanz ist die Perspektive. Ich sage meinen Schiedsrichtern immer. "Perspektive schafft Entscheidung - Nähe schafft Akzeptanz". Ich kann Strafstöße mit absoluter Sicherheit von der Mittellinie entscheiden, wenn der Blickwinkel stimmt. Umgekehrt können mir aus drei Metern oder auch den optimalen 8-12 Metern Entfernung Situationen entgehen, weil die Sicht verstellt ist oder ich von vorne auf die Situation schaue und deshalb beispielsweise einen Stoß in den Rücken gar nicht wahrnehmen kann (die Spieler sind ja nicht aus Glas). Aber den Strafstoß von der Mittellinie wird mir ohne Videobilder keiner abnehmen, während das verpasste Foul aus drei Metern vermutlich zu deutlich weniger Problem führt, erst recht, wenn ich die Entscheidung gut nach außen verkaufe. Und die Perspektive von Zwayer ist auch eher ungünstig, weil er not teilweise von vorne auf den Zweikampf blickt und den optimalen Seiteneinblick nicht ganz hat. Zwar steht er nicht direkt vor Witsel, aber auch nicht in einem 90°-Winkel zur Zweikampfrichtung, sondern eher in einem 70°-Winkel. Dadurch hat er eine etwas verschobene Perspektive, was die Zweifel an der Situation noch einmal erhöht haben dürfte.
Wie man sieht - Stellungsspiel für Schiedsrichter ist eine Kunst für sich und da steckt so viel dahinter, das man als Fußballfan ohne eigene Erfahrungen damit gar nicht berücksichtigt oder auch nur wahrnimmt

Und warum sich die SRA einmischen? Das ist, wie ein Vorposter schon richtig geschrieben hat, gang und gäbe. Ich sage meinen SRA vor dem Spiel immer in der Absprache: "Wenn ich einen Spieler zu mir hole, möchte ich von Euch unaufgefordert Input, ob Ihr ermahnen, gelb oder rot geben würdet. Ich frage da nicht nach, weil das beim Spieler blöd ankommt, ich möchte den Input unaufgefordert haben. Und selbst wenn Ihr der Meinung seid, ich gebe sicher Gelb, gebt mir den Input trotzdem - Gelb, Rot, Ermahnen, was Ihr halt denkt". Das ist fester Bestandteil meiner Absprache vor dem Spiel und ähnliches kenne ich auch von nahezu allen anderen SR, bei denen ich mit Headset als SRA dabei bin (in festen Gespannen wird das schon gar nicht mehr angesprochen, weil das eh schon jeder weiß). Der Input kann Bestätigung sein oder auch dazu anregen, die Szene noch einmal vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen.

Das alles bezieht sich jetzt nur auf das Geschehen vor Ort und blendet Dankert im Schiedsrichter-Souterrain komplett aus. Hier hätte ich mir einen Eingriff bzw. eine Review-Empfehlung gewünscht, die Voraussetzungen dafür sind eigentlich ideal: Zwayer steht so nahe, dass er die Situation nicht in ihrer Gänze wahrnehmen kann. Dazu entscheidet er sich nach Impulsen von außen gegen seine ursprüngliche (und richtige!) Tendenz. Viel stärkere Anhaltspunkte für eine fehlende Wahrnehmung kann man sich wohl kaum vorstellen, wenn eine Szene im Sichtfeld des SR stattfindet. Auch würde Zwayer mit seiner eigenen, auf Rot hindeutenden Wahrnehmung "vorbelastet" in ein Review gehen, was die Wahrscheinlichkeit für eine Entscheidungskorrektur wiederum erhöht, sodass - angesichts des Gesamteindrucks der Bewegung und des Trefferbildes - davon auszugehen ist, dass er die Situation nach Sichtung der Bilder umgehend zu einer Roten Karten hin ändern würde. Das entspricht der Definition einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung. Wenn meine spekulativen Annahmen also zutreffen, wäre hier nach meinem Verständnis ein On-Field-Review erforderlich gewesen. Und verstanden hätte ihn wohl jeder, gerade angesichts der Körpersprache von Zwayer.

Edit: tl;dr: Zu nahe dran ist gefährlich, weil man die Situation nur fragmentarisch wahrnehmen kann. Dass SRA/4.OFF hier Impulse von außen geben, ist ein ganz normaler Vorgang. Ich hätte mir ein On-Field-Review gewünscht.


Wo siehst du regeltechnisch die Möglichkeit für solch ein Review? Muss hierzu nicht der Hinweis des VAR kommen? Das würde dann ja bedingen, eine grobe Fehlentscheidung getroffen zu haben, oder?



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 Rot für Schick?  - #45


21.06.2020 14:53


recklesslycalm


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@recklesslycalm

- Veto
Zitat von recklesslycalm
Für mich Rot. Rutscht von hinten mit offener Sohle und keiner Chance auf den Ball rein. Für mich sowieso fraglich wie Schick da überhaupt an den Ball kommen wollte. Kann man froh sein, dass nichts passiert ist... 

https://www.imagebanana.com/s/1794/3DkIbRec.html


Jetzt hoffentlich mit Bild




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 Rot für Schick?  - #46


21.06.2020 14:57


woscsnh


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@recklesslycalm

- Veto
Zitat von recklesslycalm
Für mich Rot. Rutscht von hinten mit offener Sohle und keiner Chance auf den Ball rein. Für mich sowieso fraglich wie Schick da überhaupt an den Ball kommen wollte. Kann man froh sein, dass nichts passiert ist... 

https://www.imagebanana.com/s/1794/3DkIbRec.html

Absicht war das nicht. Er hat sich einfach verschätzt. Klar rot.



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 Rot für Schick?  - #47


21.06.2020 15:11


b1rdh0use


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- Veto
Danke für die Bilder.
Ja doch, ziemlich eindeutig = rot
Die erste Intuition von Zwayer war die richtige - warum er dann auf gelb entscheidet (vermutlich durch VAR einsatz) ist einfach unbegreiflich.
 



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 Rot für Schick?  - #48


21.06.2020 15:26


Hans-Gerd


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@The Dazzler

Zitat von The Dazzler
Reus hat für ein ähnliches Foul im Derby letztes Jahr rot gesehen. Der Schiedsrichter damals - Felix Zwayer.

Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Das Ding von Reus war mit Anlauf und gestreckt.
Das war ein richtig richtig übles Ding und die geringe Strafe ein kleiner Skandal.

Das Foul gestern war aber auch eine rote und keine gelbe Karte.
Die Gründe wurden hier schon mehrfach genannt.



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 Rot für Schick?  - #49


21.06.2020 15:42


The Dazzler
The Dazzler

Bor. Dortmund-FanBor. Dortmund-Fan


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@Hagi01

- Veto
Zitat von Hagi01
[...]


Danke, für die ausführliche Erklärung, ich hab diese mal nicht mit zitiert, weil das sonst ausartet.

Ich hätte mir tatsächlich gewünscht, dass Zwayer hier den VAR kontaktiert, sofern er es darf und sich die Szene auf einem Bildschirm anguckt. Wozu ist die Technik da, wenn man sie nicht nutzt.



Justice for George Floyd!


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 Rot für Schick?  - #50


21.06.2020 16:18


harrisking


RB Leipzig-FanRB Leipzig-Fan


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@Hagi01

- Veto
Danke für diesen sehr aufschlussreichen Einblick ins Innenleben einer solchen Entscheidung.

Ist es denn bei verschiedener Wahrnehmung durch SR und SRA nicht sinnvoll, dass der SR von sich aus ein OFR unternimmt, um seine Entscheidung abzugleichen, und wäre es nicht viel sinnvoller, dieses Review gleich vorzunehmen, bevor er überhaupt eine Entscheidung trifft?

Zur Szene: keine Ahnung was Schick da vorhatte, ich hätte eher rot als gelb gegeben, einzig dass das Bein angewinkelt ist, spricht gegen den Platzverweis. Offene Sohle auf die Achillessehne kann aber so übel enden, dass er hier eigentlich vom Platz gehört.



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 Rot für Schick?  - #51


21.06.2020 20:46


4KNADO
4KNADO

MSV Duisburg-FanMSV Duisburg-Fan


Mitglied seit: 15.01.2018

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Beiträge: 449

- Veto
Ziemlich deutliche rote Karte. Wo hier der VAR war.. fraglich.



Bernard Dietz: "Wie man ein Tor schießt? Man muss im richtigen Moment in geeigneter Weise vor den Ball treten."


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 Rot für Schick?  - #52


21.06.2020 21:10


aspengler


Eintr. Frankfurt-FanEintr. Frankfurt-Fan


Mitglied seit: 26.08.2014

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@yannick811

- Veto
Zitat von yannick811
Schicks Bein ist nicht gestreckt, was die Intensität deutlich mindert, auch ist es weniger ein aktiver Tritt als nur ein reinrutschen mit angewinkeltem Bein.


Sehe ich ganz anders; durch das angewinkelte Bein wirkt in dieser Szene - zusammen mit der Tatsache, dass Witzel wohl abbremst, eine viel größere Kraft auf das Bein als wenn ich mir z.B. das Foul von Kostic im Pokal anschaue (der sich angesichts einiger ähnlicher Szenen in der jüngeren Vergangenheit garantiert fragt, warum nur er rot und vier Spiele Sperre gekriegt hat...



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 Rot für Schick?  - #53


22.06.2020 09:16


Do-Mz
Do-Mz

Bor. Dortmund-FanBor. Dortmund-Fan

Do-Mz
Mitglied seit: 29.10.2011

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Also in der Szene kann es nur rot geben. Wie der VAR hier gelb als ok ansehen kann und den Schiedsrichter nicht Richtung Bildschirm schickt, erklärt sich mir nicht.

Gelb kann man nicht ansatzweise geben. Von hinten, mit offener Sohle nur in den Mann ohne überhaupt eine Chance auf den Ball zu haben. Das ist einfach nur rot. 



95% der Beiträge werden am Handy erstellt. Entsprechend Typos überlesen ;)


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 Rot für Schick?  - #54


22.06.2020 09:48


Kickit1989


VfB Stuttgart-FanVfB Stuttgart-Fan


Mitglied seit: 09.06.2020

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Beiträge: 96

@Hagi01

- Veto
Zitat von Hagi01
...

Danke für diesen sehr eindrücklichen Einblick wie eine solche Entscheidung zustande kommt.
Für mich ist es eine klare Rote Karte und ich hätte mir hier ebenfalls ein Review gewünscht.
Entweder dass der VAR eingreift und sagt das Zweyer es sich nochmals anschauen soll oder das Zweyer hier von selbst sich rückversichert. Entweder  beim VAR oder per Review wenn er sich scheinbar nicht sicher ist.
 



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 Rot für Schick?  - #55


22.06.2020 10:20


StefanKlos


Bor. Dortmund-FanBor. Dortmund-Fan


Mitglied seit: 23.02.2019

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Beiträge: 131

Unglaublich, dass sowas nicht Rot ist. Wenn es der Schiri auch dem Feld nicht sieht, okay, aber mit VAR? Am letzten Spieltag schon die fehlende rote Karte gegen Davies.

Seit Corona unzählige klare Fehlentscheidungen, nicht alle gegen den BVB, aber ziemlich viele.



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 Rot für Schick?  - #56


22.06.2020 11:37


Festgeld


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Die Hand an der Gesäßtasche

- Veto
Warum Zwayer hier zunächst nach hinten greift und sich dann "umentscheidet", ist für mich die große Frage. Ein derartiges Zögern hat es letztes Jahr beim Derby nicht gegeben, als er Reus Rot zeigte. Reus' Angriff damals galt auch dem Ball, nur hatte sich Reus verschätzt und den Gegner von hinten getroffen. Genau so liegt der Fall hier. Schick will den Ball spielen, Witsels Bein ist dazwischen und deshalb tritt er ihm mit offener Sohle in die Wade.

Wenn es der VAR war, der Zwayer zugerufen hat, dass er nicht Rot geben soll, wäre es ein Verstoß gegen die Regeln. Denn die Entscheidung trifft allein der Schiedsrichter. Der VAR ist "video ASSISTANT referee" und kann nur NACH der Entscheidung empfehlen, anders zu entscheiden, wenn die Entscheidung des Schiedsrichters klar und offensichtlich falsch war.

Hier kann - wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist - also nur ein Umdenken bei Zwayer selbst oder im Gespräch mit seinen Assistenten vor Ort passiert sein. Da kann ich mir dann nur vorstellen, dass keiner was gesehen hat und Zwayer im Zweifel für den Angeklagten entschieden hat.

Spätestens dann hätte sich der VAR melden müssen. Denn ich sehe nicht, wie man hier zu einer anderen Entscheidung als Rot kommen kann.



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 Rot für Schick?  - #57


22.06.2020 15:16


fl04


Schalke 04-FanSchalke 04-Fan


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- Veto
Kein brutales Foul, da das Bein nicht gestreckt war und somit kein Druck drauf war. Trotzdem war es von hinten und mit den Stollen voran in die Ferse.
Reicht aus um hier rot zu zeigen.



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 Rot für Schick?  - #58


22.06.2020 15:18


4players


Bayern München-FanBayern München-Fan


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Beiträge: 94

- Veto
Wie auf den Bildern zu sehen. Klare Sache, ohne mit dem Bein überhaupt in die Nähe des Balles zu kommen. So kannste von hinten nicht rein gehen



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Kompetenzteam-Abstimmung


-
WT-Community

Ergebnis der Community-Abstimmung.

×

20.06.2020 15:30


30.
Håland
90+3.
Håland

Schiedsrichter

Felix ZwayerFelix Zwayer
Note
4,1
RB Leipzig -   3,8  Bor. Dortmund 5,2
Thorsten Schiffner
Marco Achmüller
Alexander Sather
Bastian Dankert
Sascha Thielert

Statistik von Felix Zwayer

RB Leipzig Bor. Dortmund Spiele
18  
  32

Siege (DFL)
9  
  14
Siege (WT)
7  
  15

Unentschieden (DFL)
4  
  10
Unentschieden (WT)
5  
  7

Niederlagen (DFL)
5  
  8
Niederlagen (WT)
6  
  10

Aufstellung

Werner 70.
Gulácsi
Klostermann 46.
Mukiele
Gelbe Karte Schick
Upamecano
Sabitzer 39.
Forsberg 75.
Halstenberg
Gelbe Karte Kampl 70.
Gelbe Karte Angeliño
Hummels 
81. Reyna  Gelbe Karte
90. Hazard 
Can  Gelbe Karte
Witsel  Gelbe Karte
91. Guerreiro 
Håland 
Bürki 
Piszczek 
78. Morey 
Brandt 
Olmo  39.
Haidara  70.
Nkunku  70.
Adams  46.
Konaté  75.
81. Balerdi
78. Sancho
91. Zagadou
90. Schulz

Alle Daten zum Spiel

RB Leipzig Bor. Dortmund Schüsse auf das Tor
24  
  14

Torschüsse gesamt
16  
  11

Ecken
4  
  1

Abseits
0  
  3

Fouls
13  
  7

Ballbesitz
47%  
  53%




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