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Gewalt gegen Referees: Unten ansetzen - und oben in der Bundesliga
Profifußballer taugen selten als Vorbilder für den Umgang mit Schiedsrichtern
Gewalt gegen Fußball-Schiedsrichter - dieser Tagesordnungspunkt stand ganz weit oben, als sich die Obleute und Lehrwarte aus den Landesverbänden am Wochenende bei einer DFB-Tagung in Frankfurt/Main trafen. Was tun gegen die verbalen und körperlichen Attacken, denen die Referees im Amateurfußball zunehmend ausgesetzt sind? Ganz unten ansetzen bei den Kindern und Jugendlichen, rät der Philosoph und Sportwissenschaftler Gunter Gebauer. Und: ganz oben. „Die Bundesliga ist ein schlechtes Vorbild. Man sieht ja öfter, wie Trainer und sogar Nationalspieler die Schiedsrichter anschreien“, sagt der 75-Jährige Berliner der Deutschen Presse-Agentur.
Der jüngste Fall, als im südhessischen Kreisliga-Spiel FSV Münster - TV Semd der 22-Jährige Unparteiische bewusstlos geschlagen und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde, hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. „Es war nicht nur ein Angriff auf mich als Schiedsrichter. Das war ein Angriff auf unseren Amateurfußball“, sagt das Opfer. In Berlin streikten die Schiedsrichter, weil sie endlich mal ein Zeichen setzen wollten gegen die Verrohung der Sitten.
Simon Henninger ist - bei einem Jugendspiel - auch schon mal so verprügelt worden, dass er danach mit einer Gehirnerschütterung in der Klinik lag. Das Schmerzensgeld von 1000 Euro hat er der Schiedsrichtervereinigung Maintaunuskreis gespendet. Der 19-Jährige Student aus Bad Soden pfeift längst wieder, inzwischen in der siebten Liga. Für 30 Euro pro Partie, plus Fahrtgeld. Außerdem engagiert er sich im Kreisschiedsrichter-Ausschuss. Die neue öffentliche Debatte um die Sicherheit der Spielleiter verfolgt er natürlich aufmerksam.
„Mir wird dabei zu wenig lösungsorientiert diskutiert. Es ist megaschade, dass man Spieler, Trainer und Schiedsrichter nicht als eine Fußball-Gesellschaft sieht, dass nicht alle an einem Strang ziehen“, sagt Henninger. Er betrachtet auch das Verhalten der Profis als eine Ursache des Dilemmas. Das ewige Schimpfen und Protestieren, die Schwalben, das Zeitspiel, sich nach harmlosen Remplern am Boden wälzen - all das wird den Kickern aus den unteren Ligen jede Woche im Fernsehen vorgeführt. „Was da passiert, wird nach unten durchgereicht“, sagt Henninger.
Den Verantwortlichen in den oberen Ligen wissen sehr wohl um ihre Rolle, bloß: Es ändert sich nichts. „Da müssen wir alle dran arbeiten, dass wir uns diese Vorbildfunktion viel, viel bewusster machen müssen“, sagt Trainer Dieter Hecking vom Hamburger SV. Doch als zur neuen Saison die Gelben und Roten Karten für Trainer und Betreuer eingeführt wurden, war das Geschrei groß - zuletzt auch bei Rot-Sünder Marco Rose, dem Chefcoach von Borussia Mönchengladbach.
Die Spitzenreferees solidarisierten sich in einem Video (FIFA-Spielleiter Felix Brych: „Wir Schiris stehen zusammen“) mit den Amateur-Referees. „Wir lassen Sie nicht allein“, versicherten die Verbandsoberen um DFB-Präsident Fritz Keller in einem Brief an die Unparteiischen landauf, landab. Von den Staatsanwaltschaften und der Polizei wünsche man sich „mitunter einen größeren Ermittlungseifer, wenn es um Straftaten auf dem Fußballplatz geht“.
Dieser Tage sperrte das Sportgericht des Fußball-Kreises Essen für mindestens ein Jahr eine nahezu komplette Mannschaft nach einem tätlichen Angriff - gegen den Schiedsrichter aus dem eigenen Verein.
Nicht nur der Hessische Fußball-Verband hat angekündigt, gegen die „Auswüchse an Gewalt“ mit allen Konsequenzen vorzugehen. Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), sieht eine „hohe Verunsicherung“ bei den Unparteiischen. „Das nehme ich sehr ernst“, sagt er. „Es muss nicht erst zum Schlimmsten kommen.“
Es könnte so einfach sein, ist aber von oben wohl einfach nicht gewollt. Es ist daher einfach nur unehrlich was dort geredet wird.
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