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Schiedsrichterball: Korrektur einer Entscheidung
Johannes Gründel erklärt in Schiedsrichterball auf WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.
Die Korrektur oder gar die Rücknahme einer Entscheidung ist eng mit der zuletzt thematisierten Kommunikation im Schiedsrichtergespann verbunden. Mangels Videobeweis - auf dessen Sinn oder Unsinn hier nicht eingegangen werden soll - ist dies ein relativ seltener Vorgang. Allerdings gab es das in den letzten zwei Spieltagen in der Fußball-Bundesliga je einmal: zunächst nahm Wolfgang Stark (zurecht) im Spiel Mönchengladbach gegen Werder Bremen (1:1) einen Gladbacher Abseitstreffer zurück. Am vergangenen Samstag wollte Michael Weiner seinem niederbayerischen Kollegen in nichts nachstehen und nahm einen Elfmeter für Dortmund im Spiel gegen Freiburg (5:1) nach Rücksprache mit seinem Assistenten zurück.
Eine Korrektur der Entscheidung ist grundsätzlich nur möglich, solange das Spiel noch nicht fortgesetzt ist. Andernfalls gingen mögliche Rücknahmen ins Uferlose. Man stelle sich vor, dass der Schiedsrichter in der Halbzeitpause hört, wie der Torschütze (z. B. aus der 13. Minute) zu seinem Mitspieler sagt: „Hey, das Ding da beim 1:0 hab ich eigentlich mit der Hand reingemacht“. In diesem Fall bliebe bei der aktuellen Regellage dem Schiedsrichter nur die Möglichkeit, eine Meldung an den DFB zu machen. Dieser entscheidet dann über eine mögliche, aufgrund der Tatsachenentscheidung aber unwahrscheinliche Neuansetzung des Spiels.
Doch warum kommt es so selten zu Entscheidungskorrekturen? Haben die Schiedsrichter nicht den Mumm dazu? Das würde ich nicht sagen. Gerade Wolfgang Stark und Michael Weiner haben in den letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, dass sie dafür das nötige Rückgrat haben. Allerdings muss man als Schiedsrichter seiner eigenen Entscheidung einen gewissen Vertrauensvorschuss geben, andernfalls wird noch mehr gemeckert und im "worst case" dann infolge des Meckerns eine eigentlich richtige Entscheidung zurückgenommen. Auch kann der Schiedsrichter aus Zeitgründen nicht bei jeder kleinen Entscheidung den vermeintlichen Übeltäter oder den gefoulten Spieler befragen. Dieses Mittel bleibt letztlich nur, wenn es um eine schwerwiegende Entscheidung (Tor, Elfmeter, Platzverweis, etc.) geht und der Schiedsrichter nicht zu 100 Prozent von seiner Entscheidung überzeugt ist. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch die Kommunikation im Gespann, die bei Weiner und Stark hervorragend geklappt hat, wichtig. Auch muss der Assistent den Mut haben und seinem Chef ggf. mitteilen, dass die Entscheidung definitiv falsch war. Das schaut dann zwar unglücklich aus, aber letztlich steht die korrekte Entscheidung. Und das ist das, was zählt.
Zeichnet sich da im Moment ein Umdenken bei den Schiedsrichtern ab? Ich glaube nicht. Diese Denkweise war schon immer bei den Schiedsrichtern vorhanden, allerdings gibt es durch die Headsets jetzt viel schnellere Mittel der Kommunikation. Musste vor 20 Jahren der Assistent noch die Fahne heben und hoffen, dass der Schiedsrichter zu ihm rausschaut, kann er jetzt direkt sagen, was los ist. Auch können die anderen beiden Gespannsmitglieder sofort ihre Meinung dazu abgeben. Das führt dann zu mehr Entscheidungskorrekturen und damit auch zu mehr korrekten Entscheidungen.
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