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19.12.2013 13:37 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Zu viele Bälle im Spiel

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen. Heute: Kurioses aus der Süper Lig.

Johannes Gründel
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Ryan Donk
Quelle: GettyImages
Ob der türkische Verband über die Aktion von Ryan Donk (r.) im Spiel gegen Besiktas auch lachen kann?

Johannes Gründel
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Manchmal lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Eine äußerst kuriose Szene gab es am Sonntag nämlich in der türkischen Süper Lig zu sehen. Im Derby zwischen Kasimpasa und Besiktas rollte nach einer knappen halben Stunde ein zweiter Ball ins Feld.

Kasimpasas Verteidiger Ryan Donk (Foto) lief zurück und hob ihn auf. In diesem Moment lief ein Besiktas-Angriff, sodass Donk den Ball in den Händen behielt, um weiter verteidigen zu können. Nachdem der echte Spielball im Strafraum gelandet war, das große Kuriosum: Donk warf seinen Ball auf den Spielball und traf punktgenau.

Schiedsrichter Baris Simsek, seines Zeichens FIFA-Schiedsrichter und seit sieben Jahren in der Süper Lig unterwegs und mit knapp 100 geleiteten Spielen ein erfahrener Mann, der schon viel miterlebt hatte, war diese Situation auch völlig neu. Er unterbrach das Spiel, entschied auf Schiedsrichterball und verwarnte Donk. Damit lag er leider falsch.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit meiner allerersten „Bauch-Entscheidung“ ebenfalls falsch gelegen habe. Zunächst sortierte ich diese Szene als Unsportlichkeit ein, somit indirekter Freistoß für Besiktas und Gelb bzw. Rot - je nachdem, ob man die Szene als klare Torchance interpretiert oder nicht. Dieser erste Gedankengang ist aber von der Regel nicht gedeckt. Genauer gesagt gibt es hier als Schiedsrichter zwei Handlungsalternativen.

Zunächst hätte der Schiedsrichter das Spiel in dem Moment unterbrechen können, als Donk zurücklief, um den zweiten Ball aufzuheben. Dadurch, dass er dann der vorletzte Abwehrspieler wird, verändert sich die Abseitslinie. Hier lässt es sich vertreten, zu sagen, dass durch den zweiten Ball so ins Spiel eingegriffen wird (Im englischen Original: „Interfere with the play“), dass sich die Abseitslinie verschiebt. Allerdings muss man festhalten, dass Donk nicht gezwungen ist, den abseits des Spielgeschehens liegenden Ball zu holen. Der Schiedsrichter hätte das Spiel immer noch unterbrechen können, wenn es sich in diese Richtung verlagert - was Donk als Verteidiger wiederum ziemlich gut gefallen dürfte. Auch hätte Donk den Ball gleich ins Aus kicken können und nicht aufheben müssen. Daher erscheint mir vorzugswürdig, das Spiel in der Situation zunächst weiterlaufen zu lassen.

Bleibt also nur noch die Entscheidung, wenn der Ersatzball geworfen wurde und den Spielball getroffen hat. Hier hätte es, so kurios das auch klingt, Handelfmeter geben müssen. Und zwar nicht, weil Donk den Ersatzball in der Hand hat, sondern weil er ihn abwirft. Geworfene Gegenstände – in den klassischen Regelfragen sind das meistens Schienbeinschoner – gelten als „verlängerter Arm“, sodass man sich vorstellen muss, Donk würde den Ball hier mit der Hand berühren. Die entsprechende Passage im Regelwerk (S. 84) lautet: „Das Treffen des Balls durch einen geworfenen Gegenstand (Schuh, Schienbeinschoner usw.), was ein Vergehen darstellt“. Über die Absicht braucht man in dieser Szene natürlich nicht zu diskutieren.

Was die persönliche Strafe angeht, so hängt diese davon ab, ob man die Situation bereits als klare Torchance auffasst oder nicht. Da Besiktas' Stürmer Hugo Almeida gerade dabei war, zum Schuss aufzuziehen und Donk ihn ohne den Wurf nicht mehr erreicht hätte, liegt meines Erachtens nach hier eine solche klare Torchance und damit eine ,,Notbremse" vor. Somit wäre die Rote Karte die richtige Wahl gewesen. Gelb für Unsportliches Handspiel lässt sich allerdings wohl auch noch vertreten, da der Ex-Bremer Almeida sich noch hätte drehen müssen und neben Donk auch noch ein weiterer Verteidiger dabei war.

Möglicherweise wird das Spiel, sofern Besiktas Protest einlegt, aufgrund des Regelverstoßes des Schiedsrichters wiederholt. Ein Regelverstoß zeichnet sich im Gegensatz zur Tatsachenentscheidung dadurch aus, dass die Tatsachen am Feld richtig wahrgenommen, aber dennoch die falschen Konsequenzen gezogen werden. Ein Regelverstoß begründet ein Wiederholungsspiel, wenn er wohl Einfluss auf das Ergebnis hatte. Wenn der türkische Fußball-Verband sich meiner Einschätzung anschließt (Schiedsrichterball nein, Handelfmeter ja), muss er das Spiel auf Protest hin wiederholen lassen. Dennoch sieht man: Selbst nach 150 Jahren, die der Fußball in der heutigen Form nun bereits existiert, gibt es immer wieder etwas neues. Und dafür lieben wir diesen Sport...

Manchmal lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Eine äußerst kuriose Szene gab es am Sonntag nämlich in der türkischen Süper Lig zu sehen. Im Derby zwischen Kasimpasa und Besiktas rollte nach einer knappen halben Stunde ein zweiter Ball ins Feld.

Kasimpasas Verteidiger Ryan Donk (Foto) lief zurück und hob ihn auf. In diesem Moment lief ein Besiktas-Angriff, sodass Donk den Ball in den Händen behielt, um weiter verteidigen zu können. Nachdem der echte Spielball im Strafraum gelandet war, das große Kuriosum: Donk warf seinen Ball auf den Spielball und traf punktgenau.

Schiedsrichter Baris Simsek, seines Zeichens FIFA-Schiedsrichter und seit sieben Jahren in der Süper Lig unterwegs und mit knapp 100 geleiteten Spielen ein erfahrener Mann, der schon viel miterlebt hatte, war diese Situation auch völlig neu. Er unterbrach das Spiel, entschied auf Schiedsrichterball und verwarnte Donk. Damit lag er leider falsch.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit meiner allerersten „Bauch-Entscheidung“ ebenfalls falsch gelegen habe. Zunächst sortierte ich diese Szene als Unsportlichkeit ein, somit indirekter Freistoß für Besiktas und Gelb bzw. Rot - je nachdem, ob man die Szene als klare Torchance interpretiert oder nicht. Dieser erste Gedankengang ist aber von der Regel nicht gedeckt. Genauer gesagt gibt es hier als Schiedsrichter zwei Handlungsalternativen.

Zunächst hätte der Schiedsrichter das Spiel in dem Moment unterbrechen können, als Donk zurücklief, um den zweiten Ball aufzuheben. Dadurch, dass er dann der vorletzte Abwehrspieler wird, verändert sich die Abseitslinie. Hier lässt es sich vertreten, zu sagen, dass durch den zweiten Ball so ins Spiel eingegriffen wird (Im englischen Original: „Interfere with the play“), dass sich die Abseitslinie verschiebt. Allerdings muss man festhalten, dass Donk nicht gezwungen ist, den abseits des Spielgeschehens liegenden Ball zu holen. Der Schiedsrichter hätte das Spiel immer noch unterbrechen können, wenn es sich in diese Richtung verlagert - was Donk als Verteidiger wiederum ziemlich gut gefallen dürfte. Auch hätte Donk den Ball gleich ins Aus kicken können und nicht aufheben müssen. Daher erscheint mir vorzugswürdig, das Spiel in der Situation zunächst weiterlaufen zu lassen.

Bleibt also nur noch die Entscheidung, wenn der Ersatzball geworfen wurde und den Spielball getroffen hat. Hier hätte es, so kurios das auch klingt, Handelfmeter geben müssen. Und zwar nicht, weil Donk den Ersatzball in der Hand hat, sondern weil er ihn abwirft. Geworfene Gegenstände – in den klassischen Regelfragen sind das meistens Schienbeinschoner – gelten als „verlängerter Arm“, sodass man sich vorstellen muss, Donk würde den Ball hier mit der Hand berühren. Die entsprechende Passage im Regelwerk (S. 84) lautet: „Das Treffen des Balls durch einen geworfenen Gegenstand (Schuh, Schienbeinschoner usw.), was ein Vergehen darstellt“. Über die Absicht braucht man in dieser Szene natürlich nicht zu diskutieren.

Was die persönliche Strafe angeht, so hängt diese davon ab, ob man die Situation bereits als klare Torchance auffasst oder nicht. Da Besiktas' Stürmer Hugo Almeida gerade dabei war, zum Schuss aufzuziehen und Donk ihn ohne den Wurf nicht mehr erreicht hätte, liegt meines Erachtens nach hier eine solche klare Torchance und damit eine ,,Notbremse" vor. Somit wäre die Rote Karte die richtige Wahl gewesen. Gelb für Unsportliches Handspiel lässt sich allerdings wohl auch noch vertreten, da der Ex-Bremer Almeida sich noch hätte drehen müssen und neben Donk auch noch ein weiterer Verteidiger dabei war.

Möglicherweise wird das Spiel, sofern Besiktas Protest einlegt, aufgrund des Regelverstoßes des Schiedsrichters wiederholt. Ein Regelverstoß zeichnet sich im Gegensatz zur Tatsachenentscheidung dadurch aus, dass die Tatsachen am Feld richtig wahrgenommen, aber dennoch die falschen Konsequenzen gezogen werden. Ein Regelverstoß begründet ein Wiederholungsspiel, wenn er wohl Einfluss auf das Ergebnis hatte. Wenn der türkische Fußball-Verband sich meiner Einschätzung anschließt (Schiedsrichterball nein, Handelfmeter ja), muss er das Spiel auf Protest hin wiederholen lassen. Dennoch sieht man: Selbst nach 150 Jahren, die der Fußball in der heutigen Form nun bereits existiert, gibt es immer wieder etwas neues. Und dafür lieben wir diesen Sport...

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