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30.01.2014 19:42 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Platz da! Arm in dringendem Einsatz

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Carlos Zambrano / Hertha BSC
Quelle: GettyImages
Carlos Zambrano (vorn, mit Haijme Hosogai) stand bei Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag mal wieder im Mittelpunkt...

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Eine äußerst unschöne Szene konnten wir am vergangenen Wochenende im Samstagabendspiel zwischen der Eintracht aus Frankfurt und Hertha BSC (1:0) sehen. Berlins Adrian Ramos liefert sich im gegnerischen Strafraum ein Laufduell mit Frankfurts Carlos Zambrano. Dieser trifft ihn dabei zweimal mit dem Ellenbogen im Gesicht (oder zumindest am Hals). Schiedsrichter Dr. Jochen Drees nahm die Situation falsch wahr und ließ weiterspielen, statt den fälligen Strafstoß zu verhängen.

Bei solchen Fehlentscheidungen ist Ursachenforschung immer interessant. Wieso hat Dr. Drees den Elfmeter nicht gegeben? Dazu muss man wissen: Ellenbogen- und Armeinsätze sind bei der Zweikampfbeurteilung mit das schwerste, was ein Schiedsrichter wahrzunehmen und zu bewerten hat. Vor dem Fernseher sieht das – erst Recht mit Zeitlupe – einfach aus. Auf dem Platz und in Originalgeschwindigkeit ist es aber überraschend problematisch.

Das fängt schon bei Luft-Zweikämpfen an, wo der Schiedsrichter eigentlich hauptsächlich auf den Armeinsatz zu achten hat. Bei Boden-Zweikämpfen ist das noch einmal ungleich anspruchsvoller, da statistisch die Mehrheit der Fouls im „Fuß-Bereich“ stattfindet. Deshalb konzentriert man sich als Schiedsrichter hier auch darauf, Kontakte an den Füßen und Beinen zu entdecken. Da hat man schlicht die höhere Trefferchance. Aus diesem Grund fällt dann aber leider der eine oder andere „clevere“ Armeinsatz unter den Tisch. Da Schiedsrichter aber nur Menschen sind und – anders als Videokameras – nicht das komplette Blickfeld fokussieren können, ist im Sinne der Fehlerreduktion auch besser, sich auf die Füße zu konzentrieren. Und solange dieser Sport ohne Videobeweis betrieben wird – und das scheint auf absehbarer Zeit (wie ich finde: zum Glück) auch so zu bleiben – wird sich das auch nicht ändern.

Der wichtigste Punkt an der Spielsituation in Frankfurt ist aber Drees‘ Sicht. Zum einen ist sein Sichtfeld nicht frei. Ihm stehen zwei Spieler im direkten Blickfeld. Zum anderen ist auch sein Blickwinkel nicht optimal, besonders nicht in Bezug auf den ersten Schlag. Dieser findet nämlich links von Ramos statt, während sich Drees rechts von ihm befindet. Vor diesem Hintergrund versteht man vielleicht besser, warum der Mediziner aus Münster-Sarmsheim (Rheinland-Pfalz) diese vermeintlich klare Situation falsch aufgelöst hat.

Bleibt noch die Frage nach der persönlichen Strafe. Hier gibt es nur eine richtige Antwort: Zambrano hätte vom Platz fliegen müssen. Zugegeben: Angesichts der Tatsache, dass Zambrano schon verwarnt war, ist das eine Nullaussage. Daher folgende Konkretisierung: Zambrano hätte mit der roten Karte vorzeitig gehen müssen. Hier liegt nämlich eine Schlagbewegung vor. Mag man das beim ersten Schlag vielleicht noch verneinen, so ist dann spätestens beim zweiten Schlag die Sache klar. Auch wenn Ex-Referee Dr. Markus Merk anschließend bei SKY „maximal Gelb-Rot sehen“ wollte, hier liegt er daneben. Zambranos Einsatz erfüllt eindeutig den Tatbestand der Gesundheitsgefährdung bzw. des brutalen Spiels und ist somit eine Tätlichkeit. Und dafür gibt es nur den Platzverweis mit einer einzelnen Karte.

Eine nachträgliche Bestrafung durch das Sportgericht hat Zambrano hingegen nicht zu befürchten. Da Dr. Drees diese Szene wahrgenommen und sie (wenn auch falsch) bewertet hat, ist es eine Tatsachenentscheidung, die nicht gekippt werden kann. Da hatte der Peruaner also gleich doppeltes Glück in dieser Szene…

Eine äußerst unschöne Szene konnten wir am vergangenen Wochenende im Samstagabendspiel zwischen der Eintracht aus Frankfurt und Hertha BSC (1:0) sehen. Berlins Adrian Ramos liefert sich im gegnerischen Strafraum ein Laufduell mit Frankfurts Carlos Zambrano. Dieser trifft ihn dabei zweimal mit dem Ellenbogen im Gesicht (oder zumindest am Hals). Schiedsrichter Dr. Jochen Drees nahm die Situation falsch wahr und ließ weiterspielen, statt den fälligen Strafstoß zu verhängen.

Bei solchen Fehlentscheidungen ist Ursachenforschung immer interessant. Wieso hat Dr. Drees den Elfmeter nicht gegeben? Dazu muss man wissen: Ellenbogen- und Armeinsätze sind bei der Zweikampfbeurteilung mit das schwerste, was ein Schiedsrichter wahrzunehmen und zu bewerten hat. Vor dem Fernseher sieht das – erst Recht mit Zeitlupe – einfach aus. Auf dem Platz und in Originalgeschwindigkeit ist es aber überraschend problematisch.

Das fängt schon bei Luft-Zweikämpfen an, wo der Schiedsrichter eigentlich hauptsächlich auf den Armeinsatz zu achten hat. Bei Boden-Zweikämpfen ist das noch einmal ungleich anspruchsvoller, da statistisch die Mehrheit der Fouls im „Fuß-Bereich“ stattfindet. Deshalb konzentriert man sich als Schiedsrichter hier auch darauf, Kontakte an den Füßen und Beinen zu entdecken. Da hat man schlicht die höhere Trefferchance. Aus diesem Grund fällt dann aber leider der eine oder andere „clevere“ Armeinsatz unter den Tisch. Da Schiedsrichter aber nur Menschen sind und – anders als Videokameras – nicht das komplette Blickfeld fokussieren können, ist im Sinne der Fehlerreduktion auch besser, sich auf die Füße zu konzentrieren. Und solange dieser Sport ohne Videobeweis betrieben wird – und das scheint auf absehbarer Zeit (wie ich finde: zum Glück) auch so zu bleiben – wird sich das auch nicht ändern.

Der wichtigste Punkt an der Spielsituation in Frankfurt ist aber Drees‘ Sicht. Zum einen ist sein Sichtfeld nicht frei. Ihm stehen zwei Spieler im direkten Blickfeld. Zum anderen ist auch sein Blickwinkel nicht optimal, besonders nicht in Bezug auf den ersten Schlag. Dieser findet nämlich links von Ramos statt, während sich Drees rechts von ihm befindet. Vor diesem Hintergrund versteht man vielleicht besser, warum der Mediziner aus Münster-Sarmsheim (Rheinland-Pfalz) diese vermeintlich klare Situation falsch aufgelöst hat.

Bleibt noch die Frage nach der persönlichen Strafe. Hier gibt es nur eine richtige Antwort: Zambrano hätte vom Platz fliegen müssen. Zugegeben: Angesichts der Tatsache, dass Zambrano schon verwarnt war, ist das eine Nullaussage. Daher folgende Konkretisierung: Zambrano hätte mit der roten Karte vorzeitig gehen müssen. Hier liegt nämlich eine Schlagbewegung vor. Mag man das beim ersten Schlag vielleicht noch verneinen, so ist dann spätestens beim zweiten Schlag die Sache klar. Auch wenn Ex-Referee Dr. Markus Merk anschließend bei SKY „maximal Gelb-Rot sehen“ wollte, hier liegt er daneben. Zambranos Einsatz erfüllt eindeutig den Tatbestand der Gesundheitsgefährdung bzw. des brutalen Spiels und ist somit eine Tätlichkeit. Und dafür gibt es nur den Platzverweis mit einer einzelnen Karte.

Eine nachträgliche Bestrafung durch das Sportgericht hat Zambrano hingegen nicht zu befürchten. Da Dr. Drees diese Szene wahrgenommen und sie (wenn auch falsch) bewertet hat, ist es eine Tatsachenentscheidung, die nicht gekippt werden kann. Da hatte der Peruaner also gleich doppeltes Glück in dieser Szene…

31.01.2014 00:36


Zirkusaffe


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Mitglied seit: 10.08.2013

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Beiträge: 2484

Ein sehr schöner Beitrag mal wieder, zu gleichen Teilen in Inhalt und Orthographie. Es ist einfach schön transparent, wenn einzelne, strittige Szenen mit allen Begleichumständen beobachtet werden und man nicht ein vorschnelles, oberflächliches Urteil fällt.


++++ Redbull verleiht Flügel - Leipzig gibt Außenstürmer ab ++++


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