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17.04.2013 01:27 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: "Unfair Play"?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt in Schieds­richterball auf WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Ciprian Marica
Quelle: GettyImages
Der Stein des Anstoßes: Ciprian Marica vom FC Schalke 04 blieb nach einem Kopfballduell verletzt liegen, Leverkusen spielte aber weiter und erzielte das 0:1.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Das Topspiel zwischen Schalke und Leverkusen (2:2) bot am Samsstagabend regeltechnisch eine interessante Szene: Nach einem Luftzweikampf mit Stefan Kießling blieb Schalkes Ciprian Marica liegen. Das Spiel lief weiter und Leverkusen erzielte durch Simon Rolfes das 0:1. Die Schalker fühlten sich benachteiligt. Einerseits, weil sie ein Foul von Kießling gesehen haben woltlen, andererseits, weil der Schiedsrichter doch bitte, wenn er schon das Foul nicht gesehen hatte, das Spiel wegen Maricas Verletzung hätte unterbrechen müssen.

Die Schalker Sicht ist aus Fanperspektive natürlich nachvollziehbar. Marica hat etwas abbekommen, liegt am Boden, Leverkusen spielt fröhlich weiter und erzielt dann - in der daraus resultierenden Überzahl - den Führungstreffer. Ganz ehrlich: da wäre ich auch sauer.

Aber: Aus Sicht der Regelhüter muss man einwenden, dass die Szene dann doch etwas anders aussah. Zunächst die Frage, ob ein Foul von Kießling vorlag: Marica köpft den Ball raus. Kießling erwischt nicht den Ball, trifft den Schalker aber mit dem Kopf. Hier könnte man schnell auf die Idee kommen, dass ein Foul vorlag, weil Kießling ja nicht den Ball gespielt hat. Das ist argumentativ aber nicht haltbar, weil „Ball gespielt“ als Rechtfertigung für Kopfballduelle nicht taugt (vielmehr ist diese Begründung für Grätschen und andere Zweikämpfe am Boden vorgesehen) und sich dementsprechend auch der Umkehrschluss nicht durchführen lässt. In der besprochenen Szene war das einfach nur ein unglücklicher Zusammenprall ohne jegliche Überhärte oder gar böse Absicht von Kießling. Das kommt bei Kopfballduellen oft vor. Das tut weh, begründet aber keinen Pfiff für ein Foulspiel.

Hätte Gräfe aber vielleicht den Angriff abpfeifen müssen? Regel 5 lässt eine Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter wegen Verletzungen nur im Ausnahmefall zu, wenn ein Spieler nach Ansicht des Schiedsrichters ernsthaft verletzt ist. Dabei gilt aus Gründen der Verhältnismäßigkeit als Faustregel noch: Je gefährlicher den Angriff, desto ernsthafter muss die Verletzung sein. Ein so erfolgversprechender Angriff wie der von Bayer Leverkusen in dieser Szene kann nur in sehr seltenen Fällen unterbrochen werden, z.B. bei offenen Brüchen, stark blutenden Wunden oder bei Bewusstlosigkeit eines Spielers. Zugegeben, die Regel ist da schwammig. Das hat aber auch zwei gute Gründe: Zum einen sind Schiedsrichter keine Ärzte und stehen meist auch noch zu weit weg, um eine Diagnose treffen zu können. Damit wäre ein eventueller „Katalog“ von Verletzungen, bei denen unterbrochen werden muss, sinnlos. Zum anderen könnten clevere Spieler – ohne hier Marica etwas unterstellen zu wollen – nach einem Zweikampf einfach „verletzt“ zu Boden gehen, um den Schiedsrichter zu zwingen, einen möglichen Konter abzupfeifen. Und das, obwohl sie eigentlich gar nichts haben.

Diese „Masche“ wird ohnehin schon als taktisches Mittel eingesetzt und führt den ursprünglich dahinterstehenden Fair-Play-Gedanken ad absurdum. Daher ist es richtig, wenn sich der Schiedsrichter bei deutlich erfolgversprechenden Angriffen eher zurückhält und diese Entscheidung der ballführenden Mannschaft überlässt, wie es Gräfe auf Schalke getan hat. Ob die ballführende Mannschaft die Verletzung wahrnimmt und den Ball dann ins Aus spielt, ist ihre eigene Sache, betrifft den Schiedsrichter aber nur peripher.

Übrigens: 2009 bekamen die Leverkusener im Pokal-Halbfinale gegen Mainz aus ähnlicher Situation heraus kurz vor Schluss den Ausgleich. Vergleicht man die damaligen Äußerungen in Interviews mit den aktuellen, so erkennt man herrlich, wie sehr sich die Aussagen der gleichen Verantwortlichen widersprechen. Es kommt eben immer darauf an, ob man „benachteiligt“ oder „bevorteilt“ wurde...

Das Topspiel zwischen Schalke und Leverkusen (2:2) bot am Samsstagabend regeltechnisch eine interessante Szene: Nach einem Luftzweikampf mit Stefan Kießling blieb Schalkes Ciprian Marica liegen. Das Spiel lief weiter und Leverkusen erzielte durch Simon Rolfes das 0:1. Die Schalker fühlten sich benachteiligt. Einerseits, weil sie ein Foul von Kießling gesehen haben woltlen, andererseits, weil der Schiedsrichter doch bitte, wenn er schon das Foul nicht gesehen hatte, das Spiel wegen Maricas Verletzung hätte unterbrechen müssen.

Die Schalker Sicht ist aus Fanperspektive natürlich nachvollziehbar. Marica hat etwas abbekommen, liegt am Boden, Leverkusen spielt fröhlich weiter und erzielt dann - in der daraus resultierenden Überzahl - den Führungstreffer. Ganz ehrlich: da wäre ich auch sauer.

Aber: Aus Sicht der Regelhüter muss man einwenden, dass die Szene dann doch etwas anders aussah. Zunächst die Frage, ob ein Foul von Kießling vorlag: Marica köpft den Ball raus. Kießling erwischt nicht den Ball, trifft den Schalker aber mit dem Kopf. Hier könnte man schnell auf die Idee kommen, dass ein Foul vorlag, weil Kießling ja nicht den Ball gespielt hat. Das ist argumentativ aber nicht haltbar, weil „Ball gespielt“ als Rechtfertigung für Kopfballduelle nicht taugt (vielmehr ist diese Begründung für Grätschen und andere Zweikämpfe am Boden vorgesehen) und sich dementsprechend auch der Umkehrschluss nicht durchführen lässt. In der besprochenen Szene war das einfach nur ein unglücklicher Zusammenprall ohne jegliche Überhärte oder gar böse Absicht von Kießling. Das kommt bei Kopfballduellen oft vor. Das tut weh, begründet aber keinen Pfiff für ein Foulspiel.

Hätte Gräfe aber vielleicht den Angriff abpfeifen müssen? Regel 5 lässt eine Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter wegen Verletzungen nur im Ausnahmefall zu, wenn ein Spieler nach Ansicht des Schiedsrichters ernsthaft verletzt ist. Dabei gilt aus Gründen der Verhältnismäßigkeit als Faustregel noch: Je gefährlicher den Angriff, desto ernsthafter muss die Verletzung sein. Ein so erfolgversprechender Angriff wie der von Bayer Leverkusen in dieser Szene kann nur in sehr seltenen Fällen unterbrochen werden, z.B. bei offenen Brüchen, stark blutenden Wunden oder bei Bewusstlosigkeit eines Spielers. Zugegeben, die Regel ist da schwammig. Das hat aber auch zwei gute Gründe: Zum einen sind Schiedsrichter keine Ärzte und stehen meist auch noch zu weit weg, um eine Diagnose treffen zu können. Damit wäre ein eventueller „Katalog“ von Verletzungen, bei denen unterbrochen werden muss, sinnlos. Zum anderen könnten clevere Spieler – ohne hier Marica etwas unterstellen zu wollen – nach einem Zweikampf einfach „verletzt“ zu Boden gehen, um den Schiedsrichter zu zwingen, einen möglichen Konter abzupfeifen. Und das, obwohl sie eigentlich gar nichts haben.

Diese „Masche“ wird ohnehin schon als taktisches Mittel eingesetzt und führt den ursprünglich dahinterstehenden Fair-Play-Gedanken ad absurdum. Daher ist es richtig, wenn sich der Schiedsrichter bei deutlich erfolgversprechenden Angriffen eher zurückhält und diese Entscheidung der ballführenden Mannschaft überlässt, wie es Gräfe auf Schalke getan hat. Ob die ballführende Mannschaft die Verletzung wahrnimmt und den Ball dann ins Aus spielt, ist ihre eigene Sache, betrifft den Schiedsrichter aber nur peripher.

Übrigens: 2009 bekamen die Leverkusener im Pokal-Halbfinale gegen Mainz aus ähnlicher Situation heraus kurz vor Schluss den Ausgleich. Vergleicht man die damaligen Äußerungen in Interviews mit den aktuellen, so erkennt man herrlich, wie sehr sich die Aussagen der gleichen Verantwortlichen widersprechen. Es kommt eben immer darauf an, ob man „benachteiligt“ oder „bevorteilt“ wurde...

17.04.2013 13:45


CheckDaBumbaYee


Bayer Leverkusen-FanBayer Leverkusen-Fan


Mitglied seit: 12.04.2013

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Beiträge: 1

Unglückliche Situation.
Kießlings Einsatz ist mMn kein Foul, danach schaut Gräfe auf den Ball.
Als er Marica aufm Boden liegen sieht, baut Leverkusen schon einen vielversprechenden Angriff auf. Da kann er nicht einfach auf Verdacht abpfeiffen, denn wenn er Pech hat, steht Marica kurz danach ohne Probleme wieder und es geht weiter mit Schiri-Ball. Das wäre dann eine eindeutige Benachteiligung der Leverkusener.

Generell könnte man sich bei so einer Auslegung nach jedem Zweikampf auf dem Boden welzen, nach der Spielunterbrechung aufstehen und eine kleine Verletzung simulieren. So würde jeder zweite Angriff im Keim erstickt, und das will ja auch keiner.
Und Gelb wegen Schwalbe kannst du da ja auch nicht geben, wir Schiris sind ja keine Ärzte.

Auch ohne die Vereinsbrille seh ich hier Weiterspielen als richtige Entscheidung.


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17.04.2013 11:37


Dreiundnicht
Dreiundnicht

FC Augsburg-FanFC Augsburg-Fan

Dreiundnicht
Mitglied seit: 12.12.2010

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Beiträge: 1242

@ der arianer

Zitat von der arianer
Was oft selbsternannte Fußballexperten äußern tut dabei nichts zur Sache,besonders nicht wenn sie voreingenommen sind.

Damit meinst du deinen Beitrag oder?


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17.04.2013 10:08


der arianer


Schalke 04-FanSchalke 04-Fan


Mitglied seit: 17.04.2013

Aktivität:
Beiträge: 1

Es stimmt schon viele Profis nutzen ihre theatralischen Künste um eigene Ballverluste und Fehler zu kaschieren und es wurden so schon viele Punkte eingefahren, liegt aber ein Spieler nach Zweikampf längere Zeit schmerzend am Boden, so besagt das Regelwerk: Unterbrechung durch Schiedsrichter und nicht abwarten bis freiliegende Knochen oder spritzendes Blut zu sehen ist alles andere wäre auch fatal. Allein der Körperkontakt von Kießling bei Marica hätte als Foul gewertet werden müssen. Wie Herr Schaaf schonmal sagte:Es muss gleich entschieden werden. Somit liegt bei dieser Partie eine klare Bevorteilung der Leverkusener durch den Schiedsrichter Manuel Gräfe vor, die zur Punkteteilung führte und leider auch die Tabelle maßgeblich beeinflußt. Für mich persönlich heißt das, wie soll ich meine beiden Jungs Fairplay klarmachen? Am besten gar nicht- nicht beachten. Bei einen Stundenlohn von über 3000€ erwarte ich bessere Schiedsrichterleistung selbst in schwierigen Situationen. Was oft selbsternannte Fußballexperten äußern tut dabei nichts zur Sache,besonders nicht wenn sie voreingenommen sind.


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