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11.12.2013 23:38 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Alles unter Kontrolle?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Felix Zwayer / Gladbach
Quelle: GettyImages
Da hilft kein Lamentieren: Schiedsrichter Felix Zwayer (r.) ließ sich von den Schalkern bei seiner Elfmeterentscheidung plus Platzverweis für Benedikt Höwedes (nicht im Bild) nicht beirren.

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Felix Zwayer hatte bei seinem Spiel in Mönchengladbach gegen Schalke (2:1) am Samstag wahrlich keinen leichten Stand. Gleich zweimal musste der FIFA-Referee auf den ominösen Punkt zeigen. Gehen wir mal in entgegengesetzter Chronologie vor.

Beim zweiten Elfmeter hat der Berliner alles richtig entschieden. Schalkes Benedikt Höwedes wehrt einen Torschuss mit der Hand deutlich über den Schultern ab. Da es keine Schutzhand gibt und die Hand auf der Höhe nichts zu suchen hat - Höwedes wirft sich ja schon fast wie ein Torwart in den Schuss - lag hier ein im Regelsinn absichtliches Handspiel vor. Da er damit einen Torschuss abgewehrt hat, gibt es auch keinerlei Ermessensspielraum, da muss seit dieser Saison die Gelb-Rote Karte erfolgen.

Dass Felix Zwayer in der Halbzeitpause auf Schalker Reklamationen harsch antwortete („Lest erst mal in den Regeln!"), ist in diesem Zusammenhang nachvollziehbar. Warum? Weil kaum etwas einen Schiedsrichter mehr nervt, als wenn er in der Halbzeitpause, die er selbst zur Erholung und zur Aufarbeitung nutzen möchte, penetrant wegen einer Einzelentscheidung vollgetextet wird. Und erst recht, wenn das Regelwerk an der Stelle – so wie hier – völlig eindeutig und auf seiner Seite ist.

Beim ersten Elfmeter in der Partie im Borussia Park wird die Sache kniffliger. Das Foul an Schalkes Kevin-Prince Boateng an sich ist unstrittig. Da wird selbst ein Fan mit Mönchengladbacher Vereinsbrille zugeben müssen, dass Boateng von Julian Korb umgerissen wird. Der Knackpunkt an dieser Stelle ist die persönliche Strafe. Felix Zwayer hat sich hier, auch wohlwissend über die schwerwiegenden Folgen eines möglichen Platzverweises nach 16 Minuten, für die Gelbe Karte entschieden.

Diese Entscheidung ist zwar nachvollziehbar und am Platz hätte ich es wohl ähnlich entschieden, aber nach Ansicht der TV-Bilder dennoch falsch. Hier lag eine Notbremse vor! Zwar hat Boateng zum Zeitpunkt des Fouls keine Ballkontrolle, aber dies ist nur eines von mehreren Kriterien. Alle anderen Gesichtspunkte - Position, Anzahl der Verteidiger, Zug zum Tor - sprechen für die Notbremse. Die Kriterien müssen nicht kumulativ vorliegen und sind auch nicht mehr als Hilfestellungen für den Schiedsrichter, woran er eine klare Torchance erkennen kann. Dabei darf man allerdings nicht den Gesamtzusammenhang aus den Augen verlieren. Entscheidend ist immer noch, ob eine klare Torchance verhindert wurde und nicht, ob Boateng den Ball hatte oder – noch ein weit verbreiteter Irrglaube – der foulende Spieler letzter Mann ist. Boateng hätte nur noch den Fuß hinhalten müssen. Dass das freilich kein sicheres Tor ist, hat Matthias Ginter am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg gezeigt, aber darauf kommt es nicht an.

Die Regel spricht schließlich nicht von der „Verhinderung eines Tores“, sondern von der „Verhinderung einer klaren Torchance“. Die ist bei einem Angreifer, der vier Meter vor dem Tor nur noch den Fuß hinhalten muss, zweifelsohne gegeben. Um den Faden noch etwas weiter zu spinnen: Hätte Boateng (wie Ginter) den Ball über das Tor geschossen, hätte wohl jeder Zuschauer gesagt „Oh Gott, den muss er doch machen!“ Schade, dass Das aktuelle Sportstudio hier einen Irrglauben gefördert hat, indem in der ZDF-Sendung vermeldet wurde, dass die deutsche Auslegung erst bei Ballkontrolle von einer Notbremse ausginge. Das mag in ca. 99 von 100 Fällen stimmen – hier liegt aber der hundertste Fall vor, gerade weil Boateng so nahe am Tor ist und keinen Verteidiger mehr vor sich hat.

Dass Felix Zwayer am Feld trotzdem nur die Gelbe Karte gezückt hat, ist menschlich vollkommen nachvollziehbar. Die fehlende Ballkontrolle passt wunderbar in das Schema „Keine Notbremse“ und ohne Wiederholungen und/oder Totalansicht kann man auch schwierig evaluieren, ob Boateng wirklich an den Ball gekommen wäre. Und wenn sich ein Schiedsrichter nicht sicher ist, dann gibt es im Zweifel natürlich eher Gelb als Rot. Eine typischer „Fernseh-Platzverweis“ sozusagen...

Felix Zwayer hatte bei seinem Spiel in Mönchengladbach gegen Schalke (2:1) am Samstag wahrlich keinen leichten Stand. Gleich zweimal musste der FIFA-Referee auf den ominösen Punkt zeigen. Gehen wir mal in entgegengesetzter Chronologie vor.

Beim zweiten Elfmeter hat der Berliner alles richtig entschieden. Schalkes Benedikt Höwedes wehrt einen Torschuss mit der Hand deutlich über den Schultern ab. Da es keine Schutzhand gibt und die Hand auf der Höhe nichts zu suchen hat - Höwedes wirft sich ja schon fast wie ein Torwart in den Schuss - lag hier ein im Regelsinn absichtliches Handspiel vor. Da er damit einen Torschuss abgewehrt hat, gibt es auch keinerlei Ermessensspielraum, da muss seit dieser Saison die Gelb-Rote Karte erfolgen.

Dass Felix Zwayer in der Halbzeitpause auf Schalker Reklamationen harsch antwortete („Lest erst mal in den Regeln!"), ist in diesem Zusammenhang nachvollziehbar. Warum? Weil kaum etwas einen Schiedsrichter mehr nervt, als wenn er in der Halbzeitpause, die er selbst zur Erholung und zur Aufarbeitung nutzen möchte, penetrant wegen einer Einzelentscheidung vollgetextet wird. Und erst recht, wenn das Regelwerk an der Stelle – so wie hier – völlig eindeutig und auf seiner Seite ist.

Beim ersten Elfmeter in der Partie im Borussia Park wird die Sache kniffliger. Das Foul an Schalkes Kevin-Prince Boateng an sich ist unstrittig. Da wird selbst ein Fan mit Mönchengladbacher Vereinsbrille zugeben müssen, dass Boateng von Julian Korb umgerissen wird. Der Knackpunkt an dieser Stelle ist die persönliche Strafe. Felix Zwayer hat sich hier, auch wohlwissend über die schwerwiegenden Folgen eines möglichen Platzverweises nach 16 Minuten, für die Gelbe Karte entschieden.

Diese Entscheidung ist zwar nachvollziehbar und am Platz hätte ich es wohl ähnlich entschieden, aber nach Ansicht der TV-Bilder dennoch falsch. Hier lag eine Notbremse vor! Zwar hat Boateng zum Zeitpunkt des Fouls keine Ballkontrolle, aber dies ist nur eines von mehreren Kriterien. Alle anderen Gesichtspunkte - Position, Anzahl der Verteidiger, Zug zum Tor - sprechen für die Notbremse. Die Kriterien müssen nicht kumulativ vorliegen und sind auch nicht mehr als Hilfestellungen für den Schiedsrichter, woran er eine klare Torchance erkennen kann. Dabei darf man allerdings nicht den Gesamtzusammenhang aus den Augen verlieren. Entscheidend ist immer noch, ob eine klare Torchance verhindert wurde und nicht, ob Boateng den Ball hatte oder – noch ein weit verbreiteter Irrglaube – der foulende Spieler letzter Mann ist. Boateng hätte nur noch den Fuß hinhalten müssen. Dass das freilich kein sicheres Tor ist, hat Matthias Ginter am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg gezeigt, aber darauf kommt es nicht an.

Die Regel spricht schließlich nicht von der „Verhinderung eines Tores“, sondern von der „Verhinderung einer klaren Torchance“. Die ist bei einem Angreifer, der vier Meter vor dem Tor nur noch den Fuß hinhalten muss, zweifelsohne gegeben. Um den Faden noch etwas weiter zu spinnen: Hätte Boateng (wie Ginter) den Ball über das Tor geschossen, hätte wohl jeder Zuschauer gesagt „Oh Gott, den muss er doch machen!“ Schade, dass Das aktuelle Sportstudio hier einen Irrglauben gefördert hat, indem in der ZDF-Sendung vermeldet wurde, dass die deutsche Auslegung erst bei Ballkontrolle von einer Notbremse ausginge. Das mag in ca. 99 von 100 Fällen stimmen – hier liegt aber der hundertste Fall vor, gerade weil Boateng so nahe am Tor ist und keinen Verteidiger mehr vor sich hat.

Dass Felix Zwayer am Feld trotzdem nur die Gelbe Karte gezückt hat, ist menschlich vollkommen nachvollziehbar. Die fehlende Ballkontrolle passt wunderbar in das Schema „Keine Notbremse“ und ohne Wiederholungen und/oder Totalansicht kann man auch schwierig evaluieren, ob Boateng wirklich an den Ball gekommen wäre. Und wenn sich ein Schiedsrichter nicht sicher ist, dann gibt es im Zweifel natürlich eher Gelb als Rot. Eine typischer „Fernseh-Platzverweis“ sozusagen...

12.12.2013 09:14


LordHorst
LordHorst

Bayern München-FanBayern München-Fan


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@ GladbacherFohlen

Zitat von GladbacherFohlen
Das mit der Vereinsbrille stimmt nicht!


Was stimmt an der Vereinsbrille nicht? Hagi schreibt doch nur, dass "selbst ein Gladbacher mit Vereinsbrille" zugeben muss, dass Boateng umgerissen wird.

Da steht doch gar nicht, dass auch nur irgendein Gladbacher gesagt hat, dass dies kein Elfer oder keine rote Karte sei.


Scheint die Sonne auch für Nazis? Ich könnt's nicht verstehen. Dürfen Faschos auch verreisen? Das wäre ungerecht. Können Rassisten etwa auch den blauen Himmel sehen? Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht, tut sie es nicht.


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12.12.2013 08:34


GladbacherFohlen
GladbacherFohlen

Bor. M'Gladbach-FanBor. M'Gladbach-Fan

GladbacherFohlen
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Beiträge: 6680

Das mit der Vereinsbrille stimmt nicht! Ich hab mich eher noch gewundert warum er kein Rot zeigt!

Stark von Herr Zwayer so zu entscheiden, aber wir Gladbacher hàtten uns nicht einen Pieps beschweren dürfen wenn es hier Rot gegeben hätte!


"Das ist der ganz normale Wahnsinn hier im Borussia-Park!" - 100,5-Kommentator Andreas Küppers nach Igor de Camargos Last-Minute-Tor in der Relegation 2011 gegen Bochum


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12.12.2013 08:17


Korsakow-RH



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Meinungen zum Thema

Hallo miteinander,

ich kann dem Johannes Gründel in allen Äußerungen nur Recht geben. Ich bin selber seit Februar 2008 Schiedsrichter im Bayerischen Fußballverband und habe auch schon sehr viel erlebt.

Meiner Meinung nach hat Herr Zwayer mit seiner Entscheidung alles richtig gemacht...

Was meint ihr?



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