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Schiedsrichterball: Ein Schiedsrichterball
Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.
Mehr als drei Jahre gibt es die Kolumne Schiedsrichterball bereits. Mehr als Jahre wartet der Kolumnist auf die Gelegenheit, die Referee Christian Dingert beim Montagsspiel der Zweiten Liga zwischen Fortuna Düsseldorf und RB Leipzig endlich geliefert hat: Die Gelegenheit, etwas über die namensgebende Spielfortsetzung zu schreiben.
Was war geschehen? Leipzigs Marvin Compper hatte Düsseldorfs Nikola Djurdjic hinter der Torlinie und damit außerhalb des Spielfelds gefoult, woraufhin Schiedsrichter Dingert das Spiel unterbrach und es mit Schiedsrichterball fortsetzte.
Damit handelte er regelkonform: Für einen Frei- oder Strafstoß muss nämlich das Vergehen auf dem Spielfeld stattfinden. Ein Freistoß im Aus macht ja keinen Sinn. Mit diesen Situationen setzt man sich als Schiedsrichter übrigens typischerweise jährlich auseinander – Vergehen außerhalb des Spielfelds sind nämlich beliebte Fragen für die Regeltests auf den Qualifikationslehrgängen. Oft werden sie belächelt mit den Worten „So etwas kommt doch eh nie vor“. Der vergangene Montag zeigte aber, dass es eben doch vorkommen kann.
Doch Foulspiele im Aus sind nicht der typische Anwendungsbereich für Schiedsrichterbälle. Der Schiedsrichterball ist die „Backup“-Spielfortsetzung. Immer, wenn es für eine Spielunterbrechung keine vorgeschriebene Spielfortsetzung gibt, muss der Schiedsrichterball herhalten.
Bekannteste Beispiele sind Spielunterbrechungen wegen Verletzungen oder die Rücknahme einer Fehlentscheidung. Es gibt den Bolzplatzmythos, dass für einen Schiedsrichterball je ein Spieler beider Teams anwesend sein muss und beide je einen Meter vom Ball entfernt sein müssen. Das ist Unsinn. In den Auslegungen der FIFA zu Regel 8 (Beginn und Fortsetzung des Spiels) steht hierzu: „Beim Schiedsrichterball kann jeder Spieler, einschließlich Torwart, um den Ball kämpfen. Es gibt weder eine Mindest- noch eine Höchstzahl an Spielern, die bei einem Schiedsrichter-Ball mittun dürfen. Der Schiedsrichter darf nicht entscheiden, wer um einen Schiedsrichterball kämpft.“. Soll heißen: Es gibt keinen Mindestabstand und keine Regelungen, wer um den Ball herumsteht.
Der Ball ist beim Schiedsrichterball im Spiel, sobald er ohne vorherigen Kontakt den Boden berührt. Wenn der Schiedsrichter den Ball so ungünstig fallen lässt, dass er ohne weitere Berührungen ins Aus oder Tor springt, wird der Schiedsrichterball wiederholt. Unabhängig davon, ob er vorher den Boden berührt hat oder nicht.
Eine weitere Restriktion ist seit Sommer 2012 eingeführt: Der Schiedsrichterball darf nicht mehr direkt ins Tor geschossen werden. Andernfalls gibt es Abstoß oder Eckstoß, je nachdem, ob der Ball im gegnerischen oder im eigenen Tor gelandet ist.
Zur neuen Saison wird übrigens die oben beschriebene Situation eine Regeländerung erfahren: Es gibt dann auch für Fouls außerhalb des Spielfeldes – unabhängig, ob sie von einem spielenden Akteur oder einem Ersatzspieler begangen werden – einen Freistoß auf der Auslinie bzw. Strafstoß. So gibt es das FIFA-Regelwerk zur Saison 2016/17, das in dieser Woche veröffentlicht wurde, vor. Das entspricht auch eher dem Gerechtigkeitsgefühl als die neutrale Spielfortsetzung Schiedsrichterball. Bis dahin darf aber auch weiterhin die Backup-Spielfortsetzung gerne greifen.
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