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26.10.2017 16:14 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Eine Frage der Perspektive

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

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Quelle: Imago Sportfoto
Emil Forsberg (RBL, vorn) fällt gegen Arturo Vidal vom FC Bayern. Schiedsrichter Felix Zwayer (r.) gab im Pokal-Hit in Leipzig zunächst Elfmeter, nahm diese Entscheidung dann aber zurück...

Es war das erwartete Spitzenspiel im DFB-Pokal zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München. Ein rassiges Duell mit Spannung bis zum zehnten und letzten Schuss im Elfmeterschießen (5:6 n. E.). Und mittendrin einer der deutschen Top-Schiedsrichter, Felix Zwayer (36, Berlin), der leider keinen guten Tag für dieses schwer zu leitende Spiel erwischt hatte.

Es gab einige strittige Szenen, von denen dieser Beitrag eine näher aufgreifen möchte. In der 34. Minute fiel Leipzigs Emil Forsberg nach einer Grätsche von Arturo Vidal in den Strafraum. Felix Zwayer stand nur wenige Meter daneben und deutete auf den Punkt. Als die Bayern-Spieler versuchen, ihn protestierend zu umringen, signalisierte er ihnen, zu warten, da der Assistent gerade mit ihm spreche. Infolge dieses Gesprächs nahm er die Strafstoßentscheidung zurück. Er entschied auf Freistoß für Leipzig kurz vor dem Strafraum. Die TV-Bilder konnten nicht eindeutig klären, ob der maßgebliche Kontakt vor dem Strafraum endete oder sich auf oder gar über die Linie hinweg zog.

Zunächst gilt es hier mit einem Mythos aufzuräumen: Der Tatort ist nicht der Ort, an dem das Vergehen beginnt, im Gegenteil. Der Tatort ist der Ort, an dem der foulwürdige Kontakt erfolgt, der die bestmögliche Spielfortsetzung für das gefoulte Team ermöglicht. Das ist für das Halten explizit geregelt, weil dieses mit großem Abstand das am häufigsten vorkommende Dauervergehen darstellt. Darüber hinaus galt dies auch schon in den Zeiten, aus denen dieser Passus stammt. Als alles eindeutig auflösbar war, ohne dass man die heutigen hochauflösenden Zeitlupenkameras zu Rate ziehen musste bzw. konnte. Das gilt aber nicht nur für das Halten, sondern für alle Fouls. Das Regelwerk verlangt dies bei mehreren möglichen Spielfortsetzungen für ein Team, immer ausgehend vom schwereren Vergehen, also dem mit der bestmöglichen Spielfortsetzung. Auch das ist ein Aspekt der Vorteilsregel. Wenn der Kontakt durch die Scherenbewegung Vidals also bis auf oder über die Strafraumlinie andauerte, wäre es ein Strafstoß gewesen. Das lässt sich jedoch mittels der TV-Bilder nicht zweifelsfrei auflösen.

Zwayer deutete sofort auf den Punkt. Das ist ein intuitiver Vorgang und damit gut nachvollziehbar, besonders wenn der Spieler in den Strafraum hineinfällt. Es wirkt aber nur dann selbstsicher, wenn der Assistent anschließend die Entscheidung bestätigt. Sonst passiert das, was am Mittwoch geschehen ist: Der Assistent meldet dem Schiedsrichter, dass das Foul aus seiner Sicht außerhalb des Strafraums stattfand und damit ein Freistoß korrekt gewesen wäre. Und schon wird die Halbwissens-Maschinerie in Gang gesetzt. Der Schiedsrichter steht doch vier Meter daneben, der Assistent 40 Meter! Wie kann er sich von seinem eigenen Gehilfen, der so viel schlechter stand, überstimmen lassen, wenn er selbst sich so sicher war und sofort auf den Punkt gezeigt hat?

Solche Reaktionen zeigen aber nur die fehlende Kenntnis über die Abläufe und Zuständigkeiten innerhalb eines Schiedsrichtergespanns und die Überbewertung der Distanz zum Geschehen im Vergleich zur Perspektive! Der Assistent sieht von der Seite auf den Zweikampf und sieht die Strafraumlinie vollständig, während der Schiedsrichter frontal auf die Situation blickt. Dadurch ist die Perspektive des Assistenten prädestiniert für die Bewertung der Frage „Innerhalb oder außerhalb?“, während der Schiedsrichter die Frage „Foul oder nicht?“ klären muss. Die Perspektive ist hierfür – und auch sonst in der Bewertung von Spielszenen – wichtiger als die Distanz. Mit dem richtigen Blickwinkel kann man auch aus 40 Metern besser bewerten, ob das Foul innerhalb des Strafraums war oder außerhalb, als derjenige, der nur wenige Meter entfernt steht, dafür jedoch einen ungünstigen Blickwinkel hatte. Deshalb ist in Schiedsrichtergespannen Usus, dass der Assistent dafür zuständig ist, ob ein Foul innerhalb oder außerhalb des Strafraums stattfindet – abgesehen von der „kurzen“ Seite gegenüber von ihm. Das Vorgehen von Felix Zwayer stellte hier also weder eine Besonderheit noch einen Skandal dar, sondern ist die übliche Vorgehensweise.

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Es gab einige strittige Szenen, von denen dieser Beitrag eine näher aufgreifen möchte. In der 34. Minute fiel Leipzigs Emil Forsberg nach einer Grätsche von Arturo Vidal in den Strafraum. Felix Zwayer stand nur wenige Meter daneben und deutete auf den Punkt. Als die Bayern-Spieler versuchen, ihn protestierend zu umringen, signalisierte er ihnen, zu warten, da der Assistent gerade mit ihm spreche. Infolge dieses Gesprächs nahm er die Strafstoßentscheidung zurück. Er entschied auf Freistoß für Leipzig kurz vor dem Strafraum. Die TV-Bilder konnten nicht eindeutig klären, ob der maßgebliche Kontakt vor dem Strafraum endete oder sich auf oder gar über die Linie hinweg zog.

Zunächst gilt es hier mit einem Mythos aufzuräumen: Der Tatort ist nicht der Ort, an dem das Vergehen beginnt, im Gegenteil. Der Tatort ist der Ort, an dem der foulwürdige Kontakt erfolgt, der die bestmögliche Spielfortsetzung für das gefoulte Team ermöglicht. Das ist für das Halten explizit geregelt, weil dieses mit großem Abstand das am häufigsten vorkommende Dauervergehen darstellt. Darüber hinaus galt dies auch schon in den Zeiten, aus denen dieser Passus stammt. Als alles eindeutig auflösbar war, ohne dass man die heutigen hochauflösenden Zeitlupenkameras zu Rate ziehen musste bzw. konnte. Das gilt aber nicht nur für das Halten, sondern für alle Fouls. Das Regelwerk verlangt dies bei mehreren möglichen Spielfortsetzungen für ein Team, immer ausgehend vom schwereren Vergehen, also dem mit der bestmöglichen Spielfortsetzung. Auch das ist ein Aspekt der Vorteilsregel. Wenn der Kontakt durch die Scherenbewegung Vidals also bis auf oder über die Strafraumlinie andauerte, wäre es ein Strafstoß gewesen. Das lässt sich jedoch mittels der TV-Bilder nicht zweifelsfrei auflösen.

Zwayer deutete sofort auf den Punkt. Das ist ein intuitiver Vorgang und damit gut nachvollziehbar, besonders wenn der Spieler in den Strafraum hineinfällt. Es wirkt aber nur dann selbstsicher, wenn der Assistent anschließend die Entscheidung bestätigt. Sonst passiert das, was am Mittwoch geschehen ist: Der Assistent meldet dem Schiedsrichter, dass das Foul aus seiner Sicht außerhalb des Strafraums stattfand und damit ein Freistoß korrekt gewesen wäre. Und schon wird die Halbwissens-Maschinerie in Gang gesetzt. Der Schiedsrichter steht doch vier Meter daneben, der Assistent 40 Meter! Wie kann er sich von seinem eigenen Gehilfen, der so viel schlechter stand, überstimmen lassen, wenn er selbst sich so sicher war und sofort auf den Punkt gezeigt hat?

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Diese News betrifft folgende Schiedsrichter:

Felix Zwayer Name : Felix Zwayer
Geburtsdatum: 19.05.1981
Ort: Berlin

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