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01.09.2016 12:14 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: In leichter Bewegung

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Brych / MGB
Quelle: Imago Sportfoto
Zwei rheinische Spitzenteams im Duell am ersten Spieltag: Die Partie Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen (2:1) war keine leichte Aufgabe für Schiedsrichter Dr. Felix Brych (2. v. l.).

Johannes Gründel
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Am ersten Spieltag der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga stand das Samstagabendspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen (2:1) unter verstärkter Beobachtung: Zwei Champions League-Teilnehmer gleich zu Saisonbeginn gegeneinander und das zur herausgehobenen Zeit um 18:30 Uhr – das Spiel weckte einige Hoffnungen und erfüllte diese auch. Logisch, dass der DFB seinen besten Mann unter den Schiedsrichtern, EM-Teilnehmer Dr. Felix Brych (40, München) zu diesem Spiel schickte. Das hohe Interesse an dem Spiel spiegelte sich natürlich auch im großen Interesse an den Entscheidungen wider. Besonders der Freistoß vor dem 1:0 der Fohlenelf stand im Fokus. Es wurde die Superzeitlupe angelegt, sogar Schütze Christoph Kramer befragt, nur um am Ende festzustellen: Ja, der Ball hat sich noch mit gefühlt einen cm/h bewegt. Also war der daraus resultierende Treffer irregulär.

Aus objektiver Regelsicht stimmt das. Beim Freistoß muss der Ball ruhen, das heißt, dass er sich eben kein noch so kleines bisschen bewegen darf. Gleichzeitig ist es in der Praxis natürlich sehr schwierig, diese minimale Bewegung auf dem Feld mit der notwendigen Sicherheit wahrzunehmen. Da gilt auf dem Platz dann die Anweisung: „Im Zweifel nicht eingreifen“, zumal der Schiedsrichter noch auf einige andere Konfliktpunkte achten muss, beispielsweise die üblichen Verteidiger direkt vor dem Ball oder zerrende Spielerpärchen im Strafraum.

Generell gilt beim Freistoß: Persönliche Strafe und Sicherheit vor Schnelligkeit vor Genauigkeit. Klingt kryptisch, bedeutet aber nichts anderes, als dass der Schiedsrichter zuvorderst persönliche Strafen und Sicherheitsaspekte, bspw. verletzte Spieler, zu beachten hat. Wenn diesbezüglich nichts dagegenspricht, ist die schnelle Spielfortsetzung zuzulassen, auch wenn der Ball (in einem gewissen Rahmen) zu weit vom Tatort entfernt liegt.

Unter die Sicherheitsaspekte fallen aber nicht nur verletzte Spieler. Es ist ein gängiges Mittel, in aufgeladenen Situationen oder hitzigen Spielen zu sperren, um so ein bisschen Ruhe ins Spiel zu bringen. „Die Spieler wollen das Spiel schnell machen, wir wollen es entschleunigen“, heißt ein dazugehöriger Merkspruch.

Bei nahezu jedem Freistoß stellen sich irgendwelche Spieler direkt vor den Ball. Das Verkürzen des Mauerabstandes wird mit der Gelben Karte geahndet. Doch hier muss man sorgfältig unterscheiden: Wenn ein Spieler nur dasteht, ist das nicht gelbwürdig. Wenn er sich hingegen aktiv vor den Ball stellt, kann das eine Gelbe Karte nach sich ziehen. Ebenso, wenn man vor dem Ball steht, aber eine Bewegung in die Bahn des Balles macht, beispielsweise durch Ausstrecken des Beines. Wenn der ausführende Spieler hingegen den Gegenspieler nur anschießt, ohne dass sich dieser in einer der oben genannten Formen aktiv verhält, gibt es keine Gelbe Karte. Das Spiel geht normal weiter. Aktiv zumindest ein paar Meter weggehen muss man, wenn der Schiedsrichter es verlangt – auch dann ist, entgegen einem verbreiteten Mythos, der Ball noch nicht gesperrt.

Wann ist der Ball gesperrt? Zum einen ist er automatisch gesperrt, sobald der Schiedsrichter eine persönliche Strafe ausspricht. Vorher wird der Schiedsrichter den Ball in der Regel aber selbst auch schon sperren. Dies tut er auch in anderen Fällen, beispielsweise bei einer Verletzung oder einer Auswechslung. Der häufigste Sperrgrund aber ist das Herstellen des Mauerabstandes. Auf Verlangen des angreifenden Teams – und nur des angreifenden Teams! – sperrt der Schiedsrichter den Ball und stellt die Mauer auf 9,15 Meter Abstand. Dieses Sperren geht in der Regel durch einen Fingerzeig auf die Pfeife voran. Vorher ist der Ball frei, was so mancher Torhüter, der vorschnell seine Mauer stellt, schmerzlich erfahren musste und mit einem Gegentor bestraft wurde. Das einfache Wegschicken eines Spielers hingegen sperrt den Ball nicht, da hiermit auch nicht der exakte 9,15-Meter-Abstand hergestellt wird, sondern nur die schnelle Spielfortsetzung ermöglicht werden soll. Eine Sperrung des Balles würde dieses Ziel ad absurdum führen.

Man sieht: Auch wenn der Ball ruht – oder eben gerade nicht –, können Freistöße erhebliche Probleme nach sich ziehen. Das ist ein Aspekt, den man leicht unterschätzt.

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Aus objektiver Regelsicht stimmt das. Beim Freistoß muss der Ball ruhen, das heißt, dass er sich eben kein noch so kleines bisschen bewegen darf. Gleichzeitig ist es in der Praxis natürlich sehr schwierig, diese minimale Bewegung auf dem Feld mit der notwendigen Sicherheit wahrzunehmen. Da gilt auf dem Platz dann die Anweisung: „Im Zweifel nicht eingreifen“, zumal der Schiedsrichter noch auf einige andere Konfliktpunkte achten muss, beispielsweise die üblichen Verteidiger direkt vor dem Ball oder zerrende Spielerpärchen im Strafraum.

Generell gilt beim Freistoß: Persönliche Strafe und Sicherheit vor Schnelligkeit vor Genauigkeit. Klingt kryptisch, bedeutet aber nichts anderes, als dass der Schiedsrichter zuvorderst persönliche Strafen und Sicherheitsaspekte, bspw. verletzte Spieler, zu beachten hat. Wenn diesbezüglich nichts dagegenspricht, ist die schnelle Spielfortsetzung zuzulassen, auch wenn der Ball (in einem gewissen Rahmen) zu weit vom Tatort entfernt liegt.

Unter die Sicherheitsaspekte fallen aber nicht nur verletzte Spieler. Es ist ein gängiges Mittel, in aufgeladenen Situationen oder hitzigen Spielen zu sperren, um so ein bisschen Ruhe ins Spiel zu bringen. „Die Spieler wollen das Spiel schnell machen, wir wollen es entschleunigen“, heißt ein dazugehöriger Merkspruch.

Bei nahezu jedem Freistoß stellen sich irgendwelche Spieler direkt vor den Ball. Das Verkürzen des Mauerabstandes wird mit der Gelben Karte geahndet. Doch hier muss man sorgfältig unterscheiden: Wenn ein Spieler nur dasteht, ist das nicht gelbwürdig. Wenn er sich hingegen aktiv vor den Ball stellt, kann das eine Gelbe Karte nach sich ziehen. Ebenso, wenn man vor dem Ball steht, aber eine Bewegung in die Bahn des Balles macht, beispielsweise durch Ausstrecken des Beines. Wenn der ausführende Spieler hingegen den Gegenspieler nur anschießt, ohne dass sich dieser in einer der oben genannten Formen aktiv verhält, gibt es keine Gelbe Karte. Das Spiel geht normal weiter. Aktiv zumindest ein paar Meter weggehen muss man, wenn der Schiedsrichter es verlangt – auch dann ist, entgegen einem verbreiteten Mythos, der Ball noch nicht gesperrt.

Wann ist der Ball gesperrt? Zum einen ist er automatisch gesperrt, sobald der Schiedsrichter eine persönliche Strafe ausspricht. Vorher wird der Schiedsrichter den Ball in der Regel aber selbst auch schon sperren. Dies tut er auch in anderen Fällen, beispielsweise bei einer Verletzung oder einer Auswechslung. Der häufigste Sperrgrund aber ist das Herstellen des Mauerabstandes. Auf Verlangen des angreifenden Teams – und nur des angreifenden Teams! – sperrt der Schiedsrichter den Ball und stellt die Mauer auf 9,15 Meter Abstand. Dieses Sperren geht in der Regel durch einen Fingerzeig auf die Pfeife voran. Vorher ist der Ball frei, was so mancher Torhüter, der vorschnell seine Mauer stellt, schmerzlich erfahren musste und mit einem Gegentor bestraft wurde. Das einfache Wegschicken eines Spielers hingegen sperrt den Ball nicht, da hiermit auch nicht der exakte 9,15-Meter-Abstand hergestellt wird, sondern nur die schnelle Spielfortsetzung ermöglicht werden soll. Eine Sperrung des Balles würde dieses Ziel ad absurdum führen.

Man sieht: Auch wenn der Ball ruht – oder eben gerade nicht –, können Freistöße erhebliche Probleme nach sich ziehen. Das ist ein Aspekt, den man leicht unterschätzt.

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