CL Halbfinale

Zitat von Harrygator
Oh doch, das eine Mannschaft gar nicht versucht zu spielen (!), sondern alle Bälle nur blind hinten raus bolzt, siehst du gerade in der Kreisklasse öfter. Aber in der CL (zum Glück) eher selten. Ich verstehe nicht, wie du eine "Taktik" loben kannst, die offensichtlich nicht eine Möglichkeit selbst ein Tor zu erzielen aufzeigt.

Ein guter Trainer gibt seiner Mannschaft nicht mit auf den Weg, ein 0:0 zu ermauern. Vor allem nicht mit Spielern wie Mourinho sie zur Verfügung hat. Ist ja nicht so, dass Chelsea -wie Lautern bspw. als Zweitligist- gegen den großen Favoriten gespielt hat. Und selbst Lautern war in München mutiger als Chelsea gestern.

1) Doch: Standartsituationen. Es war mal ein CL-Finale in München ...
2) Die Mannschaft von Chelsea ist steinalt, die Gegner gestern im Schnitt fast drei Jahre jünger. Dazu fehlten Chelsea mit Hazard und Eto'o ihre beiden wichtigsten und torgefährlichsten Offensivspieler. Dazu musst du in einem sehr (Achtung, Untertreibung) stimmungsvollen Stadion ran. Man kann jetzt natürlich fröhlich drauflos angreifen (ohne Offensivprotagonisten), und hoffen, dass die Sprintwunder Terry und Cahill den Laden gegen die schnellen Spanier dicht halten. Oder man überlegt sich eine sinnvolle Taktik.

Da hier die Leistung des Schiedsrichters bereits angesprochen wurde. In meinen Augen gab es zwei eklatante Fehlentscheidungen. Das Trikot-Reißen an Cahill bei Eckstoss Chelsea war in meinen Augen ein klarer Elfmeter. Zudem hätte Gabi für die Hand im Gesicht eines Chelsea-Spielers in der "Tumult-Szene" Rot sehen müssen.

Eines vorab: Die Taktik von Chelsea gestern ist absolut legitim und erfolgsorientiert. Darüber kann man sich nicht beschweren. Das war genau die richtige Taktik gegen diesen Gegner, der hauptsächlich über das Pressing kommt und normalerweise kaum Ballbesitz hat.

Dennnoch tue ich mir schwer, Mourinho für dieses Spiel als Genie oder Taktikfuchs zu bezeichnen. Das könnte man sagen, wenn Chelseas mehrere Konter gesetzt hätte und so noch zum Auswärtstor gekommen wäre. Aber nur Zement anzurühren ist bei aller Liebe nicht genial, sondern eher sehr eindimensional. Mit den Spielern, die Chelsea zur Verfügung hat, hätte man Athletico noch mehr wehtun können. Wenn man einen Oscar auf der Bank lässt und im Zentrum mit drei Sechser spielt, will man kein Tor machen.

Das gewollte 0x0 birgt auch gewisse Risiken für Chelsea. Sie müssen in London auf jeden Fall ein Tor machen und laufen Gefahr, einen Konter zu fangen. Die 0x0 - Taktik ist daher nicht optimal.

Zitat von nürnberg6921

2) Die Mannschaft von Chelsea ist steinalt, die Gegner gestern im Schnitt fast drei Jahre jünger. Dazu fehlten Chelsea mit Hazard und Eto'o ihre beiden wichtigsten und torgefährlichsten Offensivspieler. Dazu musst du in einem sehr (Achtung, Untertreibung) stimmungsvollen Stadion ran. Man kann jetzt natürlich fröhlich drauflos angreifen (ohne Offensivprotagonisten), und hoffen, dass die Sprintwunder Terry und Cahill den Laden gegen die schnellen Spanier dicht halten. Oder man überlegt sich eine sinnvolle Taktik.

Mit Oscar hat er einen jungen, offensivstarken Spieler freiwillig draußen gelassen. Ebenso hat er statt Schürrle einen gelernten 6er als Rechtsaußen auflaufen lassen. Einer der drei nominellen 6er war zudem gelernter IV. Also recht viel defensiver geht nicht.

Es ist also nicht so, dass der arme FC Chelsea aufgrund einer ellenlangen Verletztenliste mit der AH antreten musste und deshalb so aufgetreten ist.

Mourinho wollte nix als dieses 0:0. Wenn vorne einer dieser erschwalbten Standards zu einem Tor geführt hätte, wärs natürlich recht gewesen, ansonsten auch nicht schlimm.

Wie gesagt, für mich unverständlich wie man das loben kann.

Zitat von Harrygator

Zitat von nürnberg6921

2) Die Mannschaft von Chelsea ist steinalt, die Gegner gestern im Schnitt fast drei Jahre jünger. Dazu fehlten Chelsea mit Hazard und Eto'o ihre beiden wichtigsten und torgefährlichsten Offensivspieler. Dazu musst du in einem sehr (Achtung, Untertreibung) stimmungsvollen Stadion ran. Man kann jetzt natürlich fröhlich drauflos angreifen (ohne Offensivprotagonisten), und hoffen, dass die Sprintwunder Terry und Cahill den Laden gegen die schnellen Spanier dicht halten. Oder man überlegt sich eine sinnvolle Taktik.

Mit Oscar hat er einen jungen, offensivstarken Spieler freiwillig draußen gelassen. Ebenso hat er statt Schürrle einen gelernten 6er als Rechtsaußen auflaufen lassen. Einer der drei nominellen 6er war zudem gelernter IV. Also recht viel defensiver geht nicht.

Es ist also nicht so, dass der arme FC Chelsea aufgrund einer ellenlangen Verletztenliste mit der AH antreten musste und deshalb so aufgetreten ist.

Mourinho wollte nix als dieses 0:0. Wenn vorne einer dieser erschwalbten Standards zu einem Tor geführt hätte, wärs natürlich recht gewesen, ansonsten auch nicht schlimm.

Wie gesagt, für mich unverständlich wie man das loben kann.

Ich verstehe, dass diese Spielweise nicht gefällt und nicht ins eigene Weltbild passt. Der nachhaltige Erfolg Mourinhos und anderer, defensiv spielender Mannschaften (z.B. NM Italien) erübrigt allerdings jegliche Diskussion um die Berechtigung solcher defensiven Taktiken und erklärt gleichzeitig, wie man diese loben kann.

Also als taktischen Leckerbissen würde ich das Auftreten Chelseas gestern nun wirklich nicht bezeichnen, da fehlteben halt völlig die gruppentaktische Orientierung nach vorne.

Sich erst mal mit allen Mann hinten rein stellen und dann auf das Beste hoffen ist ja erst mal nachvollziehbar, aber dieses 9-0-1 System ist doch keine "Taktik" im Sinne einer ausgefuchsten Trainranweisung.

Klar hat Chelsea keine großen Chancen zugelassen und so schlecht sind die Madrilenen ja auch nicht, aber das hat eher was mit der individuellen Defensivstärke der aufgebotenen Spieler (in Qualität wie Quantität) zu tun, als einer taktischen Meisterleistung.


Wie so etwas anders geht zeigt der BVB das eine oder andere Mal, Athletico selber sowieso und auch der FCB hat das in der letzten CL-Saison meisterhaft bewiesen. Pressing, Gegenpressing, Balleroberung, Verlagern auf die Seite, schnelle Kombinationen nach vorne, Öffnen von Räumen durch vertikale Pässe, etc. pp.
Dann könnte man von einer taktischen Meisterleistung oder so reden, aber das gestern war Catenaccio pur und selbst die haben damals nachhaltiger nach vorne gespielt.

Zitat von humpelfuss

Ich verstehe, dass diese Spielweise nicht gefällt und nicht ins eigene Weltbild passt. Der nachhaltige Erfolg Mourinhos und anderer, defensiv spielender Mannschaften (z.B. NM Italien) erübrigt allerdings jegliche Diskussion um die Berechtigung solcher defensiven Taktiken und erklärt gleichzeitig, wie man diese loben kann.

Fußball ist nicht deshalb in Europa der Volkssport, weil man so gerne "perfekte" taktische Spiele sieht. Es geht um Tore und Unterhaltung.

In den USA ist Fußball meines Wissens u.a. noch eine Art Randsportart, weil die finden das dort viel zu wenige Tore fallen und es insgesamt zu wenig Höhepunkte gibt. Würden nun alle Mannschaften Chelsea oder Italien geben, wäre Fußball wohl auch bei uns nicht so populär wie er es ist.

Ich konnte es ehrlich gesagt noch nachvollziehen, als Chelsea 2012 gegen Barca so ähnlich gespielt hat (war zwar nicht unter Mourinho, aber ähnliche Spielweise). Damals haben sie aber wenigstens versucht Konter zu fahren und so zum Torerfolg zu kommen. Ist ja sogar gelungen.

Das gestern war aber nix außer mauern und Bälle rausbolzen. Und nicht gegen eine Übermannschaft wie Barcelona damals, sondern gegen ein Team auf Augenhöhe. Wenn dann noch solche unfairen Aktionen wie Schauspielerei, versteckte Fouls und Zeitspiel (ab der 45. Minute!!!) hinzu kommen, ist das für mich unverständlich. Das ist nicht im Sinne dieses tollen Sports.

Zitat von Harrygator

Zitat von humpelfuss

Ich verstehe, dass diese Spielweise nicht gefällt und nicht ins eigene Weltbild passt. Der nachhaltige Erfolg Mourinhos und anderer, defensiv spielender Mannschaften (z.B. NM Italien) erübrigt allerdings jegliche Diskussion um die Berechtigung solcher defensiven Taktiken und erklärt gleichzeitig, wie man diese loben kann.

Fußball ist nicht deshalb in Europa der Volkssport, weil man so gerne "perfekte" taktische Spiele sieht. Es geht um Tore und Unterhaltung.
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Den meisten ist auch eine Verdi-Oper zu langweilig und sie gehen lieber in den nächsten Hollywoodstreifen im Kino. Deshalb würde ich aber den kulturellen Wert der Oper nicht in Frage stellen. So ähnlich mag es mit der Defensivtaktik sein. Sie ist zwar vielleicht in den Augen der meisten Betrachter langweilig, nicht schön anzuschauen und kaum unterhaltsam, sie erfüllt aber oft den Sinn des Spiels.

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Das gestern war aber nix außer mauern und Bälle rausbolzen. Und nicht gegen eine Übermannschaft wie Barcelona damals, sondern gegen ein Team auf Augenhöhe. Wenn dann noch solche unfairen Aktionen wie Schauspielerei, versteckte Fouls und Zeitspiel (ab der 45. Minute!!!) hinzu kommen, ist das für mich unverständlich. Das ist nicht im Sinne dieses tollen Sports.

Wie schon geschrieben, habe ich die größten Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gestern gegen Chelsea gesehen. Da hat Atletico am Ende vielleicht sogar noch etwas Glück gehabt. Sonst wäre es so gekommen, wie viele es hier als unverdient skizzieren: Chelsea hätte aus einem Standard das Tor gemacht.

Zitat von humpelfuss
Sie ist zwar vielleicht in den Augen der meisten Betrachter langweilig, nicht schön anzuschauen und kaum unterhaltsam, sie erfüllt aber oft den Sinn des Spiels.

Das sollte ich mir mal für die nächste "Bayernspiele sind langweilig"-Diskussion merken.

Zitat von rb71
Es ist immer wieder schön zu lesen, wie Mourinhos Fußball kritisiert wird und wie er überall als arroganter Typ bezeichnet wird. Ja, arrogant ist er und das ist bei ihm keine schlechte Eigenschaft. Und einige haben es noch nicht kapiert, dass das Ziel beim Fußball ERFOLG ZU HABEN ist. Für mich ist und bleibt er der beste, größte, ja auch arroganteste Trainer. Er sieht seine Möglichkeiten und passt diese an. Das können nur wenige...

Arroganz ist allgemein eine schlechte Eigenschaft. Arroganz kann gar nicht positiv sein!
Dass Mourinho ein guter Trainer ist und sicherlich mit seinem Fachwissen auch zu den besten der Welt gehört, würde ich niemals abstreiten. Auch, dass er mit seiner, wie man es hier zu nennen pflegt, "Taktik" Erfolg provoziert, ist korrekt. Aber sich mit einer solchen Art so feiern zu lassen, finde ich nicht schön. Er nimmt sich zu viel raus und das passt mir einfach nicht. Man muss als Trainer auch mal schwierige Situationen abkönnen und das kann Mou auf persönlicher Ebene eben nicht. Er verlässt Pressekonferenzen, wenn ihm eine Frage nicht passt, er antwortet auf Fragen nicht, wenn er genervt ist, es waren Schiedsrichter und Assistenten Schuld, wenn Chelsea verliert. Komisch, dass es in Madrid nicht geklappt hat, Ronaldo passt perfekt zu ihm. Aber kaum wird eine Situation für ihn schwierig, wie in Madrid, entzieht er sich dieser und flieht. Menschlich für mich keine große Persönlichkeit und kein Vorbild für andere, als Trainer hat er es jedoch drauf.

Zitat von Beach-Ben
Arroganz ist allgemein eine schlechte Eigenschaft. Arroganz kann gar nicht positiv sein!

Oh, da muss ich dir aber durchaus widersprechen. Es wäre jetzt allerdings absolut off-topic, über dieses Thema zu diskutieren und es hat nichts mit Fußball zu tun. Aber "Arroganz" ist dann positiv, wenn man sich diese a) leisten kann (und dies ist bei ihm eindeutig gegeben) und b) wenn sie von Nutzen ist (ebenfalls gegeben). Vielleicht "kann sie " für dich "nicht positiv sein", aber im Falle von Mourinho ist sie es zu 100%!

Im Übrigen: Die ganzen Beispiele und Eigenschaften, die du hier nennst, treffen auf sehr viele erfolgreiche Trainer zu. Der erfolgreichste überhaupt war 27 Jahre Trainer bei ManU und alle genannten Eigenschaften treffen auf den Sir zu wie die Faust aufs Auge. Ehemalige Bayern-Trainer wie Cramer, Zebec, Lattek, van Gaal, Csernai, Rehhagel, Magath waren allesamt mehr oder weniger arrogant. Und alle völlig zurecht. Happel war auch so einer. Wir könnten jetzt eine Liste der 100 erfolgreichsten Trainer aller Zeiten aufstellen. Die Hälfte davon ist genau das, was du als gar nicht positiv sehen würdest...

Über Mourinho habe ich mal eine überaus interessante Doku auf spanisch gesehen. Da waren sehr interessante Details zu erfahren. Unter anderem auch, dass laut Studie 97,5% aller Fans der Klubs, die er trainierte, von ihm einfach nur begeistert waren. Und über 90% der Fans der Klubs, die er nie trainierte, fanden ihn absolut unsympathisch. Kann es ein schöneres Kompliment geben? Ich denke nein. Das erinnert an Kahn, als er sinngemäß sagte: 80% der Deutschen sind in Berlin absolut gegen uns, und das ist einfach nur geil...

Das Spiel gestern hätte man sich auch schenken können. Selten einen größeren Grottenkick gesehen und das in einem CL Halbfinale (Gott bewahre). Von Athletico war ich ziemlich enttäuscht, da hatte ich mir wesentlich mehr Durchschlagskraft erhofft. Was Chelsea mit Costa will bleibt wohl denen ihr Geheimnis. Keine Aktion im ganzen Spiel außer missglückte Fallrückzieher. Immerhin lebt das Rückspiel von seiner Spannung.

Zitat von GloryRedDays
Selten einen größeren Grottenkick gesehen und das in einem CL Halbfinale (Gott bewahre).

Da nenne ich dir mal ein paar Endspiele um den Königstitel oder gar dem WM-Titel, die noch schlechter waren:
ECdLM/CL-Endspiele:
1979 Nottinham vs. Malmöö
1986 Bukarest vs. Barca
2001 Bayern vs Valencia
2003 Milan vs. Juve
WM-Finale:
1994 Brasilien vs Italien

Da war das gestern ein richtiger Leckerbissen...^^

Zitat von rb71

Zitat von GloryRedDays
Selten einen größeren Grottenkick gesehen und das in einem CL Halbfinale (Gott bewahre).

Da nenne ich dir mal ein paar Endspiele um den Königstitel oder gar dem WM-Titel, die noch schlechter waren:
ECdLM/CL-Endspiele:
1979 Nottinham vs. Malmöö
1986 Bukarest vs. Barca
2001 Bayern vs Valencia
2003 Milan vs. Juve
WM-Finale:
1994 Brasilien vs Italien

Da war das gestern ein richtiger Leckerbissen...^^

Das '01-Finale kannste mal aufgrund des nervenzerreißenden Elfmeterschießens ausklammern.

Zitat von ZirkusaffeDas '01-Finale kannste mal aufgrund des nervenzerreißenden Elfmeterschießens ausklammern.

Och, bis auf 79 gab es in allen Spielen ein Elfmeterschießen. Barca hat 86 nicht mal da getroffen...