Die am Montag beschlossene Reduzierung der Drei-Spiele-Sperre von Weltmeister Jérome Boateng (27) vom FC Bayern München (WahreTabelle.de berichtete) auf zwei Partien durch das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sorgt weiter für Diskussionsstoff in der Fußball-Bundesliga.

Im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (1:1) war Boateng nach 17 Minuten von Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) nach einer Notbremse gegen Sidney Sam vom Platz gestellt worden. Den fälligen Elfmeter von Eric Maxim Choupo-Moting konnte Bayern-Keeper Manuel Neuer halten. „Verhinderung einer offensichtlichen Torchance durch ein nicht schwerwiegendes Foulspiel ohne anschließenden Torerfolg“, lautete die Begründung im DFB-Einzelrichterverfahren am vergangenen Freitag, Boateng wurde, da Wiederholungstäter für drei Spiele gesperrt.

Der deutsche Rekordmeister legte gegen diese Sperre erfolgreich Einspruch ein und im Verfahren am Montag verkürzte der DFB diese auf zwei Spiele. Boateng steht dem FC Bayern somit im Auswärtsspiel beim SC Paderborn am 22. Spieltag wieder zur Verfügung. „Wäre im vorliegenden Fall der Elfmeter verwandelt worden, hätte Jerome Boateng trotz Vorbelastung (er sah am 33. Spieltag der Saison 2013/2014 beim Hamburger SV Rot nach Tätlichkeit, d. Red.) nur ein Spiel Sperre erhalten. Die Tatsache, dass Manuel Neuer den Elfmeter gehalten hat, sollte zu keiner zweihundertprozentigen Erhöhung der Sperre auf drei Spiele führen“, erklärte der mit dem Fall beauftragte Sportrichter Hans E. Lorenz bei Sport 1.

Im Klartext: Ein Spieler darf nicht als Wiederholungstäter und zusätzlich für einen gehaltenen Elfmeter bestraft werden. Eine Regelung, die für Diskussionsstoff und Kopfschütteln sorgt. „Ganz ungewollt hat das DFB-Sportgericht ein neues Fass aufgemacht, das so schnell mit Sicherheit nicht geschlossen wird. Es geht um die unglaubliche Unsinnigkeit der “Boateng-Regel” wonach die Länge einer Sperre auch danach bemisst, ob der anschließende Elfmeter gehalten wurde“, kommentierte der Fußball-Blog fanbookz.com am Mittwoch. Christian Mixa sah den DFB in seinem Kommentar bei sportschau.de „Verdribbelt im eigenen Paragrafen-Dschungel“ und witterte eine Bevorzugung von Stars wie Boateng oder Klaas-Jan Huntelaar (Schalke), dessen Sperre ebenfalls reduziert worden war: „Viel mehr als verfahrensjuristische Vorschriften des DFB treibt die Fußball-Fans, vor allem jene außerhalb Münchens und Gelsenkirchens, eine andere Frage um: Hätten die Richter ihr neues Gesetzeswerk auch angewendet, wenn der Angeklagte kein WM-Held von Rio gewesen wäre? Oder Top-Torjäger eines Spitzenklubs? ,Bei uns sind alle gleich, egal ob Nationalspieler oder Ersatztorwart eines Abstiegskandidaten", stellte Sportgerichts-Chef Lorenz gleich einmal vorsichtshalber fest.“

Bild (Mittwochsausgabe) brachte auch die von dieser Regelung betroffenen Torhüter ins Spiel. „Diese Regelung muss möglichst schnell wieder geändert werden“, forderte Weltmeister Ron-Robert Zieler (25) von Hannover 96 unmissverständlich. Auch Manuel Neuer (28), Elfer-Held des FC Bayern in der fraglichen Partie gegen Schalke, forderte eine Änderung – obwohl er und sein Verein davon profitierten. „Ich hoffe, dass dieser doch sehr populäre Vorfall dazu führt, dass die Regel sehr schnell geändert wird“, sagte der Weltmeister-Keeper in BILD, „alles andere wäre nicht im Sinne des Fußballs.” Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt fand noch deutlichere Worte. „Eine Schwachsinns-Regel“, wurde der 24-Jährige in Bild zitiert, „sollen wir zum Schutz der Mitspieler in Zukunft die Elfer reinlassen?“ Gladbachs Torhüter Yann Sommer (26) süffisant: „Bei einer deutlichen Führung oder einem klaren Rückstand würde es dann aber natürlich Sinn machen, den Ball einfach reinzulassen.“

Im Spielforum zu FC Bayern – FC Schalke 04 bei WahreTabelle.de wurde die Entscheidung bis zum Mittwoch heftig diskutiert. „Mittlerweile weiß man doch selbst auch nicht mehr, wonach man nun urteilen sollte.“, wunderte sich Bayern-Anhänger kennet1000, „diese ständigen unterschiedlichen Regelauslegungen, nerven doch nur noch. Da weiß wohl man Schiri in der kurzen Entscheidungszeit auf dem Platz auch nicht mehr auf Anhieb, was heute richtig ist und was nicht.“ Spielbeobachter: „Die Strafe für eine Notbremse ist meines Erachtens zu Recht nicht ein Spiel, sondern zwei Spiele. Sie wird nur auf ein Spiel reduziert, wenn das Tor fällt. Die Logik von Lorenz ist daher abwegig.“ (cge).

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