- Aktuell 1 Thema zum 32. Spieltag der 1. Bundesliga ++ Topthema: Schiedsrichteransetzung ++
- Aktuell 6 Themen zum 32. Spieltag der 2. Bundesliga ++ 1 strittige Szene ++ Topthema: Rote Karte Kra... ++
Newsansicht
Schiedsrichterball: Eins nach dem anderen 2.0
Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.
Manchmal denkt man sich als Kolumnist einen Titel aus und der kommt einem gleich bekannt vor. In dem Fall schaut man die alten Kolumnen durch und kommt zu dem Ergebnis: Den hatte ich schon einmal. So ging es mir auch beim Verfassen dieses Schiedsrichterballs. „Eins nach dem anderen“ gab’s schon einmal, vor knapp drei Jahren. Was macht man als Kolumnist jetzt? Zwei Möglichkeiten: Entweder man denkt sich einen anderen Titel aus – oder man hängt eine 2.0 dran. Normalerweise würde ich die Kreativität so lange strapazieren, bis da ein anderer Titel rauskommt. Für die Szene, um die es in dieser Ausgabe gehen soll, passt aber 2.0 einfach ideal. Warum? Weil es sich um eine Szene aus dem Spiel PSG – Basaksehir 2.0 handelt.
Zu den unwürdigen Szenen, die zum Abbruch des ersten Spiels geführt haben, wurde an anderer Stelle schon zu Genüge geschrieben. Auch fehlen mir noch zu viele Informationen über das Geschehen und Wortbedeutungen im Rumänischen, als dass ich die Szene in der Vollständigkeit bewerten könnte, die der Anspruch an diese Kolumne ist. Nein, an dieser Stelle soll es um einen Treffer bei der Spielfortsetzung am Mittwoch gehen: In der 39. Minute taucht Neymar frei vor Istanbuls Keeper Günök auf. Beim Versuch, diesen zu umspielen, wird der Brasilianer vom Torwart gelegt, allerdings prallt der Ball zu Paris‘ Bakker, der souverän ins leere Tor einschiebt – dummerweise dabei aber im Abseits stand. Das Tor wurde dementsprechend vom VAR auf Abseits im Vorfeld zur Torerzielung überprüft und zu Recht aberkannt. Zur Überraschung der Leser knapper Ticker ging es aber nicht mit indirektem Freistoß weiter, sondern mit Strafstoß für PSG und einer Verwarnung für Günök.
Die Szene muss man an dieser Stelle etwas aufdröseln, um den zeitlichen Verlauf richtig zu erfassen, da es sich um zwei Vergehen unterschiedlicher Teams (Abseits PSG, Foulspiel Basaksehir) handelt. Zunächst steht Bakker im Abseits, anschließend erfolgt das Foulspiel an Neymar – danach kommt Bakker an den Ball und trifft. Bei Vergehen unterschiedlicher Teams wird nach der zeitlichen Abfolge entschieden. Das erste Vergehen entscheidet über die Spielfortsetzung, also darüber, ob es indirekten Freistoß für Istanbul oder Strafstoß für PSG gibt (bzw. wenn man es ganz genau machen will: Das schwerste Vergehen desjenigen Teams, das das erste Vergehen begangen hat, in der Zeit vor dem ersten Vergehen des anderen Teams). Was war zuerst? Abseits oder Foul? Klingt eigentlich einfach, ist es aber nicht, wenn man sich überlegt, dass das Foulspiel zwischen der Abseitsstellung (Ballabgabe) und dem Spieleingriff (Ballberührung) erfolgt ist. Welcher Zeitpunkt ist für den Moment des Abseitsvergehens maßgeblich? Für die Bestimmung der Abseitsstellung ist es die Ballabgabe, aber die Abseitsstellung selbst ist nicht das Abseitsvergehen. Das Abseitsvergehen ist der Spieleingriff – und das ist auch der maßgebliche Zeitpunkt für die Frage nach dem ersten Vergehen. Die Reihenfolge lautet: Foulspiel, Abseitsvergehen. Dementsprechend ist die richtige Spielfortsetzung auch der Strafstoß.
Mancher Zuschauer wird sich gewundert haben, dass Schiedsrichter Makkelie den Strafstoß ohne On-Field-Review gegeben hat. Das ist man aus dem Umgang mit dem Videoassistenten eigentlich nicht mehr gewohnt. Strafstöße werden mittlerweile äußerst selten ohne einen Gang in die Review Area entschieden. Der Grund liegt hier nicht darin, dass das Foulspiel so klar war. Dem aufmerksamen Beobachter ist schon in der Liveszene aufgefallen, dass Makkelie bei der Torerzielung Vorteil signalisiert hatte, er hatte das Foulspiel also selbst wahrgenommen. Dementsprechend ist ein On-Field-Review nicht erforderlich. Aufgrund des Abseitsvergehens kann der Vorteil nicht bestehen bleiben, also ist als ursprüngliche Entscheidung auf dem Feld „Foulspiel im eigenen Strafraum – Strafstoß“ zu sehen.
Zum Abschluss möchte ich noch einmal den Bogen zurück zum Beginn und dem bereits vergebenen Kolumnentitel spannen: Es ist kein Zufall, dass es auch vor knapp drei Jahren schon um eine Szene mit Abseits und Strafstoß ging. Und auch vor fast sieben Jahren war die Kombination aus Abseits, Strafstoß und Tor bereits Thema dieser Kolumne. Der Grund liegt in der Konzeption der Abseitsregel mit dem zeitlich „gestreckten“ Abseits, das mit der Ballabgabe beginnt und erst mit dem Spieleingriff ein Vergehen ist. In der Zeit zwischen diesen zwei Momenten kann aber einiges passieren. Seien es Handspiele, Foulspiele oder Verteidigeraktionen, die (möglicherweise) eine neue Spielsituation darstellt. Deshalb ist es besonders wichtig, hier gedanklich einen Schritt nach dem anderen vorzunehmen. Und wer weiß? Vielleicht gibt es in ein paar Jahren eine Ausgabe mit dem Titel „Eins nach dem anderen 3.0“…
https://twitter.com/Emishor/status/1336858827468181505
https://twitter.com/soccernet_ng/status/1336762302322839557
Beitrag melden Zitieren Antworten
- 30.04.2024 14:07 Uhr Auswertung 31. Spieltag: Drama in Mainz – Köln mit Glück in der Nachspielzeit
- 23.04.2024 16:36 Uhr Auswertung 30. Spieltag: Freiburgs Kübler hätte gegen Mainz Rot sehen müssen
- 23.04.2024 16:13 Uhr DFB-Schiedsrichter Siebert und Zwayer pfeifen bei der EM: „Highlight in ihrer Karriere“
- 16.04.2024 13:06 Uhr Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten
- 09.04.2024 16:46 Uhr Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe
- 02.04.2024 11:19 Uhr Auswertung 27. Spieltag: Leipzig und Augsburg um Sieg gebracht – Rot für Ryerson
Zwei Korrekturen im Abstiegsduell
Die Auswertung des 31. Spieltages hat zwei Korrekturen ergeben, beide beim Duell im Abstiegskampf zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Köln. Beide Male wurde dabei das Heimteam benachteiligt. Zum einen flog Phillipp Mwene in der Nachspielzeit nach Ansicht des Kompetenzteams zu Unrecht mit Rot vom Platz – alle sieben Mitglieder stimmen dafür, dass eine Gelbe Karte gereicht hätte. Schon zuvor hätte es den späten 1:1-Ausgleich durch den Foulelfmeter nicht geben dürfen. 31. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick Robin Zentner kam in der 91. Minute bei einer Flanke aus dem Tor heraus und räumte Effzeh-Stürmer Sargis Adamyan ab. Schie...
Eine Fehlentscheidung im Fokus
Ein Foulspiel im Duell zwischen dem SC Freiburg und Mainz 05 (1:1) war der größte Aufreger in der WT-Community am 30. Spieltag. Freiburgs Lukas Kübler trat seinem Gegenspieler Jae-sung Lee in der 30. Minute auf den Knöchel und wurde dafür von Schiedsrichter Marco Fritz verwarnt. Die User hätten den Verteidiger für dieses Vergehen allerdings vom Platz gestellt. 30. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick 73,9 Prozent der User votierten für eine Rote Karte für den Freiburger. Auch innerhalb des Kompetenzteams ging die Tendenz in Richtung Platzverweis: Drei von vier KT-Mitgliedern stimmten dafür. „...
UEFA gibt bekannt
Die deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert und Felix Zwayer gehören zum Aufgebot für die Heim-EM im Sommer. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mitteilte, sind die beiden Berliner unter den 18 UEFA-Nominierten für das Turnier in Deutschland. Hinzu kommt noch ein argentinischer Referee. Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Der 39 Jahre alte Siebert ist nach der EM 2021 und der WM 2022 zum dritten Mal bei einer Endrunde bei einem großen Turnier dabei. Für den 42 Jahre alten Zwayer hingegen wird die Europameisterschaft in Deutschland eine Premiere sein. Außer Siebert und Zwayer wurden nach DFB-Angaben auch Jan Seidel, Rafael Foltyn, Stefan ...
Mehrere strittige Szenen im Fokus
Erstmals seit dem 17. Spieltag hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Ergebniskorrektur durch die WT-Community gegeben. Dennoch wurden vier strittige Szenen diskutiert, von denen zwei beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen (5:0) stattgefunden haben. 29. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick In beiden Fällen waren sich die Mitglieder des Kompetenzteams sowie die WT-User uneins. Jeweils mit einer knappen Mehrheit hätten die User den Elfmeter, der zum 1:0 führte, nicht gepfiffen und das 2:0, bei dem eine Abseitsstellung thematisiert wurde, nicht zählen lassen. Die KT-Mitglieder stärkten jedoch S...
Zwei Fehlentscheidungen im Fokus
Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...