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17.06.2014 22:38 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball Spezial: Der Auftakt der Deutschen

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Fußball-WM.

Johannes Gründel
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Portugal / Milorad Mazic
Quelle: GettyImages
Elfmeter oder nicht? Schiedsrichter Milorad Mazic (m.) ließ sich gegen Portugal mit Joao Moutinho (l.) und Cristiano Ronaldo nicht auf Diskussionen ein...

Johannes Gründel
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Mit einem so guten Auftakt hatte wohl kaum ein Fußballfan in Deutschland gerechnet: 4:0 fegte die deutsche Nationalelf Portugal um Weltfußballer Cristiano Ronaldo weg. Auf die Siegerstraße kam man durch zwei schwerwiegende Entscheidungen von Schiedsrichter Milorad Mazic aus Serbien.

Nach gut zehn Minuten kam Mario Götze im Strafraum zu Fall. Mazic, der „Shooting Star“ unter den europäischen FIFA-Schiedsrichtern, deutet auf den Punkt – und das völlig zurecht! Pereira arbeitet über Maß mit seinen Armen. Vergleiche mit dem Strafstoß aus dem Eröffnungsspiel sind nicht zielführend. Im Spiel Brasilien – Kroatien (3:1) hatte der kroatische Verteidiger Dejan Lovren den Arm nur an der Schulter des Brasilianers Fred, ohne diesen nennenswert aktiv zu ziehen. In der Szene im Spiel Deutschland – Portugal hingegen zieht Pereira über einen längeren Zeitraum. Diesen Elfmeter muss man geben, andernfalls gibt es zum einen Ärger mit dem Beobachter und der Schiedsrichter-Kommission. Zum anderen kann dann das Spiel schnell eskalieren und zur olympischen Disziplin Ringen mutieren.

Damit ist diese Szene aber noch nicht erledigt. Mazic zeigt dem Übeltäter Gelb. Als Gegner der sogenannten „Doppelbestrafung“ finde ich das zumindest die gerechtere Bestrafung. Mit dem Regelwerk in Einklang lässt sie sich aber in dieser Situation nicht bringen. Götze steht elf Meter vor dem Tor und hat keinen Feldspieler mehr vor sich. Viel mehr setzt er bereits zum Schuss an, als das Foul beginnt. Ohne das Foulspiel hätte der Münchener also eine klare Torchance gehabt. Dass Mazic nur Gelb zeigt, kann ich nachvollziehen – schließlich standen zwei weitere Verteidiger noch in der Nähe. Gerade im Strafraum legt man das dann im Zweifel nicht als Notbremse aus. Das ändert aber nichts daran, dass die Entscheidung objektiv falsch ist – beide Verteidiger hätten Götze nicht mehr am Schuss hindern können.

Einen Platzverweis gab es dann ein paar Minuten später, als Pepe – man ist versucht, zu sagen „mal wieder“ – die Sicherungen durchbrennen. Zunächst bringt er mit einem regelwidrigen Armeinsatz Müller zu Fall, anschließend rennt er auf ihn zu, beschimpft ihn. Eine nach dem Spiel eingesetzte Lippenleserin meinte, das „F-Wort“ erkannt zu haben. Auf jeden Fall wird er ihm nicht zu seinen schönen Schuhen gratuliert haben – und drückte ihm dann den Kopf ins Gesicht. Mazic wertete dies als (zumindest versuchten) Kopfstoß. Pepes Ruf als „harter“ Spieler wird da sicherlich auch seinen Teil beigetragen haben. Das lässt sich aber auch ziemlich gut vertreten, gerade wenn man die Szene in Originalgeschwindigkeit sieht. Eine Tätlichkeit muss nicht unbedingt hart oder schmerzhaft sein.
Wenn man es nicht als Tätlichkeit, sondern nur als Unsportlichkeit, auslegt, kommt man aber im Ergebnis auch auf einen Platzverweis: Der Arm in Müllers Gesicht war gelbwürdig. Und das anschließende Zustürmen mit der eingehenden Pupillenuntersuchung ebenfalls. Zusammen macht das dann zwingend Gelb, Gelb-Rot. Im Ergebnis also dasselbe: Pepe geht vom Platz und Portugal spielt zu zehnt. Der einzige Unterschied: Jetzt besteht ein Spielraum bei der Sperre.

Portugal durfte sich dann in der zweiten Halbzeit aber auch einmal zurecht benachteiligt fühlen. Benedikt Höwedes spielte in der 75. Minute nicht den Ball, bringt aber Portugals Éder durch eine Kombination aus Arm- und Beineinsatz zu Fall. Hier hätte der serbische Unparteiische auf den Punkt deuten müssen. Rot wäre aber überzogen gewesen, da Höwedes zwar letzter Mann war, aber mangels Ballkontrolle keine klare Torchance vorlag. Verständlich, dass sich Ronaldo danach massiv beschwert – dennoch war das überzogen und hätte seinerseits mit einem indirekten Freistoß und Gelb geahndet werden müssen.

Fazit: Portugal kann sich nicht über die Schiedsrichterleistung beschweren. Der Elfmeter war korrekt, Pepes Platzverweis im Ergebnis auch zwingend. Allerdings hätten die Portugiesen, denen beim Stand von 0:3 ein Strafstoß verweigert wurde, bereits früher in Unterzahl spielen müssen.

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Schiedsrichterball Spezial: Und los geht's...

Mit einem so guten Auftakt hatte wohl kaum ein Fußballfan in Deutschland gerechnet: 4:0 fegte die deutsche Nationalelf Portugal um Weltfußballer Cristiano Ronaldo weg. Auf die Siegerstraße kam man durch zwei schwerwiegende Entscheidungen von Schiedsrichter Milorad Mazic aus Serbien.

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Damit ist diese Szene aber noch nicht erledigt. Mazic zeigt dem Übeltäter Gelb. Als Gegner der sogenannten „Doppelbestrafung“ finde ich das zumindest die gerechtere Bestrafung. Mit dem Regelwerk in Einklang lässt sie sich aber in dieser Situation nicht bringen. Götze steht elf Meter vor dem Tor und hat keinen Feldspieler mehr vor sich. Viel mehr setzt er bereits zum Schuss an, als das Foul beginnt. Ohne das Foulspiel hätte der Münchener also eine klare Torchance gehabt. Dass Mazic nur Gelb zeigt, kann ich nachvollziehen – schließlich standen zwei weitere Verteidiger noch in der Nähe. Gerade im Strafraum legt man das dann im Zweifel nicht als Notbremse aus. Das ändert aber nichts daran, dass die Entscheidung objektiv falsch ist – beide Verteidiger hätten Götze nicht mehr am Schuss hindern können.

Einen Platzverweis gab es dann ein paar Minuten später, als Pepe – man ist versucht, zu sagen „mal wieder“ – die Sicherungen durchbrennen. Zunächst bringt er mit einem regelwidrigen Armeinsatz Müller zu Fall, anschließend rennt er auf ihn zu, beschimpft ihn. Eine nach dem Spiel eingesetzte Lippenleserin meinte, das „F-Wort“ erkannt zu haben. Auf jeden Fall wird er ihm nicht zu seinen schönen Schuhen gratuliert haben – und drückte ihm dann den Kopf ins Gesicht. Mazic wertete dies als (zumindest versuchten) Kopfstoß. Pepes Ruf als „harter“ Spieler wird da sicherlich auch seinen Teil beigetragen haben. Das lässt sich aber auch ziemlich gut vertreten, gerade wenn man die Szene in Originalgeschwindigkeit sieht. Eine Tätlichkeit muss nicht unbedingt hart oder schmerzhaft sein.
Wenn man es nicht als Tätlichkeit, sondern nur als Unsportlichkeit, auslegt, kommt man aber im Ergebnis auch auf einen Platzverweis: Der Arm in Müllers Gesicht war gelbwürdig. Und das anschließende Zustürmen mit der eingehenden Pupillenuntersuchung ebenfalls. Zusammen macht das dann zwingend Gelb, Gelb-Rot. Im Ergebnis also dasselbe: Pepe geht vom Platz und Portugal spielt zu zehnt. Der einzige Unterschied: Jetzt besteht ein Spielraum bei der Sperre.

Portugal durfte sich dann in der zweiten Halbzeit aber auch einmal zurecht benachteiligt fühlen. Benedikt Höwedes spielte in der 75. Minute nicht den Ball, bringt aber Portugals Éder durch eine Kombination aus Arm- und Beineinsatz zu Fall. Hier hätte der serbische Unparteiische auf den Punkt deuten müssen. Rot wäre aber überzogen gewesen, da Höwedes zwar letzter Mann war, aber mangels Ballkontrolle keine klare Torchance vorlag. Verständlich, dass sich Ronaldo danach massiv beschwert – dennoch war das überzogen und hätte seinerseits mit einem indirekten Freistoß und Gelb geahndet werden müssen.

Fazit: Portugal kann sich nicht über die Schiedsrichterleistung beschweren. Der Elfmeter war korrekt, Pepes Platzverweis im Ergebnis auch zwingend. Allerdings hätten die Portugiesen, denen beim Stand von 0:3 ein Strafstoß verweigert wurde, bereits früher in Unterzahl spielen müssen.

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Schiedsrichterball Spezial: Und los geht's...

18.06.2014 16:05


don_riddle
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Bor. Dortmund-FanBor. Dortmund-Fan

don_riddle
Mitglied seit: 22.02.2010

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@ erfolgsfan

Zitat von erfolgsfan
Das Bild ist sogar eher am Ende des haltens geschossen. Davor ist der Abstand deutlich größer.


Ja ja, ist ja gut, ihr habt mich überzeugt


KT 2010 - 2021


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18.06.2014 15:28


erfolgsfan
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erfolgsfan
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@ don_riddle

Zitat von don_riddle
Puh, auf dem Bild sieht es echt eindeutiger aus. Ich hatte das anders in Erinnerung. Schaue ich mir nach Möglichkeit nochmal an, anhand des Bildes muss ich aber meine Aussage revidieren.
Das Bild ist sogar eher am Ende des haltens geschossen. Davor ist der Abstand deutlich größer.


Zitat von wölfin: "Unsere offizielle Beschreibung lautet übrigens "Bier, High Heels und Herr Gründel""


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18.06.2014 13:53


don_riddle
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don_riddle
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Puh, auf dem Bild sieht es echt eindeutiger aus. Ich hatte das anders in Erinnerung. Schaue ich mir nach Möglichkeit nochmal an, anhand des Bildes muss ich aber meine Aussage revidieren.


KT 2010 - 2021


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