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Schiedsrichterball: Sicher wie das Amen in der Kirche…
Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der WM.
Mehmet Scholl polterte am Freitagabend richtig los: „Wenn die Schiris nicht mehr in der Lage sind, brutale Fouls zu stoppen, dann wird ein Neymar vom Feld getragen. Wenn wir zulassen, dass die Kleinen vernichtet werden, ist es nicht mehr meine Sportart. Dann haben wir ein Problem!“ Auslöser war das Spiel zwischen Brasilien und Kolumbien, in concreto das Foul von Juan Zuñiga, bei dem sich der Star der Gastgeber schwer verletzte.
Im Kern hat der Europameister von 1996 mit seiner Kritik vollkommen Recht. Doch trifft sie die Falschen. Die Schiedsrichter als Adressaten sind zwar naheliegend, allerdings ist das hier zu kurz gedacht. Vielmehr müssen sich die FIFA und speziell Massimo Busacca als Chef des Schiedsrichter-Komitees kritisch hinterfragen. Dass es im Laufe dieser WM zu einer solchen Szene kommen würde, war nämlich vorhersehbar. Die Anweisungen an die Schiedsrichter vor der WM waren nicht zu Ende durchdacht. Das betrifft sowohl die neuen Vorgaben für Laufwege, denen wir einige nicht gegebene Elfmeter verdanken, als auch die unsägliche Anweisung, an Gelben Karten zu sparen.
Angesichts der Sperre nach zwei Verwarnungen ist das ja zunächst eine ganz smarte Idee. Sie scheitert jedoch hoffnungslos an der Praxis und an Spielern, die das daraus resultierende zögerliche Vorgehen der Unparteiischen schamlos ausnutzen. Das ganze Dilemma zeigte sich am Freitag, als die Fouls immer heftiger wurden und in der schweren Verletzung Neymars gipfelten. Der ursprüngliche Gedanke, in den entscheidenden Spielen möglichst alle Spieler verfügbar zu haben, wurde ins Gegenteil verkehrt. Und zwar angefeuert durch einen Schiedsrichter, der es nicht geschafft hat, in den entscheidenden Situationen beruhigend oder sanktionierend aufzutreten. Die Schlüsselszene war die Rudelbildung in der 23. Minute, in der die Spieler merkten: „Hoppla, da können wir uns ja heute alles erlauben!“ Doch das ist nur das Symptom dessen, was wirklich dahinter steht, nämlich das Versagen der entscheidenden Gremien. Busacca, der im vielbeachteten Film Referees at work mit dem Zitat „I’m sorry! We’re not god! We also make mistakes!“ (,,Wir sind nicht Gott, wir machen auch Fehler!) griechische Spieler beruhigt, trägt eine große Mitschuld daran, dass die WM jetzt ohne eine prägende Spielerpersönlichkeit auskommen muss.
Den einzigartigen Stil eines Björn Kuipers den anderen Schiedsrichtern aufzuzwängen – das konnte nicht klappen. Ganz besonders bei Carlos Velasco Carballo nicht. Der Spanier ist dafür bekannt, dass er seine Autorität (wie viele seiner Landsleute) eher durch Karten, gute Zweikampfbewertung und Spielnähe erhält, als durch Kommunikation. Dem Mittel der persönlichen Strafen beraubt, war er nur eingeschränkt handlungsfähig. Sicherlich, man muss einem FIFA-Schiedsrichter auch zutrauen können, ein Spiel ohne viele Karten herunter zu pfeifen. Aber nicht jedes Spiel. Und in diesem Spiel, einem brisanten Südamerika-Duell, bei dem beide Teams großen Wert auf Kampf legen, kann das nur scheitern. Neben der oben genannten Anweisung muss sich Busacca auch noch eine andere nicht durchdachte Ansetzung vorwerfen lassen – und zwar nicht zum ersten Mal in diesem Turnier.
Besonders treffend fand ich den Kommentar eines Users im Blog The 3rd Team: „Natürlich war Velascos Leistung eine Katastrophe. Aber dafür kann ich ihm nicht wirklich die Schuld geben. Er war eine Ein-Mann-Armee und jemand hatte ihm seiner Waffen beraubt. (…).“
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@ DerMazze
Zitat von DerMazzeZitat von dermade
Was wurde denn bei den Laufwegen vorgegeben? Davon hab ich noch nichts gehört.
Ist dir noch nicht aufgefallen, dass die Schiedsrichter ziemlich häufig im Weg und zudem schlecht zum Geschehen im Strafraum stehen? Das muss Vorgabe sein, weil es bei allen Schiedsrichtern auffällt und in Bundesliga und Champions League nicht so ist!
In manchen Fällen mag die neue Positionierung nützlich sein, weil der Schiedsrichter näher am Geschehen ist, sinnvoll ist es dennoch nicht. Zum Teil kann man damit auch die Fehlentscheidung bzgl. des Elfmeters im Eröffnungsspiel erklären.
Dass sie öfter im Weg stehen, ist mir aufgefallen. Aber die Vorgabe wird ja nicht sein "Steht mal öfter im Weg". Deswegen fragte ich worin die Vorgabe nun besteht. Hagi hats ja auch schon erklärt. "Vor dem Strafraum mehr in die Mitte einrücken" ist dann die Vorgabe. "Im Weg stehen" und "schlechter Seiteneinblick" das Resultat.
"Mehrere Ausrufezeichen, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. Sicheres Zeichen für einen kranken Geist." - Terry Pratchett, „Eric“
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Ceterum censeo bellum esse finiendum ☮️
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