Newsansicht

WahreTabelle 1.Bundesliga >> WahreTabelle 2.Bundesliga >>
07.07.2014 23:38 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Sicher wie das Amen in der Kirche…

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der WM.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Brasilien / Carballo
Quelle: GettyImages
Das WM-Aus für Brasiliens Superstar Neymar: Wieviel Schuld trifft Referee Carlos Velasco Carballo?

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Mehmet Scholl polterte am Freitagabend richtig los: „Wenn die Schiris nicht mehr in der Lage sind, brutale Fouls zu stoppen, dann wird ein Neymar vom Feld getragen. Wenn wir zulassen, dass die Kleinen vernichtet werden, ist es nicht mehr meine Sportart. Dann haben wir ein Problem!“ Auslöser war das Spiel zwischen Brasilien und Kolumbien, in concreto das Foul von Juan Zuñiga, bei dem sich der Star der Gastgeber schwer verletzte.

Im Kern hat der Europameister von 1996 mit seiner Kritik vollkommen Recht. Doch trifft sie die Falschen. Die Schiedsrichter als Adressaten sind zwar naheliegend, allerdings ist das hier zu kurz gedacht. Vielmehr müssen sich die FIFA und speziell Massimo Busacca als Chef des Schiedsrichter-Komitees kritisch hinterfragen. Dass es im Laufe dieser WM zu einer solchen Szene kommen würde, war nämlich vorhersehbar. Die Anweisungen an die Schiedsrichter vor der WM waren nicht zu Ende durchdacht. Das betrifft sowohl die neuen Vorgaben für Laufwege, denen wir einige nicht gegebene Elfmeter verdanken, als auch die unsägliche Anweisung, an Gelben Karten zu sparen.

Angesichts der Sperre nach zwei Verwarnungen ist das ja zunächst eine ganz smarte Idee. Sie scheitert jedoch hoffnungslos an der Praxis und an Spielern, die das daraus resultierende zögerliche Vorgehen der Unparteiischen schamlos ausnutzen. Das ganze Dilemma zeigte sich am Freitag, als die Fouls immer heftiger wurden und in der schweren Verletzung Neymars gipfelten. Der ursprüngliche Gedanke, in den entscheidenden Spielen möglichst alle Spieler verfügbar zu haben, wurde ins Gegenteil verkehrt. Und zwar angefeuert durch einen Schiedsrichter, der es nicht geschafft hat, in den entscheidenden Situationen beruhigend oder sanktionierend aufzutreten. Die Schlüsselszene war die Rudelbildung in der 23. Minute, in der die Spieler merkten: „Hoppla, da können wir uns ja heute alles erlauben!“ Doch das ist nur das Symptom dessen, was wirklich dahinter steht, nämlich das Versagen der entscheidenden Gremien. Busacca, der im vielbeachteten Film Referees at work mit dem Zitat „I’m sorry! We’re not god! We also make mistakes!“ (,,Wir sind nicht Gott, wir machen auch Fehler!) griechische Spieler beruhigt, trägt eine große Mitschuld daran, dass die WM jetzt ohne eine prägende Spielerpersönlichkeit auskommen muss.

Den einzigartigen Stil eines Björn Kuipers den anderen Schiedsrichtern aufzuzwängen – das konnte nicht klappen. Ganz besonders bei Carlos Velasco Carballo nicht. Der Spanier ist dafür bekannt, dass er seine Autorität (wie viele seiner Landsleute) eher durch Karten, gute Zweikampfbewertung und Spielnähe erhält, als durch Kommunikation. Dem Mittel der persönlichen Strafen beraubt, war er nur eingeschränkt handlungsfähig. Sicherlich, man muss einem FIFA-Schiedsrichter auch zutrauen können, ein Spiel ohne viele Karten herunter zu pfeifen. Aber nicht jedes Spiel. Und in diesem Spiel, einem brisanten Südamerika-Duell, bei dem beide Teams großen Wert auf Kampf legen, kann das nur scheitern. Neben der oben genannten Anweisung muss sich Busacca auch noch eine andere nicht durchdachte Ansetzung vorwerfen lassen – und zwar nicht zum ersten Mal in diesem Turnier.

Besonders treffend fand ich den Kommentar eines Users im Blog The 3rd Team: „Natürlich war Velascos Leistung eine Katastrophe. Aber dafür kann ich ihm nicht wirklich die Schuld geben. Er war eine Ein-Mann-Armee und jemand hatte ihm seiner Waffen beraubt. (…).“

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball Spezial: Ein heißes Spiel

Schiedsrichterball Spezial: Der Auftakt der Deutschen

Mehmet Scholl polterte am Freitagabend richtig los: „Wenn die Schiris nicht mehr in der Lage sind, brutale Fouls zu stoppen, dann wird ein Neymar vom Feld getragen. Wenn wir zulassen, dass die Kleinen vernichtet werden, ist es nicht mehr meine Sportart. Dann haben wir ein Problem!“ Auslöser war das Spiel zwischen Brasilien und Kolumbien, in concreto das Foul von Juan Zuñiga, bei dem sich der Star der Gastgeber schwer verletzte.

Im Kern hat der Europameister von 1996 mit seiner Kritik vollkommen Recht. Doch trifft sie die Falschen. Die Schiedsrichter als Adressaten sind zwar naheliegend, allerdings ist das hier zu kurz gedacht. Vielmehr müssen sich die FIFA und speziell Massimo Busacca als Chef des Schiedsrichter-Komitees kritisch hinterfragen. Dass es im Laufe dieser WM zu einer solchen Szene kommen würde, war nämlich vorhersehbar. Die Anweisungen an die Schiedsrichter vor der WM waren nicht zu Ende durchdacht. Das betrifft sowohl die neuen Vorgaben für Laufwege, denen wir einige nicht gegebene Elfmeter verdanken, als auch die unsägliche Anweisung, an Gelben Karten zu sparen.

Angesichts der Sperre nach zwei Verwarnungen ist das ja zunächst eine ganz smarte Idee. Sie scheitert jedoch hoffnungslos an der Praxis und an Spielern, die das daraus resultierende zögerliche Vorgehen der Unparteiischen schamlos ausnutzen. Das ganze Dilemma zeigte sich am Freitag, als die Fouls immer heftiger wurden und in der schweren Verletzung Neymars gipfelten. Der ursprüngliche Gedanke, in den entscheidenden Spielen möglichst alle Spieler verfügbar zu haben, wurde ins Gegenteil verkehrt. Und zwar angefeuert durch einen Schiedsrichter, der es nicht geschafft hat, in den entscheidenden Situationen beruhigend oder sanktionierend aufzutreten. Die Schlüsselszene war die Rudelbildung in der 23. Minute, in der die Spieler merkten: „Hoppla, da können wir uns ja heute alles erlauben!“ Doch das ist nur das Symptom dessen, was wirklich dahinter steht, nämlich das Versagen der entscheidenden Gremien. Busacca, der im vielbeachteten Film Referees at work mit dem Zitat „I’m sorry! We’re not god! We also make mistakes!“ (,,Wir sind nicht Gott, wir machen auch Fehler!) griechische Spieler beruhigt, trägt eine große Mitschuld daran, dass die WM jetzt ohne eine prägende Spielerpersönlichkeit auskommen muss.

Den einzigartigen Stil eines Björn Kuipers den anderen Schiedsrichtern aufzuzwängen – das konnte nicht klappen. Ganz besonders bei Carlos Velasco Carballo nicht. Der Spanier ist dafür bekannt, dass er seine Autorität (wie viele seiner Landsleute) eher durch Karten, gute Zweikampfbewertung und Spielnähe erhält, als durch Kommunikation. Dem Mittel der persönlichen Strafen beraubt, war er nur eingeschränkt handlungsfähig. Sicherlich, man muss einem FIFA-Schiedsrichter auch zutrauen können, ein Spiel ohne viele Karten herunter zu pfeifen. Aber nicht jedes Spiel. Und in diesem Spiel, einem brisanten Südamerika-Duell, bei dem beide Teams großen Wert auf Kampf legen, kann das nur scheitern. Neben der oben genannten Anweisung muss sich Busacca auch noch eine andere nicht durchdachte Ansetzung vorwerfen lassen – und zwar nicht zum ersten Mal in diesem Turnier.

Besonders treffend fand ich den Kommentar eines Users im Blog The 3rd Team: „Natürlich war Velascos Leistung eine Katastrophe. Aber dafür kann ich ihm nicht wirklich die Schuld geben. Er war eine Ein-Mann-Armee und jemand hatte ihm seiner Waffen beraubt. (…).“

Mehr zum Thema:

Schiedsrichterball Spezial: Ein heißes Spiel

Schiedsrichterball Spezial: Der Auftakt der Deutschen

08.07.2014 18:17


Suricate1904


Schalke 04-FanSchalke 04-Fan


Mitglied seit: 05.08.2013

Aktivität:
Beiträge: 103

Hinzu kommt noch, dass die SR angewiesen wurden (und das seit den FIFA Turnieren im Jahr 2012), vor dem Spielgeschehen zu stehen statt ihm zu folgen und auf Ballhöhe zu sein. Dadurch kam es teilweise dazu, dass bei unerwarteten technischen Fehlern wie Ballverlusten ein schneller Konter nur mit Mühe verfolgt werden konnte und z.B. Osses in Italien-Costa Rica seine Kein-Elfer-Fehlentscheidung aus sportlichen 30 Metern traf - nämlich im Mittelkreis sprintend!


 Beitrag melden  Zitieren  Antworten


08.07.2014 16:43


dermade


Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 30.01.2009

Aktivität:
Beiträge: 1870

@ DerMazze

Zitat von DerMazze
Zitat von dermade
Was wurde denn bei den Laufwegen vorgegeben? Davon hab ich noch nichts gehört.


Ist dir noch nicht aufgefallen, dass die Schiedsrichter ziemlich häufig im Weg und zudem schlecht zum Geschehen im Strafraum stehen? Das muss Vorgabe sein, weil es bei allen Schiedsrichtern auffällt und in Bundesliga und Champions League nicht so ist!

In manchen Fällen mag die neue Positionierung nützlich sein, weil der Schiedsrichter näher am Geschehen ist, sinnvoll ist es dennoch nicht. Zum Teil kann man damit auch die Fehlentscheidung bzgl. des Elfmeters im Eröffnungsspiel erklären.

Dass sie öfter im Weg stehen, ist mir aufgefallen. Aber die Vorgabe wird ja nicht sein "Steht mal öfter im Weg". Deswegen fragte ich worin die Vorgabe nun besteht. Hagi hats ja auch schon erklärt. "Vor dem Strafraum mehr in die Mitte einrücken" ist dann die Vorgabe. "Im Weg stehen" und "schlechter Seiteneinblick" das Resultat.


"Mehrere Ausrufezeichen, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. Sicheres Zeichen für einen kranken Geist." - Terry Pratchett, „Eric“


 Beitrag melden  Zitieren  Antworten


08.07.2014 09:13


Hagi01
Hagi01

1. FC Nürnberg-Fan1. FC Nürnberg-Fan

Hagi01
Mitglied seit: 24.09.2012

Aktivität:
Beiträge: 6313

Die Schiris sollen, wenn das Spiel Richtung Strafraum geht, in die Mitte einrücken. Der Sinn ist wohl, dass man bei Szenen auf der Assistenten-nahen Strafraumseite näher dran steht und die Entscheidung besser verkaufen kann. Das führt im Ergebnis aber dazu, dass der Seiteneinblick entfällt und damit eine Strafraumszenen vollkommen falsch bewertet werden (z.B. der Elfer im Eröffnungsspiel).


Ceterum censeo bellum esse finiendum ☮️


 Beitrag melden  Zitieren  Antworten


23.04.2024 16:36 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 30. Spieltag: Freiburgs Kübler hätte gegen Mainz Rot sehen müssen

Eine Fehlentscheidung im Fokus

Kuebler-Lukas-2023-2024-Freiburg-1044065684h_1713883092.jpg

Ein Foulspiel im Duell zwischen dem SC Freiburg und Mainz 05 (1:1) war der größte Aufreger in der WT-Community am 30. Spieltag. Freiburgs Lukas Kübler trat seinem Gegenspieler Jae-sung Lee in der 30. Minute auf den Knöchel und wurde dafür von Schiedsrichter Marco Fritz verwarnt. Die User hätten den Verteidiger für dieses Vergehen allerdings vom Platz gestellt. 30. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick 73,9 Prozent der User votierten für eine Rote Karte für den Freiburger. Auch innerhalb des Kompetenzteams ging die Tendenz in Richtung Platzverweis: Drei von vier KT-Mitgliedern stimmten dafür. „...

23.04.2024 16:13 Uhr | Quelle: dpa DFB-Schiedsrichter Siebert und Zwayer pfeifen bei der EM: „Highlight in ihrer Karriere“

UEFA gibt bekannt

Siebert_Daniel_0046665044h_1713881712.jpg

Die deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert und Felix Zwayer gehören zum Aufgebot für die Heim-EM im Sommer. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mitteilte, sind die beiden Berliner unter den 18 UEFA-Nominierten für das Turnier in Deutschland. Hinzu kommt noch ein argentinischer Referee. Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Der 39 Jahre alte Siebert ist nach der EM 2021 und der WM 2022 zum dritten Mal bei einer Endrunde bei einem großen Turnier dabei. Für den 42 Jahre alten Zwayer hingegen wird die Europameisterschaft in Deutschland eine Premiere sein. Außer Siebert und Zwayer wurden nach DFB-Angaben auch Jan Seidel, Rafael Foltyn, Stefan ...

16.04.2024 13:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten

Mehrere strittige Szenen im Fokus

Harm-Osmers-2024-1043762546h_1713265747.jpg

Erstmals seit dem 17. Spieltag hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Ergebniskorrektur durch die WT-Community gegeben. Dennoch wurden vier strittige Szenen diskutiert, von denen zwei beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen (5:0) stattgefunden haben. 29. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick In beiden Fällen waren sich die Mitglieder des Kompetenzteams sowie die WT-User uneins. Jeweils mit einer knappen Mehrheit hätten die User den Elfmeter, der zum 1:0 führte, nicht gepfiffen und das 2:0, bei dem eine Abseitsstellung thematisiert wurde, nicht zählen lassen. Die KT-Mitglieder stärkten jedoch S...

09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

Zwei Fehlentscheidungen im Fokus

Trimmel-Christopher-2023-2024-Union-Berlin-1043359099h_1712674162.jpg

Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...

02.04.2024 11:19 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 27. Spieltag: Leipzig und Augsburg um Sieg gebracht – Rot für Ryerson

Vier Fehlentscheidungen im Fokus

Julian Ryerson im Zweikampf mit Jamal Musiala

Am 27. Bundesliga-Spieltag gab es einige strittige Szenen, die zu insgesamt vier Korrekturen in vier Partien geführt haben. In zwei Begegnungen sorgte dies für einem anderen Ausgang. Sowohl RB Leipzig als auch der FC Augsburg hätten in ihren Heimspielen anstelle eines Unentschiedens einen Sieg eingefahren. Glück hatte zudem Borussia Dortmund im Topspiel gegen den FC Bayern. 27. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Leipzig mühte sich am Samstagnachmittag zu einem 0:0 gegen Mainz 05, dabei hätte es nach Ansicht der WahreTabelle-Community in der 61. Minute einen Elfmeter für die Sachsen geben müss...