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14.11.2014 11:40 Uhr | Quelle: WahreTabelle.de

Schiedsrichterball: Besonderer Schutz?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle.de das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Wiedwald / FC Bayern
Quelle: GettyImages
Eintracht-Keeper Felix Wiedwald wurde vor dem 0:4 gegen den FC Bayern München regelwidrig von Arjen Robben angegangen. Bei WahreTabelle.de führte dies zu einer Ergebnisänderung.

Johannes Gründel
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Es blieb wie so oft in dieser und der vergangenen Saison bei Spielen des FC Bayern nur eine Randnotiz: Vor Xherdan Shaqiris Treffer zum 4:0 hatte Arjen Robben den Ball dem Frankfurter Torhüter Felix Wiedwald regelwidrig aus dessen Kontrolle stibitzt. Aufgrund der haushohen Überlegenheit des Rekordmeisters wurde medial kein großes Aufsehen erregt. In vielen Fachmagazinen und –portalen wurde die Fehlentscheidung weder im Ticker noch in der Analyse oder in der Schiedsrichterbenotung erwähnt. Bei WahreTabelle.de allerdings führte sie am Montagabend zur Ergebniskorrektur: 0:3 statt 0:4.

Warum? Hier wurde einer der wichtigsten Schutzmechanismen für den Torhüter verletzt: Wenn der Keeper den Ball mit der Hand unter Kontrolle hat, dann ist dieser für Gegenspieler tabu. Nun ist der Begriff der „Kontrolle“ natürlich auslegungsbedürftig. Was die Regeln darunter verstehen, wird im Rahmen der Sechs-Sekunden-Regel definiert, dort als „in den Händen halten“, nämlich das Festhalten mit beiden Händen oder mit einer Hand gegen eine Oberfläche (z.B. Boden, eigener Körper), in der ausgestreckten offenen Hand, aber auch das Prellen auf den Boden oder in die Luft werfen. Bei allen diesen Situationen darf der Torwart nicht angegriffen werden – also auch nicht, wenn er den Ball zum Abschlag fallen lässt und der Stürmer dazwischen spitzelt. In dem Fall ist man als Stürmer sogar relativ schnell mit einer Gelben Karte dabei, nämlich wenn man dadurch verhindert, dass der Torwart durch den Abschlag einen Konter einleitet.

Doch das ist nicht der einzige Schutz, den der Torhüter bekommt: Die Regelerläuterungen der FIFA zählen noch drei weitere Vergehen auf: Das Hindern eines Abspiels aus der Hand, das Treten des Balles beim Abspiel (wobei der Versuch auch strafbar ist) sowie das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, beispielsweise bei einem Eckstoß.
Ein weiterer Mechanismus zum Schutz des Torwarts existiert noch zwischen den Zeilen: Auch wenn es nicht im Regelwerk ausdrücklich geregelt ist, sind die Hürden für ein verbotenes Rempeln gegen Torhüter, der die Arme über dem Kopf hat, deutlich niedriger als bei einem Feldspieler. Die Position der Arme verhindert nämlich, dass der Torwart diese zur Ausbalancierung verwenden kann, und er daher einen höheren Schutz verdient.

Dem gegenüber ist der Torwart aber auch ein paar mehr oder weniger konsequent umgesetzten Regelverschärfungen unterworfen: Die Bekannteste ist natürlich die 1992 eingeführte Rückpassregel, die schon meisterschaftsentscheidend war. Darüber hinaus gibt es aber auch noch die Sechs-Sekunden-Regel (früher: Vier-Schritte-Regel), die verhindern soll, dass Torhüter mit dem Ball in der Hand massig Zeit von der Uhr nehmen. Da aber auch hier ein indirekter Freistoß im Strafraum (und damit eine ziemlich gute Chance für die Gegner) die Folge ist, werden die sechs Sekunden, die der Torwart den Ball mit der Hand kontrollieren darf, ziemlich weit ausgedehnt. In der Praxis denkt man ab circa zehn Sekunden mal vorsichtig drüber nach, zu ahnden. Zeitspiel lässt sich da effektiver mit einer Gelben Karte bei einem Abstoß unterbinden, ohne dass man dabei die andere Mannschaft gleich zu einer Riesenchance einlädt. Darüber hinaus führt die Notbremsenregelung aufgrund der Position am Feld bei Torhütern – spätestens seit der Abschaffung der deutschen Sonderregelung im Sommer 2013 – zwangsläufig zu einem erhöhten Risiko eines Platzverweises.

Der besonderen Rolle des Torhüters wird in den Regeln also Rechnung getragen. Er bekommt besonderen Schutz, allerdings auch besondere Verantwortung. Und er ist für das Regelwerk der wichtigste Spieler am Platz: Ein Spiel darf niemals ohne Torhüter stattfinden. Sofern mit mindestens sieben Spielern begonnen wird, darf eine Mannschaft irgendwann theoretisch sogar ohne Feldspieler spielen (ein Spielabbruch geht nur, wenn die Mannschaft mit weniger als sieben Spielern zurückliegt und den Schiedsrichter um den Abbruch bittet!) – der Torwart aber muss immer da sein.

Mehr zum Thema:

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Warum? Hier wurde einer der wichtigsten Schutzmechanismen für den Torhüter verletzt: Wenn der Keeper den Ball mit der Hand unter Kontrolle hat, dann ist dieser für Gegenspieler tabu. Nun ist der Begriff der „Kontrolle“ natürlich auslegungsbedürftig. Was die Regeln darunter verstehen, wird im Rahmen der Sechs-Sekunden-Regel definiert, dort als „in den Händen halten“, nämlich das Festhalten mit beiden Händen oder mit einer Hand gegen eine Oberfläche (z.B. Boden, eigener Körper), in der ausgestreckten offenen Hand, aber auch das Prellen auf den Boden oder in die Luft werfen. Bei allen diesen Situationen darf der Torwart nicht angegriffen werden – also auch nicht, wenn er den Ball zum Abschlag fallen lässt und der Stürmer dazwischen spitzelt. In dem Fall ist man als Stürmer sogar relativ schnell mit einer Gelben Karte dabei, nämlich wenn man dadurch verhindert, dass der Torwart durch den Abschlag einen Konter einleitet.

Doch das ist nicht der einzige Schutz, den der Torhüter bekommt: Die Regelerläuterungen der FIFA zählen noch drei weitere Vergehen auf: Das Hindern eines Abspiels aus der Hand, das Treten des Balles beim Abspiel (wobei der Versuch auch strafbar ist) sowie das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, beispielsweise bei einem Eckstoß.
Ein weiterer Mechanismus zum Schutz des Torwarts existiert noch zwischen den Zeilen: Auch wenn es nicht im Regelwerk ausdrücklich geregelt ist, sind die Hürden für ein verbotenes Rempeln gegen Torhüter, der die Arme über dem Kopf hat, deutlich niedriger als bei einem Feldspieler. Die Position der Arme verhindert nämlich, dass der Torwart diese zur Ausbalancierung verwenden kann, und er daher einen höheren Schutz verdient.

Dem gegenüber ist der Torwart aber auch ein paar mehr oder weniger konsequent umgesetzten Regelverschärfungen unterworfen: Die Bekannteste ist natürlich die 1992 eingeführte Rückpassregel, die schon meisterschaftsentscheidend war. Darüber hinaus gibt es aber auch noch die Sechs-Sekunden-Regel (früher: Vier-Schritte-Regel), die verhindern soll, dass Torhüter mit dem Ball in der Hand massig Zeit von der Uhr nehmen. Da aber auch hier ein indirekter Freistoß im Strafraum (und damit eine ziemlich gute Chance für die Gegner) die Folge ist, werden die sechs Sekunden, die der Torwart den Ball mit der Hand kontrollieren darf, ziemlich weit ausgedehnt. In der Praxis denkt man ab circa zehn Sekunden mal vorsichtig drüber nach, zu ahnden. Zeitspiel lässt sich da effektiver mit einer Gelben Karte bei einem Abstoß unterbinden, ohne dass man dabei die andere Mannschaft gleich zu einer Riesenchance einlädt. Darüber hinaus führt die Notbremsenregelung aufgrund der Position am Feld bei Torhütern – spätestens seit der Abschaffung der deutschen Sonderregelung im Sommer 2013 – zwangsläufig zu einem erhöhten Risiko eines Platzverweises.

Der besonderen Rolle des Torhüters wird in den Regeln also Rechnung getragen. Er bekommt besonderen Schutz, allerdings auch besondere Verantwortung. Und er ist für das Regelwerk der wichtigste Spieler am Platz: Ein Spiel darf niemals ohne Torhüter stattfinden. Sofern mit mindestens sieben Spielern begonnen wird, darf eine Mannschaft irgendwann theoretisch sogar ohne Feldspieler spielen (ein Spielabbruch geht nur, wenn die Mannschaft mit weniger als sieben Spielern zurückliegt und den Schiedsrichter um den Abbruch bittet!) – der Torwart aber muss immer da sein.

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14.11.2014 13:27


Hagi01
Hagi01

1. FC Nürnberg-Fan1. FC Nürnberg-Fan

Hagi01
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@ LordHorst

Zitat von LordHorst
Eigentlich heißt die Devise ja "Im Zweifel nicht eingreifen". Wie ist denn das aber beim Torhüter Werden die Schiris angewiesen, im Zweifel eher für den Torhüter zu pfeifen, weil dieser einen besonderen Schutz genießt?

Eine offizielle Anweisung würde ich es nicht nennen. Aber einen Freistoß für den Torwart kann man viel besser verkaufen und das wissen auch die Beobachter und die Oberen. Das fällt dann unter die Kategorie "Clever pfeifen" bzw. "Nicht Probleme Schaffen, wo keine sind". Dass im Zweifel (gerade im Fünfer) alles für den Torwart gepfiffen wird, akzeptieren ja auch Fans und Medien.


Ceterum censeo bellum esse finiendum ☮️


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14.11.2014 13:23


LordHorst
LordHorst

Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 11.12.2010

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Beiträge: 6309

Eigentlich heißt die Devise ja "Im Zweifel nicht eingreifen". Wie ist denn das aber beim Torhüter Werden die Schiris angewiesen, im Zweifel eher für den Torhüter zu pfeifen, weil dieser einen besonderen Schutz genießt?


Scheint die Sonne auch für Nazis? Ich könnt's nicht verstehen. Dürfen Faschos auch verreisen? Das wäre ungerecht. Können Rassisten etwa auch den blauen Himmel sehen? Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht, tut sie es nicht.


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