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27.03.2015 11:08 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Pressekonferenz mit Schiris?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Szenen der Bundesliga. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Guardiola
Quelle: Imago Sportfoto / Archivbild
Eine Pressekonferenz mit dem Referee und dem kurz zuvor noch hochgradig emotionalisierten Trainer (Achivbild: Markus Häcker und Bayern-Coach Pep Guardiola) - ist das wirklich eine gute Idee?

Johannes Gründel
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Aues Trainer Tomislav Stipic wartete am vergangenen Wochenende mit einer überraschenden Idee auf: Nachdem sich Schiedsrichter Markus Schmidt bei ihm für eine Fehlentscheidung entschuldigt und das faire Verhalten der „Veilchen“ gelobt hatte, verkündete Stipic diesen Sachverhalt und regte an, auch die Schiedsrichter bei Pressekonferenzen zuzulassen (WahreTabelle berichtete).

Das klingt bei erster Betrachtung zunächst mal nicht schlecht. Die Vorteile jedenfalls liegen auf der Hand: Der Schiedsrichter kann seine Entscheidung nach dem Spiel erklären und mögliche Regelunklarheiten ließen sich beseitigen. Gleichzeitig würden die Schiedsrichter weniger unnahbar erscheinen und damit „vermenschlicht“. Denkt man den Vorschlag aber weiter und versetzt sich in die Lage der Schiedsrichter, merkt man, dass er vielleicht doch nicht so gut ist, wie er im ersten Moment klingt. Zunächst kommt es einem Spießrutenlauf gleich, sich nach einem schweren Fehler der Öffentlichkeit zu stellen. Das ist definitiv kein Zuckerschlecken und noch einmal eine andere Ebene, als wenn nach dem Spiel über den Fehler in den Medien berichtet wird. Diese kann man als Schiedsrichter ja auch ignorieren.

Auch kann es passieren, dass die Pressekonferenz dann von Trainertypen, die nicht erkennen, dass das Spiel vorbei ist, genutzt würde, um noch einmal dem eigenen Unmut über die Schiedsrichterleistung Luft zu verschaffen. Wenn man sich vor Augen führt, wie manches Rumpelstilzchen während des Spiels in der Coachingzone auf und ab springt, wäre die Vorstellung einer Fortsetzung in der Pressekonferenz sicherlich für den Zuschauer unterhaltsam. Für die betroffenen Schiedsrichter hingegen wäre es nicht so angenehm, zumal man verbal nicht so scharf reagieren kann wie am Platz.

Weitere Probleme liegen bei den Schiedsrichtern selbst: Zunächst ist nicht jeder Schiedsrichter der Typ Mensch, der direkt nach dem Spiel einen Fehler erkennt und auch zugeben kann. Auch wenn man nach einer Nacht schlafen selbst merkt, dass man in einer Szene heftig daneben lag, kommt diese Erkenntnis für die Pressekonferenz zu spät und der Schiedsrichter hat sich beim Versuch, die eigene Entscheidung zu verteidigen, bereits in aller Öffentlichkeit blamiert. Auch ist nicht jeder Schiedsrichter ein so guter Redner, dass er das Relevante unzweideutig rüberbringt. Dadurch könnten Regelmythen entstehen, die durch ihre Urheberschaft seitens eines Bundesliga-Schiedsrichters sicherlich schnell Einzug in den Fanglauben halten.

Der nächste Grund ist ein rein praktischer: Die Schiedsrichter müssen nach dem Spiel den Spielbericht ausfüllen, duschen und dann kommt es zum Coaching, in dem das Spiel noch einmal zusammen mit dem Schiedsrichterbeobachter aufgearbeitet wird. Das kann je nach Spiel durchaus schon mal bis zu 90 Minuten dauern. Will man die Pressekonferenz so lange verzögern? Wahrscheinlich nicht, irgendwann wollen die Journalisten und Trainer ja auch nach Hause bzw. in die Redaktionsbüros. Außerdem sollten relevante Aussagen möglichst auch in der Sportschau gezeigt werden. Was bringen Ausschnitte aus einer Pressekonferenz mit dem Schiedsrichter, die erst im Abendprogramm oder erst am Sonntag gezeigt werden können?

Stipics Vorschlag ist somit, auch wenn er sich zunächst ganz gut anhört, nicht der Weisheit letzter Schluss. Zur Aufklärung der Regeln wäre es stattdessen besser, wenn der DFB zentral nach den Spielen zu den wichtigsten Szenen eine kurze Erklärung abgibt, wie diese zu beurteilen sind. Dafür böten sich die Situationen an, die in das Schiedsrichterportal des DFB für die Schiedsrichterteams der drei Profiligen eingepflegt werden. Das wäre unwesentlich mehr Arbeit, hätte als Effekt aber eine bessere Regelkenntnis bei Journalisten und interessierten Fans, was bis auf die Amateurklassen durchscheinen kann. Als Nebeneffekt würde die Glaubwürdigkeit der Schiedsrichterkommission steigen, da das Argument „Die schützen doch eh nur ihre Schiedsrichter!“ leerliefe. Und die Gefahr des medialen Spießrutenlaufs für den Referee wäre gebannt.

Zurück zu Tomislav Stipic: Als Neuling im Profibereich hat der Kroate hier manchem alten Hasen einiges voraus. Statt sich über wiederholtes Pech mit Schiedsrichterentscheidungen aufzuführen und irgendwelche abstrusen Verschwörungstheorien vom Stapel zu lassen, nimmt er die Unparteiischen in Schutz und macht einen konstruktiven Vorschlag, wie man den Schiedsrichtern das Leben erleichtern könnte. Das ist echte Vorbildfunktion, weiter so!

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Aues Trainer Tomislav Stipic wartete am vergangenen Wochenende mit einer überraschenden Idee auf: Nachdem sich Schiedsrichter Markus Schmidt bei ihm für eine Fehlentscheidung entschuldigt und das faire Verhalten der „Veilchen“ gelobt hatte, verkündete Stipic diesen Sachverhalt und regte an, auch die Schiedsrichter bei Pressekonferenzen zuzulassen (WahreTabelle berichtete).

Das klingt bei erster Betrachtung zunächst mal nicht schlecht. Die Vorteile jedenfalls liegen auf der Hand: Der Schiedsrichter kann seine Entscheidung nach dem Spiel erklären und mögliche Regelunklarheiten ließen sich beseitigen. Gleichzeitig würden die Schiedsrichter weniger unnahbar erscheinen und damit „vermenschlicht“. Denkt man den Vorschlag aber weiter und versetzt sich in die Lage der Schiedsrichter, merkt man, dass er vielleicht doch nicht so gut ist, wie er im ersten Moment klingt. Zunächst kommt es einem Spießrutenlauf gleich, sich nach einem schweren Fehler der Öffentlichkeit zu stellen. Das ist definitiv kein Zuckerschlecken und noch einmal eine andere Ebene, als wenn nach dem Spiel über den Fehler in den Medien berichtet wird. Diese kann man als Schiedsrichter ja auch ignorieren.

Auch kann es passieren, dass die Pressekonferenz dann von Trainertypen, die nicht erkennen, dass das Spiel vorbei ist, genutzt würde, um noch einmal dem eigenen Unmut über die Schiedsrichterleistung Luft zu verschaffen. Wenn man sich vor Augen führt, wie manches Rumpelstilzchen während des Spiels in der Coachingzone auf und ab springt, wäre die Vorstellung einer Fortsetzung in der Pressekonferenz sicherlich für den Zuschauer unterhaltsam. Für die betroffenen Schiedsrichter hingegen wäre es nicht so angenehm, zumal man verbal nicht so scharf reagieren kann wie am Platz.

Weitere Probleme liegen bei den Schiedsrichtern selbst: Zunächst ist nicht jeder Schiedsrichter der Typ Mensch, der direkt nach dem Spiel einen Fehler erkennt und auch zugeben kann. Auch wenn man nach einer Nacht schlafen selbst merkt, dass man in einer Szene heftig daneben lag, kommt diese Erkenntnis für die Pressekonferenz zu spät und der Schiedsrichter hat sich beim Versuch, die eigene Entscheidung zu verteidigen, bereits in aller Öffentlichkeit blamiert. Auch ist nicht jeder Schiedsrichter ein so guter Redner, dass er das Relevante unzweideutig rüberbringt. Dadurch könnten Regelmythen entstehen, die durch ihre Urheberschaft seitens eines Bundesliga-Schiedsrichters sicherlich schnell Einzug in den Fanglauben halten.

Der nächste Grund ist ein rein praktischer: Die Schiedsrichter müssen nach dem Spiel den Spielbericht ausfüllen, duschen und dann kommt es zum Coaching, in dem das Spiel noch einmal zusammen mit dem Schiedsrichterbeobachter aufgearbeitet wird. Das kann je nach Spiel durchaus schon mal bis zu 90 Minuten dauern. Will man die Pressekonferenz so lange verzögern? Wahrscheinlich nicht, irgendwann wollen die Journalisten und Trainer ja auch nach Hause bzw. in die Redaktionsbüros. Außerdem sollten relevante Aussagen möglichst auch in der Sportschau gezeigt werden. Was bringen Ausschnitte aus einer Pressekonferenz mit dem Schiedsrichter, die erst im Abendprogramm oder erst am Sonntag gezeigt werden können?

Stipics Vorschlag ist somit, auch wenn er sich zunächst ganz gut anhört, nicht der Weisheit letzter Schluss. Zur Aufklärung der Regeln wäre es stattdessen besser, wenn der DFB zentral nach den Spielen zu den wichtigsten Szenen eine kurze Erklärung abgibt, wie diese zu beurteilen sind. Dafür böten sich die Situationen an, die in das Schiedsrichterportal des DFB für die Schiedsrichterteams der drei Profiligen eingepflegt werden. Das wäre unwesentlich mehr Arbeit, hätte als Effekt aber eine bessere Regelkenntnis bei Journalisten und interessierten Fans, was bis auf die Amateurklassen durchscheinen kann. Als Nebeneffekt würde die Glaubwürdigkeit der Schiedsrichterkommission steigen, da das Argument „Die schützen doch eh nur ihre Schiedsrichter!“ leerliefe. Und die Gefahr des medialen Spießrutenlaufs für den Referee wäre gebannt.

Zurück zu Tomislav Stipic: Als Neuling im Profibereich hat der Kroate hier manchem alten Hasen einiges voraus. Statt sich über wiederholtes Pech mit Schiedsrichterentscheidungen aufzuführen und irgendwelche abstrusen Verschwörungstheorien vom Stapel zu lassen, nimmt er die Unparteiischen in Schutz und macht einen konstruktiven Vorschlag, wie man den Schiedsrichtern das Leben erleichtern könnte. Das ist echte Vorbildfunktion, weiter so!

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Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...