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17.09.2015 23:14 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Vom Mythos des Bayern-Bonus

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Kircher / München FCA
Quelle: Imago Sportfoto
Schiedsrichter Knut Kircher (r.) musste sich rund um das Spiel FC Bayern München – FC Augsburg (2:1) nicht nur von Halil Altintop (l.) einiges anhören…

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Am vergangenen Samstag war es mal wieder soweit: Der FC Bayern konnte gegen den FC Augsburg (2:1) durch eine Fehlentscheidung ein schwieriges Spiel doch noch gewinnen. Man musste gar nicht groß über das Schlagwort der folgenden Diskussionen nachgrübeln und wurde auch nicht enttäuscht: Es ging um den „Bayern-Bonus“. Mit einer Verlässlichkeit, wie sie auch eine Schweizer Taschenuhr nicht erreichen kann, wird dieser Vorwurf nach solchen Szenen den Schiedsrichtern gemacht.

Dabei ist das Unsinn: Schiedsrichter bevorteilen den FC Bayern nicht, weder bewusst noch unbewusst. Eine einzelne Studie der Universität Münster gibt zwar vor, den Bayern-Bonus bewiesen zu haben, allerdings wurde diese Studie ohne regelkundige Experten und mit einer zu geringen Stichprobe (lediglich 34 Spiele) durchgeführt, als dass sie ernstgenommen werden könnte.
Der Grund für den anscheinend vorliegenden Bayern-Bonus ist viel mehr in einer Mischung aus Medienverhalten, Statistik und Psychologie zu suchen: Da der FC Bayern gefühlte 90 Prozent Ballbesitz, von denen wiederum gefühlte 80 Prozent in oder um den gegnerischen Strafraum vorliegen, gibt es schon rein statistisch gesehen mehr knifflige Szenen im „gefährlichen“ Bereich. Ein falscher Freistoß in der eigenen Hälfte, interessiert im Regelfall niemanden, während ein falscher Elfmeter oder verwandelter Freistoß schon eher für Furore sorgt.

Da die Schiedsrichter aber auch bei Bayern-Spielen nur Menschen und damit Fehlern unterworfen sind, ist es schon denknotwendig, dass bei mehr Ballbesitz und daraus resultierend mehr kniffligen Szenen im Angriffsdrittel auch mehr Fehlentscheidungen dabei sind.
Gleiches gilt auch in England für die „Fergie-Time“: Bei knappen Spielen gibt es mehr Nachspielzeit als bei klaren und Manchester United verliert seltener deutlich als sie klar gewinnen. Zudem betreiben Mannschaften, die gegen Man. Utd. führen, tendenziell mehr Zeitspiel als der englische Rekordmeister bei einer Führung.  Das alles wirkt sich statistisch dahingehend aus, dass die „Red Devils“ bei Rückstand mehr Nachspielzeit bekommen als ihre Gegner.

Dazu kommt noch das Medienverhalten: Eine Schiedsrichterentscheidung zulasten der Bayern wird – besonders bei klaren Ergebnissen, wie sie bei den Bayern doch häufiger vorkommen – bestenfalls am Rande erwähnt, wenn überhaupt. Ob das jetzt an der begrenzten Länge einer Zusammenfassung oder an quotentechnischen Überlegungen liegt, sei dahingestellt. Eine spielentscheidende Situation zugunsten der Bayern wird aber tage- oder gar wochenlang noch diskutiert unter dem Gesichtspunkt des Bayern-Bonus.

Das wirkt sich wiederum auf die Psyche aus: Wenn der Fußballfan medial den Bayern-Bonus immer wieder vorgegaukelt bekommt, ist er schon auf diesen getrimmt, sodass er in jeder Fehlentscheidung zugunsten der Bayern einen weiteren Beweis dafür sieht. Dazu kommt noch, dass man sich „ärgerliche“ Fehlentscheidungen besser merken kann als „angenehme“. Welcher Fan hat nicht das Gefühl, dass die Schiedsrichter den eigenen Verein immer benachteiligen und den Gegner oder Rivalen immer bevorzugen? Da der Bayern-Bonus selten von Bayernfans ins Feld geführt wird, wirkt sich auch dieser Effekt aus.

Eine besondere Bevorzugung des FC Bayern durch die Schiedsrichter gibt es nicht, nicht unbewusst und schon gar nicht absichtlich. Dass der Eindruck teilweise entsteht, liegt an der höheren Anzahl an kniffligen Szenen, dem besonderen Medienverhalten und der menschlichen Psyche. Die gesteigerte Wahrnehmung lässt sich ohne Verschwörungstheorien, wie sie auch der Bayern-Bonus in abgeschwächter Form ist, erklären.

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Am vergangenen Samstag war es mal wieder soweit: Der FC Bayern konnte gegen den FC Augsburg (2:1) durch eine Fehlentscheidung ein schwieriges Spiel doch noch gewinnen. Man musste gar nicht groß über das Schlagwort der folgenden Diskussionen nachgrübeln und wurde auch nicht enttäuscht: Es ging um den „Bayern-Bonus“. Mit einer Verlässlichkeit, wie sie auch eine Schweizer Taschenuhr nicht erreichen kann, wird dieser Vorwurf nach solchen Szenen den Schiedsrichtern gemacht.

Dabei ist das Unsinn: Schiedsrichter bevorteilen den FC Bayern nicht, weder bewusst noch unbewusst. Eine einzelne Studie der Universität Münster gibt zwar vor, den Bayern-Bonus bewiesen zu haben, allerdings wurde diese Studie ohne regelkundige Experten und mit einer zu geringen Stichprobe (lediglich 34 Spiele) durchgeführt, als dass sie ernstgenommen werden könnte.
Der Grund für den anscheinend vorliegenden Bayern-Bonus ist viel mehr in einer Mischung aus Medienverhalten, Statistik und Psychologie zu suchen: Da der FC Bayern gefühlte 90 Prozent Ballbesitz, von denen wiederum gefühlte 80 Prozent in oder um den gegnerischen Strafraum vorliegen, gibt es schon rein statistisch gesehen mehr knifflige Szenen im „gefährlichen“ Bereich. Ein falscher Freistoß in der eigenen Hälfte, interessiert im Regelfall niemanden, während ein falscher Elfmeter oder verwandelter Freistoß schon eher für Furore sorgt.

Da die Schiedsrichter aber auch bei Bayern-Spielen nur Menschen und damit Fehlern unterworfen sind, ist es schon denknotwendig, dass bei mehr Ballbesitz und daraus resultierend mehr kniffligen Szenen im Angriffsdrittel auch mehr Fehlentscheidungen dabei sind.
Gleiches gilt auch in England für die „Fergie-Time“: Bei knappen Spielen gibt es mehr Nachspielzeit als bei klaren und Manchester United verliert seltener deutlich als sie klar gewinnen. Zudem betreiben Mannschaften, die gegen Man. Utd. führen, tendenziell mehr Zeitspiel als der englische Rekordmeister bei einer Führung.  Das alles wirkt sich statistisch dahingehend aus, dass die „Red Devils“ bei Rückstand mehr Nachspielzeit bekommen als ihre Gegner.

Dazu kommt noch das Medienverhalten: Eine Schiedsrichterentscheidung zulasten der Bayern wird – besonders bei klaren Ergebnissen, wie sie bei den Bayern doch häufiger vorkommen – bestenfalls am Rande erwähnt, wenn überhaupt. Ob das jetzt an der begrenzten Länge einer Zusammenfassung oder an quotentechnischen Überlegungen liegt, sei dahingestellt. Eine spielentscheidende Situation zugunsten der Bayern wird aber tage- oder gar wochenlang noch diskutiert unter dem Gesichtspunkt des Bayern-Bonus.

Das wirkt sich wiederum auf die Psyche aus: Wenn der Fußballfan medial den Bayern-Bonus immer wieder vorgegaukelt bekommt, ist er schon auf diesen getrimmt, sodass er in jeder Fehlentscheidung zugunsten der Bayern einen weiteren Beweis dafür sieht. Dazu kommt noch, dass man sich „ärgerliche“ Fehlentscheidungen besser merken kann als „angenehme“. Welcher Fan hat nicht das Gefühl, dass die Schiedsrichter den eigenen Verein immer benachteiligen und den Gegner oder Rivalen immer bevorzugen? Da der Bayern-Bonus selten von Bayernfans ins Feld geführt wird, wirkt sich auch dieser Effekt aus.

Eine besondere Bevorzugung des FC Bayern durch die Schiedsrichter gibt es nicht, nicht unbewusst und schon gar nicht absichtlich. Dass der Eindruck teilweise entsteht, liegt an der höheren Anzahl an kniffligen Szenen, dem besonderen Medienverhalten und der menschlichen Psyche. Die gesteigerte Wahrnehmung lässt sich ohne Verschwörungstheorien, wie sie auch der Bayern-Bonus in abgeschwächter Form ist, erklären.

Mehr zum Thema:
Schiedsrichterball: Die Ampel ist komplett – ist das auch gut so?

Schiedsrichterball: Entscheidet die Nähe?

Schiedsrichterball: Eine alte neue Regel

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!
Zum 20-jährigen Jubiläum der Drei-Punkte-Regel wünscht sich Armin Veh eine Rückkehr zur alten Zählweise. Eine gute Idee?

 

 

23.10.2015 20:11


DerMazze
DerMazze

Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 28.01.2012

Aktivität:
Beiträge: 4952

@ flatty1985

Zitat von flatty1985
Welcher Bildungsauftrag soll das denn sein?


Den hat er direkt von George Lucas bekommen...



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23.10.2015 18:12


kennet1000
kennet1000

Bayern München-FanBayern München-Fan


Mitglied seit: 16.03.2008

Aktivität:
Beiträge: 12629

@ JuliusC

Zitat von JuliusC
Zitat von kennet1000
Ist "wahretabelle.de" eine Partnerschaft mit  "der Postillion" eingegangen oder wozu dienen manche deiner Beiträge hier?


Ich bin hier mit einem Bildungsauftrag unterwegs ... aber bisher stoße ich noch auf taube Ohren


Das ist durchaus verständlich, wenn du nur den visuellen Weg wählst.


Hier meine "Wer bin ich" Signatur, für diejenigen, für die es enorm wichtig ist, dies analysieren zu müssen.


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23.10.2015 17:57


JuliusC


Dynamo Dresden-FanDynamo Dresden-Fan


Mitglied seit: 18.10.2015

Aktivität:
Beiträge: 58

@ flatty1985

Zitat von flatty1985

Nimm es mir nicht krum, aber was stimmt bei dir nicht?

Bei mir alles OK soweit ... danke der Nachfrage Und bei dir so?

Zitat von flatty1985

Welcher Bildungsauftrag soll das denn sein?

Bei dir dauerts wohl immer etwas länger, bis es "Klick" macht


Bayern-Troll


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