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11.11.2015 18:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Ex-Schiedsrichter Krug sieht Fragezeichen bei Videobeweis

Bundesliga: „Schwalben“ als Problem – Wer gibt den „Ober-Schiedsrichter“?

Hellmut Krug
Quelle: Imago Sportfoto
„Kann man in kurzer Zeit Videobilder wirklich ausreichend studieren?“ – Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug spricht über viele offene Fragen zum Videobeweis im Fußball.

Als DFL-Schiedsrichtermanager ist Hellmut Krug (59) aus Gelsenkirchen immer auf Ballhöhe, verfügt über hohen Sachverstand und Fachwissen im Schiedsrichterwesen. Krug leitete zwischen 1986 und 2003 insgesamt 240 Spiele in der Fußball-Bundesliga, war 1994 Deutschlands Schiedsrichter bei der WM-Endrunde in den USA und pfiff 1998 das Champions-League-Finale mit Real Madrid und Juventus Turin (1:0).

In einem Interview mit WahreTabelle äußerte Krug im Frühjahr schon einmal seine Bedenken zu Gedankenspielen in Richtung „Videobeweis“ und „Video-Schiedsrichter“. Nun sprach er in der Zeitschrift Sport Bild (aktuelle Ausgabe) diese Bedenken erneut an. Auch den von Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke angesichts der jüngsten Schiedsrichter-Fehlentscheidungen vorgeschlagenen „runden Tisch“ mit Schiedsrichtern, Spielern und Klub-Verantwortlichen sieht der ehemalige Referee nicht als „das geeignete Mittel“, um Fehler künftig zu vermeiden oder die Diskussion gar zu entschärfen.

„Beim Videobeweis sind noch eine Menge Fragen offen“, erklärte Hellmut Krug im März 2015 im Exklusiv-Gespräch mit WahreTabelle, „man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Entscheidung vom Platz lediglich auf eine andere Ebene verlagert wird. Außerdem muss klar definiert werden, wann es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt.“

Für Krug sind die Forderungen nach dem Videobeweis mit Blick auf die Fehlentscheidungen der letzten Wochen legitim. „Eine ganze Reihe von Fehlern“, erklärte er in einem aktuellen Interview mit Sport Bild, „auf jeden Fall die beim Spiel Wolfsburg gegen Leverkusen  und das Hand-Tor von Andreasen, hätten vermieden werden können. Natürlich gibt uns das zu denken, wir diskutieren seit Langem in der Schiedsrichter-Führung auch, wie wir den Schiedsrichtern helfen können.“

Als größte Fehlerquelle sieht Krug allerdings die „Fallsucht“ einiger Spieler. „Das größte Problem in dieser Grauzone“, räumte Hellmut Krug gegenüber Sport Bild ein, „sind die vielen Schwalben. Seitdem wir die Schiedsrichter vor Saisonbeginn dazu angehalten haben, bei Halte-Vergehen stärker durchzugreifen, lassen sich eine Reihe von Spielern schon bei minimalem Kontakt theatralisch fallen, um einen Elfmeter herauszuholen. Das machen sie mitunter so geschickt, dass selbst nach Sichtung der TV-Bilder der Fall nicht klar ist.“ Genau hier sieht der frühere FIFA-Schiedsrichter die Problematik hinsichtlich der Planspiele zum Videobeweis. „Bei welchen Entscheidungen schreitet der Video-Assistent überhaupt ein?“, so seine Fragestellung, „ein Spieleingriff ist nur möglich, wenn das Spiel vom Schiedsrichter unterbrochen wurde. Der Video-Assistent darf selbst von außen keine Spielunterbrechung veranlassen. Bedeutet: Ein klares Foul im Strafraum, das nicht gepfiffen wird, bliebe weiterhin ungeahndet.“

Durch den in Holland unternommenen Feldversuch seien zwar angeblich elf Sekunden ausreichend, um strittige Szenen via Videobeweis zu klären, doch für Hellmut Krug ist die technische Hilfe hier nicht entscheidend. Er stellt vielmehr eine andere Frage in den Raum: „Kann man in dieser Zeit tatsächlich immer das richtige Urteil erwarten?“ Oftmals, so seine Befürchtung, würde eine Szene auch mit vielen Zeitlupen nicht mit einem verbindlichen Urteil aufgelöst. Krug in Sport Bild: „Die Gefahr, dass der Video-Assistent unter Zeitdruck eine richtige Entscheidung in eine falsche umwandelt, ist nicht auszuschließen. Auch ist damit zu rechnen, dass später die Frage gestellt wird, weshalb der Video-Assistent nicht eingegriffen hat. Mit Sicherheit stünde dann auch der Video-Assistent in der Kritik.“

Selbst wenn alle technischen Voraussetzungen durch die TV-Übertragung in den Stadien längst gegeben sind, so steht für Krug noch ein anderes großes Fragezeichen hinter dem Projekt Videobeweis. Wer soll die Verantwortung übernehmen? „Die Herausforderung ist weniger eine technische, sondern vielmehr eine personelle“, erklärt Hellmut Krug, „wer sitzt dann im Van? Einfach einer unserer 22 Bundesliga-Schiedsrichter?“ Krug warnt: „Der Umgang und die Interpretation von Videobildern ist etwas völlig anderes als Entscheidungen auf dem Platz zu treffen.“ Millionen von Fußballfans und alle Kommentatoren, die wöchentlich über diese Entscheidungen diskutieren und dabei Zeitlupen und verschiedene Bildperspektiven zur Verfügung haben, werden diesem Argument beipflichten.

Trotz aller offenen Fragen will sich Krug als Schiedsrichter-Funktionär einer Testphase in der Bundesliga nicht verschließen: „Am besten wäre, nach einer sinnvollen Erprobungszeit, Auswahl und Einarbeitung des notwendigen Personals sowie Klärung der offenen Fragen, den Videobeweis mal ein Jahr lang in der Liga zu testen – mit allen Gefahren und Problemen, die sich daraus ergeben würden.“ (cge / Sport Bild).

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In einem Interview mit WahreTabelle äußerte Krug im Frühjahr schon einmal seine Bedenken zu Gedankenspielen in Richtung „Videobeweis“ und „Video-Schiedsrichter“. Nun sprach er in der Zeitschrift Sport Bild (aktuelle Ausgabe) diese Bedenken erneut an. Auch den von Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke angesichts der jüngsten Schiedsrichter-Fehlentscheidungen vorgeschlagenen „runden Tisch“ mit Schiedsrichtern, Spielern und Klub-Verantwortlichen sieht der ehemalige Referee nicht als „das geeignete Mittel“, um Fehler künftig zu vermeiden oder die Diskussion gar zu entschärfen.

„Beim Videobeweis sind noch eine Menge Fragen offen“, erklärte Hellmut Krug im März 2015 im Exklusiv-Gespräch mit WahreTabelle, „man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Entscheidung vom Platz lediglich auf eine andere Ebene verlagert wird. Außerdem muss klar definiert werden, wann es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt.“

Für Krug sind die Forderungen nach dem Videobeweis mit Blick auf die Fehlentscheidungen der letzten Wochen legitim. „Eine ganze Reihe von Fehlern“, erklärte er in einem aktuellen Interview mit Sport Bild, „auf jeden Fall die beim Spiel Wolfsburg gegen Leverkusen  und das Hand-Tor von Andreasen, hätten vermieden werden können. Natürlich gibt uns das zu denken, wir diskutieren seit Langem in der Schiedsrichter-Führung auch, wie wir den Schiedsrichtern helfen können.“

Als größte Fehlerquelle sieht Krug allerdings die „Fallsucht“ einiger Spieler. „Das größte Problem in dieser Grauzone“, räumte Hellmut Krug gegenüber Sport Bild ein, „sind die vielen Schwalben. Seitdem wir die Schiedsrichter vor Saisonbeginn dazu angehalten haben, bei Halte-Vergehen stärker durchzugreifen, lassen sich eine Reihe von Spielern schon bei minimalem Kontakt theatralisch fallen, um einen Elfmeter herauszuholen. Das machen sie mitunter so geschickt, dass selbst nach Sichtung der TV-Bilder der Fall nicht klar ist.“ Genau hier sieht der frühere FIFA-Schiedsrichter die Problematik hinsichtlich der Planspiele zum Videobeweis. „Bei welchen Entscheidungen schreitet der Video-Assistent überhaupt ein?“, so seine Fragestellung, „ein Spieleingriff ist nur möglich, wenn das Spiel vom Schiedsrichter unterbrochen wurde. Der Video-Assistent darf selbst von außen keine Spielunterbrechung veranlassen. Bedeutet: Ein klares Foul im Strafraum, das nicht gepfiffen wird, bliebe weiterhin ungeahndet.“

Durch den in Holland unternommenen Feldversuch seien zwar angeblich elf Sekunden ausreichend, um strittige Szenen via Videobeweis zu klären, doch für Hellmut Krug ist die technische Hilfe hier nicht entscheidend. Er stellt vielmehr eine andere Frage in den Raum: „Kann man in dieser Zeit tatsächlich immer das richtige Urteil erwarten?“ Oftmals, so seine Befürchtung, würde eine Szene auch mit vielen Zeitlupen nicht mit einem verbindlichen Urteil aufgelöst. Krug in Sport Bild: „Die Gefahr, dass der Video-Assistent unter Zeitdruck eine richtige Entscheidung in eine falsche umwandelt, ist nicht auszuschließen. Auch ist damit zu rechnen, dass später die Frage gestellt wird, weshalb der Video-Assistent nicht eingegriffen hat. Mit Sicherheit stünde dann auch der Video-Assistent in der Kritik.“

Selbst wenn alle technischen Voraussetzungen durch die TV-Übertragung in den Stadien längst gegeben sind, so steht für Krug noch ein anderes großes Fragezeichen hinter dem Projekt Videobeweis. Wer soll die Verantwortung übernehmen? „Die Herausforderung ist weniger eine technische, sondern vielmehr eine personelle“, erklärt Hellmut Krug, „wer sitzt dann im Van? Einfach einer unserer 22 Bundesliga-Schiedsrichter?“ Krug warnt: „Der Umgang und die Interpretation von Videobildern ist etwas völlig anderes als Entscheidungen auf dem Platz zu treffen.“ Millionen von Fußballfans und alle Kommentatoren, die wöchentlich über diese Entscheidungen diskutieren und dabei Zeitlupen und verschiedene Bildperspektiven zur Verfügung haben, werden diesem Argument beipflichten.

Trotz aller offenen Fragen will sich Krug als Schiedsrichter-Funktionär einer Testphase in der Bundesliga nicht verschließen: „Am besten wäre, nach einer sinnvollen Erprobungszeit, Auswahl und Einarbeitung des notwendigen Personals sowie Klärung der offenen Fragen, den Videobeweis mal ein Jahr lang in der Liga zu testen – mit allen Gefahren und Problemen, die sich daraus ergeben würden.“ (cge / Sport Bild).

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